Zu Besuch in Brügge

  • Moin Moin,

    diese Woche gönnte sich die kiki mal wieder eine kleine Reise.

    Brügge spukte schon lange in meinem Kopf herum und jetzt hat es endlich mit einem Besuch geklappt.

    Alte Fassaden, Bier, Weltkulturerbe und Wasser gehen immer.

    Brügge war der bedeutendste Hansekontor im Mittelalter und durch den Handel auch eine der wohlhabendsten Städte überhaupt.

    Heute verdient man sein Geld mit Tourismus. Tausende Besucher fallen jeden Tag über die Stadt her.

    Die kiki war also vorgewarnt und kapitulierte doch einige Male vor dem großen Besucherandrang.

    Das Rudel ist gnadenlos, es vereinahmt die besten Plätze, schiebt sich in Massen durch die kleinen Strassen und Brücken,

    ist die eine Besucherwelle vorbei, kommt schon die nächste daher. :o Anscheinend sprechen die sich ab...


    Trotdem hat das kleine Städtchen viel Charme. Ich will auch nicht groß rummeckern.
    Der Besuch hat sich gelohnt und die kiki ist auch nicht verdurstet.


  • Am Montag ging es frühmorgens in HB zum Bahnhof.

    Da ich die Zugfahrt nach Prag im letzten Jahr noch "gut" in Erinnerung hatte, war ich diesmal vorsichtiger

    und gönnte mir ein Ticket für die 1. Klasse.

    Umsteigen in Köln und Brüssel, am frühen Nachmittag kam ich pünktlich in Brügge an.

    Mein kleines Appartement war schon bezugsfertig. Es waren zwei kleine Hinterzimmer in einem alten Haus.

    Meine Vermieter bewohnten den Rest des Hauses, ich hab aber niemanden kennengelernt.


    Ich hatte nun noch einen halben Tag für erste Besichtigungen. Dazu mußte ich noch den Kühlschrank auffüllen.

    Einen Reiseführer hatte ich nicht, statt dessen besorgte ich mir in der Touristeninformation einen Stadtplan. Das sollte doch reichen. 8-)


    Erster Stop war die Mariabrug am St Jansspital.

    "Können sie ein wenig zur Seite gehen, wir möchten uns fotografieren"...

    "NEIN! JETZT FOTOGRAFIERE ICH!"



    Am Rozenhoedkaai war kein Durchkommen. Egal, das Licht war eh scheixxe.



    Dann lieber in Richtung Burgplatz nach oben schauen. Da läuft niemand in's Bild.


  • Ebenso unberechenbar wie das Rudel war auch das Wetter.

    Es gab einige Male eine gehörige Dusche von oben. Das sollte auch die anderen Tage so launisch bleiben.



    Die Begeisterung für die alten Fasaden ließ ich mir allerdings nicht verderben.



    Der Belfried wurde natürlich auch zielstrebig angesteuert. Kennt jemand den Film "Brügge sehen und sterben"?






    Gegen Abend würde es dann etwas gnädiger und ich fand durch Zufall auf dem Heimweg noch die Bonifaziusbrücke.


  • ..... Kennt jemand den Film "Brügge sehen und sterben"?


    Aber Jaaaa!!

    Ich mochte diesen Film (na ja, das Ende nicht so - zugegeben, manchmal wünscht man sich ein Happy-End ;) )

    Egal - vermutlich ist aber genau das auch Teil des Problems - irgendwie hat wohl jeder diesen griffigen Slogan schon mal gehört, dafür braucht man die tragikomische Ballade gar nicht gesehen zu haben - und das zieht halt dann auch nochmal Touristen an.


    Ging mir selber ja auch so - so schön, doch, musst Du auch mal hin.


    Bislang hab ich diesen Wunsch noch nicht umsetzten können, daher danke

    - daß Du schon mal ein bisschen Sehnsucht befriedigst

    - daß Du warnst, womit man zu rechnen hat O:-)


    LG

    Gusti


    Edit: muss grade schmunzeln, wenn ich an die Szene mit den - hüstel - korpulenten USA-Touris vor der Turmbesteigung denke.

    redfloyd.........................................................................................Gusti
    redfloyd.gifGusti.gif


    Heaven is where the police British, the cooks Thai, the mechanics German, the lovers Italian and it is all organised by the Swiss.
    Hell is where the cooks are British, the mechanics Thai, the lovers Swiss, the police German and it is all organised by the Italians.

