Samstag, 27.04., kurz nach 17 Uhr, Ortszeit Seattle.
Zu Hause ist es jetzt nach 2 Uhr in der Nacht und somit schon Sonntag. Gestern also hat unsere Reise begonnen, schon um 5 klingelte der Wecker und um 8 Uhr waren wir am Flughafen. Bordkarten wurden uns nicht ausgestellt, also zuerst zum Schalter... nur - solche gibt es eigentlich nicht mehr, nur noch Automaten - zum Gepäck aufgeben ebenso wie zum Bordkartendruck. Nur daß das für uns nicht unktioniert - ich habe schon vermutet, daß es einen Grund gibt - und das hat sich natürlich bestätigt. Nachdem wir doch einen Menschen gefunden hatten, der uns die Karten ausstellte, waren natürlich prompt die SSSSS-Buchstaben aufgedruckt. Na Bingo. Heißt zusätzliche Kontrolle, angeordnet vom Homeland Security USA.
Aber erst mussten wir die Koffer auch noch loswerden - das ging an diesem Schalter natürlich nicht. Also in's Gewühl bei den Automaten, endlose Schlangen. Überhaupt war der Airport so brechend voller Menschen, wie ich es wirklich lange nicht erlebt habe, wenn überhaupt.
Am Gepäckautomaten schließlich wurde Stafan's Koffer anstandslos "geschluckt", während meiner partout nich aufzugeben ging. Angeblich "zu schwer" - bei grade knappen 13kg.
Mein Frust stieg in's unermessliche, die Zeit verrann nur so, noch waren wir nicht durch die Secuity... Aber es nützt nix - auf zur nächsten Schlange, wieder endlose Warterei.
Erfreulicher weise war wenigstens bei der Security nicht viel los, und da wir am Z-Gate starten sollen, kamen wir zum ersten Mal in den Genuß der neuen Scanner, wo man nicht mehr den ganzen Kram wie Elektronik und Flüssigkeiten auspacken muß. Alles bleibt im Gepäck - super.
Am Gate dann die SSSS-Kontrolle, was nicht, wie ich angenommen hatte, aus einem Gespräch bestand sondern nochmals eine Sicherheitskontrolle - und diesmal komplett mit auspacken, Sprengstofftests und allem. Na ja.
Gesessen haben wir dann keine 5 Minuten, da wurde schon zum Boarding aufgerufen.
Immerhin, der Flug war ganz angenehm, zwar leider nur Holzklasse, aber wenigstens hatte ich einen Zweierplatz reservieren können. Ein bisschen dösen, das Essen war sogar gut, einen Film schauen - immerhin waren es doch fast 11 Stunden.
Auch die Einreise verlief recht zügig und ohne Probleme, kein Vergleich zu der ewigen Warterei in New York letztes Jahr. Allerdings muss man hier tatsächlich die Koffer vorher vom Band holen und dann mit dem ganzen Geraffel zur Einreise.
Da wir ein Hotel recht zentral in der Stadt ausgesucht hatten, in der Nähe einer Haltestelle der Link Light Rail - eine U-oder Stadtbahn, sehr modern und flott, machten wir uns also auf den Weg zur Bahnstation. Das war schon eine gute Ecke zu laufen, alles unter Beton, durch Parkhäuser und über Brücken, klappte aber super. Nur 3 Dollar kostet die Fahrt pro Nase, und damit natürlich mal deutlich günstiger als ein Taxi, welches mindestens 60Dollar gekostet hätte.
Zeit hatten wir ja genug, da die Hotels ohnehin erst ab 16 Uhr einchecken lassen. Die Fahrt war ganz nett, anfangs viel grüne Landschaft und die typisch amerikanischen kleinen Holzhäuschen mit Veranden in den Vorstädten. Richtung City dann fuhr die Bahn allerdings unterirdisch. Doch die ersten Blicke auf die City waren geprägt von viel grau und viel Beton - geschuldet sicher auch dem Wetter, welches mit kühlen 10°C, Wolken und Niesel nicht unbedingt einladend war. Nach etwa 40 Minuten erreichten wir unsere Haltestelle, ganz in der Nähe der großen und modernen Bibliothek.
So, da standen wir nun, mitten in grauen Straßenschluchten, kalter Wind pfiff und erstmal keine Orientierung. Jedenfalls ging's steil bergauf - mit Koffer im Schlepptau nicht unbedingt ein Highlight. Aber es war wirklich nicht allzu weit und bald das Hotel gefunden. Inzwischen war es hier 15 Uhr und wir konnten glücklicherweise doch direkt unser Zimmer bekommen.
Im 27. Stock, sogar mit Cityblick - auf Hochhäuser und klein dazwischen die Space Needle, wohl das Wahrzeichen, was einem zu Seattle als erstes einfällt.
Da das Wetter sich gebessert hatte, die Bewölkung ließ nach, machte ich mich nach einer kurzen Verschnaufpause auf, einen ersten kleinen Erkundungsgang zu starten. Wenigstens ein paar Getränke kaufen war dabei der Plan - was absolut nicht einfach war. Wohl gibt es Restaurants, je näher ich der Downtown kam, auch Geschäfte, Center, sogar ein Macy's Kaufhaus - alles, aber nirgends auch nur ein Büdchen. Verlaufen kann man sich hier nicht, alles in Quadraten angeordnet, so umrundete ich einen Block nach dem anderen. Auffällig viele Freaks - ich kann's anders nicht bezeichnen, laufen, eher schlurfen hier umher. Bettler, Obdachlose, Penner, ungepflegte Gestalten aller Art - fühlte sich schon seltsam an. Schließlich fand ich doch noch einen Laden, der allerdings auch wenig anbot und ebenfalls nach meiner Meinung nur von abgerissenen, zerlumpten Gestalten frequentiert wurde. Sehr eigenartig alles hier.
Das also war nun der erste Tag, inzwischen nimmt die Müdigkeit überhand und so ganz wird sich's wohl nicht vermeiden lassen, morgen viel zu früh aufzuwachen. Nun, wir werden sehen - hoffentlich bleibt es wenigstens trocken.