HDR-Bilder - Diskussions-Thread *neu*

  • Hallo,
    da zum Reisen auch das Fotografieren dazu gehört und das Reise-Forum schon zum halben Foto-forum manchmal wird, wollte ich mal das Thema HDR aufschlagen.


    Ich habe es im letzten Urlaub das erste Mal aktiv benutzt und wollte mal nach EUREN eigenen Erfahrungen fragen.
    Mit Erhard haben wir das Thema auch schon des öfteren diskutiert.


    Equipment:
    Ich benutze eine Samsung NX10-Kamera mit einer Belichtungsreihen-Funktion und einen Stativ.
    Eingestellt habe ich +-2Blenden.

    Programme:

    Zum Anfang habe ich auch Photomatix getestet, was mir aber keine brauchbaren Ergebnisse geliefert hat. Die Bilder kamen immer unscharf oder irgendwie "weichgezeichnet" raus.
    Das Traumflieger DRI-Programm habe ich auch getestet. Es war aber von der Handhabung zu umständlich und die Ergebnisse waren im Vergleich zu easyHDR deutlich schlechter. (subjektiver Eindruck)
    Als Bearbeitungsprogramm benutze ich nun easyHDR. Mit den Ergebnissen von easyHDR bin ich sehr zufrieden. Die Bedienung ist auch einfach und verständlich zumal das Programm auch auf Deutsch existiert. Ich brauche ca. 2min zum Erzeugen des HDR-Bildes inkl. Ausrichten und danach ca. 2-5min für das Tonemapping. Zum Anfang empfiehlt es sich ein wenig mit dem Tonemapping-Parametern zu spielen um ein Gefühl für die Auswirkung der einzelenen Einstellungen zu bekommen.
    Wenn man dass aber einmal drauf hat geht es recht einfach. Das Interessante dabei ist, dass man so ganz unterschiedliche Bildbereiche betonen kann und teilweise ganz surreale Bilder erzeugen kann.



    Zur Diskussion:

    Erstellt ihr HDR-Bilder?
    Welches Equipment benutzt ihr? Besondere Kameraeinstellungen (+-1Blende / +-2Blenden / +-3Blenden ?)
    Welche Programme benutzt ihr? Welche Erfahrungen habt ihr bisher gemacht?
    Habt ihr besondere Vorlieben bezüglich der verwendeten Algorithmen?

    Habt ihr besondere Tips welche ihr dem Forum nicht vorenthalten wollt?



    BITTE DIESEN THREAD NUR ZUM DISKUTIEREN NEHMEN.



    Für Bilder-Upload habe ich einen zweiten Thread erstellt.
    Link --> http://www.vivien-und-erhard.d…ts&fid=64&tid=4863&site=1


    So und nun viel Spaß beim Diskutieren.


    Gruß Bigtrade
    :)

  • Hier mal ein Beispiel


    Und für alle die noch keine Erfahrung mit HDR-Bildern gesammelt haben hier eine kurze Erklärung.
    Man macht mindestens 2, besser 3 oder mehr Bilder des identischen Bildausschnitts.
    Unbedingt ein Stativ hierzu verwenden sonst wird das Ergebnis wahrscheinlich unscharf.
    Die meisten etwas besseren Kameras haben hierzu schon die Funktion Belichtungsreihe.
    Hierbei macht die Kamera mit den völlig identischen Einstellungen 3bilder und variiert hierbei nur die Blende.
    Meist ein normales Bild und jeweils ein Bild mit +- 2Blenden.


    Daraus kann man mit einem speziellen Programm ein HDR-Bild berechnen lassen, wobei das Programm aus jedem der 3Bilder die am besten belichteten Bereich (im Vergleich zu den anderen Bildern) auswählt.
    Hierzu gibt es verschiedene Algorithmen (Verfahren) die angewendet werden. z.Bsp HDR, Merging, Fusion, Stacking
    Anschließend muss ein Tonemapping durchführen um das Bild wieder in ein Format (Farbumfang) runterzuskalieren welches ein Monitor auch darstellen kann.
    Beim Tonemapping gibt es viele Parameter die man einstellen kann welche das Ergebnis auch stark beeinflussen können.


    Ich habe mal ein Beispiel zur Verdeutlichung ausgewählt.


