Leider habe ich nur noch wenig Zeit, um im Forum aktiver mit zu mischen. Die Kinder und die schulischen Belange, meine Frau, die sich mehr und mehr ihrem Business in Conakry widmet, meine Mutter, die mit fast 90 versucht, alleine über die Runden zu kommen, aber immer mehr Hilfe benötigt, sind die Gründe dafür.
Wir sind in den saarländischen Faschingsferien für 9 Tage in die Sonne nach Conakry gereist. Neben den Reparaturen an unserem neuen Haus, den Arbeiten in dem heruntergekommenen tropischen Garten habe ich etwas Zeit, auf meinen Bericht aus N’Zérékoré zurückzukommen. Es betrifft den kleinen Rückblick auf die letzten beiden Tage in NZ, die sich über die Jahreswende erstreckten.
Ich hatte zum 1. Mal die Gelegenheit die Holzfabrik „ La Forêt forte SA“ (dt.: „der kräftige Wald“), die ca. 16 km vor N‘Zérérékoré angesiedelt ist, zu besichtigen. Ich kenne sie seit Ende der 90er Jahre, da ich bei jeder Reise nach NZ an ihr vorbei gebraust bin. Dieser Abschnitt der Nationalstraße 1 wurde 1995-96 von einer brasilianischen Baufirma geteert und galt lange Jahre als die beste Straße in Guinea.
Die Fabrik wurde von Herrn Lee, einem Taiwanesen, gegründet. Dieser kam in den 80ern nach einem kurzen Aufenthalt in Sierra Leone als Abenteurer alleine nach Guinea. Seine Intervention hat nicht nur den Wald umgestülpt, sondern auch die Skyline von Conakry. Wenn man den imposanten Skyscraper in Flughafennähe sieht, glaubt man, ein Magier habe das Stück aus Singapur hierher versetzt.
Ein alter Freund, der früher auf der anderen Seite arbeitete, nämlich bei den Bewahrern, Kontrolleuren, Planungsexperten der letzten Regenwälder in Guinea, wechselte die Fronten und übernahm das Management bei den Holzfällern. Er sieht es natürlich nicht so krass, denn in der Theorie wird durch seine jetzige Arbeit der Wald kontrolliert verjüngt, auf der Grundlage eines planmäßigen Abholzens und Wiederaufforstens. In der Fabrik werden aus dem Edelholz Spanplatten von bester Qualität hergestellt und regional aber auch weltweit verschifft.
Ich sehe das Treiben etwas skeptisch, möchte mich aber hier nicht weiter in einer Analyse der Intervention von „Forêt forte“ verlieren. Tatsache ist, dass die Wälder mehr und mehr verschwinden. Daran Schuld sind natürlich auch die Einheimischen, die erkannt haben, dass man mit monokulturellen Ölpalm- und Hévéa- (Kautschuk-) Plantagen auch gutes Geld verdienen kann. Das Übrige tun die Buschfeuer, die banal von Einheimischen gelegt werden, um vor dem Feuer flüchtende Tiere zu jagen.
Um es vorneweg zu sagen, dieses Holzverarbeitungsunternehmen ist technisch und organisatorisch gesehen wohl das Beste was es in Guinea gibt. Ich habe Lee’s Wolkenkratzer nicht besucht, aber ich weiß, Lee ist kein Mann, der halbe Sachen macht.
Modernste Maschinen aus Japan, Korea und China füllen die riesigen Hallen aus. Exzellente Techniker aus allen Bereichen reparieren was es zu reparieren gibt. Für die schnelle Genesung von Verletzten und Kranken stehen Sanitäter und Arzt rund um die Uhr bereit. Das Ersatzteillager ist permanent gefüllt. Die einfachen Arbeiter werden von Vorarbeitern aus China und Indonesien geleitet. Ein strenges Security-Team überwacht die ein- und ausströmenden Arbeiter und die schweren LKW. Es wird in 3 Schichten gearbeitet. „Wir sind 100 prozentig autonom“, sagt mir stolz mein Freund, der belgische Manager. Die ausländischen Vorarbeiter arbeiten 10 Monate pro Jahr und dürfen dann für 2 Monate nach Hause. An- und Abreise werden vom Betrieb bezahlt. Ein chinesischer Vorarbeiter sagte mir, dass er seit 27 Jahren hier arbeite.
Der Betrieb läuft wie ein perfektes Uhrwerk. Beeindruckend, außergewöhnlich, einzigartig, zielstrebig sind die Attribute, die ich diesem Unternehmen verleihe.
Leider wird der Baumbestand, der zur Abholzung lohnt, immer kleiner.
Folgende Bilder: Rest eines ehemaligen Regenwaldes, wenig bewirtschaftet
Die Betriebsleitung von Foret forte versucht tatsächlich, in das Reservat „Ziama“, der letzte ursprüngliche Regenwald in Westafrika, zwischen Seredou und Macenta gelegen, einzudringen und ihn zu verjüngen. Es lohnt sich zu beobachten, wie lange die Regierung diesem Angebot widerstehen kann.
Viele Grüße
horas