Varanasi - unsere Eindrücke

  • Hier nun wie versprochen mein Bericht von unserem Besuch in Varanasi.


    Ich denke er ist ehrlich und somit zeigt er meine Eindrücke auf, was wir gesehen und empfunden haben.
    So kommen auch Sequenzen darin vor, die nicht jedermanns Geschmack sind und sich sicher mancher fragen wird, warum man in so ein Land, in solch eine Stadt fährt...


    Varanasi


    Bei unserem Flieger, dieses Mal ging es mit Spiceair, wurden die Flugzeiten natürlich mal wieder verlegt. Statt gemütlich um 10:00 Uhr zu fliegen, sollte es jetzt bereits um 8:00 Uhr losgehen.


    Da sagt man immer wieder, die Flieger in Myanmar sind so unpünktlich, aber Indien toppt das locker. Wenigstens waren dann beide Flugsequenzen, sowohl der Flug von Jaipur nach Delhi, als auch der nächste von Delhi nach Varanasi einigermaßen pünktlich.
    Bei unserer Ankunft in Varanasi, im Bundesstaat Uttar Pradesh, war es bedeckt, es mieselte.


    Von unserem bereits vorgebuchtem Guesthouse wurden wir wie vereinbart vom Flughafen abgeholt.


    Die Fahrt nach Varanasi war etwas bedrückend. Die schönen, bunten Farben Rajasthans fehlten, durch den Regen war es überall schlammig, alles sah grau in grau aus und die Region, man konnte es schon hier bemerken, war anscheinend deutlich ärmer als Rajasthan.
    Nach etwa einer Stunde haben wir die heilige Stadt am Ganges erreicht.


    Unsere ersten Eindrücke:


    Noch wuseliger, als wir es bereits kennen. Fahrrad-Rikschafahrer ohne Ende, die Hauptstraße verstopft, laut, laut und nochmals laut. An einem Kreisel,- Autos, Rikschafahrer, Mopeds, Fahrradfahrer, Fußgänger, Kühe, Hunde, alles mischt sich wirr durcheinander. Regeln, wer wie, wann fahren darf, lassen sich nicht erkennen.


    Die Stadt wirkt noch dreckiger, als alles bisher Gesehene, überall türmen sich riesige Müllberge.

  • Die letzten 100 Meter müssen wir zu Fuß gehen, da unser Gästehaus direkt am Ganges liegt und Autos hier nicht mehr durch die schmalen Gassen fahren können.


    Also schnappen wir unser Gepäck und folgen einem jungen Mann, der uns zum Gästehaus begleitet.


    Jeder, der schon mal in Indien war weiß, dass überall Kuhscheiße herum liegt. Wart ihr mal in der Regenzeit dort ? Könnt ihr euch vorstellen, wie toll es ist, wenn sich die Kuhscheiße langsam schön gleichmäßig auf dem Asphalt verteilt ???
    Ja,- und es wird auch schön glitschig.
    Da bin ich jedenfalls gaaanz vorsichtig gegangen, um ja nicht auszurutschen.


    Die Gassen waren überall mehr als dreckig, auch hier türmen sich überall Müllberge, es war grau, außer Indern ist uns kein Touri entgegengekommen, kurz – irgendwie wirkte das bei unserer Ankunft alles nicht wirklich einladend, sondern eher etwas beklemmend.

  • Endlich erreichten wir unser Gästehaus.
    Es lag direkt am Ganges, überall waren kleine Sitzterrassen, bunt bemalte Innenhöfe und Türen, auch eine Dachterrasse gab es, allerdings momentan wegen dem schlechten Wetter nicht nutzbar. Unser Zimmer war groß und geräumig mit Blick auf den Ganges und wir fühlten uns sofort hier wohl. Die Lage war super, denn es lag direkt zwischen den wichtigsten Ghats.


    Und was war das ??? Da saß doch jemand tatsächlich an einem Tisch und was hatte er vor sich ? Eine Dose Bier. Wir wussten, dass in unserem Gästehaus, obwohl ja Alkohol in Varanasi eigentlich verboten ist, Bier serviert wird. Aber so öffentlich, nicht unter dem Tisch oder durch eine Kaffeetasse getarnt ?
    Nun ja, uns sollte es recht sein.