    Erst die 3 mit der Kamera aufgenommenen Bilder (Belichtungsreihe).


    Danach 3 mit unterschiedlichen Algorithmen bearbeitete HDR-Bilder.


    Gruß bigtrade

  • Hi Bigtrade,


    wirklich interessant. Ich habe es schon mal für ein Bild probiert, aber noch nicht wirklich umgesetzt. Außer Gimp kenne ich im Moment kein Programm, was dies unter Linux erledigen könnte und was relativ einfach zu bedienen wäre. Ich habe aber auch noch nicht wirklich geguckt. Es ist schon sehr interessant, was man damit alles machen kann. Ich persönlich meine das bei Deinen Bildern die Farben vielleicht ein bissl zu knackig sind. Wie Du schon schreibst kommen teils surreale Effekte bei rum. Könntest Du das Bild mit dem Bungi (dein 1.) mal mit etwas vorsichtigeren Farben erzeugen und mal schauen wie es dann aussieht?

    v.Grüße Axel aka blaufotograph

  • Hallo,


    also ich betreibe die HDR-Fotografie seit langer Zeit und denke, dass ich in den letzten Jahren durch rund ein dutzend Bücher, durch die Diskussion mit Gleichgesinnten und natürlich durch praktische Anwendung ein gerüttelt Maß an Erfahrung gesammelt habe.


    Generell muss man sagen, dass in den Jahren 2007 bis 2009 die HDR Technik einen gewissen Hype erlebt hat - eben weil man mit digitalen Kameras sehr leicht passende Belichtungsreihen erstellen kann und das HDR-Resultat durch die entsprechenden Tools nur ein paar Mausklicks entfernt war. Das Ergebnis war, dass jeder ... wirklich jeder sich berufen fühlte HDR-Bilder herzustellen und wild an den Knöpfen der HDR-Tools drehte mit wirklich schlimmen Auswirkungen. Nach meinen Beobachtungen kann man 95 bis 98% der im Web auffindbaren HDR-Werke getrost in die Tonne kloppen, weil die Macher überhaupt keine Ahnung haben, was sie da fotografisch anrichten.


    In diesem Thread wurde blieb bisher eine Frage unbeantwortet: Welchen Grund gibt es HDR-Aufnahmen zu machen? Digitalkameras können nur einen kleinen Teil der in der Realität vorkommenden Helligkeitswerte (=> Luminanzwerte) abbilden. Formal (für die Physiker unter uns ;) ) wird dies beschrieben durch den sog. Dynamikbereich. Dies ist der Quotient aus dem größten und dem kleinsten gleichzeitig darstellbaren Kontrast. Der größte Kontrast ist definiert durch den Umstand, dass irgendwann ein Bildteil komplett weiß ist und nicht mehr Bilddetails differenziert werden können, wenn das Licht zu hell war. Der kleinste Kontrast stellt sich ein, wenn Bilddetails irgendwann im Bildrauschen untergehen und von diesem nicht mehr unterscheidbar sind. Je nach Berechnungsverfahren können moderne Digitalkameras etwa eine darstellbaren Dynamikumfang von 7 bis 10 "Belichtungsstufen" (gerne auch "Blendenstufen" oder Exposure Value" oder abgekürzt EV genannt) erreichen. In der realen Welt kommen aber Motivdynamiken von bis zu 20 EV, also das (2^20 / 2^10 = ) 1000fache dessen, was die Kamera aufnehmen kann. Und hier setzt nun die HDR-Technik an. Es werden mehrere Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung aufgenommen, und anschließend werden von den Bildern diejenigen Bereiche "geschickt" zu einem neuen Bild verrechnet, die einen Beitrag ohne Über- und Unterbelichtung liefern.


    Wofür kann man das nutzen? Wer von uns kennt nicht das Problem, dass gerne mal der Himmel völlig weiß wird, weil die Landschaft richtig belichtet wurde, oder dass bildwichtige Teile im Schatten völlig absaufen, wiel die Belichtunsautomatik sich andere Moitivteile ausgewählt hat? HDR kann hier helfen. die hohe Dynamik des Motivs wird reduziert auf die geringe Dynamik, die ein Monitor oder ein Ausdruck darstellen kann.


