Ethiopia – Land of Origins

  • 22. März 2019 – Axum

    7.00 Uhr morgens, ich fühle mich wie neu geboren nach 12 Stunden Schlaf. Welt, du kannst kommen. Und ich habe Hunger. Na dann, auf zu Frühstück und zum Kaffeeeeee! Gestärkt und voller Tatendrang gehe ich in die Lobby. Zeres und Geech sind schon da und begrüßen mich mit strahlendem Blick und fragen als erstes wie es mir geht. Prächtig. Sie haben mir mein Desinteresse von gestern augenscheinlich nicht übelgenommen. Auch die Dame an der Rezeption, fragt mich mit besorgtem Blick nach dem Befinden. Da muss ich wohl gestern Abend schrecklich ausgesehen haben. Alles wieder gut, Dankeschön.


    Wir fahren los und die erste Station ist der Stelenpark. Zeres führt mich herum und erklärt alles. Ab jetzt bin ich auf meine Restenglischkenntnisse angewiesen. Erschwerend kommt hinzu, dass eigentlich alle Guides und Fahrer, die ab jetzt an meiner Seite sind, ein Englisch mit äthiopischem Akzent sprechen und viele englische Wörter anders aussprechen, als ich es kenne. Ich muss oft nachfragen, da Vokabeln wie Keramik oder Ausgrabungen bisher in meinem Englischwortschatz nicht vorkamen. Aber wir kommen klar. Zeres hat sein Smartphone und übersetzt mir damit Wörter, die ich nicht kenne ins Deutsche. Während ich mein kleines Wörterbuch nutze, um die Kommunikation in die Gegenrichtung zu gewährleisten. Außerdem sind mir die Kenntnisse der christlich-orthodoxen Geschichte, die ich bei Muller aufgesaugt habe, sowie mein Wissen über die Kaiser- und Königshistorie aus meinem Reiseführer eine große Hilfe. Wenn ich auch manchmal nur die Hälfte von dem verstehe was Zeres erzählt, so reicht mir meist ein verstandenes Stichwort, um zu wissen, worum es gerade geht


    Nach dem Stelenpark fahren wir zur neuen Marienkathedrale Mariam Zion, kommen am Haus der Bundeslade vorbei und besuchen die Königsgräber von Kaleb und Gebre Meskel. Nach dem Mittagsessen statten wir noch einer Ausgrabungsstätte einen Besuch ab, wo man dabei ist einen alten Palast wieder zu errichten und kehren noch einmal zur Kathedrale Mariam Zion zurück, um einer Prozession beizuwohnen. Zu genaueren Einzelheiten zur Historie verweise ich wieder auf Birgits Reisebericht über Axum.





    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.


    Gegen 18.00 Uhr werde ich im Hotel abgesetzt mit dem Hinweis, wir treffen uns wieder um 8.00 Uhr. Also mache ich mich frisch, verschicke ein paar Nachrichten via WhatsApp, bin pünktlich um 20.00 Uhr in der Lobby und warte. Und warte. Hmm, sind die beiden vielleicht im Hotelrestaurant eine Etage höher? Mal nachsehen. Nöö, sind sie nicht. Wieder runter in die Lobby. Ahh, da geht einer, das muss Geech sein. Ich hinterher. Bevor er den Tisch erreicht, spreche ich ihn von hinten in vertrautem Ton an. Er wollte gerade an einem der kleinen Lobbytische platznehmen und dreht sich nun zu mir. Es ist nicht Geech. Denn kenne ich gar nicht. Oh sorry, ich habe Sie mit jemandem verwechselt radebreche ich in Englisch zusammen. Mein Gegenüber entschuldigt sich ebenfalls, weil er der Meinung ist, er nähme mir gerade meinen Platz am Tisch weg und verdrückt sich. Ich nehme am Tisch platz und warte weiter auf Zeres und Geech. Stattdessen kommt meine Verwechselungsbekanntschaft zurück und fragt, ob er sich setzen dürfe. Ich erkläre noch einmal entschuldigend das Missverständnis. Dann sind wir im Gespräch miteinander, bestellen Getränke und Kaffee und quatschen bis 22.00 Uhr miteinander. Obwohl Hagos, meine neue Bekanntschaft noch schlechter Englisch spricht als ich, kommen wir klar in der Verständigung. Ich erfahre u.a., dass er Sänger einer Musikgruppe ist. Ich will bezahlen, aber Hagos besteht darauf, die Rechnung zu übernehmen. Wir haben bereits Telefonnummern getauscht und er möchte noch kurz sehen, wie ich untergebracht bin. Oben beim Zimmer macht er noch ein paar Selfies von uns und dann verabschieden wir uns.

    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.


    Meine Zufallsbekanntschaft, der Sänger


    Ich verständige Muller darüber, dass Geech und Zeres nicht aufgetaucht sind. Er fragt nach und es stellt sich heraus, das mit 8.00 Uhr morgen früh 8.00 Uhr gemeint war. Ok, hätten wir das auch geklärt und nehme mir vor, künftig genauer nachzufragen. Ich habe Hunger, aber jetzt ist es schon nach 22.00 Uhr und ich habe keine Lust jetzt noch auf Nahrungssuche zu gehen. Und es ist sowieso Fastenzeit. Morgen früh gibt es ja Frühstück.

  • 23. März 2019 – von Axum nach Mekele


    8.00 Uhr morgens. Nach einem ausgiebigen Frühstück und zwei Tassen Buna bin ich bereit für die nächste Etappe. Mein Reisegepäck steht schon an der Reception, wird sogleich in den Jeep gebracht und wir fahren los. Die Fahrt soll uns heute über Adawa, Adigrat und auf der Nationalstraße 1 nach Mekele bringen. Die Fahrt verläuft unspektakulär aber es ist zu merken, Geech ist ein super Fahrer. Mit ihm bin ich inzwischen richtig warm geworden. Wann immer wir uns anschauen, liegt ein verschmitztes Lächeln in seinem Gesicht.


    In Adigrat ist Lunchzeit und wir steuern ein lokales Restaurant an, in dem wir fast allein sind. Der Lunch ist gut und nach nicht allzu langer Zeit sitzen wir wieder im Jeep und fahren. Auffallend sind die vielen defekten Fahrzeuge von Minibussen, Trucks und PKW unterwegs. Meist wird an den Rädern herumgeschraubt. Bei Trucks ist die Straße als Warnung vor dem Hindernis halbseitig mit Felsbrocken unterschiedlicher Größe abgesperrt, die den Verkehr wie Leitplanken an das havarierte Fahrzeug vorbeilotsen. Und wie in Deutschland das Warndreieck wird auch hier gelegentlich vergessen, die Brocken nach der Reparatur wieder wegzuräumen. Den vielen Reifenpannen angemessen haben sich überall kleine Werkstätten angesiedelt, die Service rund um Räder und Reifen anbieten. Zu erkennen sind diese an einem Reifenturm von gern mal 2 m Höhe am Straßenrand, mit untenliegenden großen Reifen und darüber Reifenschichten sich nach oben hin verjüngend.


    Unterwegs macht mich Geech, auf die völlig andere Bauweise der kleinen Häuschen der lokalen Bewohner am Straßenrand aufmerksam. Er hält an einer Stelle, um mir das näher zeigen zu können. Wir verlassen den Wagen kurz und latschen quer über eines der Grundstücke auf dessen Rückseite, vorbei an einem Huhn, das am Bein festgebunden ist und flüchtenden halbwüchsigen Hühnern dessen Mutterhenne das offenbar ist. Jedenfalls stürmen die sofort zum Huhn zurück, sobald wir vorbei waren. Geech erklärt mir die Funktion der verschiedenen Baulichkeiten. Inzwischen sind die Kinder der Umgebung auf uns aufmerksam geworden und kommen neugierig von den Nachbarhütten näher. Ein paar Fotos und wir steigen wieder ein, die Kinder stehen erwartungsvoll neben dem Fahrzeug. Ich schaue Geech an und er versteht. Wenn ich etwas geben möchte, dann ten und dem ältesten Kind. So soll es sein.




    Später fragt mich Zeres, ob ich mir eine Moschee anschauen möchte. Natürlich möchte ich. Die Al-Negashi-Moschee in Wik‘ro entpuppt sich als frisch restaurierter Bau vom Feinsten. Sie gilt als die erste Moschee Afrikas und ist nach dem abessinischen Königs Ahmed Negashi benannt, des damaligen christlichen Herrschers Äthiopiens, der den aus Mekka flüchtenden Muslimen Zuflucht gewährte. Hier befindet sich auch dessen Grab, sowie 15 Gräber der Gefährten des muslimischen Propheten. Der islamischen Überlieferung zufolge machten sich die Gefährten auf Anraten Mohammeds auf den Weg. Sie überquerten das Rote Meer und erreichten das Horn von Afrika, um die erste muslimische Gemeinschaft Afrikas zu gründen. Al-Negashi begrüßte die Einwanderer und garantierte ihnen Schutz. Beeinflusst vom muslimischen Glauben, sei auch er zum Islam übergetreten. Die Finanzierung der Sanierung übernahm eine türkische Entwicklungsorganisation.




