Uganda als Wiederholungstäter

  • Guten Morgen Maxi,


    danke für dein Lob.
    Wer sagt denn das einem etwas am Besten gefallen muss? :)
    Lass sie doch einfach gleichberechtigt nebeneinander stehen, das mach ich auch so.
    Da muss man sich nicht entscheiden.


    Mir gefallen sie alle, wobei ich zugeben muss das ich besonderes Interesse an Hyänen und Chamälions habe.
    Chamälionarten findet man in übrigens in Uganda sehr viele. Es sind einfach wunderschöne Tiere, die leider von vielen Afrikanern nicht sehr gemocht werden.


    Viele Grüße
    linyanti

  • Es gibt sie doch!


    Die Waldelefanten - das Glück hatten wir nicht, obwohl wir extra in einer der lausigsten (im wahrsten Sinn des Wortes) Unterkünfte und gaaaanz nahe waren.
    Aber dafür waren gigantische Kakerlaken unterwegs.
    Der allergrößte (Euer Günther) hieß Anton, wohnte hinter der nicht-funktionierenden Bettleuchte solange es hell war und zeigte seine gewaltigen Fühler dann im Kerzenschein.


    Für das Baumhaus ohne Toilette bin ich zu alt und zu verweichlicht/verwestlicht.


    Und dass es Uganda viele Chamäleons gibt, die auch zu sehen sind: Super! Schon deswegen würde ich dorthin reisen.

  • Ugandas Straßen Teil 2


    Außer den wichtigen Teerstraßen, die größere Städte in Uganda miteinander verbinden, sind die meisten Sraßen in Uganda nicht geteert.
    Nach einem der zahlreichen Regengüssen gleichen viele roten Bändern, die sich durch eine grüne Landschaft schlängeln. Komplettiert wird dieses Bild dann noch durch einen blauen Himmel darüber.
    Ich kann mich an solchen Szenen nicht satt sehen. Immer wieder halte ich gerne an, um diese Bilder in mich aufzunehmen. Einmal sind es die unterschiedlichsten grünen Farbnuancen der Dschungelwände die das Rot der Straße begleiten, ein anderes mal das einheitliche Grün von Teeplantagen durch die wir fahren.
    Besonders in den regenreichen Bergen im Südwesten, wo sich die roten Bänder nach oben oder unten winden sind die nicht geteerten Straßen Ugandas eine Augenweide.
    Vorsicht ist aber immer angebracht. Nach Regengüssen können diese Straßen sehr rutschig werden oder sich in tiefen Matsch verwandeln. Selbst ein 4x4 ist dann manchmal überfordert.
    Sehr anstrengend sind auch zahlreichen, teilweise tiefe Schlaglöcher, und Steine bis zur Felsengröße die sich auf der Straße befinden.
    Ein konzentriertes Fahren mit angemessener Geschwindigkeit ist deshalb besonders auf diesen Straßen immer angeraten.


    Ugandas Straßen Teil 3


    Meine „Lieblingstrasse“ in Uganda, die die Bezeichnung Horror redlich verdient hat, führt von Kisoro zum Mahinga Nationalpark.
    Die ungefähr 15km lange strecke ist am Anfang noch gut befahrbar und wird erst im letzten Drittel zum Horrorweg der es in sich hat.
    Dann quält man sich im langsamen Schritttempo von Stein über Stein zu Stein.
    Nicht geradeaus sondern die gesamte Breite des steinigen Martyriums nutzend und eventuell auch noch anderen Verkehrsteilnehmer ausweichend.
    Es ist extrem anstrengend für Fahrer und Auto und je höher man kommt, desto größer werden Steine und Vorsprünge im steinigen Untergrund.
    Auch wenn man denkt größere Felsen wären nicht mehr zu überwinden sollte man sich bis zum Schluss, am Eingangstor zum Nationalpark auf alles gefasst machen
    Für die 15km sollte man auf jeden Fall eine gute Stunde einplanen.
    Bisher habe ich mir aber erst einmal den Tank aufgeschlitzt.
    Das gute an dieser Strecke ist aber, das der Rückweg um einiges einfacher ist, da man nur bergab fährt.
    Wenn ich mich auch auf vieles in Uganda freue, diese Strecke gehört mit Sicherheit nicht dazu.

  • Piratin
    Da bin ich also nicht allein mit meiner Einschätzung.
    Ich bin auch einmal gelaufen, das fand ich allerdings auch nicht sehr lustig.
    Nicht wegen der Wegstrecke, sondern wegen den Leuten.
    Normalerweise sind die Menschen in Uganda unglaublich freundlich und nett, da aber habe ich mich absolut nicht wohlgefühlt.