    Der Regen resultierte übrigens von den Ausläufern des Taifun Hudhud, der gerade auf die Ostküste bei Orissa geknallt war. Und aus dem Regen sollte auch bei uns in Varanasi in der Nacht noch ein richtiger Sturm werden.


    Bild 1 Unser Gästehaus
    Bild 2 Blick von unserem Balkon
    Bild 2 Blick am Abend von der Dachterrasse Richtung Ghats

  • Aber noch war das Wetter O.K. und am Abend machten wir uns gleich auf zum Ganges, um die abendlich stattfindende Puja zu sehen.

    Unser Gästehaus lag fast direkt neben dem Ghat, wo die Puja statt findet, so dass wir in wenigen Schritten dort waren.


    Bei der allabendlichen Puja Zeremonie, der Agni Pooja (Agni Puja) einer Erhrerweisung, huldigen Priester in Varanasi der
    „ Mutter Ganges “, sowie der Gottheit Shiva und dem ganzen Universum.


    An zwei Ghats, direkt nebeneinander gelegen, sind jeweils kleine Holzaltare, für je 5 Priester aufgebaut.
    Diese führen nun, für uns fremdartige und monotonen Rhythmen und Musik, sowie gleichartige Bewegungen aus. Hierbei werden Räucherstäbchen, Fackeln und qualmende Weihrauchkessel durch die Luft manövriert.
    Dazu gibt es aber auch einen „ Animateur “ der die Gläubigen dazu motiviert, zu klatschen.


    Diese Zeremonie fanden wir schon sehr beeindruckend, so dass es während unseres 4 tägigen Aufenthaltes auch für uns ein Ritual war, jeden Abend zur Puja zu gehen.

  • Danke für die schönen Eindrücke, weiter so :)


    Varanasi steht für unseren Trip im nächsten Frühjahr ganz oben auf der ToDo Liste, also lese ich ganz neugierig mit.


    Wie hieß Euer Guesthouse?

  • Unsere erste Nacht war alles andere als ruhig.
    Es stürmte, Fahnen klapperten überall, als wenn ich in einem Segelhafen irgendwo an der Ostsee bin und der Ganges schlug Wellen !!!


    Als wir am nächsten Morgen aufwachten, war zunächst nicht daran zu denken, irgendwie auf die Straße zu gehen. Der Sturm wütete immer noch und war einfach zu heftig.


    Gott sei Dank beruhigte sich das Wetter dann am späten Vormittag, es hörte auf zu regnen und wir stürzten uns in das Getümmel.


    Kleine, enge Gassen, die sich langsam mit Leben füllten, viele Pilger, oft im gesamten Familienclan unterwegs, um zu den kleinen Tempeln zu gelangen. Zwischendurch ziehen Angehörige mit einem Toten, aufgebahrt auf einem Bambusgerüst, direkt an uns vorbei auf dem Weg zu einem der beiden Verbrennungs Ghats. Den Toten sieht man nicht, er ist eingehüllt in bunte Tücher. Uns hat das nicht sehr schockiert, wir sind ja nicht unvorbereitet nach Varanasi gefahren und kannten Ähnliches auch schon von Bali, wo die Verbrennungs-Zeremonie allerdings weitaus schöner und beeindruckender ist.


    Bild 1 in den schmalen Gassen
    Bild 2 eine Trage mit einem Toten wird an uns vorbei getragen
    Bild 3 auch hier wieder viele Shops mit den für Inderinnen so beliebten Armreifen
    Bild 4 einmal auf die Schnelle von einem Priester segnen lassen...

  • Um erst einmal einen kleinen Überblick abseits der Ghats zu bekommen, nehmen wir uns einen der unzähligen Rikschafahrer, die sich uns recht aufdringlich anpreisen und lassen uns ein wenig durch die Gegend fahren.


    So geht es durch Alt Varanasi, unter anderem durch das muslemische Viertel.


