Was bedeutet für euch Luxus?

  • Ein wenig inspiriert von dem was bedeutet für euch Heimat Thread.

    Kurze Vorgeschichte, diese Woche habe ich Spätdienst auf der Intensivstation, ich arbeite von 15 bis 23 Uhr.

    Für mich (uns) sind diese Phasen nicht ganz so toll, weil wir uns mit etwas Glück 2 bis 3 Stunden am Tag sehen. Morgens eine Stunde, wenn wir aufstehen bevor Simeon losmuss, mit etwas Glück eine Stunde auf der Arbeit (wenn wir auf derselben Station arbeiten) sein Dienst geht von 8:40 bis 16:40 und wenn ich pünktlich rauskomme vielleicht noch so eine halbe Stunde, abends wenn ich pünktlich rauskomme, aber oft genug komme ich nicht pünktlich raus und kann dann nur noch leise zu ihm ins Bett schlüpfen und hoffen, dass er nicht wach wird.


    Es hat aber manchmal auch gute Seiten. Montag hatte er frei (da am Wochenende gearbeitet). Und wir sind dann montags morgen zusammen durch die Stadt geschlendert und ich liebe das einfach unter der Woche, wenn eigentlich alle Arbeiten durch die Innenstadt zu laufen und so den Puls der Stadt etwas zu fühlen. Als wir an der riesigen Schlange vorm Testzentrum vorbeigelaufen sind haben wir zu uns gesagt was für ein Luxus und Privileg wir durch unsere Berufe haben das wir einmal die Woche von unserem Arbeitgeber aus getestet werden.

    Heute Morgen bin ich recht früh wach geworden und gerade wenn ich Spätdienst habe freue ich mich immer ein wenig vor ihm wach zu werden, dann kann ich mich an in Kuscheln und das einfach genießen, bis sein Wecker klingelt. Und während ich heute Morgen so da lag und auf die Uhr geschaut habe um herauszufinden wie lange ich denn diesen Zustand noch genießen kann bis der Wecker das beendet. Habe ich mich gefragt, ob nicht Zeit das ultimative Luxusgut ist. Zeit und wie und mit wem wir diese Verbringen.

    Und ohne Wecker aufwachen zu können. ^^

    Was mich zur Frage im Titel bringt, was ist für euch Luxus?

  • Wir hatten vor einigen Jahren mal solch ein Thema hier, es ging zwar um Luxusreisen, aber es gab auch die ein oder andere Sichtweise auf die Interpretation von Luxus:


    Damals schrieb ich:



    ja, das kommt immer auf die Sichtweise an. Eine sündhaft teure Uhr, Parfüm, das teure neue Auto, die Zweitwohnung, Urlaub in teuren Hotels, Flugtickets in der First Class, Butlerservice...


    Wenn ich in Rumänien bin, dann ist für mich Luxus, ein Dach über dem Kopf zu haben, genügend Holz zum Heizen, jeden Tag etwas essen zu können, Wasser aus der Leitung zu holen und nicht zum Brunnen gehen müssen etc. Da werden ganz normale Wünsche als Luxus empfunden.


    Gestern habe ich gerade eine neue Buntseite von unserer Rumänienhilfe ins Netz gestellt, da ging es auch um Luxus, den Luxus eine würdige Unterkunft zu haben:

    Projekt: Ein würdiges Zuhause für bitter arme rumänische Familien


    Ich freue mich jetzt schon auf die Reise im November, denn dieses Jahr werde ich in jedem Fall wieder hinfliegen und helfen. :)


    Viele Grüße
    Petra

  • Ganz allgemein würde ich sagen: das, was man für erstrebenswert empfindet und nicht oder - nach eigener Meinung - zu wenig hat und das man sich nicht einfach besorgen kann.


    Ninka empfindet Zeit als Luxus. Der alte, gebrechliche, gut betuchte Herr würde es sicher eher als Luxus empfinden, sich wieder alleine und ohne Hilfe in seinem Haus bewegen zu können. Und jemand, der in Afrika kilometerweise unterwegs ist, um an Wasser zu kommen, würde einen Ziehbrunnen im Dorf als reinsten Luxus bezeichnen.


    Somit ist Luxus immer subjektiv - und kann (und wird sich) auch im Laufe des Lebens ändern...

    Einmal im Jahr solltest du einen Ort besuchen, an dem du noch nie warst.

    (Dalai Lama)

  • Ja, Zeit ist wirklich das größte Luxusgut, nichts sorgt mehr für schöne wie die Zeit die man mit Freunden verbracht hat.


