zu Ostern in Conakry, Guinea

  • Ich bin seit vorgestern wieder mal in Conakry. Es gibt einige Veränderungen in der Hauptstadt Guineas, leider nicht zum Vorteil der Menschen hier.


    Seit einigen Wochen macht sich immer öfter und immer länger ein Mangel an elektrischem Strom bemerkbar. In unserem Stadtteil bedeutet das: keinen Strom von morgens 7 bis abends 7. Als ich noch permanent hier lebte sagte mal unser Botschafter: Conakry ist die einzige Hauptstadt eines Landes in Afrika ohne Krieg, die keine Stromversorgung hat.


    Die Situation hatte sich nach dem Bau des 2. großen Staudamms verbessert. Jetzt sind wir wieder im Jahr 2005 angelangt, was die Stromversorgung betrifft. Probleme bei den Transformatoren haben dazu geführt, dass unsere Waschmaschine den Geist aufgegeben hat und der Kompressor, der -ähnlich wie in Vietnam- das Wasser aus unserem eigenen Brunnen im Haus verteilt auch einen Schlag abbekommen hat. Er erzeugt beim Anschalten ein nicht normales grunzendes Geräusch.


    Mein Garten, in dem ich Pflanzen aus SO Asien und der Karibik angesiedelt habe, hat meine 3-monatige Abwesenheit gut überstanden, und das, obwohl es seit 5 Monaten nicht mehr geregnet.


    Für die Vogelliebhaber habe ich einen bunten gefiederten Besucher gestern abgelichtet, den Pflanzenfreunden gewähre ich einen Blick auf meinen Garten, in dem ich alles was grünt gepflanzt habe.


    Keine Ahnung, was für ein Vogel uns besucht



    die ältesten Paulmen sind aus 2005, die jüngeren wurden vor 2010 gepflanzt


    Seit 10 Jahren wächst er hier und kommt von weit her. Wer weiß was es ist?


    Auch er dümpelte 10 Jahre vor sich hin und machte einen gewaltigen Schuß, nachdem der große Mangobaum in seiner Nähe gefällt wurde. Wer kennt diesen Obstbaum, der nicht in Guinea heimisch ist?


        

    Und dieser Obstbaum ist hier heimisch. Seine Frucht finde ich ab und zu im Kaufland.


    Auf diese Palme bin ich sehr stolz, weil das Klima hier eigentlich nicht für ihr gutes Genesen geeignet ist. Es ist die Siegellackpalme oder "Red palm" aus Malaysia.



    Einmal im Boden, vermehrt sie sich bei mir wie Unkraut: die Hummerschere oder Heliconia metallican


    Viele Grüße

    horas

  • Und jetzt ein paar Ergänzungen zu meinen Pflanzen:


    das 3. Bild von oben zeigt den Durian-Baum, der noch immer etwas einseitig ist und noch nie eine Frucht hervorgebracht hat. Seit 2 Jahren bekommt er massenhaft Blüten. die allerding nach wenigen Wochen allesamt abfallen. Ein Indonesier riet mir letztes Jahr auf der Insel Bintan, ich solle den Boden kalken, dann würde es schon klappen mit der Durianfruchtproduktion. Die Nachfrage bei der großen chinesischen Community hier ist gigantisch. Aber ob Kalken etwas nützt wage ich zu bezweiflen, da der Untergrund hier aus basischem Kristallin besteht, der pH-Wert des Grundwassers liegt bei 8!


    Das 4. Bild ist ein Mangustan-Baum. Auch er ist bisher ohne Blüte, hat sich allerdings in seiner Größe in den letzten 3 Jahren verdreifacht.


    Die Bilder 5 und 6 zeigen den Sternfruchtbaum in voller Blüte. Er blüht eigentlich das ganze Jahr und produziert massenhaft Früchte, von denen wir aber fast nichts abbekommen, da die Nachtwächter und andere Angestellte und Mitbewohner das Obst ernten, bevor es reif ist.


    Die Sternfruchtblüte ist auch schön anzusehen. Leider habe ich nur mein kleines Handy zum Fotografieren dabei.


    Dieser Gigant auf dem nachfolgenden Foto ist der Schattenspender für den abendlichen Sundowner auf der Terrasse. Ich nenne ihn Mangrovenbaum, es ist allerdings eine Feige, ein Ficus altissima, die höchste Feige. Wahrscheinlich ist es das gleiche Gewächs wie jenes, das die alten Tempel in Angkor Wat so schön mystifiziert.




