HDR Bilder oder mit RAW Format

  • Habe mich vor längerem mit HDR Bildern beschäftigt, aber aus Zeitgründen dann aufgegeben.
    Es gibt auch einen Thread hier im Forum dazu.
    Jetzt habe ich die Amorgos/Santorin Bilder von Bernhard gesehen, die er im RAW Format erstellte.
    Ich bin von beiden begeistert, ob HDR Bilder oder im RAW Format aufgenommen.
    Wenn es bei der Aufnahme relativ schnell gehen soll, ist sicher das RAW Format von Vorteil.
    Meine Frage an die Experten, was nehme ich wann her?

  • Hallo Erhard,


    ich würde es kurz mal so formulieren:


    RAW
    für jedes Foto, weil man hier für fast immer noch etwas mehr herausholen kann.
    Der Aufwand für das Betätigen von ein paar Schiebereglern liegt bei mir pro Foto bei etwa 2-3 Minuten.


    HDR
    Habe ich noch nicht probiert, aber es ist mit Sicherheit aufwändiger und macht daher nur für einzelne besondere Fotos Sinn. Es sind dafür ja mehrere Belichtungen vom gleichen Motiv erforderlich, daher ist ein Stativ notwendig. Man kann natürlich auch aus einem RAW-Foto unterschiedliche Belichtungen erzeugen, aber das ist dann nur ein Notbehelf.
    Also mir persönlich ist das (noch) zu aufwändig.


    Gruß
    Bernhard

  • Für mich ist natürlich ein schneller Rechner ein Kriterium. Mit meinem Reiselaptop kann ich keine RAW-Bilder bearbeiten, dazu ist er viel zu lahm.


    Eben habe ich die Nachricht bekommen, dass mein neuer Computer unterwegs ist. Endlich kann ich dann auch RAW-Bilder und meine Videos "vernünftig" bearbeiten.


    Ich nehme in RAW und JPEG auf. JPEG für die schnelle Variante, wenn ich mal von unterwegs schreibe und später kann ich dann in Ruhe meine Bilder für andere Zwecke bearbeiten.


    Ich mache übrigens im November noch einen Fotokurs mit. Und in diesem Kurs geht es nur um die Bildbearbeitung. Da verspreche ich mir schon recht viel.


    Mit HDR habe ich noch nicht gearbeitet, ich weiß auch noch nicht, ob ich das will. :D


    Was macht die neue Kamera?
    Viele Grüße
    Petra

  • Hallo,


    HDR ist eine tolle Sache, aber es eignet sich nicht für jede Situation und nicht für jedes Motiv. Wer bei ungünstigen Verhältnissen (starke Kontraste) immer noch Zeichnung in den Lichtern und Schatten haben will, kommt um das RAW-Format nicht herum. Die Reserven sind wirklich enorm. Allerdings muss man das ggf. schon bei der Aufnahme berücksichtigen. Was (z. B.) im JPG File überbelichtet ist, kann im zugehörigen RAW-File noch enorme Reserven haben. Was in JPG nach der Bearbeitung Tonwertabrisse zeigt, hat im RAW-File noch Dutzende von Nuancen dazwischen. Insofern verwende ich JPG ausschließlich dafür, wofür es erfunden wurde: Als Präsentationsformat, aber nicht als Archivformat und aus der Kamera kommen bei mir ausschließlich RAW-Files. Insofern hat sich für mich von früher nichts geändert: Aus der Kamera kam das Negativ, das in der Dunkelkammer zum fertigen Bild entwickelt wurde. Jetzt kommt RAW aus der Kamera, das in Photoshop zum fertigen Bild entwickelt wird.


    Wenn Du Dir die Bilder von Bernhard genau anschaust, dann sind diese nicht komplett frei von abgesoffenen Schatten und überstrahlten Lichtern. Was er aber zeigt, ist genau die Stimmung, von der wir gerne annehmen, dass sie auch vor Ort geherrscht hat. Und auch im richtigen Leben werden wir nun mal im Mittelmeerraum von weißen Wänden geblendet. Insofern sind diese Art von Bilder nicht der klassische Anwendungsfall der HDR-Technik. Die Bilder sollen nicht möglichst objektiv dokumentieren, sie sollen statt desse ein subjektives Lebensgefühl transportieren und das tun sie auch ohne HDR sehr gut.


    Anders ist es, wenn sich die Kameratechnik komplett anders verhält, als wir das von unserer Physiologie des Sehens gewohnt sind. Wir können mit unseren Augen auf ganz erstaunliche Weise unter sehr widrigen Umgebungsbedingungen Details sehen. Wenn diese Details bildwichtig sind, die Kamera sie aber nicht abbilden kann, kommt die HDR-Technik ins Spiel. Sie flacht die Kontraste ab und gibt den Blick frei auf Details, die ansonsten entweder massiv unter- oder überbelichtet gewesen wäre.


