Auf schmalen Pfaden durch den Jurakalk - Eine Wanderung auf dem Altmühltalpanoramaweg

  • Dein Bergauf-Modus und die Bereitschaft, lieber auf dem Hinterteil herunterzurutschen als hinzufallen, gefällt mir sehr :)


    Deine Bilder von der Klamm haben mich stark an Teneriffa Anfang des Jahres erinnert, da sind wir teils im strömenden Regen, dazu meist in den Wolken einen ähnlichen Weg gegangen/gerutscht und haben mehrere Stunden keine anderen Personen getroffen, Netz gab es auch nicht.

    Im Nachhinein war es großartiges Erlebnis ;)

    Auf den kanarischen Inseln war ich bisher noch nicht, habe das aber schon länger als Reiseziel, auch fürs Wandern, im Hinterkopf. Und im strömendem Regen einen einsamen Weg runterrutschen, das klingt doch, als müsste ich unbedingt bald mal hin! :thumbsup: ^^

  • Donnerstag, 26.05.22


    Heute morgen kann ich problemlos Zeit vertrödeln, denn die Wanderung ist vorbei. Ich gehe frühstücken, spaziere nochmal über den Kiesstrand und schaue mir die Schautafeln am Weg zur Schiffsanlegestelle an. Die bisherigen Hochwasserstände sind an einer Außenmauer des Kloster eingezeichnet. Da wurde wohl teilweise richtig viel zerstört.



    Irgendwann nach 10 Uhr breche ich auf und schlendere hinüber zur Schiffsanlegestelle. Das Ticket für die Fahrt nach Kelheim habe ich mir schon gestern gekauft. Außer mir sind nicht viele andere Fahrgäste an Bord, wahrscheinlich wird es aber nachher voller, denn heute ist Feiertag, Christi Himmelfahrt.


    Um halb elf legt das Schiff ab und nimmt Fahrt auf durch die sogenannte Weltenburger Enge.




    Ein letzter Blick zurück zum Kloster, dann rücken die Felsen links und rechts näher an das Schiff heran.




    Der Wanderweg führt wohl oben am linken Ufer vorbei. Ich frage mich, wie der Blick von dort aus auf den Fluss ist und ob man überhaupt etwas sieht. Der Blick vom Schiff aus die Felsen hinauf ist jedenfalls beeindruckend.






  • Leider ist die Fahrt schnell vorbei, und das Schiff legt in Kelheim an, wo sich schon lange Schlangen an der Anlegestelle gebildet haben. Von hier aus ist es nur ein kurzer Spazierweg ins Ortszentrum. Kelheim wirkt durchaus nett, aber gegen eine Übernachtung im Kloster am Donauufer kommt der Ort nicht an. Ich bin froh, dass ich die gestrige Wanderetappe in Weltenburg beendet habe und nicht wie offiziell vorgesehen in Kelheim.




    Eigentlich hatte ich mir einen Bus herausgesucht, der mich am frühen Nachmittag ohne Umsteigen nach Regensburg bringen soll, aber ich frage mich schon bald, womit ich mir in Kelheim bis zur Abfahrt die Zeit vertreiben soll. Also schnell umgeplant, und stattdessen nehme ich einen Bus nach Saal a.d. Donau und steige dort in den Zug nach Regensburg um. Das klappt nur sehr knapp, denn der Bus ist schon verspätet, und ein Busfahrgast fängt dann beim Einsteigen mit dem Fahrer eine sinnlose Diskussion darüber an, warum das ab Juni geltende 9-Euro-Ticket nicht schon im Mai gilt. Gerade noch rechtzeitig erreiche ich meinen Zug und bin 25 Minuten später am Regensburger Hauptbahnhof und kann wenig später netterweise schon in mein Hotel einchecken.


    Danach suche ich mir erst mal etwas zu essen und lande bei einem kleinen mexikanischen Restaurant. Nach den schnitzellastigen letzten Tagen kommt mir so eine Teigtasche richtig exotisch vor. Ansonsten lasse ich es heute nachmittag ruhig angehen, ich werde ja morgen den ganzen Tag noch hier verbringe. Ich schlendere durch die Straßen, buche für morgen eine Stadtführung und laufe hinüber zum anderen Donauufer. Ach ja, Regensburg ist auch ganz nett.









    Während ich so herumspaziere, beschleicht mich aber das komische Gefühl, dass ich mit der Reise eigentlich schon abgeschlossen habe. Bestimmt liegt es nur daran, dass ich müde bin, überlege ich. Morgen werde ich mir mit frischem Elan die Stadt anschauen.


    Gute Nacht!

  • Die Klamm ist super!

    Ich wäre auch auf allen vieren dort durchgekrochen, wenn nötig, so schön sind die Eindrücke. =)

    Auch die Bilder von der Schifffahrt begeistern mich.

    Die Landschaft ist wirklich fein, ich muß zu meiner Schande gestehen, daß mir diese Gegend völlig unbekannt ist. :ops:

    Noch nie davon gehört, ich sollte mich schämen. :ops:


    Danke für Bericht und Bilder und jetzt freue ich mich auf Regensburg.