    Wie oben schon mal angedeutet wurde, wird die HDR-Technik teilweise sehr "kreativ" eingesetzt. Im Grund gibt es zwei Kategorien von HDR-Bilder. Kategorie 1, die "realistischen HDR-Bilder", die eben versuchen die Dynmaik des Motivs so auf das Papier zu transportieren, dass die Bildwirkung sehr nahe an der Erinnerung ist und Kategorie 2, die "hyperrealen HDR-Bilder", deren Fokus auf Verfremdung, Übertreibung, übersatte Farben, Haloeffekte an Kontrastkanten liegt.


    Viele Grüße
    HaPe

  • Hallo HaPeRieger,
    vielen Dank für deine Super Erklärung des technischen Hintergrunds. :D
    Kannst du vielleicht nochmal schildern, welche Software du benutzt und ob du bestimmt Algorithmen bevorzugst.
    Hast du schon bestimmte Programme benutzt die aus deiner Sicht nicht zu empfehlen sind?



    Hallo blaufotograph
    das mit den Farben kann man mit jedem beliebigen Bildbearbeitungsprogramm anpassen.
    Im Großformat fand ich die Farben jetzt garnicht so überdreht. Farben hängen ja auch immer ein bissl auch von den Monitoreinstellungen ab.
    Die surrealen Effekte bezog ich vorallem auf extreme lokale Kontraste, die das Bild dann schon teilweise wie "gemalt" bzw. "comic-mäßig" aussehen lassen. O:-)


    Gruß Bigtrade


    PS: mal schauen wer sich noch traut mal paar eigene Kreationen online zustellen. 8-) :roll:

  • Hallo,


    Tools habe ich in der Anfangszeit viele ausprobiert, hängen geblieben bin ich dann bei Photomatix Pro bzw. PTGui Pro für HDR-Panoramen ... wobei diese nicht notwendigerweise in einem HDR-Panorama Tool erstellt werden mussen. Unschärfeprobleme habe ich in Photomatix Pro nicht festgestellt. Wenn allerdings die Belichtungsreihe ungünstig gewählt wird (zu kleine Abstände in der Belichtungsreihe ... 1 EV oder noch weniger) dann neigen viele Tools zu einer gewissen Unschärfe.


    Algorithmen. Hm schwierig. Gerade in der Anfangszeit waren die verwendeten Algorithmen in den Tools nicht wirklich vergleichbar. Inzwischen gibts viel Literatur zu dem Thema und man kann sich wenigstens einlesen, was unter "Microkontrast" und "Sigma" zu verstehen ist. Letztendlich habe ich keine "Lieblings-Schieberegler", sonder versuche einfach die verschiedenen Techniken passend für verschiedene Anwendungsfälle einzusetzen. Beispiel: Einer alten Fotografenweisheit zu folge macht man ja bekanntlich die besten Nachtbilder nicht in der Nacht, sondern in der Dämmerung. Das ist der Zeitraum, in dem der ambitionierte Amateur immer schlechte Laune hat, weil immer gerade mal 10 Minuten lang (in den Tropen gerne noch weniger) das Licht passt und dann ist es ganz duster. Verwendet man nun bei einem wirklich schwarzen Nachthimmel ein HDR-Tool (also mit einer HDR-Datei als Zwischenschritt) dann neigen die Algorithmen dazu, den schwarzen Himmel so hochzuziehen, dass das Bildrauschen unangenehm auffällt und das kann man ihnen nur sehr schwer abgewöhnen. Bei wirklich schwarzem Himmel leistet der Exposure Blending Algorithmus in der Regel bessere Dienste als die lokalen und globalen Filter der klassischen HDR-Tools. Und so muss man sich eben heran tasten. Was man wofür am besten nimmt.


