Monitorkalibrierung

  • Moin, Moin!
    Ich fotografiere für mein Leben gerne, muß jetzt aber mal eingestehen, daß ich beim Thema Bildbearbeitung und Technik so meine Schwierigkeiten habe. Eigentlich sollte ich bei meiner Bildeflut schon längst auch mal meinen Monitor kalibriert haben, es wird zumindest empfohlen, bin aber mit dem Angebot überfordert.
    Allzuviel kosten sollte es natürlich auch nicht ;) Ich stöbere nun schon seit geraumer Zeit im Netz und es scheint, daß viele mit einer Software von x-Rite oder Datacolor arbeiten. Wie das funktioniert kann ich mir schon vorstellen, bin aber überfordert, welches Paket für mich evtl. in Frage käme. Es soll nur ein einfacher Monitor kalibriert werden, ich besitze keinen Drucker oder drehe irgendwelche Filme, daher tendiere ich natürlich zur günstigsten Lösung ;)
    Was benutzt ihr für ein Programm?


    LG kiki

  • Schönes Thema, das interessiert mich auch sehr und ich warte auf die Antworten der Wissenden.


    Wobei: Was nützt mir, wenn mein Monitor zu Hause richtig kalibriert ist, wenn andere, die meine Bilder betrachten, ganz andere Einstellungen haben? Ich hab im Büro zwei Bildschirme am PC, die Farben völlig unterschiedlich darstellen.

  • Mir geht es nur darum, eine möglichst korrekte Farbdarstellung zu erreichen. Wenn ich z.B. in ein Fotogeschäft gehe, arbeiten die ja auch mit kalibrierten Geräten. Gut, bei großen Abzügen setzt man sich im Laden sowieso noch mal gemeinsam an den Bildschirm und führt evtl. kleine Änderungen durch, bei kleineren Bildern (13 x 18 ) wird dies nicht gemacht und da gibt es schon kleine Abweichungen.

  • Hallo,


    ich habe mir vor ein paar Jahren den Spyder 3 von Data Color geholt. Aktuell gibt es den Spyder 4 pro.
    Das Teil ist recht einfach zu bedienen - und man sieht schon den Unterschied zum unkalibrierten Monitor.


    Wer ernsthaft mit seinen digitalen Aufnahmen "arbeiten" will kommt um einen kalibrierten Monitor nicht herum.


    Natürlich zeigen unkalibrierte Monitore unterschiedliche Farben, aber es geht ja beispielsweise auch um Standardeinstellungen für die eigene Bildbearbeitung. Außerdem kommen meine Abzüge und Drucke, obwohl ich den Drucker nicht kalibriert habe, dem Original schon ziemlich nahe.


    Schöne Grüße
    Volker

  • Hallo,


    ein komplexes Thema. Soviel vorweg: Wenn jemand die virtuelle Hürde vom Hobbyknipser zum Amateur genommen hat, dann ist eine Monitorkalibrierung Pflicht. Da gibts in der Szene keine zwei Meinungen. Die Einlassung von N. D. ist berechtigt: Monitore in der Consumerklasse sind ganz häufig falsch eingestellt (zu hell, zu viel Kontrast) und eigene Bilder sehen auf fremden Monitore oft weniger gut aus als auf dem eigenen Monitor. Wenn Du aber verbindlichen Farben suchst und mit einem unkalibrierten Werkzeug arbeitest, wird das Ergebnis immer zufällig sein. Spätestens dann, wenn Du eine Schnittstelle zu einem kalibrierten System bedienst (Foto-Dienste) wirst Du für eine kalibrierte Kette dankbar sein.


    Es gibt nichts nervigeres, wenn man beispielsweise Hauttöne bei Portraits realistisch auf den eigenen Drucker bringen will und weder kalibrierten Monitor noch kalibrierten Drucker hat. Mit viel Iterationsschleifen wird da mal ein Grünstich, mal ein Gelbstich eingebaut, mal wird das Bild viel zu dunkel gedreht oder die Farben übersättigt, damit es die falsche Einstellung von Monitor und Drucker es wieder ausgleicht. Das ist richtig übel und macht keinen Spaß. Wenn Du keinen Drucker hast sondern auf Ausbelichter angewiesen bist, ist es ähnlich, nur die Wartezeit zwischen den Schleifen länger oder Du gibst Dich mit dem zweit- oder drittbesten Ergebnis zufrieden.