    Am Nachmittag erreichen wir von einer Hochebene aus Mekele. Kurz zuvor sahen wir die Überreste des ersten Verkehrsunfalls, von denen ich im Laufe der weiteren Reise mit Geech noch einige zu sehen bekommen sollte. Ein Truck und ein Jeep von der Sorte, die meist mit Touristen unterwegs sind waren verwickelt. Die Fahrerseite des Jeeps sah nicht gut aus.




    In Mekele steuerte Geech das Hotel Axum an. Nach dem CheckIn wurde mir 18.00 Uhr als Treffpunkt in der Lobby genannt. Der Hotelangestellte schleppt mein Gepäck ins Zimmer und ich machte mich kurz frisch, um gleich darauf das Hotelgelände wieder zu verlassen. Zwei Stunden Zeit ohne organisierte Führung. Die muss ich nutzen, um endlich mal was allein unternehmen zu können. Hatte ich nicht bei der Anfahrt ein Cafe und einen Friseursalon gesehen? Also auf zu Fuß in diese Richtung durch Mekeles Straßen. Das Cafe war erreicht, der Salon war doch gleich um die Ecke. Da war er dann auch und ich war das erste Mal Kunde bei einem afrikanischen Barbier. Frisch frisiert ließ ich mir im Cafe heute mal einen Cappuchino schmecken. Danach schlenderte ich gemächlich zurück ins Hotel. Für das Abendprogramm wählte ich lange Kleidung, denn es wurde kühl.





    Meine Begleiter waren wieder pünktlich zur Stelle und los ging es mit dem Fahrzeug. Geech fragt mich, ob ich noch was von der Stadt sehen möchte. Natürlich möchte ich. Vor allem zu dem Denkmal mit der Kugel oben drauf möchte ich gern. Das bekam ich dann aber nicht zu sehen. Stattdessen kurvte Geech durch einige Straßen mit Geschäften, um dann bei einem Lokal zu halten. Abendessen. Geech bestellte Fisch und ich nahm auch den Fisch, nachdem zwei andere Menügruppen auf der Karte wegen der Fastenzeit nicht zur Verfügung standen. In meinem Rucksack lag mein Reiseführer und ich sah nach, wie das Denkmal mit der Kugel obendrauf korrekt heißt. Märtyrer-Denkmal. Ob es sich einrichten lässt, morgen noch zum Martyrs-Monument zu fahren? So meine Frage.


    Der Fisch ließ auf sich warten. Ich witzelte herum, dass der Fisch hier sicher besonders frisch sein müsse, weil der Koch noch mit der Angel unterwegs sei. Nach 45 Minuten wurde nicht nur ich ungehalten. Geech ließ sich jemandem vom Lokal kommen, der etwas zu sagen hatte und sagte ihm ein paar Takte. Als der wieder davontrottete, schüttelte Geech mit dem Kopf und meinte, die haben nur eine Bedienung. Ich sah mich um, und kam nicht umhin zu bemerken, dass bei den wenigen Gästen eine Bedienung meiner Meinung nach reichen sollte. Dann kam unser Fisch doch noch und war auch sehr lecker. Das Walia-Bier war heute nicht nach meinem Geschmack.


    Durch die lange Wartezeit war es bereits spät, als ich wieder im Hotel war. Leider wieder ein Tag um. Ab morgen ist wieder Action angesagt.

  • 24. März 2019 – Danakil Wüste und Dallol

    Mein Gepäck habe ich umverpackt. Nach dem Frühstück ist wieder Outdoorfashion angesagt. Wir verlassen das Hotel und fahren ein paar Blocks weiter und halten. Wir warten auf andere Fahrzeuge, denn in die Danakil-Desert fährt man besser im Konvoi. Zwei weitete Jeeps tauchen auf. Wasserflaschen werden dazu geladen. Dann der Aufbruch ins Abenteuer Wüste. Wir verlassen Mekele über die gleiche Straße wieder. Irgendwann biegen wir auf eine andere Straße ab, die in Richtung Berhale führt. Der Konvoi ist jetzt in der Region Afar. In Berhale machen wir eine Kaffeepause. In den anderen beiden Jeeps fahren zum einen vier deutsche Archäologen, die beruflich in Äthiopien sind und jetzt noch eine Woche Urlaub anhängen und zum anderen ein Schweizer Ehepaar, ein Tscheche und ein weiterer Tourist.




    Dann fahren wir weiter zu einer kleinen Afar-Siedlung, in der unser Basecamp liegt. Eine kleine Hütte mit zwei abgeteilten Räumen dient als Küche und Speisesaal und es gibt erst einmal Mittagslunch. Hinter der Hütte, unter freiem Himmel stehen eine Art Feldbetten aus einem Holzgestell mit Bastbändern bespannt. Jeder bekommt eine Matratze und kann sich ein Feldbett aussuchen. Ich lege meinen Trekkingrucksack auf das Feldbett meiner Wahl.




    Das Signal zum Aufbruch kommt. Hier kommt auch ein bewaffneter Scout aus dem Volk der Afar dazu, der zu uns in den Toyota-Jeep steigt. Wir fahren los in Richtung Salzwüste. Nach einigen Kilometern ist das Ende der Straße erreicht und wir fahren Offroad. Die letzte Vegetation verschwindet, aus dem Graubraun der Landschaft wird Weiß. Wir fahren ab jetzt auf Salz. Vor Urzeiten war hier mal das Meer, aber durch Tektonik sind Landmassen angehoben worden und haben die Verbindung zum Meer gekappt. Das Wasser verdunstete, das Salz blieb zurück und wird heute von den Afar abgebaut, mit Trucks und Kamelen abtransportiert und verkauft. Die Saline ist auch unser erster Anlaufpunkt. Die Afar in der Saline arbeiten unter Bedingungen, die man sich bei uns nicht vorstellen kann. Knallende Sonne den ganzen Tag, kein Schatten bei 40 Grad Celsius. Die Arbeiter haben meist billige Plastiksandalen oder Plastikslipper an den Füßen, kurze Hosen, T-Shirt und ein Tuch für den Kopf. Der Rest des Körpers ist der Sonne und dem Salz schutzlos ausgeliefert. Dazu als Werkzeuge verschiedene Arten von Äxten und Holzstangen zum losbrechen und behauen der Salzschollen. Die oberste Salzkruste ist ca. 15 cm stark. Darunter ist eine Schicht Salzwasser. Diese oberste Schicht wird abgebaut. Die Salzschollen werden dann in verschiedene Größen behauen und zum Abtransport gestapelt.




    Ich gehe auf eine Gruppe Salzarbeiter zu und grüße. Man lädt mich ein es selbst zu versuchen. Aber gern, darauf hatte ich doch gehofft. Ich bekomme zwei Holzstangen in die Hand gedrückt. Damit werden große Schollen von der Salzkruste losgebrochen. Ich klemme die Holzstangen in eine vorbereitete Lücke im Salz und hebele los. Nix passiert. Dann sehe ich, dass an anderen Stellen immer mehrere Arbeiter gleichzeitig an einer Scholle hebeln. Jetzt kommen auch bei mir noch zwei Arbeiter mit Stangen dazu. Gemeinsam wird gehebelt. Ich bin nicht im Rhythmus, weil ich die Kommandos zum Hebeln noch nicht mitbekommen habe. Als ich es begriffen habe, sind wir alle drei innerhalb des Rhythmus. Damit geht es ganz leicht. Zu leicht. Die Scholle schiebt sich weg und meine Stangen, an denen ich noch ziehe, geben ganz leicht dem Zug nach. So schnell kann ich nicht umsteuern und plumps liege ich auf dem Rücken. Gelächter um mich herum.

    Da ich mich offenbar zum Losbrechen der Schollen nicht eigne, drückt man mir nun eine Axt mit seltsam gebogenem Holzstiel in die Hand. Ein Arbeiter zeichnet mit seiner Axt Linien auf die Scholle, nach denen ich sie zerteilen soll. Ich suche mir einen festen Stand hole aus und haue zu, bis die Scholle geteilt ist. Bei den anderen vorgezeichneten Linien mache ich es ebenso. Mit der Axt komme ich besser klar. Nachdem alles zerteilt ist, zeigt man mir die nächste Salzscholle. Die muss auch dran glauben. Und da ich schon mal dabei bin und es flutscht, lasse ich mir noch zwei weitere Salzschollen zuteilen, bevor ich die Axt wieder abgebe. Die 10 Minuten haben gereicht, um mich so richtig ins Schwitzen zu bringen. Ich verabschiede mich höflich und lobe mir in Gedanken meinen Bürojob.