    Das kann ich zumindest auf der Landkarte zuordnen ;)

  • Für mich war es auch absolutes Neuland. Von der Altmühl hatte ich vorher nur mal als schönes Radfahrerrevier gehört, aber tatsächlich keine Vorstellung, wo die Gegend überhaupt liegt. :ops:


    So, und jetzt gehts zum letzten Reisetag. Bis gleich!

  • Freitag, 27.05.22


    Ich bin noch im Wanderrhythmus und wache früh auf. Macht nichts. So kann ich vor der geplanten Stadtführung noch ein wenig auf eigene Faust durch das mittelalterliche Stadtzentrum spazieren. Den Dom St. Peter habe ich gestern nur von außen gesehen, heute morgen gehe ich auch rein. Der Dom wurde ab 1275 erbaut, die Bauzeit soll 600 Jahre betragen haben. Hier residieren die berühmten „Regensburger Domspatzen“. Berühmt ist der Dom auch für die mittelalterlichen Kirchenfenster, die ich mit dem Handy leider nur unzureichend knipsen kann.




    Interessant finde ich auch diese Informationen zur „Echternacher Springprozession“. Dabei werden tatsächlich 111 km in 3 Tagen bewältigt. Tja, da kann ich mit meinen 200 km in 10 Tagen einpacken.



    Im Rathaus wird heute offensichtlich geheiratet. Das Brautpaar bekomme ich leider nicht zu Gesicht. Das Gebäude mit dem Erker ist das Alte Rathaus und beherbergt die Touristeninformation. Das Gebäude entstand ab 1245, ab der Mitte des 17. Jahrhunderts tagte dort fast 150 Jahre lang der „immerwährende Reichstag“. Die Figuren über dem Portal namens „Schutz“ und „Trutz“ sollen die Wehrhaftigkeit der Stadt symbolisieren.





    Überhaupt bewegt man sich hier fast durch ein lebendes Freilichtmuseum. Auf Schritt und Tritt begegnen einem Schauplätze historischer Ereignisse.



    Einer der ältesten Plätze ist Haidplatz, auf dem früher große Ritterturniere stattfanden. Im „Goldenen Kreuz“, dem Gebäude mit dem Turm, heute Café, früher Gasthof, verkehrten jahrhundertelang Kaiser und Könige.


  • Als ich auf den Rathausplatz zurückkehre, um auf den Beginn der Stadtführung zu warten, ist es schon richtig voll.



    Ich will mich zu „meiner Gruppe“ durchfragen und erfahre: Für die Stadtführung haben sich 80 Leute angemeldet. Aber immerhin gibt es auch drei Stadtführer. Zu meiner Gruppe gehören letztlich 27 Leute, das ist zwar viel, aber der Stadtführer versammelt uns erst mal abseits der Haupt-Touristenströme in einem Hinterhof. Die Stadtführung ist gut gemacht. Neben einzelnen Sehenswürdigkeiten hier im Bereich rund um das Alte Rathaus erläutert der Stadtführer auch viel zur Geschichte und zur früheren und heutigen Stadtbebauung. Die vielen Türme haben sich die Regensburger in Norditalien abgeschaut. Ursprünglich gab es mehr als 60 Wohntürme in der Stadt, und natürlich galt: Je bedeutender die Familie, desto höher der Turm.


    Im 20. Jahrhundert schlug man bei der Erneuerung des Stadtbildes und der Renovierung der mittelalterlichen Gebäude unterschiedliche Wege ein. Der Stadtführer zeigt uns verschiedene Beispiele von Renovierungen der mittelalterlichen Fenster. Vergrößert man die Fensteröffnungen und setzt große rechteckige Fenster ein, steigert das zwar die Wohnqualität, aber das mittelalterliche Erscheinungsbild ist zerstört. Bleibt man bei kleinen Fenstern, bleibt es auch in der Wohnung dunkel. Die Stadt lebendig und bewohnt und trotzdem mittelalterlich zu halten ist also gar nicht so einfach.


    Die Stadtführung endet schließlich an der Steinernen Brücke. Ich genehmige mir hier erst noch eine Wurst und spaziere dann nochmal über die Brücke. Mit ihrem Bau wurde im 12. Jahrhundert begonnen, und sie ist die älteste erhaltene Brücke Deutschlands.




    Nach den vielen Informationen schwirrt mir ein wenig der Kopf. Auf dem Weg in den Süden der Altstadt gönne ich mir erst noch ein Mittagessen (knusprige Ente mit Kokoscurrysauce, lecker) und setze dann meinen Weg fort, und zwar zum Schloss Emmeram, Wohnsitz von Gloria von Thurn und Taxis. Erst mal schaue ich in die Basilika St. Emmeram.



    Dann will ich mir das Schloss samt Schatzkammer anschauen.


    Aber will ich das wirklich? Oder arbeite ich hier nur gerade meine touristischen Pflichten ab? Ich stelle fest, dass ich jetzt schon übersättigt bin und es mir schwer fällt, mich noch auf weitere Sehenswürdigkeiten einzulassen. Dabei hätte ich eigentlich noch eine lange Liste von interessanten Gebäuden, Plätzen und Museen, die ich besuchen könnte.