    Ansonsten ist Luxus für mich vor allem auch die Tatsache dass ich meinen Alltag und meine Hobbys ohne große Einschränkungen verrichten kann.

    Das ich mir Sachen kaufen kann ohne dass ich darüber Nachdenken muss ob ich mir das jetzt leisten kann. Wie etwa wenn zum Beispiel, mein Handy oder Fahrrad morgen kaputt gehen würden könnte ich mir sofort ein neues kaufen ohne dass das bedeutet das ich mich wochenlang von Dosen Ravioli ernähren muss.



    Ich verstehe was du meinst.

    Luxus oder was man als solchen empfindet richtet sich natürlich auch immer nach den äußeren Umständen. Die Frage ist ob man da überhaupt von Luxus sprechen kann wenn es um etwas geht was man eigentlich als Grundbedürfnis ansieht.

    Also etwas wo man jetzt sagen würde das jeder Mensch auf unserem Planeten dazu Zugang haben sollte. Dach übern Kopf, sauberes Wasser und Sanitäranlagen, Strom und Möglichkeit wenn's kalt ist zu Heizen, Zugang zu Bildung.


    Auch in den Ärmsten Ländern der Welt gibt es ja Reiche Menschen die sich alle möglichen Luxus Artikel leisten können.

    Für den größten teil der Bevölkerung sind aber nicht mal einfachste Sachen wie der Zugang zu sauberem Trinkwasser selbstverständlich.


    Die oben beschriebenen Sachen haben wir in Deutschland ja alle (ist nicht alles perfekt aber der größte teil der Bevölkerung in Deutschland hat dass alles oder zumindest das meiste davon.)

    Daher suchen viele von uns sich dann andere Sachen die sie für besonders Erstrebenswert halten und dass ist dann das was wir unter Luxus verstehen.


    Was dass dann ist, ist natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

  • Ganz allgemein würde ich sagen: das, was man für erstrebenswert empfindet und nicht oder - nach eigener Meinung - zu wenig hat und das man sich nicht einfach besorgen kann.


    Ninka empfindet Zeit als Luxus. Der alte, gebrechliche, gut betuchte Herr würde es sicher eher als Luxus empfinden, sich wieder alleine und ohne Hilfe in seinem Haus bewegen zu können. Und jemand, der in Afrika kilometerweise unterwegs ist, um an Wasser zu kommen, würde einen Ziehbrunnen im Dorf als reinsten Luxus bezeichnen.


    Somit ist Luxus immer subjektiv - und kann (und wird sich) auch im Laufe des Lebens ändern...

    Hallo Joe,

    Natürlich ist Luxus immer subjektiv (und kann sich auch ändern). Wie viele andere Sachen ja auch (Schönheit/Attraktivität zum Beispiel, selbst Intelligenz ist eigentlich viel komplexer als die Vorstellung die wir in der Regel davon haben).

    Luxus sind so gesehen für mich viele Sachen, dass ich seit Januar durchgeimpft bin zum Beispiel (und mein Freund auch) denn dadurch wird einiges für uns sehr viel unkomplizierter.
    Auch das wir jede Woche getestet werden ist ein Luxus für mich.

    Aber auch, das mein Freund kocht und überhaupt sehr viel im Haushalt macht (und viele auch selber sieht).

    Dass ich in der Innenstadt wohnen kann und somit im Alltag kein Auto brauche, ist für mich auch Luxus.

    Während für jemand anderen wahrscheinlich das Auto Luxus ist.

    Und natürlich kann sich das auch ändern, wenn wir in 10 Jahren vielleicht 2 Kinder haben sind natürlich unsere Prioritäten ganz anders als sie jetzt sind.

    Was aber Zeit angeht und warum Zeit für mich das ultimative Luxusgut ist, ist Folgendes jeder von uns hat nur so und so viel Zeit im Leben.

    Und deine beiden Beispiele haben ja auch einen Zeitfaktor.

    Der alte, gebrechliche, gut betuchte Herr, der sich wieder ohne Hilfe in seinem Haus bewegen möchte. Der konnte das ja eine ganze Zeit lang, jetzt kann er es nicht mehr, all sein Geld, das er hat, hilft ihm da wenig, egal wie viel es ist, er kann sich davon nicht eine einzige Sekunde Zeit erkaufen, die er länger in den gewünschten Zustand verbringen kann. Also klar kann man jetzt argumentieren mehr Geld, bessere medizinische Versorgung, bessere Möglichkeiten, er könnte sich sein Haus komplett behinderten Gerecht umbauen lassen, das könnte jemand mit weniger Geld nicht. Aber über kurz oder lang läuft es doch darauf hinaus, das ist der natürliche Lauf der Dinge, irgendwann verlieren wir an Mobilität und Selbständigkeit.