    Viele Grüße
    linyanti

  • Queen Elisabeth Nationalpark
    Teil 1 Kasenyi Plains


    Von den Savannenparks Ugandas darf der erfahrene Afrika Reisende bezüglich der Tierwelt nicht allzu viel erwarten.
    Wer die Parks in Tansania mit ihrem überquellenden Tierreichtum gesehen hat oder am Chobe River in Botswana unterwegs war, wird, wenn er ähnliches erwartet, enttäuscht sein.
    Noch immer haben sich die Nationalparks von Idi Amins Herrschaft und des darauf folgenden Bürgerkriegs nicht erholt, da in dieser Zeit die Tiere der Nationalparks bis auf wenige Restbestände durch Wilderei dezimiert wurden
    Für viele mögen daher Besuche im QENP, im Murchison oder Mburo etwas enttäuschend sein.
    Es werden noch Jahre vergehen bis wieder eine Wildtier Dichte entstanden ist, die sich mit den Nachbarländern Kenya und Tansania vergleichen lässt.
    Der Queen Elisabeth Nationalpark besteht aus verschiedenen Sektoren. Einer davon sind die direkt an einer gut befahrenen Durchgangsstraße liegenden Kasenyi Plains.
    Diese Savanne ist das Gebiet, in dem die Uganda Kobs Herden ihre Junge bekommen.
    Aufgrund dieses Umstandes gibt es hier auch Löwen, deren beliebtestes Beutetier in dieser Gegend die Uganda Kobs sind.
    Viele Alternativen gibt es leider auch nicht für den König der Tiere. Gnus, Zebras und Giraffen sucht man vergeblich und die wehrhaften Büffel sind selbst für seine Majestät nur mit großer Vorsicht zu genießen, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Empfohlen wird Selbstfahrern, um die Löwen auch zu finden, einen erfahrenen Guide mitzunehmen.
    Wir beschlossen es nicht zu tun und uns auf die eigene Beobachtungsgabe zu verlassen.
    Außerdem finde ich es spannender selbst zu suchen und das Glücksgefühl ist für uns im Erfolgsfall auch extrem größer.
    Durch die fast tierleere morgendliche Savanne begleitete uns zunächst einzig und alleine eine riesige Staubfahne.
    Am Gate, das schon tief im Park liegt, trafen wir auf andere Frühaufsteher und ließen unser Ticket kontrollieren.
    Dann begann die eigentliche Suche nach den seltenen Löwen und kaum 15 Minuten später hielten wir hinter einem Kleinbus dessen Guide die Tiere erspäht hatte.
    Trotz unseres guten Fernglases war das Rudel nur als undeutliche Miniaturen in weiter Ferne zu erkennen.
    Der Entschluss hier nicht viel länger zu verweilen war schnell getroffen da jedes Auto das jetzt unterwegs war auf diese Stelle des Weges zuhielt.
    Wer also Löwen sehen will braucht keinen Guide sondern muss nur auf sich zusammenballende Autos achten.
    Da wir uns erinnerten schon mal Löwen gesehen zu haben(sogar näher als die weit entfernten Punkte) überließen wir allen Anderen das Feld und hatten den restlichen Park für uns alleine.
    Nach der Pflichtübung der Löwensichtung (egal wie weit entfernt, Löwe ist Löwe) genossen wir nun am frühen Morgen die Autolose Savanne und standen schon bald lange bei einer Büffelherde, die ganz kitschig in Richtung aufgehender Sonne an uns vorbeizog.
    Als wir später dann ein waldreiches Gebiet in der Nähe des Sees erreichten waren wir überrascht von der großen Zahl herumziehender Elefanten und äsender Antilopen.
    Andere Autos sahen wir erst wieder als wir auf der Rückfahrt den früh morgentlichen Löwen View Point erreichten. Einige ganz ausdauernde hofften immer noch das sich die Löwen der Piste nähern würden.
    Ich hoffe wirklich, das die Löwen noch näher gekommen sind und sich das Warten im Stau gelohnt hat, während wir den restlichen Park für uns alleine hatten.



    Teil 2 Mweya und Kazinga Channel


    Im Allgemeinen mag ich es nicht Touren mit anderen Menschen zusammen zu machen. Meine Erfahrung lehrte mich schon früh das mindestens einer immer zu spät kommt und mir meine Zeit stiehlt und das mindestens 2 Personen dabei sind die ihre Mitreisenden lautstark an ihren Empfindungen teilhaben lassen und während der Tour die Mitreisenden mit ihrer große Afrika Erfahrung nerven.
    „Berta schau mal das Hippo, die gibts hier aber viel weniger als am Okavango, Chobe, Selous (Namen sind austauschbar)
    „Also in Botswana letztes Jahr waren aber viel mehr Tiere da.“
    Trotz dieses Wissens um unsere potentiellen Mitreisenden machten wir uns auf um an der Bootstour am Kazinga Channel teilzunehmen.
    Es gibt halt Dinge da muss man Kompromisse machen, zumal es mir an einem eigenen Boot und der Benutzungskenntnis desselben mangelt, und die Bootstour auf dem Kanal einfach genial ist. Schon beim ersten Mal waren wir begeistert.
    Vielleicht war es Zufall, aber diesmal war das Boot des Nationalparkbüros ausgebucht. Das entsprach genau meinem Gefühl das mehr Touristen auf den ausgetretenen Wegen unterwegs waren.
    Zum Glück gibt es aber auch noch das Boot der Mweya Safari Lodge, das nahezu den gleichen Preis kostet und wie sich herausstelle fast leer war.
    Wir buchten die Tickets an der Rezeption der Lodge und genossen Ausblick und Bier auf der Terrasse.
    Alleine der wunderbare Blick auf den Kanal und die Tierwelt am Ufer rechtfertigten für uns jedes mal den Ausflug in die Welt des Luxus Safari Lebens. Die große Bar im englischen Stil ist ein weiterer Grund ein paar Schilling mehr für das kalte Bier unter den schattigen Pflanzenvorhängen
    auszugeben.
    Entspannt gingen wir an Bord und setzten uns am Bug auf die linke Seite des Unterdecks.
    Ein guter Entschluss denn alle anderen Mitreisenden eilten sofort aufs Oberdeck.
    Die Bootsfahrt ist ein Fest für Fotografen.
    Ganz nahe fahren wir an verschiedenen jagenden Kingfisher Arten vorbei.
    Büffel und Antilopen lassen sich von uns nicht stören und geben exzellente Fotomotive ab.
    Im Gegensatz zum letzten mal sehen wir diesmal auch Elefantenherden beim Trinken.
    Immer wieder sieht man auch majestätische afrikanische Fischadler. Oftmals ganz nahe sitzen sie auf Bäumen am Kanalufer.
    Das gefährlichste Säugetier Afrikas, Hippopotamus amphibius oder auch Flusspferd genannt, tritt hier in unglaublich großer Zahl auf und prägt das Bild des Ufers, oft zusammen mit unzähligen Büffeln.
    Am Ende des natürlichen Kanals, wo er sich in den Lake Edward verbreitert, befindet sich noch ein weiteres Highlight.
    Ein großer Platz, an dem die Fischer mit ihrem Fang anlanden und der von etlichen Vogelarten in großer Zahl beherrscht wird.
    Marabu und Pelikan, Schwärme von Afrikanische Scherenschnäbel und buntschnabelige Sattelstörche stehen dicht an dicht in der Erwartung auf Fischabfälle.
    Man weiß gar nicht mehr wo man zuerst fotografieren soll. Nach kurzer Zeit lasse ich es und genieße den Moment.
    Dann drehen wir um und in schnellerer Fahrt geht es auf der anderen Seite des Kanals zurück zur Anlegestelle.
    Wieder einmal viel zu schnell ist die Zeit verflogen. Diese Bootsfahrt dürfte nicht aufhören, einfach weiterfahren und sehen und staunen.

