Kurzurlaub in Brandenburg

  • Wir haben kurzfristig ein paar Tage frei. Da der nächste Termin in Berlin ansteht, entscheiden wir uns für eine Fahrt nach Brandenburg.

    Völlig ungeplant und ohne festes Ziel starten wir Richtung Norden. Wir meiden die A9 und erst unterwegs fällt mir ein erstes Ziel ein:


    Das Ringheiligtum Pömmelte

    Es liegt fast am Weg und nicht erst seit dem letzten Besuch in Goseck und Newgrange wollte ich das schon lange mal anguggen.


    Vorher biegen wir spontan nach Aderstedt ab. Alte Erinnerungen werden wach (ich denke, viele aus den FNB erinnern sich dunkel…). Ich erkenne nichts in der Gegend und muß mich erst bei Einheimischen erkundigen. Dann finden wir den Weg ganz schnell. Gleich nach dem Ortseingang geht rechts ein Plattenweg ab. Er scheint unverändert. Bald stehe ich vor dem Tor – hier ging es ins ZV-Lager. Natürlich spaziere ich auf dem Gelände herum. Aber außer dem Plattenweg ist nichts mehr zu erkennen, alle Baracken sind verschwunden. Geblieben sind nur dunkle Erinnerungen.


    An den Belüftungsschacht des (heutigen) Bernburger Salzproduzenten Esco kann ich mich nicht erinnern, keine Ahnung ob er damals schon da stand.










  • Nach diesem Ausflug in die Vergangenheit sind wir bald in Pömmelte.


    Es ist sehr leer, nur die Arbeiter am neuen Infozentrum sind fleißig. Dessen Eröffnung verschiebt sich auf 2023.


    Wir spazieren durch die Anlage und lesen die vielen Infos, die auf Säulen stehen oder in Beton gegossen vor uns liegen.











  • Fast zwei Stunden schlendern wir durch die rekonstruierte steinzeitliche Kreisgrabenanlage (Durchmesser ca.115 m).


    Das Salzlandmuseum in Schönebeck ist heute geschlossen und so geht es weiter über die Schönebecker Elbauenbrücke (1128 m) nach Nordosten.



    Nächster Halt ist in Loburg, wo wir durch die Ruine der dreischiffigen Pfeiler- bzw. Säulenbasilika Unser Lieben Frauen streifen.

    Sie entstand Ende des12. Jahrhunderts und hat eine bewegte Geschichte (von den Franzosen während der napoleonischen Kriege erst als Pulvermagazin, später als Gefangenenlager genutzt … noch viel später als Leichenhalle).Heute ist sie Station der Straße der Romanik.














  • Auch ein Photo für „Lustige oder kuriose Ortsnamen in Deutschland“ gelang mir …




    Als ich die Radschilder sehe, fühle ich mich an die Radtour in den NL erinnert. Toll, daß es auch hier jetzt Knotenpunkte und ein abgestimmtes Nummernsystem gibt. Leider ist das Wetter nicht so beständig, daß es mich zu einer längeren Tour einlädt.


    Und an vielen Stellen funktioniert das WLAN hervorragend!


    In Rathenow (800 Jahre alt, bekannt als Wiege der optischen Industrie in Deutschland) finden wir einen kleinen feinen Stellplatz am Stadtkanal (Baustraße).



    Mit dem Rad erkunden wir die Stadt.


    Zuerst erblicken wir das in alter Pracht restaurierte Schleusenwärterhäuschen im neugotischen Stil.

    (Zitat "

    „Das Wasser- und Schifffahrtsamt Brandenburg - eine Bundesbehörde - hatte der Stadt Rathenow einst versprochen: "Wenn ihr die Landesgartenschau nach Rathenow holt, machen wir das Schleusenwärterhäuschen wieder schick." Sie haben nicht nur hier Wort gehalten!“ – 2006 fand hier die LAGA statt).