  • 24. März 2019 – Danakil Wüste und Dallol


    Die anderen sind schon an den Fahrzeugen und warten. Leider hat niemand mitgefilmt. Von meiner illegalen Arbeitsaufnahme in der Saline hätte ich gern eine Aufnahme gehabt. Schade. Wir fahren weiter in Richtung Dallol. Auf dem Weg dahin fahren wir auch durch Salzwasser. Die Salzebene mit dem Dallol liegt bis zu 116 Meter unter dem Meeresspiegel. Der Dallol ist ein Vulkan, der kilometerweit unter dem Salz liegt, aber heißes Wasser, Gase und Öle nach oben drückt. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten. Dann müssen wir zu Fuß weiter. Jeder muss eine Flasche Wasser mitnehmen, dann geht es bei 43 Grad Celsius gut 20 Minuten über eine bizarre Landschaft eine Anhöhe hinauf. Das Ziel ist absolut sehenswert. Eine atemberaubende Landschaft mit einer Farbenpracht aus Mineralien und Schwefel, wie ich sie noch nicht gesehen habe. Das ist eindeutig das bisherige Highlight dieser Reise. Einfach Wahnsinn dieser Anblick. Es wird ausgiebig geknipst und gefilmt


    Die Guides drängeln zu Aufbruch, ich könnte noch ewig hierbleiben, kann mich gar nicht sattsehen an diesen Naturwundern. Mit der Hitze komme ich bestens klar. Aber wir müssen wohl los. Also trabe ich der Gruppe hinterher, die schon unterwegs Richtung Jeeps ist. Ob ich so etwas Schönes jemals noch einmal sehen werde?




    Wir sind auf dem Rückweg und halten an einer Stelle mit einer großen blubbernden Wasserfläche. Ein Salz-Öl-See liegt vor uns. Geech füllt sich eine Flasche davon ab, benetzt die Hände und ölt sich die Beine ein. Dies hier ist gut für die Haut sagt er. Ich halte meine Hand in das heiße flüssige Gemisch mit geschätzt 50 Grad. Und ziehe sie sogleich wieder heraus. Es brennt. An einer Stelle hatte ich einen kleinen Ritz in der Haut, den ich vorher nicht bemerkt habe. Das Salz hat ihn gefunden.


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.


    Wir fahren weiter zu einem Pool im Salz. Der Pool ist eine offene Stelle in der Salzkruste mit Salzwasser gefüllt. Die Salzkruste ist hier wie eine Eisdecke auf einem zugefrorenen See. Das Salzwasser verläuft unter dem Salz weiter und bildet eine Grotte. Man könnte unter die Salzkruste tauchen, wenn die Physik es denn zuließe. In der Praxis bleibt man wie ein Korken oben, weil die Brühe so salzig ist. Der Guide fragt, wer gern baden möchte. Ich wusste bereits im Vorfeld, dass man das hier kann, möchte aber nicht der Erste sein, der nur mit Slip bekleidet hier so herumspringt. Es rührt sich keiner. Ich halte meine Hand ins Salzwasser. Es ist etwas kühler als die Luft. Es rührt sich immer noch keiner. Na bevor der Guide sagt wir fahren weiter, lasse ich halt nackte Tatsachen sprechen. Ich pelle mich aus bis auf den Slip und steige in den Pool. Normal schwimmen kann man darin nicht, der Auftrieb sorgt für ungewöhnliche Gewichtsverteilungen. Aber untergehen kann man auch nicht. Nun kommen doch noch zwei andere dazu, die sich auch erfrischen wollen. Einer der Archäologen und der Guide ziehen ebenfalls blank bis auf den Slip. Ich mache den Pool frei, lasse mir eine Flasche Wasser zum Salzwasser abspülen überkippen und ziehe mich wieder an. Als die anderen ebenfalls fertig sind, fahren wir weiter.




    Bald darauf halten wir wieder. Wir stehen am Rande eines flachen Salzsees, holen Flipflops aus den Taschen und können ins Salzwasser waten. Campingstühle werden aus den Fahrzeugen geholt, die Fahrer und die Guides holen Becher und Getränke hervor. Man kann wählen zwischen Ouzo, Tequila und Rotwein. Die Archäologen haben selbst vorgesorgt und trinken kaltes Bier. Ich beneide die Jungs. Tequila und Ouzo möchte ich nicht. Und das Etikett der Rotweinflasche erscheint mir seltsam vertraut. Nee lass mal. Den Schnaps möchte niemand, der Rotwein wird in die Becher geteilt. Der Tscheche trinkt einen Schluck und ich frage ihn ob´s schmeckt. Es schmeckt ihm nicht. Ich frage „Sauer“? „Ja etwas.“ Später kommt noch eine Flasche Weißwein zum Vorschein. Den verkoste ich und der ist auch viel besser. Die Sonne steht schon tief und taucht diese Salzlandschaft in ein schönes Licht. Traumhaft, Urlaub kann so schön sein. Aus der Audioanlage unseres Jeeps kommt äthiopische Musik, der Afar-Mann unser Scout tänzelt mit Kalaschnikow vor der Brust hängend zum Takt der Musik. Wieder so ein Moment einer intensiven Stimmung, die ich einfach auf mich wirken lasse.




    Leider müssen wir langsam los. Es wird eingepackt und ab geht’s in Richtung Basecamp. Bevor wir aus der Salzwüste heraus sind ist es dunkel. Der Afar-Scout kennt sich aus und weist Geech immer wieder den Weg. Die anderen Jeeps folgen einfach. Bis wir wieder auf der Straße sind. Bald darauf ist auch das Camp erreicht. Wir machen unser Nachtlager auf den Feldbetten zurecht und werden zum Abendessen gerufen. In der Hütte wird aufgetischt. Die Jungs haben sich Mühe gegeben und unter einfachen Verhältnissen ein wohlschmeckendes kleines Buffett gezaubert.

    Es ist erst 21.00 Uhr, aber die Reisegesellschaft verkrümelt sich bereits auf die Feldbetten. Der Tscheche tippt auf seinem Handy herum, die Schweizer schlafen nach kurzer Zeit. Nur die Archäologen reden noch. Die haben ihre Betten aber zwischen die Jeeps gestellt und wollen wohl unter sich bleiben. Also dann, krieche ich in meinen Schlafsack, mache die Stöpsel in die Ohren und die Augen zu. Meinen Schlafsack mache ich bald wieder auf, zu warm. In der Nacht werde ich wach, weil es regnet. Einzelne große Tropfen klatschen mir auf den Kopf. Das dauert aber nicht lange und ich schlafe wieder ein.

  • Beeindruckend, oder????


    Schade, bei der Stelle mit dem Salzabbau waren wir nicht. Nun ja, dafür hatten wir eine Karawane. Ich hoffe, euch ist auch noch eine begegnet?

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Beeindruckend, oder????


    Schade, bei der Stelle mit dem Salzabbau waren wir nicht. Nun ja, dafür hatten wir eine Karawane. Ich hoffe, euch ist auch noch eine begegnet?

    Nein liebe Birgit, wir haben lediglich den Aufbruch einer Karavane aus der Afar-Siedlung beim Basecamp verfolgen können.

  • 25. März 2019 – Erta Ale in der Danakil-Wüste

    Noch vor dem Frühstück werden wir zur Karawanenbesichtigung gerufen. Unser Guide hat mitbekommen, das gleich eine Karawane der Afar aus der Siedlung aufbricht und möchte uns die gern zeigen. Wir lassen uns das natürlich nicht entgehen und kommen gern. Die Karawane ist schon im Aufbruch begriffen und wir bekommen noch mit, wie sie lostrabt.





    Sofort nach dem Frühstück müssen wir losfahren. Der Weg ist lang. Wir müssen einen guten Teil der Strecke zurückfahren, um dann auf einer anderen Straße über die Ortschaft Abala wieder in Richtung Danakil zu fahren. In Abala machen wir auch eine Kaffeepause. Unterwegs sehen wir dann den zweiten schweren Unfall. Säcke sind am Straßenrand aufgestapelt. Geborgen wird die Ladung eines Trucks, der völlig zertrümmert mehrere Meter tiefer neben der Straße liegt. Eine Achse des Fahrzeugs samt Rädern liegt herausgerissen neben dem Wrack. Später halten wir vor einer Brücke und machen Mittagspicknick, mit am Morgen vorbereiteten Essen. Unter der Brücke, im Schatten. Es ist wieder mal sehr schmackhaft. Daumen hoch.


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.



    Dann kommt die Stelle, wo wir die befestigte Straße verlassen. Ab jetzt geht es 47 Kilometer nur noch Offroad weiter. Wir bekommen nun eine ausgiebige Afar-Massage. Mitten in der Sandwüste liegt ein Checkpoint, wo die Guides die Gebühren zur Weiterfahrt entrichten müssen. Wir halten mehrere 100 Meter vor dem Checkpoint unsere Jeepkarawane aus mittlerweile fünf Jeeps. Eine 3er Damengruppe aus Singapore, eine Engländerin, ein einzelner Deutscher Reisender und noch einige weitere Touristen sind seit Abala mit dabei. Dazu ein weiterer Guide, der für die gesamte Gruppe zuständig ist. Sozusagen unser Oberguide für die Vulkantour. Die meisten von uns sind ausgestiegen, um mal die Beine lang zu machen. Draußen ist es gerade sehr windig und die Wüste ist in der Luft unterwegs. An einem Jeep wird im Motorraum gewerkelt. Zeres fragt mich etwas, was ich nur zu Hälfte verstehe. Irgendwas mit hier oder einsteigen. Ich entscheide mich für „hier“.Mein Jeep fährt los und ich stehe im Sandsturm, schaue hinterher und wundere mich, was das jetzt werden soll. Vom Checkpoint weiß ich noch nichts. Zu sehen ist er nicht, wegen des Sandsturms. Mein Jeep verschwindet hinter der Sandwolke. Die meisten Touris der anderen Jeeps steigen wieder in die Fahrzeuge, ich stehe bedröppelt herum und versuche die Situation einzuordnen. Nachdem sich der Sandsturm etwas gelegt hat, sind in der Ferne Gebäude und Hütten hinter einer Mauer zu erkennen. Jetzt kann ich mir die Sache zusammenreimen und nach fünf Minuten kommt mein Jeep wieder angefahren. Ich sage nichts weiter dazu. Selber schuld, wenn man halt nicht ausreichend Englisch kann.