  • Hallo linyanti,


    das ist mir persönlich nicht unlieb - Baumlöwen im Südosten ja, aber andere erwarte ich erst gar nicht und werde versuchen, soviele Bootsfahrten wie möglich zu buchen ;)


    Mweya/Kazinga Lodgeboot statt Nationalparkboot - wieder ein super Hinweis :)
    Die 2 Schiffe habe ich mir angeschaut; 10 bzw. 12 Personen sind ok.


    Bootskenntnisse haben wir, gibt es auch die Möglichkeit ein kleines tageweise zu chartern?


    Freu mich auf Deinen nächsten Bericht,
    Angelika

  • Hallo Angelika,


    es gibt meines Wissens keine weiteren Boote die man tageweise chartern kann. Das wäre natürlich eine optimale Lösung und man könnte nach Belieben an einem Platz verweilen.


    Zu den Baumlöwen kommt Morgen noch ein Bericht.


    Viele Grüße
    linyanti

  • Dr.Carlos Freut mich wenn es dir gefällt.


    Angelika Da bin ich mal gespannt


    Teil 3 Explosion Craters


    Ein sehr unbekannter Teil des QENP ist die Exposion Crater Section.
    Von der Mweya Halbinsel fährt man nach Norden.
    Bald nach dem Abzweig von der Hauptpiste die zur Teerstraße führt, läuft uns ein Flusspferd vom weiter entfernt liegendem See kommend über den Weg und läuft langsam grasend ins Landesinnere.
    Trotz besseren Wissens stelle ich mich in einem Anfall von Übermut zwischen See und Flusspferd.
    Natürlich kenne ich den Rat sich nie zwischen Wasser und Flusspferd zu stellen, aber es zu wissen und es zu erfahren sind zweierlei Dinge.
    Sofort dreht sich das Flusspferd um greift verärgert an.
    Und das behäbig aussehende Flusspferde sehr schnell unterwegs sein sollen erfahre ich jetzt auch in der Realität.
    Gerade noch rechtzeitig gelingt mir die Flucht.
    Wer in solch einer Situation sein Auto ausgemacht - oder abwürgt, hat ein großes Problem.
    Für mich war es wieder einmal eine Lehre diese und andere Tiere niemals zu unterschätzen, auch wenn man sie noch so oft erlebt hat. Immer hellwach zu bleiben und Respekt zu zeigen ist bei allen wilden Tieren stets angebracht. Leider vergisst man gerade als selbsternannter erfahrener Wiederholungstäter diese einfache Regel im Laufe der Zeit und dann kann solch eine Situation ganz schön böse ausgehen.
    Wir hatten diesmal Glück gehabt und nachdenklich setzen wir unsere Fahrt fort.
    Auf der gesamten Fahrt in dieses Gebiet begegnen wir keinem weiteren Fahrzeug. Die Wege sind teilweise zugewachsen und Tiere zeigen sich so gut wie keine.
    Teilweise geht es steil bergauf und wir fuhren manchmal auf Berggraten entlang.
    Als wir die ersten Craterseen zu Gesicht bekommen sind wir begeistert. Tiefblau leuchtet das Wasser aus der Tiefe zu uns herauf.
    An den steilen Abhängen hat sich ein dichter grüner Wald gebildet und Raubvögel kreisen durch die Luft. Zwischen den Cratern liegen unter uns in tiefen Tälern Savannen mit Akazien.
    Eine wunderschöne und ungewöhnliche Landschaft breitet sich hier im Norden des Parks aus deren einziger Makel ihr Mangel an Tieren ist.
    Eine große Ansammlung junger Geier, eine Art Geierkindergarten, einige kreisende Adler und wenige Antilopen sind die tierischen Highlights.
    Die Fahrt auf den Berggraten und Hängen ist allerdings sehr anstrengend und erfordert hohe Konzentration.
    Nach Stunden und teilweise fast verschwundenen Wegen stehen wir dann eine Stunde vor Parkschließung vor dem Tor im Norden des Parks und suchen eine Möglichkeit an der geschlossenen Schranke vorbei zu kommen.
    Lautes Rufen nach einem Parkranger bringt ebenso wenig wie der Versuch die Schranke irgendwie zu öffnen. Auch der Versuch per Telefon das Maingate zu erreichen scheitert aufgrund fehlendem Empfangs
    Durch eine kleine Senke mit niedriger Vegetation gelingt es uns dann an der Schranke vorbei und aus dem Park hinaus zu fahren.
    Erst zuhause in der Lodge fällt bei einem kalten Bell Bier die Anspannung des Fahrens ab und entspannt resümieren wir die Ereignisse des Tages in diesem einsamen und landschaftlich beeindruckenden Teil des Parks


    Teil4 Isasha


    Weit entfernt von den anderen Regionen des QENP befindet sich der für mich schönste Teil des Queen Elisabeth NP.
    Die meisten Besucher Isasahs kommen wegen der baumkletternden Löwen.
    Gerüchteweise sollen sie schon manchmal gesehen worden sein, aber die Regel ist das nicht.
    Dadurch das eine vielbefahrene Straße an dem schmalen SüdTeil Isahsahs vorbei führt ist das Jagdgebiet des Rudels stark begrenzt. Meist ziehen es die Tiere vor in den angrenzenden kongolesischen Nationalpark abzuwandern und ihren Beutetieren zu folgen.
    So umrunden viele Besucher die großen potentiellen Ruhebäume der Katzen und übersehen durch ihre Fixation auf die Löwen im Jagdfieber die Schönheit des restlichen Teil Isasahs.
    Normalerweise wissen die Ranger am Gate schon ob die Löwen da sind oder im Kongo.
    Ob sie es allerdings den auf die baumkletternden Löwen fixierten Touristen erzählen, ist eine andere Sache
    Auch braucht man keinen der empfohlenen Guides um selbige zu finden, da deren Aufenthaltsgebiet recht übersichtlich und durch die markanten großen Figtrees auch schlecht zu übersehen ist.
    Für mich persönlich ist dieser Teil der Parks der landschaftlich langweiligste.
    Richtig spannend wird es im nördlichen Teil Isasahs
    Es ist ein grandioser Anblick wenn man frühmorgens von der Abbruchkante hinunterblickt auf einen Wald, der im Dunst der aufgehenden Sonne dampft, und riesige Büffelherden sich von dort auf den Weg hinauf zur Savanne machen.
    Hyänen streifen durch das Gras und fast hätten wir die Löwin übersehen die direkt an unserem Auto vorbei lief, so fasziniert beobachteten wir den Zug der Büffel.
    Als wir weiterfahren entdecken wir immer wieder heimkehrende Hyänen die in Tälern ihrem Ziel zustreben.
    An dem jetzt in der Trockenzeit kleinen Grenzfluss zum Kongo liegen Flusspferde dichtgedrängt entlang einer Flussbiegung im Wasser und im mächtigen Baum darüber, schon auf der Kongoseite, entdecke ich endlich meinen ersten blauen Turaco. Gleich vier Tiere haben es sich hier gemütlich gemacht.
    Dieser Platz am Fluss ist für mich einer der schönsten Campingplätze Ugandas, der exklusiv jeweils nur von einer Partei gebucht werden darf.
    Als wir am Nachmittag wieder auf Pirsch fahren, sind wir umgeben von einer großen Topi (Leierantilope) Antilopenherde, die wie Soldaten in zweier Reihe vor uns her marschieren.
    Überall auf der Savanne stehen Antilopen und gelegentlich strebt ein Elefant dem Fluss zu.
    Als die Sonne untergeht wird es wieder einmal kitschig und wir müssen zurück zum Zeltplatz wo ein bewaffneter Ranger und die Geräusche des Abends und der Nacht schon auf uns warten.
    Die Flusspferde grasen nachts neben dem Zelt und ihr Grunzen wiegt uns in den Schlaf.

