Luxusgut Knipsmaschine

  • Hi,


    angesichts des von Nikon heute neu angekündigten Teleobjektivs AF-S 70-200/2,8 mit Fluoritlinsen ein kurzer Zwischenruf:


    Wer sich um das Jahr 2000 herum eine High-End Kamera mit einem richtig guten Tele-Zoom-Objektiv kaufen wollte (sagen wir mal eine Nikon F5 zusammen mit einem Nikkor AF 80-200/2,8er Teleobjektiv), der musste rund 5500 DM auf den Tisch legen ... also etwa 2800 Euro. Wer das gleiche heute machen will (er wählt dann beispielsweise die Nikon D5 und obige Neuerscheinung) für den stehen satte 10.000 Euro auf dem Kassenbon ... beinahe 300% teurer.


    Das ist doch nicht normal, oder? Marktwirtschaft ist ja gut uns schön, aber so macht das irgend wann keinen Spaß mehr.


    Das 70-200er gibt es jetzt in drei Versionen:
    - seit 2003 die erste Version für etwa 1400 Euro
    - seit 2009 die zweite Version für etwa 2200 Euro und jetzt
    - ab 2016 die dritte Version für etwa 3100 Euro (Listenpreis, Strassenpreis noch unklar)


    Was das neue Objektiv leistet, ist noch unbekannt. Aber bei allen Updates eines bestehenden Objektivs waren die Innovationen - trotz vollmundiger Ankündigungen - dann in der Praxis doch eher überschaubar. Auch bei der obiger ersten und zweiten Version (ich habe sie beide) muss man schon sehr genau hinsehen, wenn man Unterschiede sehen will. Je nach Anwendung hat das neuere Modell sogar mehr Nachteile als Vorteile. Den Preisaufschlag hat in der Szene niemand verstanden ... aber die meisten haben es irgend wie dann doch hin genommen.


    Ciao
    HaPe

  • HaPe, wer außer Dir hat denn hier im Forum solch teure Objektive und dann noch in mehrfacher Ausführung? Ich denke, das sind die wenigsten von uns. ;)


    Daher verstehe ich den Satz: "aber die meisten haben es irgendwie dann doch hin genommen" nicht so ganz.
    Nikon wie auch Canon und andere, die hochpreisige Kameras und Objektive anbieten, machen das so lange, wie sie noch Kunden in diesem Teuer-Segment haben. Ich denke aber, Nikon will damit nicht die Masse ansprechen. Wiviele leisten sich solch teure Objektive? Das sind statistisch gesehen doch nur sehr wenige, wenn man mal alle Knipser zu Grunde legt.


    Fuji bringt nun eine Mittelformatkamera raus, die finde ich schon interessant, man weiß abet bis heute noch nicht einmal wie teuer sie werden wird, vermutlich wird es sich um die10.000 € einpendeln.


    Wer wird diese kaufen? Es werden aber Käufer vorhanden sein, aber das sind entweder diejenigen, die sich das leisten können, oder eben diejenigen, die sagen, das MUSS ich unbedingt haben und sparen darauf.


    Es gibt ja auch Menchen, die leisten sich teure Autos, das ist halt alles eine Luxusgeschichte.


    Viele Grüße
    Petra

  • ... beinahe 300% teurer.


    Das ist doch nicht normal, oder? Marktwirtschaft ist ja gut uns schön, aber so macht das irgend wann keinen Spaß mehr.

    Ich beobachte den Markt auch schon ein paar Jahre. Nicht bei den Objektiven, sondern bei den Kameras. Da ist mir auch aufgefallen, dass die Preise explodieren.
    Ohne jetzt politisch zu werden, wir verdienen in Deutschland nicht schlecht und können uns in Deutschland allerhand dafür kaufen. Sobald wir aber ins Ausland kommen, ob Italien oder auch Asien, sehen wir, wie teuer es woanders geworden ist. Man muss nur sehen wie sich die Löhne in Deutschland entwickelt haben. Umsonst sind wir kein Billiglohnland geworden.


    :(

  • aber so macht das irgend wann keinen Spaß mehr.