    Mein Geheimtipp in der HDR-Bearbeitung schlechthin ... den ich tatsächlich so noch nirgendwo gelesen habe (mal sehen, ob er die Runde macht, wenn ich ihn hier veröffentliche) ist einfach aber sehr wirkungsvoll, kostet aber etwas Zeit: Das fertige Bild nach dem Tonemapping lade ich gerne in Photoshop und lege das originale Bild aus der Belichtungsreihe mit der mittleren (= der "richtigen" ) Belichtung als Ebene darüber. Dann bekommt es eine Ebenenmaske und es werden nur diejenigen Bereiche transparent frei gemalt, die tatsächlich den HDR-Effekt haben sollen. Dabei wird mit weichen Kanten und unterschiedlichen Deckungsgraden gearbeitet, damit der Effekt wirklich sehr behutsam und selektiv greift. Mit meinem Grafiktablett geht das natürlich sehr viel einfacher als mit einer Computermaus, da hier über den Druck des Stiftes sehr schnell der Radius und Deckungsgrad der Freistellung variiert werden kann.
    Warum der Aufwand? HDR hat auch einige gravierende Nachteile. Es ist ganz erstaunlich, wie viele Hebel das Auge und der Kopf zur Verfügung hat um räumliche Bilder zu sehen. Es ist dies das stereoskopische Sehen mit den beiden Augen, aber auch Bewegungen, die Erfahrung wie groß bestimmte Dinge sind und wie sich ihre Größe bei Bewegung verändern, stürzende Linien, die Zunahme des Dunstes in Richtung des Horizontes und vieles, vieles mehr. Erstaunlicherweise erwartet das Auge auch Schatten, wo offensichtlich Schatten sein muss. Ist er da nicht, weil die Luminanz durch den HDR-Algorithmus nach oben gezogen wurde, gewinnt das Bild zwar an Datails, aber es verliert an Tiefe. Es wird flach. Gerade bei Naturaufnahmen ist das extrem zu sehen, bei denen z. B. Blätter offensichtlich komplett schwarz sein müssen, damit man durch sie die Kontur und Räumlichkeit des Baumes erkennen kann.


    Bilder ... muss ich gestehen ... zeige ich eigentlich nicht gern als "HDR-Arbeiten", weil mir - ehrlich gesagt - die hyperreale Version von HDR-Arbeiten völlig zuwider ist und ich bei realistischen HDR-Bildern versagt hätte, wenn der HDR-Effekt sichtbar ist. Ich verwende die HDR-Technik nur deshalb, weil selbst meine Edel-Kameras nicht den Dynamikumfang des Motivs in die Datei bringen können, den das Auge locker schafft. Die HDR-Technik hilft, diese Manko auszubügeln. Insofern sind meine HDR-Bilder eigentlich völlig unspektakulär und nur der Kenner wundert sich hin und wieder, warum Details sichtbar sind, die man auf einer Fotografie eher nicht vermuten würde.


    Ciao
    HaPe

  • Quote from HaPeRieger

    Ich verwende die HDR-Technik nur deshalb, weil selbst meine Edel-Kameras nicht den Dynamikumfang des Motivs in die Datei bringen können, den das Auge locker schafft. Die HDR-Technik hilft, diese Manko auszubügeln. Insofern sind meine HDR-Bilder eigentlich völlig unspektakulär und nur der Kenner wundert sich hin und wieder, warum Details sichtbar sind, die man auf einer Fotografie eher nicht vermuten würde.


    Insofern würde mich eben genau so ein Bild interessieren ;)
    Evtl. darf ich vermuten das das Bild von den Straßenkindern welches Du letztens vorgestellt hast auch in dieser Richtung bearbeitet war? Da habe ich mich nämlich gefragt wie man alle Teile des Bildes so korrekt belichten kann. Aus eigener Erfahrung weiß ich das eben genau das doch recht schwierig ist ....

    v.Grüße Axel aka blaufotograph

  • Quote from bigtrade


    Hallo blaufotograph
    das mit den Farben kann man mit jedem beliebigen Bildbearbeitungsprogramm anpassen.
    Im Großformat fand ich die Farben jetzt garnicht so überdreht. Farben hängen ja auch immer ein bissl auch von den Monitoreinstellungen ab.
    Die surrealen Effekte bezog ich vorallem auf extreme lokale Kontraste, die das Bild dann schon teilweise wie "gemalt" bzw. "comic-mäßig" aussehen lassen. O:-)


    Naja, wie ich schon schrieb ist bei Deinen Bildern der Effekt schon recht deutlich zu sehen.