    Und jetzt ist die Frage was bereut der Mann? Dass er sich nicht mehr in seiner Wohnung bewegen kann oder dass er die Zeit, die er zur Verfügung hatte, die Zeit als er das konnte, nicht voll ausgenutzt hat.

    Die Person in Afrika ebenfalls, was die Person, dadurch dass sie jeden Tag mehre Kilometer unterwegs ist, um an eine saubere Wasserquelle zu kommen, verliert sie Zeit, Zeit die sie für etwas anderes nutzen könnte. Etwa zum Lernen, Arbeiten, Haus bauen, oder auch um Gar nichts zu tun und nur zu chillen.


    Hallo Petra,

    Gut in dem verlinkten Thread ging es ja spezifisch um materiellen Luxus. Das wäre bei mir dann glaube ich schon wirklich meine Wohnung in der Innenstadt. Zum einen, weil ich das halt, schon so ein bisschen brauche für mein Seelenheil, zum anderen, weil wir dadurch wirklich so ziemlich alles wo wir hinmüssen (Arbeit, Bahnhof, Supermarkt, etc.) mit Fahrrad oder Öffis erreichen können.

    Muss mir morgen mal den ganzen Thread in Ruhe durchlesen.

    Coole Sache mit Rumänien.

    Simeon und ich haben die letzten zwei Jahre, einer bekannten von Ver.di an unseren freien Tagen während der Erntezeit immer Infomaterial, Kalender etc. an rumänische und georgische Erntehelfer verteilt.
    Obwohl wir uns manchmal auch gefragt haben, ob das wirklich was bewirkt, während der Pandemie ist ja aber die Verhandlungsposition der Arbeiter zumindest minimal stärker.
    Was es auch wert ist, wir Essen seitdem wir zum ersten Mal mit Erntehelfern gesprochen haben, nur noch Spargel den wir selber gestochen haben.

  • Hi ninka, eine interessante Frage. Wie andere hier bereits schrieben, ist Luxus etwas sehr Subjektives. Ich möchte deshalb auf die Maslowsche Bedürfnispyramide abstellen, dahingehend jemand vielleicht etwas nicht oder noch nicht Zugängliches aus der/den nächsthöheren Ebene(n) als Luxus betrachten könnte. Leider gibt es auf der Welt noch zu viele Gegenden, wo die Menschen noch nicht einmal die unterste Ebene erreichen. Ich bin Nachrichtenschauer und Reisender und bekomme daher mit, wie es in anderen Teilen der Welt zugeht.


    Für mich bedeutet rein subjektiv Luxus, hier in Europa und speziell in Deutschland in einer Gesellschaft leben zu dürfen, in der seit Jahrzehnten Frieden herrscht, in der demokratische Prinzipien sowie Recht und Gesetz gelten und wo man mit seiner Familie in Freiheit, Sicherheit und Stabilität leben kann. Ja, das ist für mich ein Luxus, der nicht automatisch gottgegeben und selbstverständlich ist. Unsere Altvorderen haben lange dafür gerungen und viele Opfer wurden dargebracht, damit wir hier heute so leben können, wie wir leben und ich bin dankbar dafür. Vieles, was hier bei uns benörgelt wird, kann man als Luxusprobleme bezeichnen, wenn man Vergleiche (s.o.) zieht. Und ja, auch Zeit und Gesundheit sind ein Luxus, der wertzuschätzen zu wäre. Alles Materielle, was man gemeinhin als Luxus betrachten kann, steht bei mir weit weit hinten.

  • Hi ninka, eine interessante Frage. Wie andere hier bereits schrieben, ist Luxus etwas sehr Subjektives. Ich möchte deshalb auf die Maslowsche Bedürfnispyramide abstellen, dahingehend jemand vielleicht etwas nicht oder noch nicht Zugängliches aus der/den nächsthöheren Ebene(n) als Luxus betrachten könnte. Leider gibt es auf der Welt noch zu viele Gegenden, wo die Menschen noch nicht einmal die unterste Ebene erreichen. Ich bin Nachrichtenschauer und Reisender und bekomme daher mit, wie es in anderen Teilen der Welt zugeht.