    Leute, wenn ihr schon viel Dreck in Indien gesehen habt, Varanasi setzt noch mal einen drauf.
    Müllberge, Müllhalden, an allen Ecken, mitten in der Stadt.
    Dazwischen die ach so heiligen Kühe, die nach Essbarem suchen.


    Ein Hund huscht an unserer Rikscha vorbei, mir wird fast schlecht.
    Der halbe Hals ist weggebissen, es klafft eine riesige Wunde. Er kann seinen Kopf noch halten, was mich wundert und sucht in den Müllbergen nach Fressbarem.

    Bettler sitzen am Straßenrand . Wasser scheinen sie seit Jahren nicht gesehen zu haben, das Haar steht strohig in alle Himmelsrichtungen, die Kleider hängen ihnen dreckig, nur noch in Fetzen, am Leibe herunter.


    Und was, wenn unser Fahrer uns in eine abgelegene Ecke fährt, wo andere Männer auf uns warten um uns ausrauben ?
    Einen kurzen Moment überkommt mich dieser Gedanke und mir wird etwas mulmig zumute.
    Aber nein,- es ist nur einer der abertausenden von Seidenhändlern, zu dem wir gefahren werden. Der Besitzer ist aber Muslim, er muss erst einmal Beten, es ist gerade die Zeit für sein Mittagsgebet. Da wir aber eh keine Lust haben die Herstellung von Seidenstoffen zu sehen, da wir das schon etliche Male gesehen haben, entscheiden wir uns für ein schnelles Geschäft. Wir kaufen zwei Seidenschals für insgesamt 13 Euro, Geschenke braucht man ja immer mal, so hat der Besitzer sein Geschäft gemacht, wir unsere Ruhe und können weiter ziehen.


    Ein Mann liegt an der Hauptstraße und bewegt sich nicht . Passanten bleiben kurz stehen, schauen ihn an und ziehen weiter. Ob er noch lebt ? Wir wissen es nicht, auch wir ziehen weiter.


    Leprakranke, ja.- diese Krankheit gibt es noch, ist in Varanasi allgegenwärtig. Sie sitzen am Straßenrand und versuchen durch Betteln sich über Wasser zu halten.


    Ein junger Mann, die Gliedmaßen bizarr verrenkt, kriecht über die Straße. Vor sich hat er einen Silbertopf, mit dem er fordernd auf die Straße schlägt, um Almosen zu erbetteln. Auch wir legen einen Schein in seine Schale.


    Ja , auch das ist Varanasi.


    Uns wird wieder einmal mehr bewusst, wie gut wir es haben, in welchem Luxus wir in Deutschland leben !!!


    Bild 1 Müll, wo man auch hin schaut
    Bild 2 Bedürftige holen sich am Straßenrand etwas Essen ab
    Bild 3 Leben auf der Straße...

  • Nach unserer Rikschatour wenden wir uns nun den Ghats zu, schließlich die Hauptattraktion Varanasis !


    An den Wegen zu den Ghats sitzen sie wieder : Die Bettler, Gurus, Sadhus, Leprakranke, alle sind sie hier vertreten.
    Eine gute Stelle, denn jeder Tourist und Pilger muss hier vorbei, wenn er an die Ghats möchte.


    Die Sadhus haben natürlich noch eine weitere Einnahmequelle,- das Foto.
    Wenn man nicht gerade mit einem Megazoom fotografiert, sodass sie es nicht merken, Achtung, sie sind ganz schön helle , kommt man um eine zusätzliche Ausgabe nicht herum, will man ein Foto von ihnen erhaschen.


    Na gut, ab und an machen wir das auch, die Sadhus wollen ja auch leben und wir freuen uns über das gemachte Foto.

