Kurztrip Schweden – Stockholm/Visby - meine erste Kreuzfahrt

  • 14. und 15. Sep. – mit dem Schiff ab Warnemünde


    Gegen 12.00 Uhr treffen wir in Warnemünde ein. Unterwegs bin ich mit Freunden, die mich vor einigen Wochen gefragt haben, ob ich die Reise mitmachen möchte. Als Schnuppertour wären die sechs Tage gerade richtig. Habe ich doch diese Art des Reisens bislang sehr mit Skepsis betrachtet, ist es doch ein extremer Unterschied zu meinen gewohnten Individualtouren in Afrika der letzten fünf Jahre. Man könnte sogar sagen, krasser unterschiedlicher geht es kaum. Deshalb hat es auch fast drei Jahre gedauert, bis mein heimischer Freundeskreis mich soweit hatte, dass ich es überhaupt in Erwägung zog.


    Wir sind zu viert unterwegs. Ein Schulfreund mit Gattin und David. Das Fahrzeug lassen wir auf einem Mietparkplatz unweit des Hafens. Shuttlebusse bringen uns und viele andere zum Anleger. Eine große Halle ist unser erstes Anlaufziel. Der Check-In. Hier bekommen wir die Infopapiere und die Bordkarte, die unser wichtigstes Utensil an Bord sein wird, welches man ständig bei sich haben sollte. Sie ist Schlüssel, Ausweis, Zugangs- und Abrechnungskarte für alles an Bord. Jeder wird fotografiert und nach Flughafenstandard sicherheitstechnisch gecheckt. Also auch hier wie gewohnt Gürtel raus und alles aus Metall aus den Hosentaschen zusammen mit Handgepäck und Jacke in eine Plastikschale.


    Ich schaue mir betrübt die vielen anderen Touris an und schäme mich in diesem Moment dafür, einer von diesen Urlaubern zu sein und genau jene Art von Reise anzutreten, die für mich bislang den Inbegriff für Massentourismus darstellte: Touri auf einem großen Kreuzfahrtschiff.


    AIDADiva – für gut 2000 Passagiere auf 11 Passagierdecks und rund 650 Crew. Cluburlaub in einem mobilen Resort, für den der möchte gern auch All-inclusive. Mit allem was dazugehört. Kids-Club, immer gut gelaunten Animateuren, Spielchen wie Shuffleboard und andere „lustige Gemeinschaftsspiele“, Bingo, Silent Partys, Casino, abendliche Shows im Theatrium, Pools und Sonnendecks und natürlich ausreichend Restaurants und Bars für das große Fressen und Saufen.




    Der Check-In ist durchlaufen, wir dürfen an Bord. Wir vier haben alle Innenkabinen. Für mich völlig ausreichend, denn ich halte mich in der Kabine eh nicht stundenlang auf, außer zum Schlafen. Meine liegt auf Deck 5 im vorderen Schiffsbereich und ich habe damit die ruhigste Kabine, wie wir später feststellen. In den beiden anderen Kabinen sind Schiffsmotor und Klimalüftung lauter zu hören. Auch auf dem Kabinengang habe ich selten von den Nachbarn was gehört oder gesehen. Ob es daran lag, dass vielleicht nicht alles belegt war, kann ich nicht sagen. Die Kabine selbst ist in Ordnung. Sauber und alles intakt und funktionsfähig. Da bin ich von meinen Abenteuerreisen anderes gewohnt. Die Größe ist mit geschätzt 6 qm völlig ausreichend. Jetzt noch schnell ausgepackt und dann ab zum Mittagessen.


    Die Restaurants haben eine sehr große Auswahl und auch 4 freie Plätze an einem Tisch fanden sich meist nach kurzem Rundgang. Geschmeckt hat mir eigentlich alles, was ich in den 5 Tagen auf dem Teller hatte. So gesehen haben sich einige negative Dinge, die man so im Vorfeld gehört hat nicht bestätigt.