    Ich habe einen hardwarekalibrierten EIZO CG-Monitor. Da war das Colorimeter für die Kalibrierung beim Monitor schon dabei und deshalb sind da die Verhältnisse etwas anders. In der Regel haben aber die Produkte von Datacolor einen sehr guten Ruf. Ob Du dafür nun 150 Euro oder mehr ausgeben willst, ist eine Gewissensfrage. Einige nehmen die Hürde nicht und sind deshalb auch nicht wirklich unglücklich. Aber die Ergebnisse sind immer ein kleinwenig vom Zufall geleitet.


    Ich setze sogar noch einen drauf: Ist Dir schon mal aufgefallen, dass alles mögliche kalibriert wird: Monitore, Beamer, Drucker, Scanner ... alles, nur ausgerechnet die Kamera nicht? Seit dem ich mit "Colorchecker Passport" selbst erstellte Kameraprofile in Lightroom verwende (abhängig von der verwendeten Kamera und den Lichtverhältnissen) hat sich das Problem der falschen Farben ultimativ erledigt. Es war eine verblüffende Erfahrung, wie schnell leichte, aber störende Farbstiche verschwinden, wenn man die richtigen Werkzeuge verwendet. Nicht wirklich für den Hobbyknipser geeignet, aber wenn es auf eine korrekte Farbwiedergabe ankommt, (für die meisten Urlaubsbilder wohl nicht) führt nach meiner Ansicht kein Weg an Kameraprofile und Monitorkalibrierung vorbei.


    Ciao
    HaPe

  • Sorry Erhard, da hätte ich wohl besser schauen sollen.
    Ja, ich schäme mich tüchtig, daß ich die Sache nicht gleich korrekt angefangen habe, sondern schon ein halbes Jahr mit einem unkalibrierten Monitor herumtüddle...
    Es fiel halt auf, als ich jetzt erstmals ein paar Papierabzüge bestellt habe und die Bilder doch etwas anders aussahen. Es scheint ja nicht so schwierig zu sein, mit dem Spyder den Monitor zu kalibrieren.
    Den Colorchecker hab ich mir auch schon angeschaut, aber es klingt für mich so als wäre der Einsatz vor allem unter kontrollierten Lichtverhältnissen wie z.B. im Studio bei Portraits oder auch in der Produktfotografie angebracht. Lasse mich da gerne belehren wofür man das noch gebrauchen kann. Kameraprofil... nächste Baustelle... reicht ein Kameraprofil in Lightroom für alle Sorten von Bildern egal wann und wie sie entstanden sind?

  • Hallo,

    Quote from kiki

    Den Colorchecker hab ich mir auch schon angeschaut, aber es klingt für mich so als wäre der Einsatz vor allem unter kontrollierten Lichtverhältnissen wie z.B. im Studio bei Portraits oder auch in der Produktfotografie angebracht. Lasse mich da gerne belehren wofür man das noch gebrauchen kann. Kameraprofil... nächste Baustelle... reicht ein Kameraprofil in Lightroom für alle Sorten von Bildern egal wann und wie sie entstanden sind?


    wie bei allen solchen Themen sollte man sie erst anwenden, wenn es einen gewissen Leidensdruck dazu gibt. Nicht vorher. Bei mir gabs die Notwendigkeit aber ich wusste nichts von Kameraprofilen. Wenn ich davon eher gewusst hätte, hätte mir das viele Stunden Arbeit erspart. Ich wäre froh gewesen, wenn mir vorher jemand davon erzählt hätte.


    Egal wie kontrolliert oder unkontrolliert die Lichtverhältnisse sind, sie sind immer einigermaßen einzigartig. Und durch den Weißabgleich bzw. die Berücksichtigung und Farbtemperatur alleine lassen sich keine Probleme beheben, die von farbigen Decken und Wänden, einer Mischlichtsituationen oder Kamera-Elektronik herrühren. Hier setzen die Kameraprofile an. Es wird einfach ein Messtarget (eben jeder "Colorchecker Passport") möglichst groß und möglichst richtig belichtet fotografiert und Lightroom bzw. Adobe Camera Raw übergeben. Die Tools können die 24 Farbfelder auf dem Targets automatisch erkennen, können ihre tatsächlichen Werte messen und mit ihren Sollwerten vergleichen. Die Differenz ist offensichtlich der Fehler, der sich durch die besondere Lichtsituation oder kleine Schwankungen der Kamera-Elektronik ergeben haben. Und so wie die Farben der Messtarget-Felder korrigiert werden können, können auch alle anderen Farben in allen anderen Bilder korrigiert werden, die zu der gleichen Lichtsituation und der gleichen Kamera gehören. Besonders nützlich, wenn man mit zwei oder noch mehr Kameras unterwegs ist, die nie die identisch gleichen Farben in der gleichen Situation generieren.