    Wir fahren wieder weiter. Weiter durch die Sandwüste. Nach einer Weile kommen wir an einer Baustelle an. Hier wird eine neue Piste gebaut, die später mal den Dallol mit dem Erta Ale verbinden soll. China investiert hier. Unser Weg führt eine ganze Weile auf der Baustraße neben der im Bau befindlichen Piste entlang, bis wir irgendwann die Baustelle überqueren und in ein altes Lavafeld hineinfahren. Spätestens hier wird klar. Eine Afar-Massage ist härter als die amharische Massage. Viel härter. Wir holpern eine Stunde über das Lavafeld und werden aber sowas von durchgeschüttelt. Der Jeep neigt sich bis zu 30 Grad mal zur Seite, dann wieder nach vorn oder hinten oder auch in Kombination. Jetzt zeigt sich die ganze Klasse von Geech, unserem Fahrer. Das muss ich ihm auch sagen. Er grinst und meint, zurück solle ich fahren.


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.



    Irgendwann ist aber auch das vorbei und wir kommen nach 17.00 Uhr im Basecamp an. Um 19.00 Uhr soll der Aufstieg auf den Vulkan beginnen. Vorher gibt es noch Abendessen. Jeder MUSS zwei große Flaschen Wasser für den Aufstieg einpacken. Die Dromedare, die das Gepäck für die Übernachtung oben am Krater hochschaffen sollen werden beladen. Matratzen, Wasser und was sonst noch mit hoch soll. Einige der Touristen lassen sich ihre Taschen per Lasttier hochtragen. Ich habe gebeten, meinen Schlafsack den Tragetieren mitzugeben, da der nicht mehr in meinen Trekkingrucksack passt. Dann wird es dunkel. Nicht nur weil die Nacht beginnt. Nein, auch eine Gewitterfront ist im Anmarsch. Heute werden wir wohl nass werden. Um 19.00 Uhr soll es losgehen. Vorher geht der Sturm los. Die Böenwalze, die der Gewitterfront vorauseilt hat uns erwischt. Alle Touristen flüchten in die Autos. Ich habe meinen Trekkingrucksack schon auf und verkrieche mich hinter unseren Jeep und werde eingesandet. Nach wenigen Minuten ist der Sturm vorbei und es wird zum Aufbruch gerufen. Wollen die wirklich bei Gewitter da hoch? Anscheinend ja. Wir gehen los, kommen aber nicht mal aus dem Camp heraus. Es beginnt zu regnen. Die ganze Gruppe flüchtet in eine Afar-Hütte. Wir stehen im Wohnzimmer (also dem, was man am ehesten als Wohnzimmer in einer solcher Hütte bezeichnen könnte) der Bewohner herum. Es hört aber schnell auf mit dem Regen und es geht weiter. Wegen dem Gewitter bleibe ich dennoch skeptisch. Aber die Blitze lassen uns zum Glück in Ruhe.


    Jeder ist mit eigenen Lampen ausgestattet. Ich habe meine Stirnlampe und zusätzlich die kleine Taschenlampe. Dann lerne ich, dass es Stirnlampen gibt und Stirnlampen. Meine ist … na ja, eine Stirnlampe halt. Andere haben Stirnlampen, die wahre Scheinwerfer sind. Dagegen ist meine eine Funzel. Also versuche ich als Lichtschnorrer jemanden mit so einem Scheinwerfer hinter mir zu haben. Der Aufstieg soll drei Stunden dauern.


    Nach einer Stunde die erste Pause. Die ist aber auch nötig, aber leider zu kurz. Der Guide macht Druck. Bevor ich meinen Rucksack aufhabe, ist die Gruppe schon unterwegs. Na toll, jetzt trotte ich hinterher. Hinter mir nur noch ein Afar, der den Schlussmann macht, damit niemand verloren geht. Der Weg wird eklig, weil es nun immer steil über Lavagestein geht. Ich sehe mit meinen Funzeln recht wenig und hoffe nur, dass ich auf dem scharfkantigen Gestein nicht stürze. Einholen kann ich die Gruppe nicht. Nach einer weiteren Stunde die nächste Pause. Ich komme als Letzter an und habe somit die kürzeste Pause. Der Guide fragt mich, ob es mir gut geht. Ich bin schon fix und alle, presse aber ein genervt klingendes Yes heraus. Dann bitte ich darum, in die Mitte der Gruppe genommen zu werden, mit jemandem mit so einem Scheinwerfer hinter mir. Ich bin noch mit Brille putzen beschäftigt, weil ich nicht mehr genug sehe, da drängelt der Guide schon wieder. Wir gehen weiter. Der Abstand zwischen mir und dem Teil der Gruppe, die vor mir läuft, wird wieder größer. Die hinter mir müssen sich leider meinem Tempo anpassen. Nach 30 Minuten muss ich laut ቁም! kum! – Stopp rufen. Ich brauche eine Pause. Die Gruppe muss auf mich warten. Dann geht es weiter und ich schaffe es bis oben, bin aber völlig erledigt.


    Wir bekommen Quartiere zugewiesen. Afrikanische Rundbauten aus Gestein und Lehm mit einem Palmwedeldach und nacktem Boden mit Matratzen auf einer Plane. Die Toiletten sind da hinten heißt es. Also Open Air. Dann soll Nachtruhe sein. Um 5.00 Uhr sei Wecken und Abstieg zum Krater. Ich möchte meinen Schlafsack haben und frage danach. Aber der ist nicht da, auch nach einer weiteren Suche bei den Lasttieren. Ich bin völlig durchgeschwitzt und sauer. Wie soll ich jetzt schlafen? Der Oberguide organisiert mir eine Decke aus dünnem Stoff. So eine Art Bettbezug ohne Inhalt von der Stoffdicke her. Ich ziehe mich um, also eher aus. Einen frischen Slip habe ich im Rucksack, den Rest hänge ich zum trocknen an das Dachgestell, mache die Stöpsel in die Ohren, lege mich hin und bin fast sofort weg. Nachts muss ich kurz raus. Meine Stirnlampe liegt bereit, ich ziehe die Schuhe über und bemerke, dass ich nicht allein bin. Ein Einheimischer – mehr kann ich nicht erkennen - liegt auf einer Matratze neben mir und schläft. Also versuche ich leise zu sein. Fast nackt, ich habe nur den Slip und die Schuhe an, gehe ich in Richtung Open Air Klo. Aber die Richtung scheint nicht zu stimmen. Jedenfalls stehe ich auf einmal zwischen vielen dieser Rundhütten. Ein Platz, der mir von vorhin nicht bekannt ist. Der Mond scheint und ich komme erst einmal ohne Lampe aus. Aber wo ist jetzt das sogenannte Klo? Ich gehe zurück und suche einen Durchgang zwischen meiner Hütte und der Nachbarhütte. Gestern waren Dromedare zu sehen in der Richtung wo die Toilette sein soll. Also wenn ich die Dromedare finde, finde ich auch das Klo. Und ja, da sind die Dromedare. Dran vorbeigeschlichen, aber das interessierte die überhaupt nicht und nach „da hinten“ gegangen. Dann wieder an den liegenden und mich anglotzenden Lasttieren vorbei und ab in meine Hütte. Ans Einschlafen kann ich mich nicht erinnern, denn ich war wohl augenblicklich wieder weg.

  • Ehrlich gesagt ist es ein bisschen schade, dass der Guide nicht so sehr sensibel war...
    Du warst da sicher nicht mehr 'Memme' als ich, aber die haben mich nie hinterhertrotten lassen und haben nie gedrängelt, sondern Gere war überaus ermutigend.
    Wir waren auch nach der Ankunft noch direkt am Krater, einfach um zweimal die Chance auf Lava zu haben.


    Aber auch hier wieder: Hut ab vor dir!!!!

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Dafür haben wir nicht in Hütten übernachtet, sondern in so etwa 30 cm hoch abgetrennten Abteilen unter freiem Himmel. Zum Schlafen haben einige von uns sich übriges nicht einmal die Schuhe ausgezogen, soweit ich mich entsinne. Wechselwäsche? Wir waren am nächsten Tag ja noch an diesem großen Salzsee, dort dann die Sachen zu wechseln, hatte voll gereicht.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • 26. März 2019 – Danakil-Wüste nach Mekele

    Irgendetwas stört meinen Schlaf. Da, schon wieder. Jemand rüttelt an mir. Der Oberguide versucht mich wach zu bekommen und rüttelt erneut an meiner Schulter. Ich sehe ihn an, mache die Ohrstöpsel raus und frage, wie spät es ist. Fünf Uhr. Ok, ich brauche 5 Minuten erwidere ich. Er hat mich aus dem Tiefschlaf holen müssen. Ich habe lange nicht so gut geschlafen. Deshalb war ich über den fehlenden Schlafsack auch nicht mehr grummelig. So wie es war, war es genau richtig. Im Schlafsack wäre es viel zu warm gewesen. Meine Klamotten sind nicht trocken geworden, nur ein wenig abgetrocknet.