    Nach dem ersten Mahl auf dem Pott absolvierte ich noch schnell die obligatorische Sicherheitseinweisung per Kabinen-TV. Der letzte Punkt dieser Einweisung beinhaltete das Anlegen der Rettungsweste aus dem Schrank und das Abholen des „Fertig“ Codes für die Bordkarte mit angelegter Weste am festgelegten Sammelpunkt. Dann trat ich das erste Mal die Flucht an. Während meine drei Begleiter an Bord blieben, zog es mich bereits wieder runter vom Schiff. Bis zum Ablegen waren es noch einige Stunden. Zeit genug für einen Streifzug durch Warnemünde. Am Serviceschalter Rezeption fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach, bis wann ich spätestens wieder zurück sein muss. Der Herr hinter dem Schalter gab mir dann als Nachsatz noch mit, dass sie es nicht gerne sehen, wenn die Passagiere vor dem ersten Auslaufen noch einmal von Bord gehen. Mir doch egal, was die nicht gern möchten und weg war ich. Am Gateway noch mit der Bordkarte auspiepsen und dann hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen. Auf in die Stadt. In Warnemünde war ich seit bestimmt 40 Jahren nicht mehr. Zwei Stunden Zeit für einen gemütlichen Gang durch den Ort, von der Alexandrinenstraße – dem alten Fischerkietz bis zum Teepott und zum Strand und Retoure an der Uferpromenade bei herrlichstem Spätsommerwetter.



    Blick auf Warnemünde

















  • Nichts als Sand







    Korvette Ludwigshafen




    Um 18.00 Uhr war ich wieder zurück. Deadline für die Landgänger war 18.30 Uhr. Sail Away war für 19.00 Uhr angesetzt. Die letzten beiden Landgänger kamen kurz nach Deadline zurück. Nach ihnen wurde die Gangway unmittelbar eingeholt und wir legten überpünktlich ab. Begleitet von drei kleinen Ausflugschiffen, der ertönenden Schiffssirene und der für AIDA typischen musikalischen Untermalung Sail away, sail away, sail away verließen wir den Hafen von Warnemünde in Richtung Stockholm. Wir ließen den Abend ausklingen.




    Der nächste Tag war „Seetag“. Zeit um sich ausgiebig auf dem Schiff umzusehen. Der Pott ist schon riesig mit seinen vielen Decks. Da das Wetter schön war, hielten wir uns viel auf dem Freideck oben auf und spielten Rummikub, also Rommé mit Plastikspielsteinchen. Da kann es dann auch windig sein.






    Das Servicepersonal Gastro und Rooms besteht nahezu ausschließlich aus jungen Asiaten (Thai, Indonesier, Filipino?), die das muss ich sagen einen sehr guten Job machen. Die Arbeitsbedingungen allerdings sollen recht hart sein.


    Den Tag nutze ich auch, um mich auf die nächsten Tage vorzubereiten. Bereits zu Hause hatte ich mir Webseiten zu den Destinationen der Reise herausgesucht, durchstöbert, mir Lesezeichen abgelegt und Screenshots von Maps abgespeichert. Jetzt schaue ich mir auf dem AIDA-Bordportal an, was an Ausflugsmöglichkeiten angeboten wird. Es ist aber nichts dabei, was mich anspricht. Am meisten stört mich der Gruppenzwang bei den Ausflügen. Man sieht nur das, was auf der Ausflugsroute angeboten wird. Individualität gibt’s da halt keine. Meine drei Mitstreiter hatten sich jeweils eine Hop-on Hop-off Tour für die Tage gebucht. Eine Art Shuttleservice, wo man zu einem Punkt hingebracht wird, sich dann selbst in aller Ruhe anschauen kann, was man möchte und solange man möchte und dann im nächsten Bus wieder reinhoppen kann. Dafür dann aber 30 jeweils Euro bezahlen? Nöö, nicht mit mir. Meine Tourpläne gehen in Stockholm über die Abdeckungsbereiche der Hop-Busse hinaus. Zu was gibt’s den ÖPNV. Und die paar Stunden in Visby, da brauchts keinen Bus. Dort erreiche ich alles fußläufig. Also werde ich mich auf Solo-Tour begeben und mir dadurch so viel Freiheit und Individualität wie es halt irgend geht erhalten.


    Am Abend ist Showtime. Rock Legends. Na da bin ich aber mal gespannt. Ok, singen können die schon mal, wenn´s auch keine Rockröhren sind, sondern eher Pop-Stimmchen. Der Rockfaktor ihres ähem Showtanzes tendiert gegen recht niedrig, jetzt mal an Wacken gemessen. Die jüngsten Rocklegenden waren aus dem Jahr 1991 – Nothing Else Matters /Metallica und Smells Like Teen Spirit /Nirvana und die Phudys mit dem Eisbären-Song von 1997. Der Rest des Repertoires war älter, dem Alter der Zuhörer angemessen? Die Eisbären waren dann auch der einzige Song, bei dem das Publikum mitging.