  • Kisoros Traveller Rest


    Es gibt die unterschiedlichsten Unterkünfte in Uganda. Von der Luxusloge bis zum einfachen Camping, aber keine hat mich mehr beeindruckt als das Travellers Rest in Kisoro.
    Sicher gibt es schönere und bessere Hotels, aber keines hat so einen geschichtlichen Background.
    Vorbei man hierbei Geschichte nicht in Jahrhunderten verstehen sollte.
    Bekanntester Gast war wohl Dian Fossey, die mit dem Film „Gorillas im Nebel“ zusammen mit ihren tierischen Schützlingen ein Denkmal gesetzt bekam und die das Travellers Rest als ihr zweites Zuhause bezeichnete.
    Aber auch viele andere bekannte Gorilla Forscher waren im Travellers Rest einquartiert.
    Für mich ist das Travellers Rest mit seinem vermoosten Rasen und seinem alten Baumbestand eine Oase der Ruhe inmitten der quirligen Kleinstadt Kisoro.
    Die Bar und das Kaminzimmer mit den Kunstwerken und Masken atmen noch immer den Atem einer vergangenen Zeit, während sich am Abend draußen auf den alten hohen Bäumen hunderte von Vögeln zur Nachtruhe einfinden.
    Alleine schon für diese Atmosphäre würde ich mit keinem anderen Hotel tauschen, auch wenn es bessere Betten, schönere Badezimmer und nagelneue Zimmer hätte.
    Ich weiß nicht wie oft wir schon im Travellers Rest übernachtet haben, für mich ist es inzwischen auch schon ein Nach hause kommen, wenn wir in Uganda unterwegs sind. Nach Vulkanbesteigungen und Affenbeobachtungen oder auf dem Rückweg von Bwindis Süden oder Lake Mutanda freute ich mich immer auf die großen Sessel im Garten, auf das leckere Abendessen und einen Drink im Kaminzimmer nach dem Essen.
    Und immer wieder stehe ich gerne ein paar Meter hinter der Rezeption Richtung Garten vor einem eingerammten Schaukasten, in dem Dankesworte von Gästen auf Zetteln und herausgerissenen Notizbuchseiten zu finden sind.
    Es hatte lange gedauert bis ich unten links den etwas vergilbten Zettel gefunden habe:
    „Es war sehr interessant für mich, mit den sehr erfahrenen Führern die Pflanzen zu suchen und zu kosten, die Gorillas essen und ihren Lebensraum kennen zu lernen.
    Ich habe mich in diesen Tagen im Traveller´s Rest sehr wohl gefühlt.
    Für die Zukunft alles Gute!
    B.Grzimek
    Frankfurt/Main, Zoo“


    Da hatte ich doch mit einem Held meiner Kindertage das gleiche Hotel geteilt!
    War er es doch der mit seinen Filmen und noch mehr mit seiner abendlichen Fernsehsendung mein Interesse an Tieren und am Kontinent Afrika geweckt hatte.
    Und nun war ich ungefähr 50 Jahre später auch da. Ein schönes Gefühl, das Erinnerungen weckte, hier im Traveller´s Rest.

  • linyanti
    Du bist noch dran ? :D
    Warte gespannt auf neue Berichte.
    Wegen dir liebäugel ich nun mit Uganda als eines der nächsten Ziel (obwohl Mittel oder Südamerika oder doch wieder Asien auf der Liste steht) Bei der Vorauswahl darf ich ruhig mal einen Schlenker auf einen anderen Kontinent machen.


    Vom Klima her scheint Uganda in den Wintermonaten optimal zu sein: nicht zu heiß und trocken.
    Die Sicherheit und die Preise scheinen okay.
    Wobei ich die Unterkunftspreise sehr hoch - bzw gar nicht erst - finde.
    Bei der Mweya-Lodge ist es sehr schlecht zu lesen, aber eine Nacht geht in die Hunderte (das ist uns zu viel :( )
    Und bei den anderen finde ich auf der Homepage keine Preise.
    Ein Baumhaus möchte ich nicht unbedingt, und - wie Angelika - Toilette muss sein; Waschbecken auch (hatten wir für eine Nacht in Laos nicht)
    noch ne Frage:
    Mehrere Tage (oder auch Wochen) an einem Ort bleiben, ohne zu buchende Aktivitäten... ist dafür Uganda geeignet?
    Evtl eine Tagessafari und ansonsten Spaziergänge und von der Unterkunft aus birdwatching o.ä.?
    Die Bootstour hört sich auch sehr gut an.


    Danke für deine bisherigen Berichte =)

    Schöne Grüße von Annette

  • Hallo Anette,


    krankheitsbedingt lag ich in letzter Zeit mehr im Bett als irgend etwas anderes zu machen.
    Aber solangsam geht es besser und ich habe auch die nächste Geschichte bereit.


    Quote

    Vom Klima her scheint Uganda in den Wintermonaten optimal zu sein: nicht zu heiß und trocken.