    Gleich daneben steht das Denkmaldes Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg zur Erinnerung an die erfolgreiche Schlacht gegen die Schweden – es soll das bedeutendste barocke Sandsteindenkmal Norddeutschlands sein.


  • Es folgt auf dem Kirchberg die St. Marien-Andreas-Kirche.






    Das alte Küsterhaus gegenüber, am Kirchplatz 6, bildet zusammen mit dem Nachbargebäude Nr. 5 das älteste erhaltene Ensemble von Wohnbauten der Stadt Rathenow. Errichtet 1575/76 als regionaltypische Fachwerkhäuser,








    Erst jetzt lese ich, daß dies der höchste Leuchtturmin Brandenburg ist – da hätte ich ein besseres Photo probiert 😉


    „ist ein ehemaliges Molenfeuer, das in Warnemünde seinen Dienst tat. Seit 2009 steht Brandenburgs höchster Leuchtturm vor den Toren des Optikpark Rathenow. Der sechseckige Stahlturm wurde 1990 auf der Mittelmole von Warnemünde errichtet. Aufgrund einer Neugestaltung der Hafeneinfahrt wurde das Leuchtfeuer ab 1997 nicht mehr benötigt, abgebaut und vom Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund eingelagert. Auf Initiative des Vereins zur Förderung, Pflege und Erhaltung der optischen Traditionen in Rathenow kam der Turm 2008 nach Rathenow.

    Weltweit wurden mehr als einhundert Leuchtfeuer mit Linsensystemen aus Rathenower optischen Betrieben ausgestattet. Die Fresnel-Linse des Rathenower Leuchtturms hat einen Durchmesser von 300 Millimetern und stammt von der Firma Optische Anstalt Rathenow Gebrüder Picht & Co., dem ersten deutschen Hersteller von Fresnel-Linsen für Leuchttürme, Feuerschiffe und Positionslaternen.

    Der ursprünglich quittegelbe Turm wurde in den Farben Brandenburgs gestrichen und am 2. Juni 2009 in der Rathenower Havel errichtet.“


    Nun radeln wir zurück in die „Neustadt“, vorbei am „Baum des Lebens” (einem interaktiven Kunstobjekt in der Darstellung eines Baumes aus Ziegelsteinen und Tontafeln mit Widmungen der Sponsoren).



    Am Märkischer Platz hat das Optikmuseum schon geschlossen.



    Im City Center hat erst im Juli diesen Jahres ein Inder eröffnet, gerade das Richtige für uns. So essen wir im Himalaya gut und reichlich. Mit Mai Thai stoßen wir auf einen guten Kurzurlaub an und freuen uns auf die nächsten Tage.

  • Der Bericht lässt sich gut an. :thumbsup: Über Reiseerlebnisse und schöne Bilder aus Brandenburg bin ich immer erfreut. Auf euren Besuch in Niederfinow freue ich mich bereits besonders. Sehr gut auch, dass Du alles so schön verlinkt hast.

    (ich denke, viele aus den FNB erinnern sich dunkel…).

    Über FNB habe ich lange gegrübelt. Was war das? Mir ist keine Abkürzung aus alten Zeiten eingefallen. Ich hätte an einen ehem. Betrieb gedacht aber auch Tante Google hat nicht geholfen.

  • Über FNB habe ich lange gegrübelt. Was war das? Mir ist keine Abkürzung aus alten Zeiten eingefallen. Ich hätte an einen ehem. Betrieb gedacht aber auch Tante Google hat nicht geholfen.

    "Fünf neue Bundesländer" =) :-/ :cry: Bei vielen springen doch alle Synapsen sofort an, wenn sie ADERSTEDT hören...


    Wenn Du in der Nähe bist, kannst Du ja zum "Spektakel" nach Niederfinow fahren ...