  • An den Ghats


    Insbesondere morgens ist hier das Treiben am größten.
    Schon vor Sonnenaufgang ziehen die Pilger an die Ghats, um sich in den Fluten rein waschen zu lassen.
    Ob das funktioniert, in Anbetracht der abermillionen Colibakterien, die hier drin rum schwimmen ?
    Die Gläubigen haben daran keinen Zweifel.
    Außerdem ist der Ganges seeehr sauber, wie uns unser Kellner in Delhi versichert hat. ;)


    Na denn,…


    Oft sind es ganze Familien, die ein Bad nehmen.
    Meist ist hier gerade ein Angehöriger gestorben, entweder bereits Zuhause oder in Varanasi und nun unternimmt die ganze Familie eine Pilgerfahrt nach Varanasi. Die angehörigen Männer eines Verstorbenen erkannt man sofort.
    Der älteste Sohn schert sich direkt nach dem Tod des Vaters den Kopf kahl.
    10 Tage danach machen es alle weiteren, männlichen Angehörigen der Familie.
    So erkannte man auch an den Ghats sofort, wo ein Angehöriger verstorben war.

  • Nun ist es aber nicht so, dass bei den Reinigungsritualen nur getrauert wird.


    Für die Familien ist es ein Mix aus Gebeten und lustigem Treiben, wie in einer Badeanstalt. Man taucht sich gegenseitig unter, bespritzt sich mit Wasser und lacht dabei.
    Zu meinem Mann habe ich am Ende unseres Aufenthaltes gesagt,- wir müssen hier langsam weg, sonst stürze ich mich auch noch irgendwann in die Fluten ;)


    Eine Familie, die regelrecht vor meiner Kamera posiert hat, sprach mich an, ob ich die Fotos auf Facebook einstelle, sie würden sie so gern sehen.


    Im Übrigen ist es auch an den Ghats kein Problem zu fotografieren, wenn man mit etwas Gefühl an die Sache heran geht. Und wenn es mal intimer wird, habe ich oft gefragt. Und siehe da, dann habe ich eigentlich nie ein Nein bekommen, im Gegenteil, dann wurde erst recht nett in die Kamera gelächelt.

  • Ausnahme sind natürlich die Verbrennungs Ghats.


    Um die Ghats herum darf fotografiert werden, auch an den Verbrennungs Ghats.


    Allerdings direkt vorne, wo die Verbrennungen stattfinden, ist Fotografieren ein „ No Go “ !
    Es hat schon Prügeleien gegeben, wenn man sich darüber hinweg gesetzt hat. So haben wir uns hier ganz brav dran gehalten, lediglich einmal aus der sicheren Ferne des Bootes, habe ich ein paar Fotos gewagt.


    Verbrennungen:


    Hier zuzuschauen, hat uns nicht wirklich geschockt.
    Vielleicht kam es daher, dass die Stimmung eher einem Platz glich, auf dem Müll verbrannt wird und genauso sah es eigentlich auch aus.
    Zwischen den Scheiterhaufen suchten, wie überall Kühe und Ziegen nach den restlichen Blumen und Hunde nach Knochenresten.
    Für uns schon ein bisschen makaber.

    Nachdem man mit den Toten, meist in bunte Tücher gehüllt, auf einer Bambustrage aufgebahrt, das Ghat erreicht hat, werden diese erst einmal im Ganges erneut mit Wasser benetzt. Danach legt man sie auf den bereits vorbereiteten Scheiterhaufen und zündet ihn an. Ein Leichnam verbrennt meist nie ganz, oft bleiben nicht verbrannte Teile zurück.
    Diese werden dann zusammen mit der Asche, dem Ganges übergeben. So schwimmen im Ganges nicht nur die Millionen von Bakterien, sondern es gesellen sich Leichenteile, Asche, und vieles mehr dazu.
    Da Babys nicht verbrannt werden, übergibt man diese weit oberhalb der Ghats dem Ganges, so dass es schon vorkommen kann, dass man auch diese im Fluss sieht.
    Das haben wir Gott sei Dank nicht erlebt, aber aufgedunsene, tote Hunde schwammen mehrmals an unserem Boot vorbei, als wir mit diesem zum Sonnenauf,- und Untergang auf dem Ganges unterwegs waren.

  • Da wir lange genug da waren, haben wir je eine Bootsfahrt am Morgen und auch am Abend gemacht.


    Schöner haben wir die Fahrt am Morgen empfunden, wenn es auch nicht so mystisch wie erhofft war.