    In der Studio- und Produktfotografie ist das extrem hilfreich, aber auch in der Portrait-Fotografie oder - wie gesagt - wenn man mit mehr als einer Kamera die gleiche Szene fotografieren will und (wichtig) neutrale bzw. korrekte Farben haben möchte. Egal wo. Für stimmungsvolle Kerzenlichtbilder wären Kameraprofile kontraproduktiv.


    So kompliziert das klingt, so einfach ist die Anwendung. Wenn Du ein paar Bilder irgendwo gemacht hast, fotografiere einfach den "Colorchecker Passprt" dazu. Zuhause wird dieses Bild die Referenz, die Du z. B. "Nikon D700 - Morgenlicht" nennst. Und in Lightroom markierst Du einfach alle Bilder, die mit der D700 bei Morgenlicht fotografiert wurden und ordnest Ihnen das Profil des Referenzbildes zu. Das geht mit zwei Mausklicks und in wenigen Sekunden. Und alle Farben passen perfekt.


    Das kleine Messtarget habe ich immer dabei. Auch auf Reisen. Es ist leicht, flach, klein und robust und ein Foto ist davon schnell geknipst. Interessant auch: Inzwischen habe ich fünf DSLRs daheim. Die erste, eine Nikon D200 ist aber schon lange nicht mehr im Einsatz. Erstmalig verwendet habe ich sie 2006 in Myanmar. Gotteidank sind alle Bilder, die dort entstanden sind im RAW-Format vorhanden. Jahre nachdem ich sie aufgenommen hatte, habe ich ein Profil für die Kamera erstellt und konnte die alten Bilder von damals in ungeahnter Qualität neu zum Leben erwecken.


    Für Dich vorrangig sollte aber die Monitorkalibrierung sein. Wenn Du bei einem Portrait mal eine Viertelstunde an den Reglern herum gedreht hast und Du den Magentastich einfach nicht weg bekommst, werden Dir die Kameraprofile sicher wieder einfallen.


    Ciao
    HaPe

  • Vielen lieben Dank HaPe =)
    Ich fahre jetzt zwar erst mal für 2 Wochen nach China, aber danach wird der Monitor kalibriert, falls ich in's tüddeln komme melde ich mich wieder...


    Ich hoffe ich darf noch eine kleine Frage an dich stellen:


    Quote from HaPeRieger


    Wenn Du ein paar Bilder irgendwo gemacht hast, fotografiere einfach den "Colorchecker Passprt" dazu. Zuhause wird dieses Bild die Referenz, die Du z. B. "Nikon D700 - Morgenlicht" nennst. Und in Lightroom markierst Du einfach alle Bilder, die mit der D700 bei Morgenlicht fotografiert wurden und ordnest Ihnen das Profil des Referenzbildes zu.
    HaPe


    Das, meine ich, hab ich verstanden. Wenn ich dann bei einer anderen Lichtstimmung fotografiere, muß ich halt ein neues Referenzbild vom Colorchecker machen, da eine andere Lichtsituation, richtig?


    Quote from HaPeRieger


    Die erste, eine Nikon D200 ist aber schon lange nicht mehr im Einsatz. Erstmalig verwendet habe ich sie 2006 in Myanmar. Gotteidank sind alle Bilder, die dort entstanden sind im RAW-Format vorhanden. Jahre nachdem ich sie aufgenommen hatte, habe ich ein Profil für die Kamera erstellt und konnte die alten Bilder von damals in ungeahnter Qualität neu zum Leben erwecken.


    HaPe


    Das verstehe ich nun wieder nicht. Wie erstellt man nachträglich ein Referenzbild mittels Colorchecker und wendet es bei Bildern an die Jahre vorher in völlig anderen Lichtverhältnissen fotografiert wurden.

  • Hallo,


    Quote from kiki

    Das verstehe ich nun wieder nicht. Wie erstellt man nachträglich ein Referenzbild mittels Colorchecker und wendet es bei Bildern an die Jahre vorher in völlig anderen Lichtverhältnissen fotografiert wurden.


    es ist zwar jedes Licht in gewisser Weise einzigartig, aber so völlig anders sind sie dann doch nicht. Letztendlich wird man sich einen Satz von Profilen pro Kamera zulegen und diese dann immer wieder verwenden. Das Licht im Tagesverlauf ist da interessant (vor Sonnenaufgang, morgens, mittags, abends, blaue Stunde) oder verschiedene Kunstlichtarten (Glühbirne, Blitz, Neonröhre), oder wenn Du ein Studio hast, dann beispielsweise für verschiedene Leistungsstufen der Studioblitzgeräte, wenn sie die Farbtemperaturen nicht konstant halten.