  • Nachdem ich durch die leere City geschlendert war, latschte ich einfach ohne Ziel am Wasser entlang.

    Da hat mir die Stadt am besten gefallen.

    Einfach nur Wohngegend, kein Souvenierladen, keine Waffel-, Schokolade-, Bier- oder Pommesbude im Blickfeld.

    Natürlich waren auch hier Besucher vor Ort, aber es verteilte sich besser.













    Ziel waren nach vielen Umwegen die Mühlen am Stadtrand.


  • Nicht weit von meiner Unterkunft befand sich der Beginenhof.

    Beginen waren religiöse Gemeinschaften, die sich vor allem karitativen Tätigkeiten widmeten.

    Heute wohnen in dem Ensemble Benediktinerinnen und das Kloster ist öffentlich zugänglich.

    Es ist eine eher schlichte Architektur, die aber äußerst wohnlich wirkt. Klein und fein möchte man sagen.





    Die Besucher waren angehalten sich ruhig zu verhalten. Hat nicht immer funktioniert, vor allem wenn Schulklassen über das Gelände flanierten.







    Die Pferdetränke. Der Beginenhof gehört zur Standardroute aller Kutschfahrten.


  • Anschließend stöberte ich im Hanseviertel umher.



    Das Denkmal für Jan van Eyk, einem flämischen Maler, der im Mittelalter in Brügge lebte. Kunsthistoriker kennen den vielleicht.



    Die Fassade des alten Zollhauses.


  • Endgegner der heutigen Exkursion war dann der Belfried mit seinen 366 Stufen.

    Für den Turm muß man Eintritt bezahlen. 14€ kostet die Quälerei.

    Am Turm selbst kann man das Ticket aus dem Automaten ziehen, allerdings geht da nur Kartenzahlung.

    Wer bar bezahlen möchte muß zum gruuthusemuseum gehen, dort befindet sich ein großer Schalter,

    wo man für alle Sehenswürdigkeiten in Brügge die Eintrittskarten erwerben kann.


    Für den Belfried muß man auch ein Zeitfenster wählen, da nur eine bestimmte Anzahl Leute gleichzeitig den Turm besteigen dürfen.

    Die Gänge sind steil und sehr, sehr eng. Wer auf dem Weg nach oben ist, muß notfalls Platz machen.

    Mit Zurufen ging das eigentlich ganz gut.


    Als die kiki endlich oben war, startete zufällig auch wieder das Glockenspiel und sie mußte sich erst einmal die Ohren zuhalten. :o







    Der Rozenhoedkaai von oben



    Die Einkaufsmeile



    Danach schlich ich nach einem langen Tag zurück in meine kleine Behausung. Stadtbesichtigungen sind echt anstrengend.

  • Am nächsten Tag wollte ich mal etwas anderes sehen als Backstein, Kopfsteinpflaster, Pferdekutschen und Besuchermassen.

    Mit dem Zug ist man in 20min an der Nordsee. Ich hatte mir den Ort Knokke ausgeguckt. Das Ticket kostet 7,80 und ist den ganzen Tag gültig.


    Knokke selber ist eine Bettenburg, wie man sie eher vermeiden möchte. Aber der Strand ist groß und weit. :thumbup:





    Die Strandbars waren fast alle dicht. Die Saison scheint vorbei zu sein und man mottet die Küstenmöbel so langsam wieder ein.



    Statt Strandkörben scheint es hier so kleine niedliche Strandhütten für die Besucher zu geben. Das würde mir auch gefallen.



    Die Promenade schien endlos, als ich endlich die Bettenburgen hinter mir gelassen hatte, gab es nur noch Strand und Dünen. Schön!



    Es gab einen kleinen Dünenpfad, generell kann man in der Dünenlandschaft einige Wege erkunden.

    Dann empfielt sich aber eher ein Fahrrad.

    Ab der Mole waren die Dünen dann für weiter Exkursionen gesperrt. Dafür gab es dann einen langen, breiten Sandstrand.





    In der Ferne konnte ich Gastronomie entdecken. Hier befand sich auch die Grenze zu Holland. Kurz vor meinem Ziel mußte ich leider feststellen, daß die Strandbude für mich unerreichbar bleiben sollte, da ein kleiner Fluß den Strand teilte.

    Schön blöd, hätte vielleicht bei Maps genauer schauen sollen. :ops:

  • Auf dem Rückweg zum Bahnhof sammelte ich noch ein paar kleine Eindrücke.

    So richtig dolle fand ich den Ort allerdings nicht. Aber der Strand... der war schon richtig klasse.