    Für mich bedeutet rein subjektiv Luxus, hier in Europa und speziell in Deutschland in einer Gesellschaft leben zu dürfen, in der seit Jahrzehnten Frieden herrscht, in der demokratische Prinzipien sowie Recht und Gesetz gelten und wo man mit seiner Familie in Freiheit, Sicherheit und Stabilität leben kann. Ja, das ist für mich ein Luxus, der nicht automatisch gottgegeben und selbstverständlich ist. Unsere Altvorderen haben lange dafür gerungen und viele Opfer wurden dargebracht, damit wir hier heute so leben können, wie wir leben und ich bin dankbar dafür. Vieles, was hier bei uns benörgelt wird, kann man als Luxusprobleme bezeichnen, wenn man Vergleiche (s.o.) zieht. Und ja, auch Zeit und Gesundheit sind ein Luxus, der wertzuschätzen zu wäre. Alles Materielle, was man gemeinhin als Luxus betrachten kann, steht bei mir weit weit hinten.


    Hallo felix,


    Ja, wie auch schon gesagt, Luxus ist immer subjektiv aufs Individuum bezogen, auf die Gesellschaft bezogen ist Luxus, in unserer Gesellschaft, ganz oft vor allem Materiell und egozentrisch.
    Das ist auch für mich der größte Kritikpunkt an Maslows Bedürfnispyramide, die Ansichten sind doch sehr von unserem westlich, industriellem Wohlstands- und Statusdenken geprägt.
    Denn im Grunde ist so gut wie alles Luxus was wir hier in Deutschland haben oder machen. Auto fahren, Reisen, Bücher und Magazine lesen, ins Restaurant essen gehen, Filme gucken, etc. etc.

    Über die Hälfe von allen Sachen die wir Herstellen von Lebensmitteln über elektronische Geräte, Kleidung, Autos werden nie gekauft, sondern landen am Ende auf den Müll, dieser Überschuss ist ein Luxus den wir uns gönnen, um die Preise stabil zu halten.
    Und wie du sagst, ist es leider, hat die absolute Mehrheit der Bevölkerung auf diesem Planeten, nach unseren Maßstäben, überhaupt keinen Luxus, sie haben nicht einmal, dass was für uns so selbstverständlich ist dass wir es nicht mal merken, dass wir es haben (erst dann, wenn es mal nicht mehr da ist).

    Materielle dinge kommen bei mir auch ganz weit hinten, da habe ich mir auch nie was daraus gemacht. Eigentlich brauche ich diese ganze Lebensweise nicht, hatte da mal mit Hitchhiker/Simeon ein Gespräch, bei dem wir am Ende auf den Schluss kamen, das wir beide wunderbar die ganze Zeit Bäume pflanzen und nackig durch den Wald rennen könnten und es würde uns gefühlt an nichts fehlen. Problem ist halt geht in Deutschland so schwer, weil das Leben hier nun mal so viel kostet. Und somit habe ich eine Menge Luxus in meinem Leben die es mir erlauben in unserer Gesellschaft doch ziemlich gut zurechtzukommen. Ein Beruf, der mir Spaß macht und bei dem ich genug Geld verdiene, dass ich mir nebenbei noch Träume verwirklichen kann und am Ende noch was übrig bleibt, Eltern, die mich immer Unterstützt haben, eine Schwester zu der ich ein super Verhältnis habe, Freunde, Beziehung, Wohnort, etc. Denn das sind ja die Sachen, die es mir ermöglichen, andere Sachen zu machen die unheimlich viel zu meinem Seelenheil beitragen. Reisen, auf Demos gehen, auf kulturelle Veranstaltungen gehen, etc.

    Das sind halt Sachen, die schon irgendwo alles Luxus sind, welche ich die meiste Zeit als selbstverständlich sehe, aber wenn davon was fehlt, dann fehlt das schon. Nie hab ich das mehr gemerkt während des letzten Lockdowns letztes Jahr im Herbst/Winter, ich hab auf der Covid Intensivstation gearbeitet und all die Sachen die ich gerne mache (Kino, Tanzen, Lesungen) gab es nicht. Ohne Simeon wäre ich glaube ich durchgedreht.

    Natürlich gibt es noch ein paar essenzielle Sachen, vor allem technische die ich nicht dauerhaft missen möchte, Handy, Laptop, Fahrrad. Aber da ist es schon so, dass das für mich eben Gebrauchsgegenstände sind und keine Statussymbole. Mein Handy ist vier Jahre alt, mein Laptop glaube ich sieben. Ich kann aber auch mal ohne sein für ein paar Wochen.