    Das finde ich auch, wobei am Bwindi kann man immer einmal mit etwas Regen rechnen.Aber wir haben das immer wirklich genossen. Auf der Veranda sitzend dem Regen zuschaun und den Nebel durch den Dschungel ziehen sehen ist einfach toll.
    Nach kurzer Zeit scheint dann eh wieder die Sonne.
    Dadurch das viele Gegenden in Uganda höher liegen wird es sowieso nicht zu heiß.


    Quote

    Die Sicherheit und die Preise scheinen okay.


    Die Sicherheit stellte kein Problem da (Voricht halt nur Nachts in den größeren Städten wie bereits geschrieben bei Entebbe)
    Wenn man alles selbst organisiert wie wir ist es manchmal etwas lästig immer die Preise anfragen zu müssen, da meist keine angegeben sind. Wenn wir gecampt haben gab es eigentlich keine großen Unterschiede. Ansonsten gibt es viele preiswerte Unterkünfte, speziell in den Communities.
    Allerdings sollte man den Standart nicht mit Asien vergleichen. Obwohl Afrika ab einem bestimmten Niveau teuerer is als Asien oder Amerikat, ist der Standart bedeutend geringer.


    Quote

    Bei der Mweya-Lodge ist es sehr schlecht zu lesen, aber eine Nacht geht in die Hunderte (das ist uns zu viel :( )


    Die ist uns auch viel zu teuer Sie liegt aber wunderschön und man bekommt Briefmarken und kann auch Postcarden einwerfen (wir sind noch so altmodisch und machen das :roll: ) . Wir gehen dort auch hin um die tolle Ausicht zu genießen und um in der Mittagshitze etwas zu trinken (oder das Boot zu buchen).


    Quote

    Ein Baumhaus möchte ich nicht unbedingt, und - wie Angelika - Toilette muss sein; Waschbecken auch (hatten wir für eine Nacht in Laos nicht)


    Wenn es wegen der Toilette und Waschbecken ist gibt es eine Alternative.
    Das Baumhaus vom Chimp Nest ist sehr schön und mit beidem ausgestattet. Man sollte da nur rechtzeitig buchenda es nur das eine gibt. (Das Camp gehört Holländern und ist sehr schön).


    Quote

    Mehrere Tage (oder auch Wochen) an einem Ort bleiben, ohne zu buchende Aktivitäten... ist dafür Uganda geeignet?


    Das ist unser Reisestil. Wir haben uns beim ersten Mal vieles was uns interessiert hat angeschaut und die Highlights an Aktivitäten mitgemacht. Aber erst danach, als wir in Ruhe längere Zeit an einem Ort waren, haben wir das Land richtig kennengelernt. Das machen wir eigentlich immer so und wir werden immer langsamer....
    Für uns haben wir einige Plätze herausgefunden die sich dafür hervorragend eignen und wo wir uns auch wohlfühlen.
    Oft laufen wir auch mit Leuten aus dem Camp zum nächsten Markt oder gehen spazieren, Vögel und Affen sieht man auch sehr oft von der Unterkunft aus und da zu sitzen, zu lesen und die ankommenden Tiere zu fotografieren genießen wir immer mehr. In Uganda funktioniert das großartig.

    Quote

    Die Bootstour hört sich auch sehr gut an.


    Das ist sie auch. Wir finden sie großartig


    Ich werde am Schluss auch mal versuchen noch ein paar Bilder einzufügen, bisher war ich da zu faul dafür :roll:


    Viele Grüße
    linyanti

  • Kirchbesuch am Sonntag


    Ein wunderschönes Camp im Süden des Bwindi Nationalparks ist das Shongi Community Camp.
    Am Ende eines Weges, eingebettet in einem Tal, schaut man auf die beeindruckende Dschungelwand des angrenzenden Nationalparks.
    Gelegentlich sollen auch hier Elefanten zum Fressen auf die Lichtung vor unserer Banda kommen sagt man uns bei der Ankunft.
    Ein kleiner Bach fließt hier direkt am Camp vorbei, von unserer Terrasse hört man manchmal ein Glucksen und Gluckern des Wassers, das sich im Gras der Lichtung seinen Weg sucht.
    Erst am kleinen liebevoll ausgestatteten Restaurant scheint der Bach seinen Weg gefunden zu haben und fließt von dort über Steine und Wurzeln entlang einer kleinen Schlucht mit Riesenfarnen dem Kongo entgegen.
    Unsere mit traditionellen Baumaterial gebaute Banda ist blitzsauber und tagsüber wunderbar kühl, während sie Nachts die gespeicherte Wärme abgibt.
    Eine kleine Veranda, mit dem Blick auf die von Urwaldriesen umrahmte Lichtung, mit ihren zwei hölzernen Sesseln und dem kleinen Holztisch laden zum Lesen und zur Tierbeobachtung ein.
    Als wir unter großen Unverständnis erklären das wir keine Activities geplant hätten und trotzdem einige Tage hier bleiben wollten, bitten wir wie gewohnt, wenn irgendwo ein Chamäleon gesichtet würde, das man es uns doch bitte zeigen möge und ziehen uns zum Lesen auf die Veranda zurück.
    Keine Stunde später erscheint ein junger Mann und erklärt uns das beauftragte Kinder Chamäleons gefunden wurden.
    Wir sind mehr als überrascht und folgen dem Mann ein paar Schritte zu dem kleinen Lagerfeuerplatz hinter unserer Banda.
    Wir trauen unseren Augen nicht als wir zwei große Chamäleons sehen, die wir gleich ausgiebig fotografieren und filmen.
    Danach setzen wir sie getrennt voneinander in verschiedene Bäume, da männliche Chamäleons äußerst aggressiv auf Artgenossen reagieren.
    Am späten Nachmittag treffen wir im Camp dann auf Mr. Silver, dem Chef der Community.
    Wir setzen uns zusammen und er erzählt uns von dem Schulneubau, damit die Kinder nicht mehr 20 km laufen mussten um zur Schule zu kommen.
    „They are tired when they come back, espesilly the small ones.
    Das kann man gut nachvollziehen.
    Unsere sechs und siebenjährigen werden meist bis zur Schultür gefahren damit sie keinen Schritt Zuviel laufen müssen und hier müssen die Kinder 20km hin und 20 km zurück laufen!!
    Und das bergauf und bergab.
    Wir redeten über dieses und jenes und kamen auch auf Religion zu sprechen und auf Kirchen und wie es manchmal so kommt, wir hatten ja nichts besonderes vor und am nächsten Tag war Sonntag und schon war ein gemeinsamer Kirchenbesuch vereinbart.
    Die nächstgelegene Kirche war eine katholische Kirche, not far from here, versicherte uns Mr. Silver.
    Zwei Frauen aus dem Camp begleiteten uns am nächsten Morgen bis ins Dorf zum Haus von Mr. Silver.
    Als wir auf ihn warteten, entdeckten wir selbst unser erstes Chamäleon neben uns in einem Busch.
    Auf die uns umstehende und beobachtende Jugend machte unsere Entdeckung keinen Eindruck, eher eine gewisse Belustigung machte sich über die unverständliche Begeisterung der Mzungus breit.
    Mit Mr.Silver ging es dann zunächst bergab entlang einer staubigen Straße bis zur Weggabelung.
    Unterwegs wurden immer wieder kleine Schwätzchen gehalten oder Familienangehörige begrüßt.
    Eigentlich genau so wie es auch bei uns auf dem Land auf dem Weg zur Kirche ist.
    Man bedauerte das im Moment das gute Primus Bier aus dem nahen Kongo nicht geliefert werden könnte und gab der Hoffnung Ausdruck das sich diese Situation doch bald ändern möge.
    Die kleine Enkelin wurde nicht ohne das übliche kleine Schwätzchen aus dem Gemischtwarenladen abgeholt und begleitete uns nun einen schmalen Pfad hinauf zu der Kirche.
    Kleine Wasser Rinnsale sorgten für matschige Stellen, Ziegen schauten uns an und meckerten über die Störung, Kronenkraniche, (der Nationalvogel Ugandas), stolzierten auf abgeernteten Feldern, Raubvögel kreisten am Himmel und unser Bach aus dem Camp hatte sich, inzwischen weit unter uns, auf seine Reise ins Nachbarland beachtlich vergrößert.
    Nebel und Rauch aus den Feuern von Häusern und Feldern zog durch die Täler, während Vogelstimmen uns begleiteten.
    Ein schöner ruhiger Sonntagssparziergang in Afrika.
    Nach einer Stunde, meist bergauf, erreichten wir als erste die winzige Kirche auf dem Berg.
    Mr.Silver stellte uns dem Pfarrer vor und dolmetschte.
    Wir schauten uns den Schulneubau sowie die Erweiterungsarbeiten an der Kirche an.
    In Ermanglung eines Glockenturms mit Glocke, wurde die Trommel bemüht, die weit hinab in die Täler schallte.
    Insgesamt dreimal wird getrommelt. Beim ersten mal langsam, denn dann ist noch lange Zeit bis Gottesdienstanfang, beim zweiten mal schneller und beim dritten Mal besonders eindringlich und im schnellen Rhythmus.
    Der Platz vor der Kirche füllte sich langsam und als der Gottesdienst begann, war das kleine Kirchlein mit seinen 10 Bankreihen fast komplett gefüllt.
    Wir hatten vorher noch ein paar Sätze in der hier gebräuchlichen Sprache mit Mr. Silver geübt und konnten deshalb auch jeden Neu ankommenden mit einem fröhlichen: „Guten Morgen Wie geht es Ihnen?“ begrüßen, was uns zunächst erstaunte Blicke, dann aber gleich ein erfreutes Lächeln einbrachte.
    Man sollte sich aber keine Kirche wie bei uns vorstellen, hier handelte es sich um ein einfaches Lehmhaus mit einer Tür und etlichen Fenstern ohne Glas, die von Holzläden verschlossen werden konnten.
    Einziger Schmuck an den Wänden waren einige wenige verblichene alte Missions Plakate.
    Der Altar war ein einfacher Tisch und ein Holzstuhl diente dem Priester zum zwischenzeitlichem Ausruhen.
    In der Kirche war es wegen der Lehmbauweise angenehm kühl und da auch alle Fenster geöffnet waren, zog manchmal eine angenehme Brise durch das Haus.
    Eine Gruppe junger Frauen begann nun zu tanzen , es wurde getrommelt und fast die gesamte Kirche begann zu singen. Nicht verschämt leise und zaghaft wie zuhause in Deutschland.
    Nein, hier wurde Begeisterung heraus gesungen und getanzt. Binnen weniger Minuten tanzten alle und klatschten im Rhythmus der Trommeln. Laut erklang der Gesang und die Trommeln begleiteten ihn.
    Keiner konnte mehr still stehen und immer mehr Menschen, Männer in Anzügen, Frauen in bunten Sonntagsröcken und Kleidern, strömten in die Kirche.
    Die Eingangstür wurde weit aufgerissen und der Platz vor der Kirche füllte sich schnell mit weiteren Menschen.
    Zweieinhalb Stunden dauerte der Gottesdienst. Tanz Gesang Trommeln, aber auch lange Reden und eine Predigt ließen diese Zeit wie im Fluge vergehen.
    Es wurde über die Fortschritte der Bauarbeiten berichtet.
    Gebaut werden konnte nur wenn wieder einige Spendengelder der Gemeinschaft eingegangen waren um Zement zu kaufen.
    Sowohl Schule als auch Kirchenerweiterung wurden nur von ihnen selbst finanziert.
    Geld von Staat oder aus anderen Quellen gab es nicht.
    Natürlich spendeten wir einen angemessenen Betrag bei der Kollekte und natürlich kam ich der Aufforderung nach etwas über uns zu erzählen.
    Mr. Silver half auch da wieder als Dolmetscher.
    Danach durften wir uns als erste Europäer in das „goldene Buch“ der Kirchengemeinde eintragen.
    Wir waren wirklich die ersten weißen die diese kleine Kirche auf dem Hügel besucht hatten, was uns schon etwas stolz machte.
    Nachdem wir uns alle Friede gewünscht hatten und uns gegenseitig die Hände geschüttelt hatten, Verliesen wir nach einem grandiosen Tanz und Gesangsfinale die Kirche und ich hatte das Gefühl bei diesen Menschen abgekommen zu sein.
    Wir haben ein winziges Stück Alltag mitten in Afrika zusammen erlebt und dadurch die Menschen der Shongi Community für uns unvergessen gemacht.