    Eine kleine Erinnerung, wie der ganze Ort wohl früher ausgesehen hat. Gefällt mir definitiv besser.


  • Der letzte Tag. Programm hatte ich nicht mehr. Wollte mich einfach treiben lassen und das wurde auch wortwörtlich umgesetzt.

    Allerdings nicht so wie ich mir das gedacht hatte.

    Kurz nachdem ich von meiner Behausung um die Ecke bog empfing mich ein riesiges Rudel Kreuzfahrer.

    Wo kommen die jetzt her? :shock:

    Die nächsten Stunden wurde ich also zur Seite gedrängt. Also gab es nur Eindrücke am Rand.

    Hätte ich mir vielleicht erst mal etwas einschenken sollen?







    Vorbei an der Heilig Blut Basilika



    Erst mal an die Fressbude. Später stehen die Leute hier Schlange....



    Ein Wetterumschwung kündigte sich an. Ob ich jetzt vielleicht etwas mehr Freiraum bekomme?



    Nein, das Rudel blieb wasserfest.




  • Am späten Nachmittag wurde es ruhiger.

    Der Platz des Gruuthusemuseums war wie leergefegt.



    Die Bonifaziusbrücke hatte den Selfieansturm auch überstanden.



    Als es nach dem Abendbrot endlich mal trocken blieb, bin ich mit dem Stativ vor die Türe gegangen.




    Das soll es aus Brügge gewesen sein. Am nächsten Tag fuhr ich mit meinem 1.Klasse Ticket wieder nach Hause.

    Im Wagon gibt es Einzelsitze, das fand ich sehr angenehm. Das Gedränge bei den Zwischenhalten hält sich auch in Grenzen und ich war fast pünktlich

    wieder in der Heimat. So genervt ich an einigen Stellen auch war, Brügge ist einfach toll.

    Man kann sich seine Besucher nicht aussuchen.

    Ich werde mir auch in naher Zukunft einen Reiseführer über Belgien kaufen. Ich glaube, da gibt es viel zu entdecken.


    Danke für's Mitreisen und LG

    kiki

  • Wie schön, einen Reisebericht über Brügge. Bin schon mehrmals dort gewesen, meist im Begleitung von Menschen, die ich die Stadt auch zeigen wollte, weil sie uns sehr gefällt. Erstmals war ich 2003 dort, dann noch 3-4 mal mit Abständen, das letzte mal war aber bestimmt schon etliche Jahre her und es scheint sich nicht viel geändert zu haben. Auch 2003 war der Besucherandrang schon relativ hoch.


    Knokke-Heist habe ich auch 2003 besucht bzw. die ganze Küste Belgiens, an einem Tag im Winter... Beeindrückend fand ich nichts, aber die breiten Strände gefallen mir sehr.

  • Brügge ist natürlich einer dieser Hot Spots in Europa, wo man immer mit großen Rudeln rechnen muß.

    Es ist ja auch wirklich sehr sehenswert und so kann man auch verstehen, warum sich dort tagtäglich die Besucher durch die Gassen schieben.

    Ich bin von Haus aus eher eine der Geduldigen und muß nicht ständig auf Power Sightseeing gehen.

    Aber an manchen Stellen war ich dann doch etwas gereizt.

    Da blockierte den Durchgang zum Innenhof unter dem Belfried eine Gruppe Touristen die sich gegenseitig in die Tüten guckten und abcheckten was man so alles im Tourishop dort erworben hatte. Man konnte sich nur unter größtem Geschiebe neben den Leuten seinen Weg zum Innenhof freidrängeln.

    Ich weiß nicht, wie oft ich angerempelt wurde, weil die Leute so dermaßen mit sich selbst beschäftigt waren und die Umgebung völlig ignoriert hatten.

    Es gibt ja tatsächlich auch Menschen, die dort wohnen und arbeiten und für den Arbeitsweg das Fahrrad nutzen. Mache ich übrigens in meiner Heimat auch. Diese stumpfe Drauflosrennen vieler Besucher zwang die Fahrradfahrer diverse Male zu einer Vollbremsung. Es gab aber auch einige, die hielten genervt voll drauf und dann knallte es. Viel Geschimpfe und Empörung, aber ich kann das Verhalten schon nachvollziehen.

    Kann man nicht einfach mal nach links und rechts schauen, bevor man drauflos schlendert?

    Ich fahre gerne Fahrrad, aber in Brügge hab ich drauf verzichtet.