    Ich hoffe ja doch, dass Dir die Fotografie auch Spaß macht, wenn Du Dir nicht das neuerste Nikon-Topmodell kaufen kannst. :shock:


    In anderen Bereichen ist es ähnlich und das zeigt, dass sich die Schere arm/reich weiter öffnet. Eine Rolex Submariner in Edelstahl hat im Jahr 2005 3.500 Euro gekostet, jetzt kostet sie 7.900 Euro. Gibt halt einen Markt dafür.


    Nikon wird sich sicher was dabei denken, und ich stelle jetzt mal die kühne Behauptung auf, dass sich die Kombi (D5 und AF-S 70-200/2,8) NICHT in erster Linie an Profis richtet, sondern an Spinner, die sich über den Technikkram definieren, den sie sich kaufen. Ein Profi weiß, dass er diese Kamera zum Geldverdienen nicht braucht.

  • Hi,


    okay, ich hätte es vielleicht vorher erwähnen sollen, dass es sich hierbei nicht um einen exotisches Vitrinen-Objektiv handelt, sondern um das ganz normale, alltägliche Handwerkszeug für ganz viele Fotografen im privaten und beruflichen Umfeld. Die Kombination 24-70/2,8 und 70-200/2,8 finden sich in den Fototaschen von fast allen mir bekannten Foto-Kollegen. In der Reportagefotografie sind sie eher selten anzutreffen, aber ansonsten dürften sie die meist-verwendeten Objektive überhaupt sein im professionellen Bereich.


    Es geht nicht darum immer das neueste zu haben, sondern darum, dass so ein Teil auch mal seinen natürlichen Nutzungszeitraum beendet und ein adäquater Ersatz her muss. Und speziell zum 70-200er gibt es im Moment keine wirkliche Alternative ... speziell auch kein Kit-Objektiv für 500 Euro. Deshalb betrachte ich die Entwicklungen in diesem Bereich mit Sorge.


    Ciao
    HaPe

  • Die neue Nikon D5 hat etwas Magisches an sich. Denn wie keine andere zieht die Spitzen-DSLR die Blicke auf sich. Sie löst Ehrfurcht, Faszination ... aus. (digitalphoto.de)


    Also: Blicke auf sich ziehen, bei anderen Ehrfurcht und Faszination auslösen. Wer will das nicht?


    Und wenn's die "bekannten Foto-Kollegen" auch haben! Das ist so eine Statussache und beginnt im Kindergartenalter bei Lego und Markensneakers. Ich erinnere mich - rückblickend mit Schmunzeln - an meine HiFi/HiEnd-Zeit, als ein neuer Vorverstärker, Lautsprecher, ja selbst edle, handgelötete Cinch-Kabeln Ehrfurcht in meinem Freundeskreis auslösten. Gottseidank bin ich weg von dem Zeug. :P

  • Hi ND,


    ich glaube, Du willst mich gerade etwas missverstehen, weil Du momentan bevorzugt über Luxusartikel nachdenkst und glaubst, dass dieses Objektiv in diese Kategorie fällt. Der ganze Thread verliert aber seinen Sinn, wenn er nicht so genommen wird wie er gemeint ist, sondern für eigene Zwecke gekapert wird.


    Ich sagte, dass das Objektiv (fast) alle meine Foto-Kollegen haben ... als Erwiderung bzw. Widerspruch auf die These, dass das Objektiv niemand nutzt. Bei der Frage nach der Leistungsfähigkeit zähle ich nicht die Nutzer in meiner Umgebung, sondern sehe ich mir die z. B. MTF-Kurven an. Bei der Frage nach dem Nutzen (oder gar der Notwendigkeit) einer bestimmten Leistungsfähigkeit für meine Belange sehe ich mit spezifische Beispielbilder an. Also bitte nichts verwechseln oder so hin biegen, wie es Dir gerade in den Kram passt. Alles in allem kam ich vor langer Zeit nach vielen Überlegungen zu dem Schluss, dass dies das Objektiv ist, mit dem ich umgehen will. Ich denke, sowas müsste eigentlich von jedermann akzeptierbar sein.


    Die Botschaft ist (leicht überspitzt): Was dem Maurer die Kelle ist, das ist dem Fotografen das 70-200er. Nun könnte man als Heimwerker den Maurer fragen, ob er nicht eine kleinere Kelle verwenden will, weil dann das Haus auch nicht schief wird, aber der Maurer hat nun mal mit der große Kelle bessere Erfahrungen gemacht als mit der kleinen Kelle und sieht nicht ein, sich künstlich zu beschränken.