    Ich muss allerdings ständig um das Überleben des dekorativen Wurzelgeflechts kämpfen. Unsere Leute hier finden den Anblick nicht wirklich reizend.


    Viele Grüße

    horas


  • Für die Vogelliebhaber habe ich einen bunten gefiederten Besucher gestern abgelichtet,

    Danke :) Das ist ein Woodland Kingfisher - Halcyon senegalensis


    Viele Grüße aus Budapest nach Conakry

    Petra

  • Danke :) Das ist ein Woodland Kingfisher - Halcyon senegalensis

    Aha, ein Fischer aus dem Senegal, ein Wilderer in Guinea, der hat es wohl auf meine Neons abgesehen, die ich im Obi erstanden und mit viel Mühe in einer Themosflasche vor einem Jahr unversehrt nach Conakry transferiert habe. Sie vermehren sich sogar in dem großen Pott ungezähmt.

    Der soll noch einmal kommen und scheinheilig mit seiinem langen Schnabel meine Fischzucht beliebäugeln ... !


    Viele Grüße nach Budapest

    horas

  • Bei uns ist es wahrlich nicht so schön, so sauber, so voll von Besuchern aus aller Welt, wie das anschaulich durch Vivien aus Japan berichtet wird. Es gibt hier überhaupt keine Besucher, oder fast keine, von außerhalb Guineas. Vorgestern kam mein Sohn hier an; der AF-Flieger war vor allem mit chinesischen Arbeitern gefüllt, auch waren einige indische Kaufleute dabei. Viele von den Chinesen sind schon braun gebrannt, was mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von einem Besuch in Kyoto, Nara oder Hainan herrührt.


    Apropos Chinesen: über die lokalen Nachrichten erfahren wir, dass die vorbereitenden Arbeiten für den Erzabbau im Simandou-Höhenzug, im Südosten des Landes, im vollen Gange sind. Chinesen, Rio Tinto Chefs und einheimische Minister feiern gemeinsam neue Bauabschnitte, die für den Erzabtransport fertiggestellt werden. Die Chinesen bringen viele der Arbeiter aus ihrer Heimat mit hierher.


    Ostersonntag kamen Verwandte meiner Frau zu uns, um den Festtag mit Reis und senegalesischem Huhn „poulet yassa“ (Yassa: säuerliche Zwiebelsoße) und Chicken Tika, Hammel Masala, Fisch Tika und Spinatsoße mit Paneer (indischer Käse) zu feiern. Da habe ich zugelangt!


    Würzig und scharf: Tika, Masala, Paneer etc aus dem kleinen ind. Restaurant "7 days" in Conakry


    Gestern war es noch voller bei uns, denn einige befreundete Familien kamen mit ihren Kindern zum Mechoui-Essen am Abend. Es gab einen im Ofen gegarten Hammel und eine Ziege. Die Tiere sind mit Couscous oder Reis gefüllt. Die Innereien wurden, ähnlich wie in der Normandie die Andouille, in Wurstform mitgegart. Unser indischer Freund konnte nicht alle nicht-vegetarischen Köstlichkeiten probieren. Am besten hat ihm das Couscous geschmeckt. Die aufgetischten Fleischmassen sind ebenfalls gewöhnungsbedürftig, aber für uns Deutschen natürlich nicht.


         




    Frauen und Kinder zuerst hieß es; der ein oder andere schlich sich dennoch dazwischen, fiel aber schon aufgrund seiner Größe auf



    Ja, ich kenne sie alle




    Der Sohn des Kochs, ein Bambara aus Toumbouctou, Mali, war mit dem Schneiden und Zerkleinern der Mechouis beauftragt und tat diese schweißtreibende Arbeit zu unserer vollsten Zufriedenheit


    Als wir zu Bett gingen, war es bei unseren Nachbarn schon still; die Moslems stehen morgens um 4 auf und wärmen das Essen vor dem Morgengebet. Es ist immer noch Ramadan!


    Wir wollten heute eigentlich auf die Insel Roume fahren, kamen aber mit dem Auto nicht durch die Stadt, da der Präsident nach Dakar geflogen ist, um den neu gewählten Präsidenten dort zu beglückwünschen. Was das mit unserem Ausflug zu tun hat? Stunden vor dem Abflug sind und bleiben die Straßen gesperrt. Ich will es von hier aus nicht detaillierter darlegen, es ist wie es ist und es war schon immer so hier.


