Indien alleine im Hochsommer

  • Hallo Zusammen!

    Die erste 8 Tage meiner Rundreise sind bereits vorbei. Ich habe viel Zeit mitgebracht, sodass ich die Reise in zwei Teile splitten kann.

    Zuerst der Norden. Hier verbringe ich gesamt 17 Tage, vollgepackt mit zahlreichen Sightseeingtouren. Klassisch geht es im 2 Tagesrhythmus von Ort zu Ort. Der Süden wird ein wenig entspannter, denn hier sind auch Erholungsphasen mit Strandtage geplant.

    Nun also rund die Hälfte ist bereits rum😭… jedoch habe ich noch nie so viele unterschiedliche kulturelle Besonderheiten in kurzer Zeit gesehen. Gestartet in Delhi weiter nach Agra und Jaipur. Und weiter geht’s.

    Ja, Ende Mai und im Juni ist der Hochsommer in Indien angekommen. So heißt des den Tag, wenn möglich, in 2 Ausflugszeiten aufzuteilen.

    Morgens sehr früh und am späten Nachmittag. Hat bisher gut geklappt. Einen Vorteil hat die Hitze - es ist kaum auswärtige Touristen unterwegs. Kaum einer ist so verrückt 😜

    Jetzt angekommen im Wüstenstädtchen Bikaner, schlagen die Öffnungszeiten mir scheinbar ein Schnippchen, durch den aufgeteilten Tag… Start ist morgenfrüh erst 10.00Uhr. Wird spannend werden, bei den vorhergesagten 47 Grad.

    Dank reichlich elektrolytischer Getränke im Gepäck, sollte ich den Ausflug zum Bikaner-Fort und anschließend in die Altstadt gut überstehen.

    Ein Tipp an alle die zu Spitzentemperaturen reisen - Elektrolyt-Beutel oder Brausetabletten, gehören in ausreichender Anzahl ins Gepäck.


    Ich bin alleine mit einem Fahrer und unterschiedlichen Guides unterwegs. Alles im Vorfeld geplant und gebucht. Zugegeben nicht ganz so spontan, aber für mich die beste Möglichkeit dieses Land entspannt zu entdecken, zu dem mit jede Erfahrung fehlt.


    Werde hier sicher weiter über meine Reise berichten.

    vivien-und-erhard.de/forum/wcf/index.php?attachment/84946/

  • Hallo,

    wie hält man das denn aus? Die gefühlte Temperatur muss dann doch über 50° liegen. Pass gut auf Dich auf!
    Ich bin zwar ein Sonnenmensch und kann Hitze gut vertragen, aber das wäre mir sicher einfach zu viel Wärme.


    Viele Grüße
    Petra

  • Ich bin vor einer Woche am Wochenende in Delhi gewesen (vorher auf 2000 Metern im sehr angenehmen Dharamsala) und hatte tatsächlich so eine Art Hitzekoller (möglicherweise gepaart mit einer Magenverstimmung). Zumindest war ich vormittags draußen, musste dann ganz fix ins Hotel zurück und schlafen, Unmengen Wasser trinken und mich von Übelkeit erholen. Nachmittags ging es mir zum Glück wieder gut und ab etwa 17 Uhr war ich dann wieder unterwegs ohne Probleme.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Hallo inspired - du warst ganz schön mutig.


    ein Bekannter, der jedes Jahr seine Bekannten in Indien besucht, hat geraten, dass man als Frau auf keinen Fall alleine durch Indien reisen sollte. Die Gefahr ist groß, dass einem der Ausweis abgenommen wird und man erpresst oder gar verschleppt wird.

  • Hallo inspired - du warst ganz schön mutig.


    ein Bekannter, der jedes Jahr seine Bekannten in Indien besucht, hat geraten, dass man als Frau auf keinen Fall alleine durch Indien reisen sollte. Die Gefahr ist groß, dass einem der Ausweis abgenommen wird und man erpresst oder gar verschleppt wird.


    Ha ha, ja, "Mut" ist mein zweiter Vorname...


    Aber mal im Ernst: Was ist schon aussagefähiger, als die Auskunft eines Bekannten von Bekannten!


    Ich habe noch nirgendwo so durchgehend eine so große selbstverständliche engagierte Hilfsbereitschaft erlebt, egal in welcher Situation, wie in Indien.


