14. und 15. Sep. – mit dem Schiff ab Warnemünde
Gegen 12.00 Uhr treffen wir in Warnemünde ein. Unterwegs bin ich mit Freunden, die mich vor einigen Wochen gefragt haben, ob ich die Reise mitmachen möchte. Als Schnuppertour wären die sechs Tage gerade richtig. Habe ich doch diese Art des Reisens bislang sehr mit Skepsis betrachtet, ist es doch ein extremer Unterschied zu meinen gewohnten Individualtouren in Afrika der letzten fünf Jahre. Man könnte sogar sagen, krasser unterschiedlicher geht es kaum. Deshalb hat es auch fast drei Jahre gedauert, bis mein heimischer Freundeskreis mich soweit hatte, dass ich es überhaupt in Erwägung zog.
Wir sind zu viert unterwegs. Ein Schulfreund mit Gattin und David. Das Fahrzeug lassen wir auf einem Mietparkplatz unweit des Hafens. Shuttlebusse bringen uns und viele andere zum Anleger. Eine große Halle ist unser erstes Anlaufziel. Der Check-In. Hier bekommen wir die Infopapiere und die Bordkarte, die unser wichtigstes Utensil an Bord sein wird, welches man ständig bei sich haben sollte. Sie ist Schlüssel, Ausweis, Zugangs- und Abrechnungskarte für alles an Bord. Jeder wird fotografiert und nach Flughafenstandard sicherheitstechnisch gecheckt. Also auch hier wie gewohnt Gürtel raus und alles aus Metall aus den Hosentaschen zusammen mit Handgepäck und Jacke in eine Plastikschale.
Ich schaue mir betrübt die vielen anderen Touris an und schäme mich in diesem Moment dafür, einer von diesen Urlaubern zu sein und genau jene Art von Reise anzutreten, die für mich bislang den Inbegriff für Massentourismus darstellte: Touri auf einem großen Kreuzfahrtschiff.
AIDADiva – für gut 2000 Passagiere auf 11 Passagierdecks und rund 650 Crew. Cluburlaub in einem mobilen Resort, für den der möchte gern auch All-inclusive. Mit allem was dazugehört. Kids-Club, immer gut gelaunten Animateuren, Spielchen wie Shuffleboard und andere „lustige Gemeinschaftsspiele“, Bingo, Silent Partys, Casino, abendliche Shows im Theatrium, Pools und Sonnendecks und natürlich ausreichend Restaurants und Bars für das große Fressen und Saufen.
Der Check-In ist durchlaufen, wir dürfen an Bord. Wir vier haben alle Innenkabinen. Für mich völlig ausreichend, denn ich halte mich in der Kabine eh nicht stundenlang auf, außer zum Schlafen. Meine liegt auf Deck 5 im vorderen Schiffsbereich und ich habe damit die ruhigste Kabine, wie wir später feststellen. In den beiden anderen Kabinen sind Schiffsmotor und Klimalüftung lauter zu hören. Auch auf dem Kabinengang habe ich selten von den Nachbarn was gehört oder gesehen. Ob es daran lag, dass vielleicht nicht alles belegt war, kann ich nicht sagen. Die Kabine selbst ist in Ordnung. Sauber und alles intakt und funktionsfähig. Da bin ich von meinen Abenteuerreisen anderes gewohnt. Die Größe ist mit geschätzt 6 qm völlig ausreichend. Jetzt noch schnell ausgepackt und dann ab zum Mittagessen.
Die Restaurants haben eine sehr große Auswahl und auch 4 freie Plätze an einem Tisch fanden sich meist nach kurzem Rundgang. Geschmeckt hat mir eigentlich alles, was ich in den 5 Tagen auf dem Teller hatte. So gesehen haben sich einige negative Dinge, die man so im Vorfeld gehört hat nicht bestätigt.
Nach dem ersten Mahl auf dem Pott absolvierte ich noch schnell die obligatorische Sicherheitseinweisung per Kabinen-TV. Der letzte Punkt dieser Einweisung beinhaltete das Anlegen der Rettungsweste aus dem Schrank und das Abholen des „Fertig“ Codes für die Bordkarte mit angelegter Weste am festgelegten Sammelpunkt. Dann trat ich das erste Mal die Flucht an. Während meine drei Begleiter an Bord blieben, zog es mich bereits wieder runter vom Schiff. Bis zum Ablegen waren es noch einige Stunden. Zeit genug für einen Streifzug durch Warnemünde. Am Serviceschalter Rezeption fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach, bis wann ich spätestens wieder zurück sein muss. Der Herr hinter dem Schalter gab mir dann als Nachsatz noch mit, dass sie es nicht gerne sehen, wenn die Passagiere vor dem ersten Auslaufen noch einmal von Bord gehen. Mir doch egal, was die nicht gern möchten und weg war ich. Am Gateway noch mit der Bordkarte auspiepsen und dann hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen. Auf in die Stadt. In Warnemünde war ich seit bestimmt 40 Jahren nicht mehr. Zwei Stunden Zeit für einen gemütlichen Gang durch den Ort, von der Alexandrinenstraße – dem alten Fischerkietz bis zum Teepott und zum Strand und Retoure an der Uferpromenade bei herrlichstem Spätsommerwetter.