    Wunderschön fanden wir die über dem Nebel am anderen Ufer aufgehende Sonne.

  • Um die Verbrennungs Ghats herum wird massenweise Holz gestapelt und abgewogen, welches für die Verbrennungen benötigt wird.

    Der Preis für eine Verbrennung richtet sich unter anderem nach der Menge des Holzes, welches dafür benötigt wird. Von Spenden, natürlich auch von Touristen, werden angeblich weniger bemittelte Menschen unterstützt, dass auch diese sich eine Verbrennung leisten können.


    Hinter dem Verbrennungs Ghat hatten wir einen Weg entdeckt, der ebenfalls zu unserem Gästehaus führte und so sind wir diesen mehrere Male gegangen. Wir kamen dabei jedes Mal über einen kleinen Platz, der einem Dorfplatz glich.


    Als wir den Platz wieder einmal überqueren wollten, standen auf der Mitte des Platzes ein paar Frauen und bildeten mithilfe großer Laken einen nicht einsehbaren Bereich.
    Hinter den Laken hörten wir lautes Wehklagen und wir bemerkten, dass auch die Frauen am Weinen waren.
    Mehrere Bewohner saßen um den Platz herum und schauten zu.
    Es war recht beklemmend und wir ahnten schon, was da vor sich ging. Ich sah einen Mann fragend an, der auch gleich zu uns kam und uns die Situation erklärte.


    Von einer Frau war die Mutter gestorben.
    Beide befanden sich nun hinter den Laken, die Tochter wusch die Mutter, um sie dann in die Leichentücher zu kleiden.
    Diese Erklärung reichte uns und wir verließen den Platz, denn das war uns zu intim, als das wir dort länger bleiben wollten.


  • Fazit:


    Manch einer mag sich vielleicht fragen: Und da macht ihr Urlaub ???
    Gerade heute habe ich das von einer guten Bekannten gehört.
    Ja, machen wir.
    Auch das gehört zum Urlaub dazu.


    Ein Land besteht nicht nur aus Sehenswürdigkeiten, Tempeln und weiteren Highlights.
    Wenn man ein Land kennen lernen möchte, gibt es nicht nur schwarz oder weiß.


    Und ich glaube gerade das macht auch Varanasi aus.
    Diese Faszination der Gegensätze. Auf der einen Seite der Dreck, die Armut, das Betteln, auf der anderen Seite mit zu erleben, wie die Inder ihre Mutter Ganges verehren, den morgendlichen, rituellen Waschungen an den Ghats zuzuschauen, all die Sadhus und Gurus und wie immer, -Farben, Farben, Farben.


    Und wenn wir manchmal gedacht haben, wir hätten von all dem Dreck genug, dann gab es wieder diese schönen Momente mit den Indern, die uns aufgezeigt haben, dass auch Indien seine schönen Seiten hat und lange nicht so schlimm ist, wie in den Medien oft dargestellt.
    Ich weiß nicht wann, denn jedes Mal nach einem Indien Besuch gelüstet es uns nach „ URLAUB !! “ aber,-


    es wird bestimmt nicht unser letzter Besuch in Indien gewesen sein.


    Namaste…

  • Ein toller Beitrag wie Du Varanasi aus Deiner Sicht siehst ..


    >Ein Land besteht nicht nur aus Sehenswürdigkeiten, Tempeln und weiteren Highlights.
    Wenn man ein Land kennen lernen möchte, gibt es nicht nur schwarz oder weiß.


    Das sehe ich auch so. Deshalb reisen meine Frau und ich nicht mit Reisegruppen, um nicht in die schon längst ausgetretenen Reiserouten treten zu müssen. Auch scheuen wir uns nicht, in die Vororte und Armenviertel ( oft mit einer einheimischen Person ) zB Delhi's, Karachi's, Bombay's, ( Mumbai ) usw zu gehen.


    Meine Frau war war vor zig Jahren in Varanasi. Laut Aussage meiner Frau ist Varanasi das Krasseste, was sie je gesehen hat.