    Dann gibt es noch so Bilder wie diese hier auf der Page:


    http://typo3.sound-vision-service.de/index.php?id=75
    Besonders die 2 kleineren Bilder "Antelope Upper Canyon bei Page / Arizona / HDR Bilder " beindrucken mich regelmäßig. Ich sag manchmal so zu mir selbst ..."Wenn ich dann mal solche Bilder hinkrieg.... dann werd ich zufrieden sein..." .... Naja oder so ähnlich. Diese beindrucken mich einfach durch Ihre Darstellung und eben auch deshalb, weil ich weiß, dass die Kamera solche Bilder eben wegen des Dynamikumfangs halt nicht aus dem Stand hinbekommt. Da kann ich an den Knöpfen drehen wie ich will, es nützt nix ;)


    Quote from bigtrade


    PS: mal schauen wer sich noch traut mal paar eigene Kreationen online zustellen. 8-) :roll:


    Ich habe im Fotothread einige meiner Bilder gezeigt, allerdings würde ich mir da halt noch ein paar fachliche (und auch künstlerische) Kommentare und Hinweise wünschen ;)

    v.Grüße Axel aka blaufotograph

  • Hallo,


    ich habe auch mal etwas mit HDR-Aufnahmen experimentiert. Es ist gar nicht so einfach wirklich gute Ergebnisse zu erzielen. Ich fand, zumindest meine ersten Ergebnisse zu unnatürlich.


    Wenn ich mir aber viele HDR-Aufnahmen ansehe, ist das bei anderen Fotografen nicht anders. Scheinbar gibt es Freunde diese Art unnatürlicher Aufnahmen. Meine Sache sind die Fotos auf jeden Fall nicht. Ich sehe auch den Sinn nicht ein, aus einem Himmel mit leichter Bewölkung auf einmal einen Himmel mit extremen Gewitterwolken zu machen, so dass man meint, ein Unwetter würde jeden Moment hereinbrechen.


    Aber- es gibt Ergebnisse, die durchaus hervorragend sind. Das sind für mich die Aufnahmen, in denen der HDR-Effekt nur sehr sparsam eingesetzt wird.


    HDR Aufnahmen funktionieren ja eigentlich nur von statischen Motiven, da bewegliche Motive ja selten für drei oder mehrer Aufnahmen still halten.


    Eine Möglichkeit wären ja noch Pseudo-HDRs. Wenn man im RAW-Modus fotografiert, kann man mehrere unterschiedlich belichtete JPGs als Vorlage nehmen und daraus ein HDR machen. Zumindest kann man auf diese Weise den Kontrastumfang eines Bildes vergrößern, und so noch etwas aus dem Bild „herausholen“.


    Gruß


    Volker

  • Quote from Volker


    Eine Möglichkeit wären ja noch Pseudo-HDRs. Wenn man im RAW-Modus fotografiert, kann man mehrere unterschiedlich belichtete JPGs als Vorlage nehmen und daraus ein HDR machen. Zumindest kann man auf diese Weise den Kontrastumfang eines Bildes vergrößern, und so noch etwas aus dem Bild „herausholen“.


    Zumal ja auch in den RAW Fotos erhebliche Reserven schlummern, die man auf den ersten Blick nicht so sieht. Verstehe ich das richtig, das mit einem einzigen RAW Foto der o.g. Dynamikumfang nicht verbessert werden kann, wenn Du jetzt hier vom Kontrastumfang sprichst??

    v.Grüße Axel aka blaufotograph

  • Hallo,


    Quote from blaufotograph

    Evtl. darf ich vermuten das das Bild von den Straßenkindern welches Du letztens vorgestellt hast auch in dieser Richtung bearbeitet war?


    das Bild speziell nicht. Da hatte die originale RAW-Datei noch genügend Reserven (und das war damals "nur" eine Nikon D200). Bewegte Motive sind ein großes Problem für für die HDR Technik. Zwar können die HDR-Tools mit sehr kleinen Veränderungen des Motiv-Ausschnitts umgehen (selbst auf einem stabilen Stativ sind die Bilder der Belichtungsreihe nicht pixelgenau deckungsgleich), wenn sich aber nur einzelne Motivteile bewegen, wirds schon schwieriger. Die allseits beliebten "Pseudo-HDRs" (oder "Fake-HDRs", wie der Amerikaner treffender sagt), also HDR-Bilder, deren Belichtungsreihe aus einer einzelne RAW Aufnahme stammen, helfen da auch nicht weiter. Deshalb wird man auf HDR-Werken selten Menschen sehen. Selbst Naturaufnahmen mit viel Wind oder fließende Gewässer können problematisch sein. Das Straßenkinderbild wurde "konventionell" bearbeitet: Etwas an der Gradationskurve gebogen, selektive Aufhellung mit dem Abwedelwerkzeug. Wichtig ist, dass die Hauttöne einigermaßen plausibel beim Betrachter ankommen. Für alles andere ist das Auge sehr tolerant. Aber Du hast Recht, Situationen wie diese sind Kandidaten, bei denen man mal über HDR nachdenken kann.