    Ich kann hierzu vielleicht heute Abend mal ganz anschauliches Beispiel zeigen, das ohne HDR nicht fotografierbar gewesen wäre. Dann wird es vermutlich klar, was mit "Details" gemeint wird, obwohl sich die HDR-Technik vordergründig ja eigentlich um Kontraste und Dynamikumfang kümmern sollte.


    Ciao
    HaPe

  • Hallo,


    Ich habe meine Kamera so eingestellt, dass alle Fotos in RAW und JPG abgespeichert werden.Speicherplatz kostet ja fast nichts mehr. Verwenden tue ich im Normalfall dann das JPG, da mir die Zeit fehlt meine Bilder noch gross am PC zu bearbeiten. Will ich dann doch mal noch ein wenig mehr aus einem Bild herausholen um es zu vergrössern oder ähnlich, kann ich noch auf das RAW zurückgreifen.


    Ueber HDR habe ich mal einiges gelesen, bin dann aber doch zum Schluss gekommen, dass ich das Bild in der Kamera entstehen lassen will und verwenden seither einen Grauverlauf-Filter um auf das selbe Resultat zu kommen.

  • Hallo,


    also hier das versprochene Beispiel. Es entstand vor etwa 2 Jahren in einem Seitenflügel des Kloster Lluc auf Mallorca mit einer Nikon D200 (also der vorvorletzten Kamerageneration).


    Es war blauer Himmel, die Sonne warf starke Schatten und dieser Gang entlang der Zimmer dieser einfachen, antiken Herberge (oben Zimmer, unten Stall ... also eine Art frühes Motel =) ) hat zu keinem Zeitpunkt des Tages vernünftiges Licht zum fotografieren bekommen. Eine "normale Belichtung" ergab dieses (unbearbeitete) Ergebnis:


    [center][/center]


    nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich beeindruckend, da ich die Holzstrukturen und das Mauerwerk viel lebendiger und leuchtender in Erinnerung hatte. Heller belichten hätte Überstrahlungen von rechts und vom Ende des Ganges ergeben.


    Ein HDR bestehend aus fünf Einzelaufnahmen mit je 2 EV Differenz ergab nun dieses Ergebnis:


    [center][/center]


    Die Schatten wurden aufgehellt und aneinander angeglichen, während die hellen Partien nicht überstrahlt sind. Die RAW-Bearbeitung hätte auch einiges bewirkt, aber nicht in diesem Maße. Im direkten Vergleich wirkt das HDR-Bild erstmal etwas unnatürlich ... nicht weil es unnatürlich ist, sondern weil wir nicht gewohnt sind solche Bilder zu sehen. Tatsächlich war die Anmutung der Szenerie in meiner Erinnerung viel näher am zweiten Bild als am ersten. Das HDR-Bild wirkt beinahe schon überschärft (was es nicht ist, wenn man genau hinsieht) da die feinen Details nun plötzlich hervortreten. So kam das Bild aus dem HDR-Tool (zum direkten Vergleich) und es ist mir fast einen Tick zu heftig HDR =) .


    Was ich nun gerne mache ist, ich lege in Photoshop das originale Bild als separate Ebene über das HDR-Bild, lege eine Ebenmaske an und male nur diejenigen Stellen mit unterschiedlichem Deckungsgrad frei, bei denen der HDR Effekt wirken soll. Um Farbveränderungen zu vermeiden ist es manchmal sinnvoll nicht im RGB Modus zu arbeiten sondern im Lab Modus und dann wirkt die Maske nur auf den Luminanzkanal und nicht auf die Farben.


    HDR war in diesem Fall deshalb das Mittel der Wahl, weil die feinen Details das Bild ausmachen und nicht die großen Licht/Schatten Kontraste wie bei Berhards Bilderserie.


    Viele Grüße
    HaPe

  • Außer RAW kommt mir nichts mehr auf die Speicherkarte. Hätte - zumindest bei einer meiner Kameras - die Möglichkeit, RAW und Jepeg auf zwei zwei verschiedenen Speicherkarten parallel zu speichern, verzichte aber drauf, weils meiner Meinung nach nix bringt.
    Allerdings empfehl ich dann doch ligthroom als Bildbearbeitungsprogramm, will man nach dem urlaub nicht Monate am Bildschirm verbrinen.