    Die Gruppe macht sich auf zum naheliegenden Krater. Der Lavasee erweist sich leider als sehr unspektakulär. Nur an einer Stelle ist ein leichter rötlicher Schein zu sehen. Und auch dass nur, wenn gerade keine Gaswolken im Wege sind. Wir machen trotzdem Fotos. Schließlich muss jeder nachweisen können, dass er oben war.


    Deshalb ist der Aufenthalt am Kraterrand auch nur sehr kurz. Die Sonne geht auf und wir machen uns an den Abstieg. Der geht recht zügig voran, nach zwei Stunden sind wir im Basecamp. Diesmal habe ich keinerlei Probleme. Es geht abwärts und ich sehe wo ich hintrete.


    Es gibt Frühstück und ich bekomme noch gerade so etwas ab, weil ich nicht rechtzeitig erscheine. Etwas Wichtigeres war noch zu erledigen und Zähneputzen und mit Wasser aus der Flasche Gesicht und Oberkörper etwas erfrischen, war mir auch ein Bedürfnis. Wenigstens Kaffee ist genug da. Und der ist wie erwartet natürlich sehr gut.


    Dann warten wir auf das Signal zum Aufbruch. An dem einen Jeep wird wieder herumgebaut. Irgendwann heult der Motor vom Jeep auf. Er läuft jetzt und unsere Karawane kann losholpern. Ich darf wieder auf dem Beifahrersitz platznehmen und muss nicht fahren. Als James Bond Martinis erreichen wir wieder die Baustraße. Geschüttelt und nicht gerührt. Durch die Sandwüste müssen wir diesmal nicht, weil wir nicht mehr zum Außenposten müssen.


    Wir sind wieder auf Asphalt und es geht in Richtung Aftera-Salzsee mit seinen heißen Quellen. Im Salzsee und den heißen Quellen kann man baden und so machen sich auch Zeres und Geech badefertig. Als ich so weit bin, liegen die beiden schon gemütlich im Becken mit den heißen Quellen aus Süßwasser! So geselle ich mich dazu, drehe aber nach 10 Sekunden wieder um. Nöö, das ist mir zu heiß. Wenn draußen 30 Grad sind, muss ich nicht noch in 45 Grad heißes Wasser. Da nehme ich lieber den Salzsee, der ist kühler. Die drei Damen aus Singapore und die Engländerin sind auch da. Ich frage einen jungen Einheimischen, wie groß und tief der See ist. Der kann kein Englisch, aber das Wort Kilometer und meine Zeichensprache Länge, Breite und Tiefe versteht er.


    Dann wollen „die vier Damen vom See“ von mir wissen, was ich eben in Erfahrung gebracht habe. Die frisch erhaltenen Fakten gebe ich doch gern weiter. Dabei erlaube ich mir mit der Damengruppe noch einen kleinen Scherz, der mir spontan einfiel. Die Spontanen kommen immer noch am besten. Ich erwähne eine hier im See lebende Population von Saltherrings. Die Damen lauschen aufmerksam und ihr anschließendes Gespräch dreht sich um die Fische im See, bis aus einer der Frauen aus Singapore plötzlich das Wort „Brainy“ herausplatzt und sie zu lachen anfängt. Sie erklärt etwas in ihrer Heimatsprache und die anderen Beiden beginnen auch zu lachen. Miss Brainy übersetzt es jetzt noch der Engländerin, die den Ausbruch der plötzlichen Heiterkeit noch nicht zu deuten weiß, so dass auch sie ins Gelächter mit einfallen kann.


    Zeres steht am Ufer und ich frage, wieviel Zeit wir noch haben. Gar keine, sie wollen los. Im Becken mit dem heißen Süßwasserquellen spüle ich mir das Salzwasser ab, ziehe mich an und wir fahren ein kurzes Stück bis zu einem Straßenlokal im gleichnamigen Dörfchen Aftera, um unseren Lunch zu nehmen. Die anderen unserer Jeepkarawane sitzen schon. Das kühle Habesha schmeckt heute ganz besonders gut. So darf es noch ein Zweites sein.



    Die Wagengruppe ist auf der Rückfahrt nach Mekele. Ein guter Zeitpunkt, um ein paar Worte über die zwar chaotisch anmutende aber dennoch vorausschauende Fahrweise der Äthiopier zu verlieren. Die Verkehrsteilnehmer gehen ob der ganzen Drängelei und Huperei dennoch respektvoll und mit Umsicht miteinander um. Hupen ist hier ein Zeichen der Verständigung. Wer angehupt wird und darauf mit ausweichen reagiert zeigt an, dass er den anderen wahrgenommen hat. Und auch die Lichtanlage der Fahrzeuge dient hier mehr der Kommunikation. Auf freier Strecke rechts blinken sagt dem Nachfolgendem, vorn ist frei und du kannst mich überholen. Auf freier Strecke links blinken dagegen kommuniziert dem Hintermann, nicht überholen, die Straße ist nicht frei. Warnblinken bedeutet für Nachfolgende oder den Gegenverkehr, Achtung potenzielle Gefahrenstelle voraus (spielende Kinder, stehende Fahrzeuge, freilaufendes Vieh, Gestein auf der Straße, Schlaglöcher). Oder auch Warnung vor „lokaler Verkehrsberuhigung“. Damit sind sehr gemeine Bodenschwellen gemeint, die von den Anwohnern gern aus Lehm, Sand und Steinen quer über die Straße gebaut werden, dann aushärten und für eine geraume Weile äußerst wirksam zum langsam fahren animieren. Natürlich gibt es vorher keine Warnhinweise, die Dinger muss man schon rechtzeitig sehen.


    Geech und ich unterhalten uns über die traditionell äthiopische Musik. Mir gefällt sie und ich äußere, dass sie mich an Reggae erinnert und ich sie vielleicht deshalb mag. Geech fragt an, ob ich Reggae dabeihabe. Ich habe und zücke mein Handy. Ich habe Seeed auf dem Handy. Können wir gerne hören. Reggae aus Deutschland. Aus Berlin. Geech will hören. Doch leider muss ich feststellen, Seeed ist nicht auf dem Handy, sondern nur auf meinem Tab. Geech, Seeed muss ich Dir heute schuldig bleiben. Ich liefere aber nach. Darf es denn eine andere Gruppe aus Berlin sein? Polka und Balkanpop vielleicht? Es darf und ich lasse Berlinski Beats Gassenhauer laufen. Polka. Polka. Danach gibt es noch Tanzwut zu hören. Tanzbarer Elektro-Rock mit Mittelalterinstrumenten.


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.



    Wir sind in Mekele und steuern wieder das Hotel Axum an. Verdreckt wie nach drei Wochen Safari checke ich ein und dann geht es erst einmal unter die Dusche. Meine Outdoorhosen stehen fast von allein, so viel Salz ist im Stoff.

  • 27. März 2019 – Mekel nach Lalibela


    Aufbruch nach einem ausgiebigen Frühstück. Zeres verabschiedet sich. In Lalibela erwartet mich ein neuer Guide. Geech wird mich fahren, heute ist ein Reisetag. Wir verlassen Mekele in Richtung Süden auf der Nationalstraße 1. Nach einer Weile geht es in eine Tiefebene. Wir machen eine Raucherpause. Also Geech raucht eine und ich sehe zu. Beim Blick über die Landschaft mache ich Geech auf einen Truck aufmerksam, der weiter unten auf der Seite liegt. Bei der Weiterfahrt kommen wir dran vorbei. Der ist einfach nur umgekippt, hier hatte der Fahrer eine Chance. Auf dem Bild im roten Kreis.




    Nach der Tiefebene geht es wieder nach oben. Über Alamata und Woldiya immer auf der Route 1. Lalibela ist Geechs Heimatort, was uns noch sehr zum Vorteil gereichen soll. Vor einer Brücke liegt rechts unterhalb der Straße der nächste Truck. Frische Unfallspuren sind neben der Straße erkennbar. Das Fahrerhaus ist völlig zertrümmert. Leute machen sich am Fahrerhaus zu schaffen. Ob sie versuchen den Fahrer zu bergen, ob er es wohl überlebt hat? Hier liegen gleich zwei Fahrzeugachsen abgerissen neben den Trümmern. Das sieht ganz übel aus.