    Die Lichtsituation bei Sonnenaufgang in Bagan (siehe mein Benutzerbildchen links oben) mit einem Profil zu "neutralisieren" wäre frevelhaft. Aber verschiedene Strassen- und Marktszenen hatten dort die gleiche Lichtstimmung wie bei uns zuhause zur gleichen Tageszeit im Sommer mit etwas Dunst am Himmel. Das Messtarget in der Fototasche dient nur zur Sicherheit, wenn wirklich mal sehr ungewohnt Lichtsituationen auftreten und man auf Nummer sicher gehen will. Man darf nicht vergessen: Das Kameraprofil ist ein Stimmungstöter.


    Noch ein Hinweis: Lightroom liefert einige Profile mit aus. Das ist zwar nett von Adobe und hat auch einen gewissen Effekt, aber es konterkariert den Grundgedanken der Kameraprofile doch erheblich. Viele denken aber, mehr als die ausgelieferten Profile können nicht verwendet werden. Das ist ein Irrtum.


    Ciao
    HaPe

  • Aha, ich hab jetzt wirklich gedacht, daß man bei jeder Fotosession im Urlaub jeden Tag auf's Neue den Colorchecker verwendet und nachher zwischen all den Urlaubsfotos die Referenzbilder heraussucht. Da kämen ja einige zustande... Kameraprofil als Stimmungstöter? Wie hätte denn das bei deinem Avatarbildchen zerstört?

  • Hallo,

    Quote from kiki

    Wie hätte denn das bei deinem Avatarbildchen zerstört?


    nun ja, es gibt Bilder, die leben von ihrem Farbstich 8-) .


    An dem morgen hat die Sonne den dunstigen Himmel tatsächlich so rötlich erleuchtet und dieses Rot wurde auf alles reflektiert, was in der Umgebung war. Menschen, Vegetation, Pagoden ... auch einen Colorchecker, wenn man ihn vor die Kamera gehalten hätte. Und hätte die Farbfelder in ein rötliches Licht gerückt. Und das Profil hätte wieder dafür gesorgt, dass alles die "richtigen" Farben bekommt. So als ob die Sonne nicht rötlich gewesen wäre. Das ganze Bild wäre langweilig grau geworden.


    In diesem Fall kommt man mit dem Weißabgleich zum ähnlichen Ziel, weil die Farben entlang der Farbtemperatur-Skala verschoben sind ... wenn auch extrem. Das Kameraprofil spielt seine Leistungsfähigkeit vor allem dann aus, wenn die Farbstiche komplexer sind. Google mal den Begriff "Lichtspektum" und schau´ Dir einfach mal die Bilder an. Es werden da die Zusammensetzungen der Farben verschiedener Lichtquellen gezeigt. Die Unterschiede sind extrem. Mal gibt es Einbrüche, mal Spitzen bei verschiedenen Frequenzen. Das alles äußert sich auf dem fertigen Foto darin, dass bestimmte Farben nicht oder wenig vorhanden sind und andere überbewertet werden. Es ist nicht einfach das komplette Farbspektrum verschoben (wie bei einer besonderen Farbtemperatur des Lichts), sondern die Farben werden aufgrund der individuellen Lichtspektren unterschiedlich wiedergegeben. Wenn ein Rotanteil fehlt, wird die Haut gelblich, während die Blautöne gar nicht beeinflusst werden, da sie keinen oder einen nur geringen Rotanteil haben. Mit den Photoshop-Regler auszugleichen kann richtig schwierig sein. Einfach ist es dagegen, wenn die einzelnen Farbfrequenzbänder separat betrachtet und behandelt werden. Deshalb hat der Colorchecker viele Farbfelder, die in realen Bildern häufig vorkommen. Es sind die Grundfarben und deren Komplementärfarben, aber auch Farben, wie wir sie in der Natur häufig finden und einiges mehr.


    Ciao
    HaPe

  • So, sitze jetzt vor einem kalibrierten Monitor. Bin aber etwas tüdelig. Nach der ersten Kalibrierung war der Monitor total dunkel, das konnte es doch irgendwie nicht sein. Also alles noch einmal wiederholt, jetzt passt es besser. Insgesamt sind die Kontraste etwas flauer, außerdem kam ein leichter Rotstich dazu. Passt eigentlich zu den Bildabzügen, welche ich bestellt hatte. Da waren die Kontraste auch nicht so, wie ich sie gerne gehabt hätte.
    Was mich nur etwas irritiert, ist die Tatsache, daß beim ersten Versuch sich der Monitor stark abdunkelte. Hat da jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?