22. März 2019 – Axum
7.00 Uhr morgens, ich fühle mich wie neu geboren nach 12 Stunden Schlaf. Welt, du kannst kommen. Und ich habe Hunger. Na dann, auf zu Frühstück und zum Kaffeeeeee! Gestärkt und voller Tatendrang gehe ich in die Lobby. Zeres und Geech sind schon da und begrüßen mich mit strahlendem Blick und fragen als erstes wie es mir geht. Prächtig. Sie haben mir mein Desinteresse von gestern augenscheinlich nicht übelgenommen. Auch die Dame an der Rezeption, fragt mich mit besorgtem Blick nach dem Befinden. Da muss ich wohl gestern Abend schrecklich ausgesehen haben. Alles wieder gut, Dankeschön.
Wir fahren los und die erste Station ist der Stelenpark. Zeres führt mich herum und erklärt alles. Ab jetzt bin ich auf meine Restenglischkenntnisse angewiesen. Erschwerend kommt hinzu, dass eigentlich alle Guides und Fahrer, die ab jetzt an meiner Seite sind, ein Englisch mit äthiopischem Akzent sprechen und viele englische Wörter anders aussprechen, als ich es kenne. Ich muss oft nachfragen, da Vokabeln wie Keramik oder Ausgrabungen bisher in meinem Englischwortschatz nicht vorkamen. Aber wir kommen klar. Zeres hat sein Smartphone und übersetzt mir damit Wörter, die ich nicht kenne ins Deutsche. Während ich mein kleines Wörterbuch nutze, um die Kommunikation in die Gegenrichtung zu gewährleisten. Außerdem sind mir die Kenntnisse der christlich-orthodoxen Geschichte, die ich bei Muller aufgesaugt habe, sowie mein Wissen über die Kaiser- und Königshistorie aus meinem Reiseführer eine große Hilfe. Wenn ich auch manchmal nur die Hälfte von dem verstehe was Zeres erzählt, so reicht mir meist ein verstandenes Stichwort, um zu wissen, worum es gerade geht
Nach dem Stelenpark fahren wir zur neuen Marienkathedrale Mariam Zion, kommen am Haus der Bundeslade vorbei und besuchen die Königsgräber von Kaleb und Gebre Meskel. Nach dem Mittagsessen statten wir noch einer Ausgrabungsstätte einen Besuch ab, wo man dabei ist einen alten Palast wieder zu errichten und kehren noch einmal zur Kathedrale Mariam Zion zurück, um einer Prozession beizuwohnen. Zu genaueren Einzelheiten zur Historie verweise ich wieder auf Birgits Reisebericht über Axum.
Gegen 18.00 Uhr werde ich im Hotel abgesetzt mit dem Hinweis, wir treffen uns wieder um 8.00 Uhr. Also mache ich mich frisch, verschicke ein paar Nachrichten via WhatsApp, bin pünktlich um 20.00 Uhr in der Lobby und warte. Und warte. Hmm, sind die beiden vielleicht im Hotelrestaurant eine Etage höher? Mal nachsehen. Nöö, sind sie nicht. Wieder runter in die Lobby. Ahh, da geht einer, das muss Geech sein. Ich hinterher. Bevor er den Tisch erreicht, spreche ich ihn von hinten in vertrautem Ton an. Er wollte gerade an einem der kleinen Lobbytische platznehmen und dreht sich nun zu mir. Es ist nicht Geech. Denn kenne ich gar nicht. Oh sorry, ich habe Sie mit jemandem verwechselt radebreche ich in Englisch zusammen. Mein Gegenüber entschuldigt sich ebenfalls, weil er der Meinung ist, er nähme mir gerade meinen Platz am Tisch weg und verdrückt sich. Ich nehme am Tisch platz und warte weiter auf Zeres und Geech. Stattdessen kommt meine Verwechselungsbekanntschaft zurück und fragt, ob er sich setzen dürfe. Ich erkläre noch einmal entschuldigend das Missverständnis. Dann sind wir im Gespräch miteinander, bestellen Getränke und Kaffee und quatschen bis 22.00 Uhr miteinander. Obwohl Hagos, meine neue Bekanntschaft noch schlechter Englisch spricht als ich, kommen wir klar in der Verständigung. Ich erfahre u.a., dass er Sänger einer Musikgruppe ist. Ich will bezahlen, aber Hagos besteht darauf, die Rechnung zu übernehmen. Wir haben bereits Telefonnummern getauscht und er möchte noch kurz sehen, wie ich untergebracht bin. Oben beim Zimmer macht er noch ein paar Selfies von uns und dann verabschieden wir uns.
Meine Zufallsbekanntschaft, der Sänger
Ich verständige Muller darüber, dass Geech und Zeres nicht aufgetaucht sind. Er fragt nach und es stellt sich heraus, das mit 8.00 Uhr morgen früh 8.00 Uhr gemeint war. Ok, hätten wir das auch geklärt und nehme mir vor, künftig genauer nachzufragen. Ich habe Hunger, aber jetzt ist es schon nach 22.00 Uhr und ich habe keine Lust jetzt noch auf Nahrungssuche zu gehen. Und es ist sowieso Fastenzeit. Morgen früh gibt es ja Frühstück.