    Ciao
    HaPe

  • Hallo,


    Quote from Volker

    na ja Wunder kann man von den Pseudo-HDRs nicht erwarten, aber aus dunklen Bereichen kann man noch etwas herausholen.


    man kann genau so viel herausholen wie man auch heraus holen kann, wenn man die initiale RAW-Datei einfach in Photoshop packt und an der Gradationskurve biegt. Durch keinen bekannten Nachbearbeitungs-Algorithmus kann man mehr Informationen in ein Bild hinein rechnen als vorher schon drin war. Jede Nachverarbeitung verringert den Informationsgehalt (=> "Entropie der Information"), es verbessert im Idealfall lediglich die subjektive Anmutung.


    Das dies so sein muss wird schnell klar wenn man sich überlegt, was im HDR-Prozess eigentlich passiert. In das HDR-Tool werden mehrere Bilder des gleichen Motivs mit unterschiedlicher Belichtung eingekippt. Das Tool versucht nun für jedes einzelne Pixel anhand des Luminanzwertes (=> also der "Helligkeit" ) und den Belichtungsdaten (Blende, Zeit, ISO) aus dem relativen RGB-Wert (0 .. 255) auf einen absoluten Helligkeitswert des Motivs an der Position dieses Pixels zu schließen. Alle Bilder, die nicht an der Position dieses Pixels komplett schwarz und nicht komplett weiß sind, können also bei der Suche nach diesem "wahren" Helligkeitswert des Motives, der auf diesem Pixel abgebildet wurde helfen, da ihr Wert offensichtlich proportional zu dieser "absoluten Helligkeit" ist. Das Ergebnis ist dann ein Pixelwert, der gerne 32 oder gar 64 Bit pro Kanal breit ist und eine nahezu unendlich hohe Dynamik transportieren kann, bevor dieses "eigentliche" HDR-Bild durch den Tonemapping Schritt wieder zu einem Low-Dynamic-Range Bild zurück gerechnet wird. Wenn das so ist, dann können die Bilder einer Belichtungsreihe, die aus einem einzelnen RAW File entstanden sind an jeder Pixelposition nie unterschiedliche Beiträge liefern, weil der HDR-Algorithmus unter Berücksichtigung des RGB-Wertes, der Blende, der Zeit und des ISO-Wertes immer auf den gleichen absoluten Helligkeitswert kommen muss und damit stellt die Belichtungsreihe auch keinen Mehrwert (auch keinen minimalen Mehrwert) für die HDR-Datei dar. Es ist genau so, als ob man dem HDR-Tool Bilder mit der identisch gleichen Belichtung übergibt.


    Zu theoretisch? Ein kleines praktisches Beispiel: Mach´ mal eine Pseudo-Belichtungsreihe aus einer RAW Datei und lass´ es durch das HDR-Tool laufen. Und nun lass´ anschließend die gleiche originale RAW-Datei alleine (also ohne Pseudo-Belichtungsreihe zu erstellen) durch das HDR-Tool laufen. Bei gleichen Einstellungen im Tool stellt sich das absolut identisch gleiche Ergebnis ein. Wenn das Bild vorher einen Dynamikumfang von 9 EV hatte, dann hat es hinterher immer noch 9 EV. Was sich am Bild verändert hat (für beide Versionen aber in gleichem Maße) sind ggf. die HDR-typischen Bearbeitungsartefakte (grelle farben, Halo-Effekt etc.) von denen viele Fotografen meinen, HDR Bilder müssten so aussehen. Wenn man also Bilder mit dem HDR Tool verfremden will, kann man sich die Pseudo-HDR Reihe komplett sparen. Wenn man dunkle Bereiche eines Einzelbildes einfach nur anheben will, schafft man das mit dem HDR-Tool ... mit konventionellen Mitteln schafft man es aber einfacher und besser.


    Ciao
    HaPe