    Ich hätte sicher gern gesehen:

    1. Okt.: 20:00 Uhr Alphorn-Performance,

    1. bis 3. Okt.: Von Sonnenuntergang bis 22 Uhr: Lightshow am Neuen Hebewerk.


    ist mir aber zu weit... O:-)

  • Ich konnte mit FNB auch nichts anfangen und Aderstedt sagt mir leider gar nichts.


    Dafür habe ich Rathenow mit dem hübschen Schleusenwärterhäuschen und der Kirche gleich wieder erkannt, da haben wir im Juli 2019 einen Tag lang angelegt.

    Schade, dass ich über das Ringheiligtum Pömmelte nichts gelesen hatte, ich war nur auf die Bootsroute konzentriert.

    Aber mein Bruder wohnt in Oranienburg und beim nächsten Besuch ist dieses Ziel gesetzt!

    Danke!

  • ... und Aderstedt sagt mir leider gar nichts. ..

    Fünf Wochen im harten Winter in Baracken... :cry: Ich denke Tausende von StudentINNEN haben da Erinnerungen. Aber es gab ja auch andere Orte dafür. Für Sachsen und Thüringen ...war dies jedoch Pflicht :cry: :cry: :cry:


    Viel Spaß in Pömmelte, vielleicht kannst Du dann ja über das neue Infozentrum berichten?

  • Der nächste Morgen begrüßt uns mit Nieselregen und so haben wir keine Lust auf den Optikpark und fliehen vor dem Regen nach Stölln – zum ältesten Flugplatz der Welt.


    Hier führte Otto Lilienthal von 1893 bis 1896 seine bahnbrechenden Flugversuche durch.


    Auf dem nahen Gollenberg flog er bis zu 250 m und sogar in der Luft eine Kehrtwende.


    Am 9. August 1896 hatte es ein plötzliches Ende: Eine Windböe erfasste seinen Gleiter und er stürzte aus ca. 17 m senkrecht ab. In Berlin erlag er tags darauf, trotz sofortiger Operation, seinen schweren Wirbelsäulenverletzungen. Seine letzten Worte waren: "Opfer müssen gebracht werden"


    Heute gibt es hier das Lilienthal-Centrum Stölln in der renovierten Alten Brennerei und das lockt uns. Da wir zu zeitig vor Ort sind, spazieren wir ein bissel herum, ehe wir das kleine feine Museum besuchen.
















    Die Ausstellung besteht aus vier Themenkomplexen:


    F Das Aviarium - Im Aviarium lese ich folgenden Spruch von Lilienthal (1896):


    „Da hört doch wirklich alles auf: Wir Menschen quälen uns seit Jahrtausenden, hinter die Rätsel des Fluges zu kommen und sind schon froh, wenn wir tropfenweise aus dem Born der Erkenntnis schöpfen können, und von den Störchen wird in einer Weise mit dem Flugvermögen gewuchert, als gäbe es in aller Welt nichts Leichteres als das Fliegen.“


    Er studierte den Flug der Störche schon als Kind und hielt diese Ergebnisse 1889 im Buch „Der Vogelflug als Grundlage der Fliegerkunst“ fest. …


    F Die Werkstatt – 13 filigranen Flugapparaten an der „Wand der Flieger“


    F Zwei Brüder – gemeinsam mit seinem Bruder erfand er viel Neues und ließ es patentieren


    F Ein Lexikon der Luftfahrt – viel über die Geschichte kann man lernen


    Vieles ist akustisch hinterlegt und mittels QR-Codes verfolgbar (sofern man ein „Weltraumhandy“ besitzt, ich lese später einiges im Netz nach) 😉


    Für alle die neugierig geworden sind, die können hier reinhören


    Das sollte einen Besuch vor Ort jedoch nicht ersetzen!!!



  • Jetzt wollen wir endlich mal wieder in einem Flieger sitzen und machen uns auf den Weg zu Lady Agnes.