    Hinter Woldiya biegen wir in Richtung Westen auf eine andere Straße ab. Die Straße ist schmaler und führt nun steiler und mit vielen Biegungen ins Gebirge. Dann Stau vor uns. Geech schiebt sich daran vorbei, bis zu Ursache. Zwei Kipplaster sind zusammengekracht und danach halb neben der Straße zum stehen gekommen. Rechts steht der Truck vom Gegenverkehr, die Zugmaschine zwischen den Büschen neben der Straße, der an der Zugmaschine hängende Auflieger steht schräg auf der Straße. Dessen Heck etwa bis zu Straßenmitte. Links neben der Straße geht eine Felswand nach oben. Rechts neben der Straße kommt nach einem Streifen Grünwuchs der Abhang nach unten. Der andere Truck ist aus unserer Richtung kommend links von der Straße abgekommen. Die Zugmaschine hängt im kleinen Straßengraben und die Fahrerkabine ist hochgeklappt. Es wird am Motor gebastelt. Offenbar versucht man die Maschine wieder zum laufen zu bringen. Auch dessen Auflieger steht schräg auf der Straße, ebenfalls mit dem Heck etwa bis zur Straßenmitte. Die beiden Trucks stehen auf gleicher Höhe und die Auflieger ziemlich parallel zueinander. Dazwischen eine schmale Gasse, auf der sich TukTuks und Kleinbusse durchdrängeln. Da sich aber von beiden Seiten immer mehr TukTuks und Kleinfahrzeuge nach vorn schieben, kommen jene, die es durch die Gasse schaffen auch nicht weiter. Es ist alles dicht. DAS kann jetzt dauern. Geech steigt aus und geht nach vorn an den Trucks vorbei, um die Lage zu orten. Er kommt zurück und steigt wieder ein. Ich blicke ihn skeptisch an. Und? Geech ist wohl am Nachdenken. Sein Gesichtsausdruck ist jedenfalls so zu deuten. Ist das die einzige Straße, frage ich. Er bejaht. Aber es ist inzwischen auch völlig egal, weil zurück geht es auch nicht mehr. Hinter uns verstopfen der nachfolgende Verkehr und jene, die es von vorn durch die Gasse geschafft haben die Straße. Ein einzelner Verkehrspolizist in Hellblau läuft hilflos herum, kann aber an der Gesamtsituation gar nichts ändern.


    Jetzt steige ich aus und will mir auch die Sachlage anschauen. Ich gehe durch die Gasse nach vorn. Auf der anderen Seite sieht es nicht besser aus. Fußgänger mit Gepäck oder Waren in der Hand gehen in unsere Fahrtrichtung. Von hinten kommen immer mehr davon. Frauen in bunten Kleidern mit Waren auf dem Kopf gehen an mir vorbei. Ich drehe um und gehe zum Jeep zurück. Geech steigt aus und schließt ab. Er hat wohl eine Entscheidung getroffen. Geech geht durch die Gasse auf die andere Seite, blickt sich um und spricht mit jemandem. Dann spricht er auch mit einigen Fahrern der TukTuks, kommt entschlossen zurück und hat einen zuversichtlichen Gesichtsausdruck. Er wirft den Motor an und schiebt sich vorwärts. Andere TukTuks rücken ein wenig zur Seite, bis Geech die Gasse erreicht hat. Ich folge zu Fuß. Er passiert mit dem Jeep die Gasse. Ich folge zu Fuß. Hinter der Gasse ist Bewegung. TukTuks und Minibusse rücken hin und her bis genug Platz ist, um mit dem Jeep durchzukommen. Geech schiebt sich irgendwie durch. Ich folge zu Fuß.


    Wir sind durch, Geech du bist ein Teufelskerl. Das war heute deine Meisterleistung und ich gratuliere ihm mit einem Fist Bump. Hier zeigt sich der Heimvorteil. Geech ist hier zu Hause, gut vernetzt und kennt jede Menge Leute.


    Kurz dahinter kommt eine kleine Ortschaft, in der wir ein spätes Mittagessen nehmen. Geech ist natürlich eingeladen. Es gibt Fisch und Reis. Geech gibt seinen Teller einem Jungen, der am Nachbartisch herumsteht. Er macht sich mit einem dankbaren Blick über den Rest her. Ich schaffe meine Portion auch nicht und so bekommt der Knirps auch noch meinen Teller. Wir genehmigen uns noch einen Buna und in der Zwischenzeit schiebe ich Geech via Bluetooth die Seeed Songs rüber, die ich am Abend vorher von meinem Tablet aufs Handy übertragen habe. Dann geht es weiter. Nun läuft Reggae im Wagen und zwar schön laut. Geech ist begeistert.


    Wir fahren auf einer Straße, die noch von den Italienern angelegt wurde, erklärt mir Geech und hält ein einer breiteren Stelle an. Wir steigen aus. Und ja, jetzt wo er es sagt, die steinernen gemauerten Straßenbegrenzungen haben einen mediterranen Touch. Dahinter geht es steil runter. Wolken treiben zwischen den Hängen. Es ist deutlich kühler, gefühlt unter 20 Grad Celsius. Möchte wissen, wie hoch wir inzwischen sind.


    Wir verlassen bald darauf die befestigte Straße und fahren auf einem Sand-Schotter-Weg an kleinen Siedlungen und Hütten vorbei. Schulkinder laufen am Wegesrand mit ihren Schulsachen nach Hause und winken. Der Weg ist nass. Pfützen stehen auf dem Weg. Hier hat es vor Kurzem geregnet. Der Anblick dieses Weges und der Hütten daneben geben mir ein Gefühl, als fahren wir durch eine Gegend, in der kaum jemals ein Fremder gesehen wird. Die Erwachsenen schauen uns hinterher, mit einem Ausdruck im Gesicht, der genau dies aussagt. Afrika pur. Was für ein Urlaub. Ich bin wieder mal zutiefst ergriffen.


    Wir kommen an eine Stelle des Weges, die von abfließenden Regenwässern überspült wird. Das Wasser rauscht über den Weg vor uns. Aber der Jeep ist ja ein 4x4 und das Wasser kein Hindernis. Wenig später ein neues Hindernis. Erneut rauscht Wasser über den Weg. Diesmal ist aber ein Drittel des Weges schon verschwunden. Einfach weggespült. Einheimische sind dabei Felsbrocken in die Fluten zu werfen, um Schlimmeres zu verhindern und den Weg irgendwie zu retten. Vor uns steht ein weißer Pickup. Wir steigen aus. Der Fahrer des Pickups wagt es, fährt durch und schafft es. Schade, ich war mit meinem Handy nicht schnell genug und erwische ihn nur noch, als er bereits durch ist. Das Handy stecke ich wieder in die Hosentasche. Geech ruft mich ins Fahrzeug, ich versuche das Handy wieder aus der Tasche zu bekommen, aber Geech fährt schon los und rauscht durch die Fluten. Wir sind gerade durch, da rutsch das Heck nach rechts und dann nach hinten weg und wir stehen quer auf dem Weg. Geech stoppt sofort und zieht die Bremse. Ich schaue nach links und frage, ob ich aussteigen soll. Er sagt nichts, also habe ich Vertrauen, bleibe sitzen und schaue was kommt. Wenn´s schief geht, kippen wir nach hinten in die Schlucht. Geech greift zum Lenkrad, löst die Bremse, gibt Gas, der Wagen dreht sich … in die richtige Richtung und wir sind raus aus dem Gefahrenbereich.


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.


    Schade, dass ich heute die Dashcam nicht greifbar habe. Die liegt tief in der Reisetasche. Das wären super Aufnahmen geworden.


    Der weitere Weg bleibt frei von weiteren Überraschungen. Wir erreichen Lalibela kurz vor der Dämmerung. Geech hält in der Stadt am Wegesrand, steigt aus und geht zur Blechtür einer Grundstücksumzäunung. Er macht sie auf und wird von Kindern freudig begrüßt, angesprungen und umarmt. Sein Zuhause. Ein Mädel, die älteste der drei Kinder blickt mich mit einem strahlenden Blick an. Ich winke ihr erfreut zu. Geech kommt wieder zum Wagen, er wollte nur schnell Hallo sagen. Er hat nachher noch Zeit für seine Familie. Ich frage, ob das alles seine sind. Nein, er hat nur eines. Die anderen gehören zu seiner Verwandschaft.


    Wir fahren zum Hotel, einer Lodge mit dem Namen top12 hotel. Ich checke ein, wir machen den Zeitpunkt für morgen aus, umarmen uns zum Abschied und Geech kann sich nun voll und ganz seiner Familie widmen. Ich packe einige Sachen aus, lege meine Lampen bereit und gehe in der Lodge noch eine Suppe essen. Für mehr habe ich keinen Hunger, das Mittagessen war ja sehr spät. Die Lodge noch mal verlassen geht schlecht. Sie liegt in einer Seitenstraße, der Weg ist unbefestigt und es gibt keine Straßenbeleuchtung. Außerdem regnet es wieder. Ich dusche und verschicke WhatApp-Nachrichten, bis der Strom ausfällt. Also Nachtruhe, genug erlebt für heute. Dank Dir Geech, Du warst heute unübertroffen. Schlaf gut.

  • Na, da hast du ja heute echt etwas erlebt!


    Und ich finde es wirklich interessant, wie anders und doch gleich eine solche Reise so sein kann!

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • BerlinskiBeat im "Steinzeit"-Alter - erinnert mich an "Rock meets Classic", nur 1000fach potenziert ;)


    Und den wirklich aus der Gegend kommenden einheimischen Fahrern in Afrika vertraue ich inzwischen völlig!
    (Ab und an auch mal blind, weil ich - waahhh - wieder mal die Augen zudrücken muss.)


    Bin gespannt auf den nächsten Bericht!