  • Du kannst wirklich gut erzählen, liest sich wie ein Roman, denn ich sofort kaufen würde.
    Wenn Bilder dabei wären noch lieber. :D


    Übrigens ich schreibe auch viele Postkarten und freu mich wenn ich auch welche bekomme. =)

  • So jetzt geht es noch ein wenig weiter für diejenigen die immer noch mitlesen:


    Am Lake Albert


    Eine landschaftlich schöne Strecke führt von Fort Portal hinunter in das Tal des Semliki Rivers.
    Dort befindet sich neben dem Semliki Nationalpark auch das Toro-Semliki Wildlife Reserve., eines der ältesten Schutzgebiete Ugandas.
    In früheren Zeiten (bis zu Beginn der Amin Ära) muss dieses Reservat ein Garten Eden gewesen sein und es sollte dort von Uganda Kobs und ihren Jägern nur so gewimmelt haben.
    Heute fährt man auf einer nicht asphaltierten Straße durch ein immer noch recht Tierarmes Schutzgebiet bis zum Fischerdorf Ntoroko.
    Bei der kostenfreien Durchfahrt sehen wir Affen, Kobs, Büffel, Warzenschweine und mehrere der großen Ground Hornbills.
    Aber die Tiere in der Savanne waren nicht unser primäres Ziel für die Tour zum Albertsee, an dessen Südlichem Ufer der Fischerort Ntoroko liegt.
    Wir waren wegen dem Vater des Schuhs hier, Abu Markub, wie der Schuhschnabel im arabischen heißt.
    Hier am Südufer des Albertsee sollte eine gute Change bestehen diesen seltenen Vogel in den Schilf- und Papyruswäldern beobachten zu können.
    Wir fuhren durch den äußerst dreckigen Ort (bei einer Preisverleihung würden wir Ntoroko sicherlich für den schmutzigsten Ort Ugandas vorschlagen) mit Müllhalten mitten im Dorf, wo sich Geschwür bedeckte Paviane und Marabus aus dem qualmenden Unrat ernährten und Kinder spielten.
    Kurz bevor wenig später die Straße im See endete bogen wir rechts zum „Besucherzentrum“ des Reservats ab und stiegen aus.
    Wir wurden von unserem zukünftigen Freund Paul, einem Ranger des Schutzgebietes empfangen.
    Unsere wichtigste Frage, ob wir am nächsten Tag mit einem Boot auf die Suche nach dem Schuhschnabel gehen könnten wurde zu unserer Zufriedenheit beantwortet und wir brauchten eine Unterkunft.
    Die metallene Banda in praller Sonne, die uns auch farblich sehr an unsere Unterkunft im Ruaha Nationalpark in Tansania erinnerte und in der wir vor Hitze kaum schlafen konnten, war nicht unsere Wunschunterkunft und so überlegten wir doch wieder zu zelten.
    Allerdings hatten wir auch nach den letzten Nächten, die wir ausnahmslos im Zelt verbracht hatten, eigentlich eine feste Behausung mit richtigen betten im Sinn gehabt.
    Beim ziellosen Herumlaufen auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz fielen uns dann vier hausgroße Zelte direkt am Ufer des Sees auf.
    Als wir sie uns näher ansahen kamen uns zwei Männer entgegen die sich als Besitzer dieser nagelneuen Tendet Camp Anlage herausstellten, soweit das der herbeigeeilte Paul richtig übersetzte.
    Nach einer kurzen Besichtigung waren wir mehr als begeistert und da wir bei den Preisverhandlungen noch einen mehr als akzeptablen Preis erzielten zogen wir als erste Gäste ein.
    Wir konnten unser Glück kaum fassen. „Jenseits von Afrika“ oder wie die Filmschnulzen auch noch so hießen war Wirklichkeit geworden.
    Das Camp war so neu das es noch nicht einmal einen Namen hatte, was uns aber nicht im geringsten störte.
    Das derzeit noch fehlende Restaurant wolle man demnächst auch noch bauen wurde uns erklärt und Paul stellte sich für die Bewirtung bereit.
    Wir tauschten unsere Telefonnummern aus und bei Bedarf sollten wir anrufen. Paul würde uns dann sofort Essen und Getränke aus dem Fischerdorf bringen.(wie gut das wir bei Ankunft in Entebbe immer eine ugandische SIM Karte kaufen)
    Unseren erster Wunsch gaben wir ihm gleich mit auf den Weg, zwei Flaschen Bier und auch die Bestellung zweier Abendessen wurde dankend entgegen genommen.
    Wir hatten es uns kaum auf unserer Terrasse gemütlich gemacht, als Paul mit einem Motorrad auch schon wieder mit zwei Bieren auftauchte.
    Was sage ich, zwei Biere, nein es waren zwei richtig eiskalte Biere!
    Damit hatte ich absolut nicht gerechnet, sind kalte Biere doch in Uganda oft Mangelware.
    Paul fragte auch noch nach der Zeit für das Abendessen und die Abfahrt des Bootes am nächsten Morgen, das er auch noch organisieren musste.
    Dann gaben wir uns der Vogelbeobachtung und dem angenehmen Nichtstun auf der Veranda unserer Luxusbehausung hin.
    Der Platz war ein genialer Platz für die Vogelbeobachtung.
    Unser Zelt stand gerade einmal einen Meter vor dem Uferabbruch entfernt.
    Der Albertsee mit seinen Wellen hatte hier ein kleines, einen meterhohes Steilufer geschaffen und arbeitete daran sich weiteres Ufer einzuverleiben.
    Ich frage mich, ob unsere Luxuszelte heute auch noch stehen, ob die paar Sandsäcke der Camp Betreiber genutzt haben oder ob sich der mächtige See das Ufer und die Zelte darauf bereits geholt hat.
    Der 170km lange und 30km breite fischreiche Albersee wird aufgrund seiner schweren Stürme mit hohen Wellen von den Fischer gefürchtet.
    Keine guten Voraussetzungen für ein Camp ohne großen Schutz direkt am Ufer.
    Während unseres Aufenthaltes zeigte sich der große See allerdings friedlich und nur sanfte Wellen schlugen an den Strand.
    Auf der linken Seite erheben sich die Blue Mountains des Kongo, rechts steigt steil das Uganda Hochland empor.
