Buchtipp: Reisefotografie

  • Reisefotografie (Edition Espresso) von Sandra Petrowitz (dpunkt, ISBN 978-3-89490-028-0)
    Die Autorin ist Journalistin und als Fotoreiseleiterin bei DIAMIR Erlebnisreisen und auf Expeditionskreuzfahrtschiffen tätig.


    Das ist ein Buch ganz nach meinem Geschmack, weil es nicht versucht, eine so schöne kreative Ausdrucks- und Gestaltungsform auf technische Aspekte zu reduzieren. Gleich im ersten Kapitel wird ein wichtiger Aspekt behandelt. Da heißt es: "Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Bilder!" Weitere Kapitel befassen sich mit typischen Mitteln der Bildgestaltung (Horizont, Diagonale, Perspektive, Vordergrund, Bildformat...) aber auch mit guten Ideen und Gedanken zum Thema Menschen fotografieren. Natürlich gibt es auch je ein Kapitel zur Technik und zur Ausrüstung.


    Das Buch enthält viele Bilder, die mit den Aufnahmedaten (Kamera, Brennweite, Belichtung, Blende und Empfindlichkeit) versehen sind. Revolutionäre neue Erkenntnisse konnte ich erwartungsgemäß keine gewinnen aber mir (bzw. meinen Bildern) tut hin und wieder eine kleine Auffrischung gut.

  • Ein ebenfalls sehr schönes Buch zum Thema ist von Jamari Lior "Reisefotografie - Menschen & Kulturen: Mittendrin statt nur dabei" vom Franzis Verlag. Auf der Verlagswebsite kann man einen Blick ins Buch werfen.


    Hab ich mir als Ebook aus der Bücherei ausgeliehen - so kann man sich kostenlos vorher einen Überblick verschaffen, ob sich der Kauf lohnt.

  • Du kannst auf Reisen genauso fotografieren wie zu Hause. Manche fotografieren aber zu Hause gar nicht oder nur Kindergeburtstage, Essen oder Blumenmakros. Die Situation auf Reisen ist schon etwas anders als zu Hause.


    Reisefotografie ist im weiteren Sinne Reportagefotografie, Reportage kommt vom lateinischen "reportare", zurücktragen, nach Hause bringen. Man fährt weg und bringt aus der Fremde etwas mit, im gegenständlichen Fall Bilder. Der bzw. ein Zweck ist, Daheimgebliebene zu informieren. Die Fragen, die sich stellen sind u. U. andere als beim Fotografieren zu Hause: Was ist das Spezielle an meinem Reiseland, welche Geschichten will ich erzählen, wie bringe ich das am besten rüber, ohne mein Publikum zu langweilen...


  • Man fährt weg und bringt aus der Fremde etwas mit, im gegenständlichen Fall Bilder. Der bzw. ein Zweck ist, daheimgebliebene zu informieren.

    Das ist richtig. Natürlich eignet sich ein Buch über Reisefotografie eher dazu Menschen für das Thema zu begeistern, als ein trockener Fotokurs.
    Es gibt da aber oft ein kleines Hindernis. In der Regel mögen die Betrachter die Bilder, weil sie etwas zeigen, was im allgemeinen als interessant befunden wird. Das Fremde, vielleicht auch exotische, läßt die oft fehlerhafte Ausführung in den Hintergrund treten. Da kommt niemand auf die Idee, etwas an den Bildern zu kritisieren oder gar auf Gestaltungsfehler zu achten. Als ehrliches feedback oder gar für neuen Input ist sowas also nicht geeignet.
    Bildgestaltung kann man sich anlernen, Kreativität ist nur sehr schwer zu vermitteln, das ist sehr unterschiedlich verteilt und läßt sich auch nicht durch Bücher an den Haaren herbeiziehen. Dort trennt sich die Spreu vom Weizen, wie man so schön sagt und da hilft dann auch die Literatur nicht weiter.
    Das beste was einem bei solcher Literatur passieren kann, ist das Entdecken von auch eher langweiligen Standartschnappschüssen, getreu dem Motto, ja , die kann es auch nicht besser ;)
    Von Schlagwörtern wie "mittendrin", "Zeit nehmen", halte ich eher weniger. Das ist allgemein gültig und nicht nur auf Reisen zu beherzigen. Von daher tut es auch ein allgemeines Buch zum Thema und dann mit der Kamera ab vor die Tür! Auf Reisen ist es für neue Experimente dann meist zu spät. ;)


    Ich will hier aber jetzt nicht das Buch schlecht reden. Es wird schon seine Leser finden. Man ist ja schließlich in einem Reiseforum.