  • 28. März 2019 – Lalibela


    Das Zimmer in der Lodge hier ist eindeutig das Gemütlichste des ganzen Urlaubs. Die Einrichtung hat Pfiff. Die Anlage ist bogenförmig auf einem Bergkamm gebaut worden. Alle Zimmer haben einen grandiosen Ausblick in ein Tal und über die Weite der Berglandschaft dahinter. Der Mann an der Rezeption fragt, ob ich etwas gegen Kopfschmerzen habe. Habe ich natürlich und er bekommt 4 Ibu von mir. Der Jeep von Geech fährt vor und ich lerne Kassahun, meinen Guide für Lalibela kennen.









    Nach dem Frühstück beginnt die Kirchenbesichtigung mit den sechs Kirchen der nördlichen Kirchengruppe bestehend aus Bet Debre Golgota, Bet Mariam, Bet Meskel, Bet Medane Alem, Bet Denagel und Bet Debre Sina. Neben einer dieser Kirchen ist in einem Nebenareal der Singsang von betenden Gläubigen zu hören. Ich frage Kassahun, ob ich da wohl reindarf, denn ich würde gern eine Weile zuhören. Kassahun hat keine Einwände. So lasse ich meinen Rucksack samt Handy beim Guide, betrete durch einen Felsendurchgang den kleinen Raum, bleibe am Durchgang stehen und gebe durch Handzeichen den Betenden zu verstehen, ob es erlaubt ist einzutreten.


    Freundlich werde ich hereingebeten und man reicht mir einen Gebetsstab. Zusätzlich bietet mir man noch Platz auf einer Holzbank an. Ich danke und nehme Platz. Dann lasse ich gute 15 Minuten den Gesang und die Gebete auf mich wirken. Der Gesang hat etwas Beruhigendes, Meditatives. Auch wenn ich kein Wort verstehe. Ich lasse mich mental in den Gesang fallen. Kassahun muss notgedrungen so lange warten. Bei einer kurzen Unterbrechung des Gesanges - ich möchte das Procedere auf keinen Fall stören - stehe ich auf, bedanke mich noch einmal zutiefst und werde von den Gläubigen lächelnd verabschiedet.


    Dann besuchen wir vor dem Mittagessen noch die wohl bekannteste der Felsenkirchen, die Bet Giyorgis. Außerordentlich bemerkenswert, was Menschenhand vor über eintausend Jahren hier in diesem Kirchenareal leistete. Mehr Infos und Bilder dazu gibt es in Birgits Reisebericht.




    Zum Mittagessen werde ich in ein Restaurant mit Garten gebracht. Um 14.00 Uhr werde ich wieder abgeholt. Somit habe ich 2,5 Stunden Zeit, die ich gemütlich auf der Gartenterrasse verbringe. Mein erstes Bier kann kommen. Am langen Nachbartisch nimmt eine Ferenji-Reisegruppe aus 15 Personen Platz. Sie sprechen Französisch. Von denen bestellt die Hälfte Bier. Ob das echte Ferenjis sind? Die trinken doch lieber Wein. Nach meiner Injera-Mahlzeit und einem zweiten Bier frage ich in der Gruppe nach, woher sie kommen. Es sind wirklich echte Ferenjis – Franzosen.




    Die Reisegruppe bricht auf. Bei mir darf es nun noch ein Buna sein. Ich habe Appetit auf einen Zweiten und wechsele meinen Platz am Tisch gegen einen Holzstuhl neben der Kaffeemeisterin. Dabei komme ich mit einem Briten ins Gespräch, der in Bonn wohnt und akzentfrei Deutsch spricht. Wir unterhalten uns über das Weltgeschehen und den Brexit, wegen dem er die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hat. Kassahun taucht auf. Ich muss los.


    Nun geht es zu den verbleibenden vier Kirchen der südlichen Gruppe. Bet Mercurios, Bet Aba Libanos, Bet Emanuel und die Doppelkirche Bet Gabriel und Raphael. Die Kirchen sind durch Gräben, Tunnel und Treppen miteinander verbunden.


    Der Tag ist wieder um, Geech und Kassahun bringen mich zum Hotel. Das Abendessen nehme ich in der Logde ein. Draußen wird es dunkel. Den Termin für den nächsten Tag habe ich. Ob ich es hier in Äthiopien schaffe, abends mal allein auf Entdeckungstour zu gehen? Heute hätte ich Zeit, möchte aber nicht durch die unbeleuchteten Straßen laufen. Also bleibe ich im Hotel. Gute Idee, es fängt wieder an zu regnen und es gewittert.

  • Quote from felix2000

    Freundlich werde ich hereingebeten und man reicht mir einen Gebetsstab. Zusätzlich bietet mir man noch Platz auf einer Holzbank an. Ich danke und nehme Platz. Dann lasse ich gute 15 Minuten den Gesang und die Gebete auf mich wirken. Der Gesang hat etwas Beruhigendes, Meditatives. Auch wenn ich kein Wort verstehe. Ich lasse mich mental in den Gesang fallen. Kassahun muss notgedrungen so lange warten. Bei einer kurzen Unterbrechung des Gesanges - ich möchte das Procedere auf keinen Fall stören - stehe ich auf, bedanke mich noch einmal zutiefst und werde von den Gläubigen lächelnd verabschiedet.

    Ja! Ja! Unbedingt ja! Genau das sind die Situationen, die man nie vergisst, stimmt's?

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Quote from felix2000

    Ob ich es hier in Äthiopien schaffe, abends mal allein auf Entdeckungstour zu gehen? Heute hätte ich Zeit, möchte aber nicht durch die unbeleuchteten Straßen laufen.


    In Lalibela geht es ganz gut ein bisschen über die Hauptstraße zu bummeln. Da gibt es einiges an Läden und auch eine ganz nette Kneipe für ein Bierchen.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • 29. März 2019 – Reisetag: Lalibela – Addis Abeba – Dire Dawa


    Um 10.00 Uhr werde ich von Geech abgeholt und zum nicht weit entfernten Flughafen Lalibela gebracht. Zuvor gibt es ein gutes Frühstück, ausreichend Kaffee und einen letzten Blick von der Gartenterrasse der Lodge über das sonnige Tal. An der Rezeption ist wieder der Mann von gestern. Er erklärt mir, die Ibu haben geholfen. Good Medicals. Thank You.


    Auf dem Weg zum Airport lässt Geech Seeed in der Soundanlage laufen. Yeah peace Alter. Gegen 10.30 Uhr sind wir am kleinen Inlandsflughafen und schwermütig nehme ich von Geech Abschied. Er ist mir in der letzten Woche richtig ans Herz gewachsen und war nicht nur Fahrer, sondern mir auch ein richtig guter Guide und Helfer. Von ihm habe ich viele kleine Dinge über Land und Leute erfahren, die bei den Führungen durch die Historie durch die eigentlichen Guides natürlich nicht kein Thema sein konnten.


    Am Flughafen habe ich massig Zeit. Der Flug startet gegen 13.00 Uhr, um eine gute Stunde später in Bole zu landen. Ein bisschen besorgt bin ich, ob das Umladen meines Gepäcks auch klappt. Aber der gute Mann am CheckIn versichert mir ausdrücklich, es wird in Dire Dawa da sein. In Addis heißt es wieder warten, bis der Anschlussflug um 16.00 Uhr startet. Erst in Addis erfahre ich aus der Anzeigentafel, mein Anschlussflug geht eigentlich nach Djibuti. Dire Dawa ist auf dem Flug nur ein Zwischenstopp, wo ich aussteigen muss.


    Um 17.00 Uhr bin ich in Dire Dawa und werde am Airport vom neuen Fahrer erwartet. Er hält ein Schild „Simien Eco Treck“ in der Hand und ist nicht zu übersehen. Nach der Begrüßung fahren wir in das rund 50 km entfernte Harar. Unterwegs wird es dunkel und wir passieren die kleine Ortschaft Aweday. Hier ist der landesweit größte Khatmarkt. Ein geschäftiges Treiben herrscht noch. Dieser Ort schläft nie. Der Khatmarkt ist rund um die Uhr geöffnet erklärt mir der Fahrer.


    In Harar treffe ich auch meinen neuen Guide, Binyam. Meine neue Bleibe ist das Ras Hotel Harar. Am nächsten Tag steht die Stadt auf dem Reiseplan. Das Zimmer ist sehr klein. Das Bad ist noch kleiner und sieht sehr abgewohnt aus. Aber egal, die zwei Nächte wird es gehen. Die Umgebung des Hotels ist wenig anheimelnd. Das Haus liegt offenbar an einer Ausfallstraße. Außerdem sind in der Umgebung mehrere Baustellen. In keiner Richtung kann ich etwas Sehenswertes oder Einkehrwertes finden, also kehre ich ins Ras zurück und esse dort. Die Speisekarte ist recht umfangreich, allerdings sind viele Gerichte wegen der Fastenzeit nicht zu bekommen. Aber ich finde trotzdem was aus der Karte.