    Ich entscheide, an dieser Stelle einen Schnitt zu machen. Auf dem Rückweg Richtung Donauufer mache ich noch kurz am Bismarckplatz Station. Die restliche Besichtigung von Regensburg beschränke ich auf einen Bummel durch die Geschäfte und den Kauf von Mitbringseln.



    Abends regnet es, aber ich kehre ganz in der Nähe meines Hotels ein und esse bayerisch angehauchte Tapas.



    Damit endet der Besuch in Regensburg. Am nächsten Morgen fährt mein Zug erstaunlich pünktlich ab, und ich komme reibungslos wieder zu Hause an. Warum klappt es mit der Bahn nicht immer so?

  • Und das Fazit:


    Es war eine wunderbare Wanderung in einer wunderschönen Landschaft mit teilweise traumhaftem Wetter, von der ich auch nach meiner Heimkehr noch länger gezehrt habe. Die Stippvisite in Regensburg ist der Stadt vermutlich nicht gerecht geworden. Nach den Tagen auf dem einsamen Wanderweg hatte ich Schwierigkeiten, mich mit der gut besuchten Stadt anzufreunden. Aber einen Zweitbesuch könnte ich mir durchaus vorstellen.


    An alle Mitwanderer einen herzlichen Dank, dass ihr mich in den letzten zwei Wochen begleitet habt! Es hat Spaß mit euch gemacht!


    Und damit zum letzten Mal: Gute Nacht!

  • Das kenne ich, dass man dann plötzlich eine völlig andere Szenerie nicht verträgt und so etwas wie einen Mini-Kulturschock hat. Regensburg fand ich damals, etwa 2000, toll, als ich zu einem Kongress dort war.


    (Du hast aber nicht zufällig meine silbernen Kreolen gefunden, die damals nach einem feucht-fröhlichen Abend im Kollegenkreis plötzlich weg waren? Ich vermute, die haben irgendwie ins Ohr gekniffen und ich habe sie abgenommen und dann nach dem 12. Drink am Tisch vergessen... OK, 2000 ist schon ne Weile her, du hast dir sicherlich keine antiken Ausgrabungen angesehen :D )

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Das war wirklich mal eine außergewöhnliche Tour, die Du da gemacht hast - wunderbar abwechslungsreich, herrliche Landschaften, die man so nicht kennt, obwohl das Altmühltal von uns aus (Thüringer Wald) ja noch nicht mal sehr weit weg wäre.

    Deine Strapazen sieht man auf den Bildern ja nicht 8-) - meinen Respekt hast Du auf alle Fälle.

    Gerne bin ich Dir bei Deinen Abenteuern gefolgt.

    Regensburg ist natürlich ein wunderbarer Abschluss, eine Stadt, die mir auch sehr gefiel.


    Danke für den schönen Bericht,

    LG

    Gusti

    redfloyd.........................................................................................Gusti
    redfloyd.gifGusti.gif


    Heaven is where the police British, the cooks Thai, the mechanics German, the lovers Italian and it is all organised by the Swiss.
    Hell is where the cooks are British, the mechanics Thai, the lovers Swiss, the police German and it is all organised by the Italians.

  • Auch von mir ein Dankeschön für's mitnehmen.

    Regensburg ist sicher auch einen Zweitbesuch wert.

    Wenn man nicht alles gesehen hat, muß man bei Gelegenheit noch einmal vorbei schauen.

    Ich kenne das gut, daß man nach Tagen der Ruhe plötzlich mit geballter Zivilisation nichts mehr anzufangen weiß.

    Wahrscheinlich wäre das der schönen Stadt Regensburg auch nicht gerecht geworden, wenn man nur noch genervt sein Programm abspult. ;)

  • Ja, Regensburg bietet wirklich viel, und von den kulturhistorischen Highlights mal abgesehen auch viel fürs leibliche Wohl und Geschäfte in der Innenstadt, die anscheinend unabhängig von irgendwelchen Ketten sind und auch Sachen anbieten, die man nicht überall findet. Mir sind in den zwei Tagen eigentlich nur zwei Sachen negativ aufgefallen: sehr viele Radfahrer, die nicht unbedingt rücksichsvoll durch die Altstadt sausen, und in einer Nacht sehr viele junge Feiernde, die anscheinend Geld sparen und fröhlich in einer Parkhauseinfahrt in der Nähe den mitgebrachten Alkohol konsumiert und am Ende alles für die Straßenreinigung hinterlassen haben. Letzteres hat auch der Stadtführer kritisch angemerkt. Es scheint da bei ihm zu Hause einen Generationenkonflikt zu geben. ;)

  • Vielen Dank fürs Mitnehmen - ich hoffe, Du planst schon die nächste Tour oder bist vielleicht sogar schon kurz vor dem Abmarsch?

    September/Oktober sind ja auch ideal.

    Für den Herbst sind eher Tagestouren mit Freundinnen geplant.


    Aber im Januar und Februar möchte ich Teile des Camino Frances in Spanien erwandern, so Gott will. ;)