    Vor uns spazieren diverse Wasservögel am schmalen Strand entlang, unterschiedliche Eisvogelarten jagen direkt vor unserer Nase. Ibisse, Marabus und Pelikane sind ständig präsent, Vogelschwärme fliegen über uns.
    Wenn das kein Paradies für „Birder“ ist was dann.
    Wie ein Meer liegt der Albertsee vor uns und wir genießen unseren Urlaub am Strand, weshalb Paul auch telefonisch wieder einen Auftrag für weitere kalte Getränke erhält.
    Nicht sehr bekannt ist die Tatsache das hier am See 1951 die Außenaufnahmen für „African Queen“ mit Humphrey Bogart und Katharine Hepburn gedreht wurden.
    Als wir uns bei Sonnenschein und blauem Himmel darüber unterhalten ahnen wir noch nicht das wir nicht viel später in eine Szene aus diesem Film geraten.
    Aber der Reihe nach:
    Als die Sonne so langsam hinter den Blue Mountains im Westen verschwindet erleben wir einen unglaublichen Sonnenuntergang. Der Himmel verwandelt sich in ein Rot aus verschiedenen, dunkler werdenden Schattierungen. Glänzend und funkelnd präsentiert sich der See über den mit ihren Rufen immer größere Vogelschwärme an uns vorüber ziehen und am Ufer bewegen sich Scherenschnitte von großen Vögeln mit dem glitzerndem See als Hintergrund.
    Paul bringt uns unser Abendessen.
    Fischcurry mit Matoke.
    Das Essen ist nicht herausragend , aber gut genießbar und wir dinieren auf der Veranda.
    Paul hat uns eine Petroleum Lampe aufgehängt und alles wirkt im warmen Schein des Lichts friedlich als das Inferno über uns hereinbricht.
    Zuerst sind es nur wenige schwarze Mücken, aber innerhalb weniger Minuten oder waren es nur Sekunden, ist alles um uns herum schwarz.
    Unsere Teller, die Töpfe und die Lampe sind von einem sich bewegenden schwarzen Brei aus Mücken bedeckt.
    Unsere Kleidung besteht aus lebendem Schwarz und die Luft vibriert vor Mücken.
    „Lake Flys“ heißen diese Tierchen, eine Zuckermückenart.
    Wer „African Queen“ kennt, wird sich an die Szene im Film sicherlich erinnern.
    Genau so ist es jetzt hier, ganz genauso!
    Nachdem uns die Situation klar geworden ist versuchen wir schnellstmöglich in unsere Behausung zu kommen ohne Tausende von Lake Flys mit hinein zu nehmen.
    Wir klopfen unsere Kleidung so gut es geht ab und schlüpfen ins Zelt.
    Dort säubern wir uns noch einmal so gut es geht und sind erst einmal fassungslos.
    Natürlich hatte ich von den „Lake Flys“ gehört. Am Victoria See hatten wir auch schon welche ,aber da war das Ganze viel harmloser und ich hielt die Szene im Film für eine typische Hollywood Übertreibung.
    Am Albert See wurde ich nun einen besseren belehrt.
    Die Tiere beißen oder stechen nicht. Zum Glück!
    Aber sie krabbeln überall hin und sie sind allein durch ihre Masse mehr als beängstigend.
    Faszinierend ist auch die Geschwindigkeit mit der sich alles um uns herum in diese lebende schwarze Masse verwandelt hat.
    Hier zeigte sich wieder einmal wie beeindruckend, unvorstellbar und unvorhersehbar die Natur ist.
    Beeindruckt von dieser Naturgewalt schlafen wir ein.
    Am nächsten Morgen bin ich nervös, während wir auf Paul warten.
    Heute habe ich die Change den Schuhschnabel endlich zu sehen. Schon lange ist es ein Traum von mir diesen seltenen Vogel in seinem angestammten Habitat erleben zu dürfen.
    Man geht heute davon aus das weniger als 8000 Exemplare dieser Tierart noch leben.
    Mehr als 80% davon im Süden des Südsudan.
    Die anderen wenigen Tiere verteilen sich auf Tansania, Sambia Kongo und eben Uganda.
    Leider wird durch Vernichtung ihres Lebensraums und durch die die ständige Vertreibung durch Fischer ihr Bestand immer weniger.
    Es ist zwar noch dunkel als Paul endlich mit einem Fischer und seinem Boot erscheint, aber trotzdem ist er eine Stunde zu spät, da so schnell kein Sprit für das Boot am frühen Morgen aufzutreiben war.
    Wir versuchen ohne viel mit Wasser in Kontakt zu kommen einzusteigen, da der See stark mit Bilharziose verseucht ist.
    Nutzt uns aber nicht viel da im Boot das Seewasser mehr als Knöchelhoch steht.
    Die Fahrt im kühlen Morgenwind setzt da an wo der gestrige Sonnenuntergang geendet hatte.
    Der Himmel beginnt rot zu werden, und wieder sind Boote , Fischer und Vögel Scherenschnitte über dem ruhigen Spiegel des Sees.
    Nach einer knappen Stunde Fahrt erreichen wir das Sumpfgebiet in dem sich der Schuhschnabel versteckt halten soll.
    Die Spannung ist jetzt fast greifbar.
    In jede Papyrus gesäumte Bucht in die wir hineinfahren erwarten wir ihn zu entdecken.
    Paul steht hoch aufgerichtet im Boot und späht mit dem Fernglas.
    Die Sonne ist inzwischen über den Bergen und beleuchtet mit warmem gelbem Licht die Kanäle im Schilf und Papyrus.
    Wir sehen viele Reiher, Pelikane, Enten und andere Wasservögel, aber der Schuhschnabel bleibt unsichtbar.
    Es liegt hauptsächlich daran das wir etwas zu spät losgefahren waren und die Fischer aus dem Dorf schon alle hier sind und den scheuen Vogel, den sie auch als Konkurrenten sehen, verscheucht haben.
    Paul gibt sich alle Mühe ihn doch noch aufzuspüren.
    An einer Insel mit abgestorbenen im Wasser stehenden Bäumen, brüten Fischadler.
    Die Fahrt ist toll und die Landschaft hervorragend, aber die Enttäuschung bleibt.
    Ich hatte es so gehofft ihn hier zu sehen.
    Aber so ist die Natur.
    Beeindruckend, Unvorhersehbar und heute Morgen sehr grausam zu mir!