    Einen Tisch weiter sitzen offenbar Franzosen. Die fünf Personen sprechen jedenfalls Französisch. Sie bekommen eben ihr Abendessen. Einer ein Injeragericht auf das die Bedienung Tibs aus einer Schüssel kippt. Die anderen haben Hühnchen gewählt. Der Herr mit seinem Tibs sieht äußerst skeptisch auf sein Abendessen und fragt die Bedienung, ob das seine Bestellung sei, er habe Ribs bestellt. Ein kleiner Disput mit der Bedienung folgt. Man trennt sich offenbar uneinig, die Bedienung geht. An Ribs kann ich mich nicht erinnern, die Karte habe ich doch auch eben studiert. Hat da einer Ribs statt Tibs gelesen? Der Herr kostet mit einem oberskeptischen Gesicht, legt die Gabel weg und stellt den Teller mit einem entrüsteten Gesichtsausdruck hinter sich auf den Nachbartisch. Die anderen Vier teilen ihre Menüs mit ihm, damit er auch was zu Essen bekommt.


    Ich muss mir das Lachen verkneifen, es gelingt mir nur zum Teil. Das Mienenspiel des Franzosen war bühnenreif. Ich halte mir eine Hand vor das Gesicht und kichere dahinter weiter. Die Bedienung bemerkt es dennoch. Ab da habe ich bei ihr gewonnen, sie versteht meine Heiterkeit in dergestalt, als dann ich meinungsmäßig auf ihrer Seite bin. Heute Abend und auch morgen werde ich außerordentlich höflich von ihr bedient.


    Zurück auf dem Zimmer eine unschöne Überraschung. Das Zimmer ist bereits bewohnt. Oder, um es anders auszudrücken, ich habe Mitbewohner. Kleines Zimmer, ok. Kein Schrank, auch ok, braucht man für zwei Nächte nicht so dringend. Kleines und nicht sehr schönes Bad, kann ich noch mit leben. Mit meinen Mitbewohnern möchte ich aber nicht leben. Ich schreibe Muller an, ob es in Harar kein besseres Hotel gibt und liefere Fotos meines Problems mit. Muller antwortet, dies sei das beste Hotel am Ort. Ich schreibe zurück, dass ich mir dann lieber erst gar nicht die anderen vorstellen möchte. Muller regelt das aber. Am nächsten Morgen darf ich mir ein anderes Zimmer aussuchen.

  • 30. März 2019 - Harar


    Morgens, gleich nach dem Frühstück, werden meine wieder gepackten Taschen in ein anderes, viel größeres Zimmer gebracht. Der Zustand des Bades ist hier etwas besser. Sensibilisiert von gestern Abend, schaue ich jetzt genauer hin. Zumindest im Bad gibt es ein Sauberkeitsproblem. Oberflächlich sieht es sauber aus, ein zweiter Blick jedoch offenbart, in diesem Haus müsste besser geputzt werden. Den Zustand nehme ich einstweilen nur zur Kenntnis, denn meine Suche nach weiteren Bewohnern bleibt negativ. Mit dem Rest kann ich mich für den einen Tag arrangieren.


    Wir fahren in Richtung Altstadt von Harar. Auf einer Anhöhe kann man sie gut sehen und Binyam erzählt mir zuerst die Geschichte und Bedeutung der Stadt. Auch hier gilt wieder, was ich nicht verstehen kann, wird einerseits nachgefragt und zum anderen mit dem Wissen aus dem Reiseführer aufgefüllt. Darin bin ich inzwischen geübt. Harar gilt bei den Hararis als viertheiligste Stadt des Islam.


    Als nächstes geht es direkt in die Altstadt. Durch das Harar-Tor, dem neuesten der sechs Stadttore, fahren wir hinein. Sie ist UNESCO-Weltkulturerbe und wird von ihren Bewohnern Jugol genannt. Auffällig seit Bahir Dar und auch in Harar, hier fahren eine Menge blau-weißer Taxen, uralte Fahrzeuge aus den 50er Jahren und französischen Fabrikats. Restauriert würden Liebhaber in Europa sicher viel Geld dafür bezahlen. Da Djibuti als ehemalige französische Kolonie gleich nebenan liegt, erklärt sich die Herkunft der Fahrzeuge.




    Innerhalb der Stadtmauern gibt es 82 Moscheen und 102 Schreine inmitten der hier typischen Hararihäuser, die übrigens zur Fastenzeit oft einen neuen Anstrich bekommen und auch drinnen aufgehübscht werden. Die meisten Moscheen sind allerdings so klein, dass nur die männlichen Mitglieder einer Iaasim hineinpassten, ein Zusammenschluss von je 40 Haushalten zu einer Gemeinde. Die damals fünf Stadttore symbolisierten die Lage der Stadt an fünf Handelsrouten.


    Beim Durchwandern der Gassen fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Im Jugol gibt es verschiedene Märkte und Handwerksrichtungen, die sich in bestimmten Bereichen angesiedelt haben. Einen Viehmarkt, einen Buttermarkt, einen Recycling- und einen Taiwanmarkt mit Elektronikartikeln, Schmuckhändler, die Straße der Nähmaschinen und Tuchhändler, einen allgemeinen Markt mit Gewürzen und Haushaltsutensilien, einen Bereich mit kleinen Schmieden, in denen aus altem Fahrzeugstahl allerlei Werkzeuge geschmiedet werden. Eine solche Schmiede besuchen wir. Der Schmied ließ sich gegen ein kleines Trinkgeld bei seiner Arbeit filmen. Der Schmiedeofen ist ein Eigenbau. Auch eine öffentliche Mühle ist vorhanden, in der jeder sein Getreide zu Mehl verarbeiten lassen kann.



    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.











    Überall in der Stadt trifft man auf Khat. Entweder beim Verkauf oder beim Konsum oder den Auswirkungen des Konsums von Khat. An den Häuserwänden gerade in den Hauptstraßen des Jugol lagen oder saßen viele verdreckte und zerlumpte Menschen herum und kauten lethargisch Khat oder schliefen einfach auf blankem Stein.


    Auf einem der Plätze im Jugol hatte ich die Möglichkeit Gelbschnabelmilane zu füttern. Die Vögel sitzen auf den Dächern der Umgebung und warten auf die Fleischhäppchen. Binyam fragt, ob ich es selbst versuchen will. Was für eine Frage. So ein Angebot lasse ich mir doch nicht entgehen. Als Hinweis bekam ich noch gesagt, immer mit der flachen Hand füttern. Die Vögel holen sich dann die Häppchen zielsicher mit ihren Krallen, ohne die Hand zu verletzen.


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.


    Auch einer kleinen Kaffeerösterei und einem traditionellen Hararihaus statten wir einen Besuch ab. Dem Angebot von frisch gemahlenem und verpackten Hararkaffee zu 200 Birr je Kilogramm war nicht zu widerstehen. 2 kg werden mitgenommen. Im Hararihaus erklärt mir Binyam die Bedeutung der verschiedenen Sitzebenen und der Einrichtung. An oberster und bequemster Stelle sitzt immer der Hausherr. Im Haus hat jedes Teil seine historische Bedeutung. Ich erfahre etwas über die verschiedenen Baskets, jene Flechtkörbe, in denen alles Erdenkliche aufbewahrt wird. Die Wände und Regalbretter sind voll davon und symbolisieren den Wohlstand einer Familie. Einige dieser Körbe sind sehr alt und haben einen hohen ideellen aber auch materiellen Wert. Diese Baskets werden von Generation zu Generation weitergereicht. Unter einem Tuch verborgen liegt ein weiterer Schatz. Die heiligen Bücher der Bewohner. Alte Koranausgaben und andere Schriften.


    Abends werde ich ins Hotel gebracht zum Frischmachen. Gegen 20.00 Uhr holt mich Binyam umgezogen wieder ab. Ich habe Kurz gegen Lang getauscht und ein besonderes Erlebnis liegt vor mir. Hyänenfütterung. Jeden Abend werden in Harar die wildlebenden Tüpfelhyänen mit Pfiffen angelockt und mit Schlachtabfällen gefüttert. Inzwischen auch eine Attraktion für Touristen. Einer Legende nach soll dieser Brauch auf eine alte Abmachung zurückgehen. Ein Emir hatte einst eine Stadtmauer um Harar bauen lassen. Die Raubtiere soll das wütend gemacht haben. Also hätten der Emir und der Hyänenkönig einen Pakt geschlossen. Die Menschen füttern die Hyänen. Diese verschonen dafür die Menschen und ihr Vieh. Die beiden Hyänenmänner (Vater und Sohn) haben zu den Tieren ein besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut. Jede Hyäne hat ihren eigenen Namen. Erst wenn die Leithyäne - immer ein Weibchen - es erlaubt, dürfen sich die anderen Tiere des Rudels nähern. Durch besondere Einlässe kommen die Hyänen nachts in die Stadt und wieder hinaus. Sie säubern die Straßen als Gesundheitspolizei von fressbaren Abfällen.


    Wer sich traut, darf gern selbst füttern. Ein intensives Erlebnis. Ich sitze neben den Hyänenmann. Eines der Tiere nähert sich mir von links hinten. Ich schaue sie an, sie kommt näher und wir beschnüffeln uns Nase an Nase. Der Hyänenmann hält ein Leckerli über meinen Kopf. Damit lockt er sie auf meine Schultern. Da Hyänen auf der Unterseite recht nackig sind, konnte ich ihre Körperwärme an meinem Hals spüren, als sie auf meinen Schultern lag.


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.


    Was für ein Tag. Danke Binyam. Zurück im Hotel nach dem Abendessen schlafe ich beseelt ein.