  • Um RAW kommt man eigentlich nicht herum. Aber entscheident ist doch, was ich einmal mit dem Foto machen möchte. Soll es ins Fotoalbum oder wird daraus einmal ein Leinwandruck oder großes Poster? RAW nutzt mir auch nur richtig was, wenn ich das dafür notwendige Bildbearbeitungsprogramm besitze, beherrsche und die notwendige Zeit dafür habe. Ich arbeite mit Photoshop Elements 8 und bin am überlegen, mir ein hochwertigeres Programm zuzulegen. Dann kommt noch der hardwarekalibrierte Monitor, um die Farben überhaupt richtig sehen zu können. Alles zusammen kommt so mit der Kamera ein ganz schönes Sümmchen zusammen. Dieses Jahr habe ich einen Kalender für die Hochwasserhilfe in Nordindien drucken lassen. Ich war geradezu erschlagen von den vielen Besonderheiten, die eine Druckerei für Qualitätsbilder braucht. Zum Schluss werden vor dem Druck noch die RGB Farbprofile gewandelt, weil RGB keiner Druckerei etwas nutzt. Und schon werden nur dadurch die Farben verschoben.


    Hier ist ein Beispiel für die gewaltigen Möglichkeiten mit RAW, denn in Wirklichkeit lag das Tal voll im Dunst:


    Ich möchte nur noch hinzufügen, dass es eine Frage der gewünschten späteren Bearbeitung ist, ob JPG, HDR-Effekte oder RAW verwendet werden. Das eigene Studium von Techniken und das Ausprobieren werden jedem die notwendige Entscheidungshilfe geben.
    Viele Grüße von Lothar
    Kalender Himalaya 2011

  • Gerade am Wochenende habe ich an einem Seminar teilgenommen zur Bildoptimierung.
    Ich muss sagen, dass hat sich gelohnt. Ein Punkt war eben auch der Farbraum Adobe RGB versa sRGB, ob 16 bit-mode oder 8 bit.mode...
    Wir haben verschiedene Raw-Konverter benutzt. Mir gefällt der Canon-eigene DPP am besten zum Entwickeln und wenn dann noch mehr gemacht werden muss, dann arbeite ich mit Adobe Elements 9 weiter. Lightroom ist wohl auch gut, aber da gefällt mir die Verwaltung nicht.
    Viele Grüße
    Petra

  • Da bin ich ja wieder ganz fasziniert was ihr aus Bildern macht. Ich ärgere mich höchstens wenn ich Bild vom Ausblick zum Beispiel ins Tal mache und auf dem Bild ist Dunst den ich gar nicht so gesehen habe. Aber ich denke dann halt Pech gehabt. Klasse vielleicht lerne ich auch noch dazu. Manchmal stört mich es aber auch, dass man heute alles manipulieren kann und das Bild oft nichts mehr mit der derzeitigen Wahrnehmung zu tun hat.

  • Falls jemand Photoshop Elements benutzt, dann ist das hier genau das richtige: http://elementsplus.net/v2/de/overview.htm (12 Dollar) Damit kann man vor dem Druck auch einen Softproof des Bildes anzeigen und in Verbindung mit Smart-Objekt mit RAW besser arbeiten. Ich habe es selbst noch nicht ausprobiert und würde mich über ein feedback sehr freuen.


    Viele Grüße von Lothar

  • Das scheint mit Elements 9 nicht zu funktionieren. Weiß denn jemand, ob es in Elements auch die Funktion gibt, dass man sich die Überbelichtungen anzeigen kann? Oder geht das nur mit der großen Version?
    Viele Grüße
    Petra

  • Mal so nebenbei... Ich sitze hier in Temesvar und bin heilfroh, dass ich neben den RAW-Bildern auch JPEG-Bilder aufgenommen habe. Mein Laptop kann zwar das Raw entwickeln, aber es braucht dazu viel zu lange. Da ich die Bilder auch hier vor Ort sofort brauche, muss ich mich zur Zeit mit JPEGs begnügen. Was für ein Glück, dass ich beides habe...
    Viele Grüße
    Petra ;)

  • Hallo,


    da Speichermedien heute erschwinglich sind fotografiere ich im RAW und JPG-Modus. Für die schnelle Bilderschau am PC reicht meist das JPG aus. Will ich mehr aus den Fotos herausholen, nehme ich die RAWs und "entwickle" sie noch einmal. Sinnvoll ist ein kalibrierter Monitor für die Bildbearbeitung.


    Was die HDR-Aufnahmen angeht, beschäftige ich mich, nach ersten Versuchen, wieder einmal damit. Es gibt durchaus eine Reihe von Motiven, bei denen diese Technik ihre Vorzüge hat. Ich denke da z.B. an Innenaufnahmen von Gebäuden, in denen nicht geblitzt werde darf. Ich finde den Einsatz, den HaPe demonstriert hat, geradezu ideal für die HDR-Fotografie.
    Ich bin allerdings kein Freund von extremer Bearbeitung, da mir die Fotos dann zu künstlich und unnatürlich erscheinen.


    Gruß
    Volker



    PS: Hier ist noch ein Link zum Thema auf meinem Blog: HDR Fotos – HDR Fotografie auf Reisen