    Ich habe noch nirgendwo eine so große soziale Kontrolle erlebt wie in Indien mit allen Nachteilen (man ist selten unbeobachtet, es gibt "Gossip" ohne Ende, kollektive Bestrafungsmaßnahmen und kaum Privatsphäre für Inder in ihren großen Familienverbänden), aber auch mit allen Vorteilen, gerade mir gegenüber als weißer Frau in einem Alter, in dem man mich potenziell eher um mein Geld als um meine Unschuld bringen will.


    Sobald ich auch nur in der kleinsten problematischen Situation war, und das habe ich auch von anderen (Frauen und Männern) gehört, bin ich ungefragt von einer Welle rührender Hilfsbereitschaft und tatkräftiger Unterstützung überrollt worden. Nichts bleibt unbeobachtet, auch kein Übergriff anderer. Bettelnde Kinder werden weggeschickt, bei Sprachproblemen kommt einer dazu und übersetzt, ebenso bei kleineren und größeren Konflikten und Missverständnissen hat man umgehend eine Menschentraube um sich herum, die versucht zu helfen.


    Ja, in Indien versuchen die Menschen natürlich an Geld zu kommen und auch haben sie Phantasien über westliche Frauen und deren vermeintliche Bereitschaft sich auf Flirts und Abenteuer einzulassen.


    Ich nenne dir jetzt mal 5 Beispiele, die ich für sehr viel charakteristischer für Indien und "die Inder" halte als das Verschleppen und Erpressen:


    1. Auf fast jeder Reise habe ich schon Zeug irgendwo vergessen oder verloren: Egal, ob mir ein Geldschein aus der Tasche gefallen ist oder ein Kugelschreiber oder ob ich im Hotelzimmer Ladegeräte, Kleidung oder anderes vergessen habe, es läuft immer jemand hinter dir her, um es dir außer Atem und mit dem freundlichsten Lächeln der Welt wiederzugeben.


    2. Auf einem Flug saß eine in den USA lebende Inderin neben mir, die meinte, dass man in Indien zwar manchmal ebenso wie in anderen Ländern übers Ohr gehauen werde als ATM auf 2 Beinen, dass das aber in aller Regel humorvoll, charmant und so erfolgt, dass man es als Betroffener nicht merkt. Ja, auch ich habe auf diese Weise schon mal den einen oder anderen Euro sozusagen als "Kulturförderabgabe" gezahlt, grinse aber heute noch darüber.


    3. Als ich mal tatsächlich im Gedränge in einer Art Umzug meine Tasche nicht im Blick hatte und sich jemand daran zu schaffen machte, wurde ich sofort von Umstehenden darauf aufmerksam gemacht. Es wurde beteuert, dass man auf mich achte und dass der Betreffende weg sei.


    4. Ein Verkäufer verfolgte mich auf einer meiner letzten Reisen abends in Delhi am Connaught Place und wollte mir irgendwelches hässliche Zeugs aufdrängeln. Als er auf die ersten 3 "No, thank you" nicht gehört hatte, machte ich das, was ich dann immer mache und was in aller Regel hilft: Ich blieb stehen, wandte mich ihm zu, sah ihn an und sagte sehr lieb zu ihm: "No, please don't waste your time with me, I won't buy that." Weißt du, was die Antwort war? "But it is my job, try to sell." Und nach einer kleinen Pause: "You good person."


    5. Dem Partner einer Internetbekanntschaft (aus meiner Facebookgruppe Indien) ist mal das Portemonnaie geklaut worden. Das ist großer Mist und passiert leider auch in Indien, ja. Aber: Als ich versucht habe zu helfen, waren aus meinem indischen Bekanntenkreis gleich mehrere bereit, über irgendwelche Bekannten vor Ort (er war gerade in Agra) ihm Geld zur Verfügung zu stellen. Der Uber-Fahrer hat die eigentlich von ihm zu zahlenden Tolls selbst bezahlt, weil der Betreffende ihm das nicht erstatten konnte. Er hat nach seiner Ankunft in seinem Guesthouse das Abendessen kostenfrei bekommen und man hat ihn dann in Delhi zu einer Stelle von Western Union begleitet, wo er dann wieder an Bargeld gekommen ist, das seine Freundin ihm angewiesen hatte.


    Ich würde dir daher gerne vorschlagen, diesen Bullshit mit dem Verschleppen zu hinterfragen und zu überprüfen, wie viele Menschen der Bekannte von Bekannten kennt, die schon ihres Ausweises beraubt, verschleppt oder erpresst wurden.

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)