    Am 23.10.1989 landete der Flugkapitän Heinz-Dieter Kallbach im 3. Versuch eine Iljushin 62 auf dem nur 860 m kurzen Segelflugplatz am Gollenberg. Dazu wurden z.B. 8 Tonnen nicht benötigter Ausrüstung ausgebaut! Die IL 18 wurde übrigens benannt nach Lilienthals Ehefrau.




    Wir klettern hinein, sehen den Film der Landung und schwelgen in Erinnerungen. Deutlich haben wir unseren einstigen holprigen Flug einst nach Bulgarien wieder vor Augen 😉



    Heute kann man hier auch heiraten !




    Im Gebäude nebenan besuchen wir die Ausstellung über die Geschichte der DDR-Fluggesellschaft „INTERFLUG“ und genießen guten Kaffee (für wirklich nur 3 €) und selbst gebackenen Kuchen.


    Den Regenschauer haben wir im Flieger verpaßt 😊 und so laufen wir an der Absturzstelle vorbei hinauf auf den 109,4 m hohen Gollenberg (für havelländische Verhältnisse eine beachtliche Höhe!).


    Wir starten am Ikarus-Mosaik – geschaffen von Erhard Grüttner, der das Werk im Auftrag des Ministeriums für politische Bildung und Kunst der DDR einst erschuf.







    Bald stehen wir am Unglücksort.


  • Weiter geht es durch den dichten Wald nach oben – seinerzeit hätte es mit dem Flugversuch hier nicht geklappt :cry:







    Oben steht die “Windharfe” - ein 1,30 m hoher Mensche mit Flügeln, der auf einer zweieinhalb m hohen Stehle steht, die mit Konstruktionszeichnungen von Lilienthal verziert ist. Bei genügend Wind sollen die Spanndrähte Klänge wie die einer Harfe erzeugen. Trotz Wind hören wir nichts :(







    Nur wenige Meter daneben steht ein Gedenkstein mit kyrillischer Schrift. Aufgestellt von sowjetischen Soldaten, die hier einst auf einer Radarstation den Flugkorridor Berlin – Hamburg überwachten. Sicher war dies damals Sperrgebiet?









    Beim „Abstieg“ durch den Wald holt uns der Regen ein.



  • Schnell ins Womo und weiter. Doch wohin? Ein Schild zeigt uns in Wustrauein neues Ziel.




    Eine Ausstellung über die Geschichte Brandenburgs und Preußens, der Mark Brandenburg und des historischen Preußens im Baltikum und heutigen Polen vom beginnenden 15. bis in das 20. Jahrhundert klingt interessant. Selten bzw. noch nie, haben wir so komprimiert und gut dargestellt darüber gelesen.






    Im Hof steht ein Denkmal von Hans Joachim von Zieten, dem legendären Husarengeneral Friedrichs des Großen.











    In der Ausstellung beeindrucken nicht nur die Gemälde aller 20 brandenburgischen Kurfürsten, preußischen Könige und deutschen Kaiser aus dem Hause der Hohenzollern. So viele gleiche Namen? Aber alles ist gut erklärt.


    Und im Obergeschoß gibt es gerade die Sonderausstellung „(K)ein Kinderspiel“. Auch hier werden Erinnerungen wach.






  • Unser Fazit bisher für heute – viel Neues und Interessantes – auf alle Fälle empfehlenswert, aber jetzt brauchen wir Entspannung. Der Wetterbericht sagt für morgen nichts Trockenes voraus… also ab in eine Therme. Templin mit seiner Naturtherme bietet sich an.

    So parken wir bald ein. Auch hier ist es recht leer und es zieht wieder auf.
















    Wir spazieren zum Restaurant Barberino im nahegelegenen Ferienpark.

  • Wie man sieht, Brandenburg ist immer eine Reise Wert. Von der abenteuerlichen Landung auf dem Acker stelle ich mal das Video hier rein.


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.


    Der damalige Pilot Kallbach hat gute 10 Jahre später den Absturz einer Boing 737 verhindert, als ein psychisch Gestörter ins Cockpit eindrang und auf Pilot und Technik einprügelte.