    Nun zu meiner Frage. Ja zu Indien, aber würdest Du wieder nach Varanasi reisen wollen ? Meiner Frau waren die Eindrücke in Varanasi zu viel ! Du hast ja in Deinem Beitrag alles gut geschildert. Real und in der Wirklichkeit kommen ja noch die Gerüche, die Gefühle und die Geräuschkulisse dazu.


    MfG .. Surya

    Ein Lächeln sagt oft mehr als tausend Worte ... (Mir hat das oft auf Bali geholfen).

  • Toller Bericht!



    Quote from Surya

    Deshalb reisen meine Frau und ich nicht mit Reisegruppen, um nicht in die schon längst ausgetretenen Reiserouten treten zu müssen......


    Die Oberflächlichkeit ist wirklich erschreckend. An Top-Sehenswürdigkeiten an sich ist ja nichts schlechtes. Taj Mahal oder Machu Pichu sind ja trotzdem interessant, auch wenn dort viele Leute sind.


    Aber manche (viele?) wählen ihre Reiseroute nur nach den Sehenswürdigkeiten aus, so wie man vor einem Ständer mit Ansichtskarten steht, und ein paar besonders schöne aussucht. Reisen verkommen immer mehr zu Konsumartikeln, die man sich möglichst ohne Anstrengungen, ohne eigene Hirnleistung und ohne Risiko reinziehen möchte.


    Ich meine, dass dabei oft nicht die Eigenerfahrung (wie wirkt dieser Ort auf mich), sondern die Anerkennung der Daheimgebliebenen im Vordergrund steht. Deshalb werden oft die Top-Sehenswürdigkeiten besucht, denn damit kann man sich zu Hause dann besser brüsten als mit einem Vorort von Karachi.


    "Gerüche und Gefühle" sind auch in Ordnung, nur sollten es bitteschön schöne, angenehme Gefühle sein. Enttäuscht oder gar schockiert zu werden, ist unerwünscht. Und das ist gerade in Indien fast unmöglich, außer man macht eine Gruppenrundreise, zieht während der Fahrt die Vorhänge im Bus zu und geht nicht vor die Hoteltür.

  • Ich glaube nicht dass man irgend Jemanden kritisieren soll weil er anders Urlaub machen will als man selber.
    Wir waren mit dem Touristenbus unterwegs, Vorhänge haben wir deswegen nie zugemacht. Wir haben genauso alles arme, dreckige, und katastrophale gesehen, sind ebenfalls durch die Kuhscheiße gewandert aber ist für dich denn das der Sinn des Reisens?
    Brüstest du dich dann Zuhause damit - schaut mal ich war in den Slums, schaut Leprakranke, schaut wie dreckig?
    Ich brüste mich daheim mit gar nichts. Ich erzähle wenn es jemand interessiert wie ich es gesehen habe.
    Und auch du bist nur ein Tourist, egal ob mit Rucksack oder mit Koffer, wir sind dort alle Touristen.
    Und es nervt mich, dass man als Bustourist immer so negativ beurteilt wird, als wäre es ein Verbrechen, wenn man nicht alleine unterwegs ist. Und würden die Bustouristen alle wegbleiben wären viele Länder noch viel ärmer dran.
    Man muss sich wohl entschuldigen wenn man die schönen Ssachen auch sehen will und nicht in die Slums reingeht und Tee trinkt mit den Einheimischen, weil man dann das Land nicht gesehen hat.
    Und ja, ich schau Zuhause schon was ich mir anschauen will, alles andere sieht man ja sowieso weil man e nicht hingebeamt wird zu den Sehenswürdigkeiten und durchs Land fahren muss, was ich auch gern mache.
    Und wir haben auch keine Kluppe in der Nase, sondern kriegen auch mit wie es riecht.
    Und du hast recht, Anstrengungen und Risiko muß ich im Urlaub wirklich nicht haben.
    Wir nehmen Urlaub nämlich auch als Erholung.

  • Ich glaube nicht, dass ich alle Bustouristen kollektiv herabgewürdigt habe. Natürlich ist es praktisch, sich nicht um die Organisation kümmern zu müssen, selbstverständlich kann die Geselligkeit einer Gruppe auch Spaß machen und jeder ist auch körperlich gar nicht in der Lage, selbständig zu reisen.