  • Da kommt niemand auf die Idee, etwas an den Bildern zu kritisieren oder gar auf Gestaltungsfehler zu achten....

    Das ist auch nicht die Aufgabe eines Betrachters meiner Bilder. Die schauen sich die Fotos an manche gefallen ihnen besser als andere, aber warum das so ist, wissen sie in den wenigsten Fällen. In meinem Freundes- oder Kollegenkreis hat glaube ich niemand die Kompetenz, seriöse Bildbesprechungen zu machen. Ich würde das nicht ernst nehmen.


    Am liebsten hätte ich einen Mentor, einen echten Fotografen, vielleicht einen Magnum-Fotografen meiner Wahl (z. B. Martin Parr oder Sebastiao Salgado), der dann regelmäßig meine Bilder kritisiert.


    Vom einen oder anderen hier im Forum würde ich mir aber auch was sagen lassen.

  • Naja, anscheinend willst du dich aber in irgendetwas verbessern, sonst hättest du hier nicht dieses Buch empfohlen.
    Es ist nur die Frage, ob es etwas themenbezogenes wie Reisefotografie sein muß. Das ist in meinen Augen zu speziell.
    Ein mögliches Motiv zu erkennen, da reicht erst einmal der Blick in den Alltag. Man sollte nicht erst bis zur Reise warten um beachtenswerte Momente zu erkennen. Das ist im Alltag viel hilfreicher, auch dann, wenn man keine Kamera dabei hat. Es gilt, den Blick zu schulen und wenn man ganz viel Glück hat, entwickelt sich daraus eine Fotoidee.
    Man sollte sich auf keinen Fall an Parr oder Salgado messen. Das ist auch nicht deren Auftrag gewesen. ;)
    Wichtig ist, daß man selber seine Bilder immer ehrlich hinterfragt und sich selber eingesteht, wo man etwas verbessern kann, oder wo auch das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Dafür braucht es keinen Mentor, das kann man selber lernen und für den Rest gibt es Fotobände von denen, die es besser können.

  • Es ist nur die Frage, ob es etwas themenbezogenes wie Reisefotografie sein muß. Das ist in meinen Augen zu speziell.

    Reisefotografie ist gar nicht speziell, sie vereint Elemente der Reportage-, Landschafts-, Portraitfotografie und vieles mehr.


    Mir geht es darum, meinen Blick für den Unterschied zwischen guten und außergewöhnlich guten Fotos zu schärfen und meine Quote zu erhöhen. Das heißt weniger zu fotografieren und gleichzeitig dabei mehr gute Fotos zu machen. Das ist ein niemals endender Prozess, und ich glaube, das Buch hilft mir dabei. Irgendwas bleibt immer hängen, egal ob ich Fotos auf flickr ansehe (mache ich täglich), ob ich in eine Foto- oder Gemäldeausstellung gehe oder ein Buch über einen Fotografen oder über Fotografie lese.


    Ich hab auch nicht geschrieben, dass ich mich an Salgado messe, sondern dass ich glaube, er wäre ein guter Lehrmeister.

  • Reisefotografie ist gar nicht speziell, sie vereint Elemente der Reportage-, Landschafts-, Portraitfotografie und vieles mehr.

    Eben, und daher ist es schon etwas fraglich, ob man das alles unter einem Thema in einem Buch behandeln kann.
    Fotografie und Beobachtung fängt vor der Haustür an und nicht erst auf Reisen.
    Wenn dich Reportage interessiert, kannst du auch bei der Agentur Ostkreuz mal in's Portfolio schauen.
    Reisetechnisch mag ich auch gerne die Aufnahmen von Steffen Böttcher dem "Stilpiraten". Gerade zum Thema Fotografie findet man wirklich guten Input für lau im Internet. Wer ein wenig Hilfe braucht, darf gerne Literatur zum Thema Reisefotografie kaufen. Ich behaupte aber, daß der Nutzen nicht allzu groß ist.