Noch vor sechs Monaten hätte ich nicht gedacht, wieder hier zu sein. Nun bin ich froh und glücklich, meine Gastfamilie noch einmal in die Arme schließen zu dürfen. Wie es dazu kam? Eigentlich war ein Gegenbesuch meines Freundes Muller in Deutschland geplant, der aber am Unwillen unserer Behörden, ein Visum auszustellen scheiterte. Da der Berg nicht zum Propheten kam, musste der Prophet eben zum Berg gehen. Kurzentschlossen wurde eine weitere Reise geplant und angetreten. Und nun bin ich wieder in Addis Abeba, der neuen Blume. Vier Wochen Äthiopien liegen vor mir und natürlich hat Muller auch eine kleine Tour durchs Land geplant. Es gibt doch noch Ecken, wo ich nicht war. Aber erst einmal ist Familie angesagt.
Die Anreise war wieder völlig unkompliziert und planmäßig. Der Flieger nach Addis war fast ausgebucht. Dreiviertel davon Weiße. Und der größte Teil davon älteren Semesters und so wie ich in Treckingschuhen. Nach Norden auf die historische Route kann noch niemand, die Provinz Tigray ist für Ausländer noch nicht freigegeben. Nach einer etwas komfortloseren Tour in den wilderen Süden sahen die aber nicht aus. Also fragen wir doch einfach. Und siehe da, die Silverager wollten weiter nach Südafrika, Namibia, Kenia und Tansania. Ethiopian Ailines wurde lediglich als Sprungbrett aus Kostengründen gebucht. Aber auch der Anteil derer Ferenjis, die nach Äthiopien wollen, ist wieder größer geworden. Es stehen doch so einige mit mir in der Einreisekontrolle. Es wird, es wird.
Jetzt ist es mir auch gelungen, den Kindern "Schiffe versenken" beizubringen. Vor zwei Jahren war Jonathan einfach noch nicht so weit und kam auf dem Papier mit den Spielfeldern und den zu setzenden x und Punkten durcheinander. Beiden war damals das Spiel mit Kästchenpapier und Stift nicht bekannt. Bei meiner Frage, ob die das nun auch mit Freunden oder in der Schule spielen werden, sagte Muller, mit Sicherheit. Mal sehen, ob nach unserer Rundreise ein Brief von Direktorat für mich daliegt, ich solle doch bitte mal vorbeikommen, denn ich hätte einen schlechten Einfluss auf die Schüler und die Schule, weil das nun in allen Klassen gespielt wird.
Der süße Drops auf dem Bild ist Josef, das neue Geschwisterchen von Redit und Jonathan.
Ob ich unterwegs dazu komme, am Reisebericht weiterzuschreiben, weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich wird es erst nach der Heimreise in aller Ruhe, um meinen eigenen Ansprüchen an Ausdruck, Qualität und Inhalt gerecht zu werden. Und wer quält sich als 10-Finger-Schreiber schon mit Smartphone oder Tablet, wenn zu Hause eine vernünftige Tastatur steht. Aber diesen Appetizer hier stelle ich zumindest schon mal online.
Der Thementitel ist vorerst ein Arbeitstitel. Bin noch nicht so ganz zufrieden damit.