    Ciao
    HaPe

  • Ich unterscheide (ohne jegliche Überspitzung) zwischen dem Maurer, der mit Mauern hochziehen sein Geld verdient und deshalb das effizienteste Werkzeug benötigt (!) und jemandem, der Maurer spielt und dafür immer die neuerste Profikelle haben will.


    Akzeptierbar ist für mich beides, meine Meinung für Dich hoffentlich auch. Ich bin hier raus, ich will nicht Deinen Thread kapern.

  • Ein 70-200 ist ein Universalwerkzeug für Berufs- und Hobbyfotografen.
    Ich hätte gerne eins, muß aber noch ein wenig sparen.
    Es sieht im Moment so aus, als wenn alle Kamerahersteller eine neue Preisgestaltung einführen, um wohl mal die Leidensfähigkeit der Nutzer neu auszutesten. Ich betrachte das selber mit einer gewissen Fassungslosigkeit und hoffe, daß mein Geraffel noch lange durchhält. Wie gesagt, ich kaufe das Zeug zum knipsen und nicht zum angeben.

  • Hallo,


    ja, die Preisentwicklung ist schon erstaunlich. Ich habe mir letzte Woche selbst für meine Arbeit als hauptberuflicher Lokaljournalist die Anschaffung der Nikon D500 als Nachfolger für meine Nikon D300s gegönnt. Der erste Einsatz bei schwierigen Lichtverhältnissen mit viel Sonne und Schatten hat mich schon sehr beeindruckt. Und das mit einem Sigma 2,8/70-200 (meins). Mit den Verhältnissen hätte die 300s Schwierigkeiten gehabt. Morgen Abend werde ich sie bei einem Flutlichtspiel testen mit dem Nikon 2,8/70-200 VR II (Redaktion).
    Die Frage, die sich mir oft stellt, ob der doch extreme Preisunterschied zwischen Nikon- und Fremd-Objektiv gerechtfertigt ist. Das Sigma hat bisher immer gute Ergebnisse geliefert. Mal gucken, was der Einsatz morgen zeigt. Vielleicht habe ich ja die Gelegenheit, beide Objektive in der gleichen Situation zu testen.

  • Dann wünsche ich dir viel Spaß mit der neuen Kamera.
    Sind denn Hersteller wie Sigma, Tamron und Co. immer günstiger?
    Gerade bei Sigma hört man oft von Ungenauigkeiten beim AF, daher bin ich da etwas vorsichtig.
    In meinem Fall schaue ich auf das 70-200 von Canon. Das liegt zwar ca. 1000€ unter dem was Nikon für sein neues Objektiv verlangt, aber ich bin mir ziemlich sicher, wenn es da zu einer Neuauflage kommt, ist der geforderte Preis mindestens ebenbürtig. Ob das auch der Leistung der Objektive entspricht... naja, man wird sehen. Irgendwann kriegen sie uns...

  • Ich war mit meinem Sigma-Objektiv an Canon nicht zufrieden, vor allem hatte ich auch Autofokusprobleme und bin dann wieder zu Original Canon zurückgegangen. Allerdings nutze ich meine Gerätschaften nur für den privaten Gebrauch und muss damit kein Geld verdienen.


    Vielleicht schneiden die Sigma-Objektive an Nikon besser ab. Mit dem 70-200 Canon bin ich richtig zufrieden.


    Viele Grüße
    Petra

  • Hi,

    Sind denn Hersteller wie Sigma, Tamron und Co. immer günstiger?

    ja. Aber auch das ist Marktwirtschaft. Irgend einen Grund muss es ja geben um nicht die "Originale" zu nehmen. Ausnahme sind Makro-Objektive. Da langen alle Hersteller ordentlich zu. Und Sigma hat da einiges Im Programm, dass man bei den anderen vergeblich sucht (z. B. das 180er). Manchmal gibt es Kompatibilitätsprobleme und die Fremdobjektive brauchen erstmal ein Software-Update beim Hersteller. Das gibt es beim Original-Objektiv nie.