    Jetzt versuchen wir es morgen wieder, vielleicht wird es uns gelingen.

    Viele Grüße

    horas

  • Es hat geklappt, eine Stunde Autofahrt für die 17 km von unserer Unterkunft zum Hafen. Das Viertel um den Hafen Boulbinet ist nicht einfach zu durchqueren, die meisten Straßen enden an einer Militär- oder Polizeisperre an die man sich besser nicht nähert. Irgendwann kommt man dann doch ans Ziel, der Hafen mit den Pirogen. Die Boote kann man mieten oder man fährt als zahlender Gast einfach mit. Wir sind zu acht und haben einen Einbaum gemietet. Die ca. 1-stündige Fahrt nach Rome kostet umgerechnet 80 €.


    Das Gebäude ("kleiner Palast") mit dem gezackten Runddach hinten links auf dem Foto ist ein Geschenk von NORD-Korea an den ehemaligen Präsidenten Lansana Conté. Hier wird gerade eine Feuerholzladung für eine der Inseln abgeladen.


    In der Hitze und wegen eines fehlenden Abwassersystems riecht es unangenehm. … Der Charme des emsigen Treibens eines lokalen Fischereihafens wird dadurch etwas getrübt.







    Unseren Einbaum finden wir mit Hilfe eines Guides recht schnell. Wir kaufen noch Trinkwasser, Brot und Erdnüssen und klettern dann auf unser Boot.



    Nach einer einstündigen Fahrt im ruhigen klaren Atlantik kommen wir auf der Insel Rome an.


    Leider ist die Internetverbindung heute etwas lahm. Ich muß mal eine Pause einlegen.

    Bis später

    horas

  • Seit meinem letzten Besuch auf Ile de Rome vor drei Jahren hat sich nicht viel verändert. Einige Häuser sind mittlerweile aufgegeben, verlassen, zusammengebrochen, Einige neue Gebäude sind im Entstehen oder schon fertiggestellt.



    ein sehr schöner Neubau mit Materialien aus der Umgebung, geplant und umgesetzt durch einem deutschen Bau-Ing.. Die Innereien müssen noch fertiggestellt werden.


    Auch hier ist ein neues Etablissement entstanden. Ein netter Franzose aus Marange-Silvange bei Metz, Lothringen, wo mein Opa geboren und aufgewachsen war, ist der Investor und Eigentümer. Hier startet demnächst die Zimmervermietung.


    Da ist nichts mehr zu holen


    Es gibt immer noch die fundamentalen Probleme auf den Inseln: das Süßwasservorkommen ist begrenzt. Zur Zeit wird es aus breiten Schachtbrunnen mittels Tauchpumpe gefördert wird. Pumpt man zu viel oder zu lange, wird das von der Süßwasserschicht überdeckte Salzwasser angezapft.

    Das zweite Problem ist die Stromversorgung. Dazu muß man einen eigenen Stromgenerator besitzen und Treibstoff von Conakry auf die Insel transportieren lassen. Ist zeitaufwendig und teuer.


    Ich bekommen leider die Handyfotos nicht mehr auf meinen Laptop. Ich muß jetzt versuchen, den Bericht auf meinem handy weiter zu schreiben. Ob das klappt?


    Viele Grüße

    horas

  • „Unser“ Strand liegt auf der stürmischen Westseite. Der Strandabschnitt mit Blick auf den offenen Atlantik ist menschenleer.



    Zwei Frauen kommen und bieten uns drei kleinere Capitaine Fische an. Sie wiegen circa zweieinhalb Kilo und Kosten umgerechnet zehn Euro. Die Frauen verschwinden und kommen wieder.

    Nun sind mit allem ausgerüstet, um uns die Fische zu zubereiten: eine mobile Kochstelle, Öl zum Frittieren, Holzkohle, MaggiWürfel, salz, Chili, Tomaten und Zwiebeln.


    Meine Frau lädt die beiden zum Kochen ein.



    Natürlich bekommen die beiden Frauen nachher einen kleinen Verdienst, der allerdings jetzt noch nicht verhandelt wird.



    Auch der Mann einer der Frauen ist mit dem Nachwuchs neben der Kochstelle und freut sich, über den kleinen Nebenverdienst in der mageren Ramadan Zeit.

    Viele Grüße

    horas