    Quote from Maxi

    Ich glaube nicht dass man irgend Jemanden kritisieren soll weil er anders Urlaub machen will als man selber.

    Ob "man" soll, weiß ich nicht. Aber dürfen tu ich! Wenn jeder reisen darf, wie er will - und das ist wohl unbestritten - dann darf ich auch kritisieren, wen ich will.


    Und die Oberflächlichen, die Nixversteher, die Top-10-Highlights-Urlauber, diejenigen, die fragen "Was muss man in ... gesehen haben?" statt "Was interessiert oder bereichert mich?", diejenigen, die im Schnelldurchlauf Sehenswürdigkeiten abhaken, die kritisiere ich. Und den Typ Reisenden gibt's mit Schalenkoffer oder Rucksack, im Grand Hyatt und im 10 Dollar-Bungalow, im klimatisierten Reisebus und auch im Chicken-Taxi. Der Rucksack alleine macht weder schlau noch weltoffen. :D

  • Hallo Petra,


    auf Varanasi habe ich ja schon gewartet ;) und war sehr gespannt, wie Deine Eindrücke so waren.


    Wir waren im Januar 2012 dort und dachten, nachdem wir ja schon seit mitte November in Indien unterwegs sind, könnte uns nichts mehr schocken.
    Man sollte Varanasi lieber nicht unterschätzen :roll: . Wenigstens hat es nicht geregnet (denn dann bräuchte man ja eigentlich Gummistiefel), aber auch ich fand den Dreck extrem und sehr geschockt haben mich die vielen Leprakranken.
    Dass man in Varanasi mit dem Tod konfrontiert wird, weiß man ja, wie Du ja auch geschrieben hast. Ich fand es auch nicht so schlimm, wie ich dachte, dass ich es empfinden würde, als ich dort am Verbrennungsghat stand. Bei einer abendlichen Bootstour so vom Fluß aus bei Dämmerung war die Atmosphäre beim Verbrennungsghat unbeschreiblich schön, das ist einer der Momente, die ich gar nicht vergessen kann. Christian empfand das anders, Wahrnehmung ist nunmal subjektiv.


    Wir haben ein bißchen außerhalb gewohnt. So sind wir mit einem Tuktuk in aller Früh zu den Ghats gefahren. Auch das war sehr extrem, das Licht war so gelblich und an den Straßenrändern auf den Gehsteigen haben lauter vermummte Menschen geschlafen. Es war ja recht kalt, daher sah man später in der Nähe vom Ghat einige, die sich an Lagerfeuern aus Müll gewärmt haben. Weltuntergangstimmung war das!


    Ja ja die Frage, warum man dort Urlaub macht, kenne ich gut. Habe ich, gerade wegen Indien, auch schon oft gehört.
    Ich finde, jeder muss einfach für sich entscheiden, wie er gerne Urlaub macht.
    Meine Triebfeder zum Beispiel ist die Neugierde und ich will wissen, wie man sich fühlt, wenn man da ist, wie die Atmosphäre ist.....


    Später in Myanmar hat uns ein anderer Tourist gefragt: "was 10 Wochen in Indien mit unserer Seele gemacht haben".



    Grüße
    Claudi

  • Quote from NoDurians

    Und die Oberflächlichen, die Nixversteher, die Top-10-Highlights-Urlauber, diejenigen, die fragen "Was muss man in ... gesehen haben?" statt "Was interessiert oder bereichert mich?", diejenigen, die im Schnelldurchlauf Sehenswürdigkeiten abhaken, die kritisiere ich. Und den Typ Reisenden gibt's mit Schalenkoffer oder Rucksack, im Grand Hyatt und im 10 Dollar-Bungalow, im klimatisierten Reisebus und auch im Chicken-Taxi. Der Rucksack alleine macht weder schlau noch weltoffen. :D



    Ist das von Dir? Oder vom Andreas Altmann? Oder bist Du einfach der gleichen Meinung wie er?