    Apropos Sigma: Es gab mal die das 120-300/2,8, das einen hervorragenden Ruf hatte (Schärfeleistung) und (wenn ich mich nicht täusche) mit etwa 1400 Euro überraschend günstig war. Es eignete sich hervorragend für Hallensport oder für Wildlife bei geringen bis mittleren Motivabständen (Afrika ... Europa eher nicht). Da es außerdem auch noch gut konvertertauglich war, wurde es gerne mit dem 200-400/4.0 von Nikon verglichen, das aber den vierfachen (!) Preis kostete.
    Nun hätte man hoffen können, dass Nikon ein Einsehen hat und seine langen Lichtriesen zu einem erträglichen Preis anbietet. Aber was ist geschehen? Überrascht vom wirtschaftlichen Erfolg hat Sigma ein Nachfolgemodell präsentiert mit faktisch dem identischen gleichen Aufbau, ohne nennenswerte Innovationen ... aber zum doppelten Preis. Super.


    Ciao
    HaPe

    Edited once, last by Gast 1001 ().

  • Ja da fragt man sich dann wirklich wo das noch hinführen soll. In der Vergangenheit war es ja oft so, daß sich nach ca. 1 Jahr die Preise doch nach unten orientierten. Ist natürlich in deinem speziellen Fall nur ein schwacher Trost, da der Einführungspreis sehr happig ist.
    Aber du stehst nicht alleine im Regen(...tröst...) Bei den "Roten" geht es genauso ab. :/

  • Noch ein kleiner Nachtag aus aktuellem Anlass.
    Im letzten Jahr habe ich,nach langem Ringen mit mir selber ein 15mm Superweitwinkel gegönnt. Ein echter Spezialist für einen ähnlich horrenden Preis. In diesem Moment wandere ich gerade am Weststrand auf dem Darß entlang. Die Linse ist hier im Dauereinsatz und ich bekomme das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.
    Der Preis ist schon lange vergessen, bestimmte Dinge sind eben unbezahlbar :thumbup:

  • Ich sehe es so, die Kamerahersteller haben im Kompaktbereich sehr viele Marktanteile an die Smartphoneknipser verloren und suchen sich nun eben diejenigen heraus, die noch bereit sind, zu zahlen. So lange es funktioniert, wird es gemacht.


    Ich frage mich, wie lange es überhaupt noch DSLRs geben wird, denn in einem gewissen Kamera-Forum lese ich immer wieder von den Umsteigern von Canon/Nikon zu einer spiegellosen Kamera, sogar im Bereich der Berufsfotografen.


    Ein Trost, dafür werden die Flugpreise immer günstiger. ;)


    Viele Grüße
    Petra

  • Also ich habe mir dieses Jahr das Nikon AF 2,8 / 80-200mm ED bei der Bucht ersteigert. Natürlich ein altes Modell, aber für 330,00 Euros in Top-Zustand. Klar, der AF ist wohl bei weitem nicht so schnell wie bei den neuen, dafür viel Glas und Metall (aber auch schwer). Ich nutze es an meiner D7100 und bin sehr zufrieden.
    Allerdings schlepp ich das Teil auch nicht mit nach Asien. Dafür hab ich dann ein schönes, relativ kleines 70-210 Schiebezoom. Bei viel Licht macht man auch damit schöne Bilder, es ist aber kein 2.8er.

  • Sicherlich kann man bei einigen Sachen auch auf dem Gebrauchtmarkt fündig werden, dort hab ich selber schon ein paar Dinge entdeckt. :thumbup: Ich weiß natürlich nicht, welche Kamerasparten bei den Herstellern noch Gewinn erwirtschaften. Kompaktknipsen mit Suppenzoom und Motivprogrammen haben die Marke Canikon nicht zu dem gemacht, wofür sie heute steht. Der Ruf wurde in einer anderen Sparte der Fotografie gegründet. Und genau diese Fotografen sollen jetzt noch extra geschröpft werden. Das wird auf Dauer nicht gut gehen. Irgendwann hat auch die Stammkundschaft die Nase voll.
    Aber das ist zur Zeit wohl egal. Anscheinend muß eher die Dividende stimmen. Ob das allerdings in einem Bereich funktioniert, der eigentlich von ganz anderen Dingen profitiert, nämlich den Bildern der Nutzer, muß man jetzt wohl erst einmal aussitzen.