  • 16. und 17. Sep. - Stockholm


    Die nächste Nacht ist dann nicht meine beste. Erst kann ich nicht einschlafen. Ab 1.00 Uhr fängt das Schiff an zu schaukeln, was mich beim Einschlafen erheblich stört. So mache ich die Nacht durch, ohne Schlaf. Ab 6.00 Uhr gibt’s auf dem Pott den ersten Kaffee. Ich brauche jetzt einen Pott zum Wachbleiben. Wir fahren bereits durch die Schären vor Stockholm. Das schauen wir uns von den Freidecks oben an. Die anderen drei sind früh aufgestanden, um das sehen zu können. Gegen 7.00 Uhr legen wir in Stockholm im Frihamnen (Freihafen) an, statt wie erst geplant im Stadsgården. Frihamnen liegt etwas abseits. Um in die Altstadt von Stockholm oder ins Zentrum der neuen City zu kommen, ist es zu Fuß zu weit. Somit muss ich gleich den Stockholmer Nahverkehr nutzen und suche mir die benötigten Linien aus dem Internet heraus. Auf See gab es ja kein Internet, jedenfalls kein bezahlbares. Die wollen für die Internetnutzung entweder 39 Cent/Minute haben oder im kleinsten Paket S 20 Euro für max. 150 MB. Na geht`s noch? Somit musste ich warten, bis das Schweden-Netz verfügbar war.


    Nach dem Frühstück breche ich auf. Während die Ausflugsbusse die Kreuzfahrer im Hafen am Schiff abholen, müssen die Individual-Landgänger 800 m laufen, um außerhalb des Hafengeländes zur Bushaltestelle zu kommen. Dafür fahren wir viel günstiger und unabhängiger. Es ist doch eine kleine Gruppe, die sich da an der Haltestelle sammelt. Ein Ticketautomat hängt dort zwar, der aber wohl nur mit einer speziellen SL Access Chipkarte nutzbar ist. Macht aber nichts, beim Busfahrer bekommt man auch ohne die SL-Card Ticktes. Dazu muss man einfach nur seine Geldkarte an dessen Lesegerät halten und schon hat man ein rein elektronisches 75 Minuten Ticket, was für die Anfahrt zu einem Ziel völlig ausreichend ist. Es bestand auch die Möglichkeit an Bord Schwedische Kronen einzutauschen. Da ich aber wusste, dass die Schweden kaum noch Bargeld nutzen, verzichtete ich bewusst darauf. Und ich muss sagen, ich bin begeistert, wie einfach und zuverlässig das Bezahlen im Land mit Karte funktioniert. Habe ich in Deutschland mit meiner Debit-Card gelegentlich Akzeptanzprobleme, konnte ich sie in Schweden unkompliziert verwenden. Ich habe in den 5 Tagen nicht einmal Bargeld verwendet. Ob Eintrittsgelder, Tickets für den Nahverkehr oder Einkäufe in Geschäften, einfach Karte ans Lesegerät halten und fertisch.


    Mit dem Bus geht es einige Stationen, dann müssen wir in die U-Bahn umsteigen, die hier Tunnelbanan heißt. Der Busfahrer gab uns einen Hinweis bei der entsprechenden Haltestelle. An der Tunnelbanan-Station gibt es wie in London diese Zugangssperren. Debitkarte an das Lesedisplay halten und das System weiß, dass es für diese Karte ein gültiges Ticket gibt und die Sperre klappt auf. Mit der Linie 13 fahren wir bis Gamla Stan und sind direkt in der Altstadt.


    Heute ist ein besonderer Tag. Das schwedische Königspaar feiert das 50jährige Thronjubiläum von König Carl Gustav. Dazu wird es später im Dom und beim Königsschloss die entsprechenden Feierlichkeiten geben.


    In der Altstadt sind meine ersten Ziele. Die Deutsche Kirche Tyska kyrkan S:ta Gertruds mit ihrem 96 m hohen Kirchturm. Hinein kann ich leider nicht, es läuft gerade ein Orgelkonzert. Durch die Gassen der Altstadt komme ich zum Königsschloss und zur Storkyrkan Sankt Nikolai, die man auch als Dom zu Stockholm kennt. Hier sollen am Nachmittag die Thronjubiläumsfeierlichkeiten abgehalten werden. Es ist viel Polizei vor Ort und die Absperrungen werden gerade vorbereitet. Auf der kleinen Insel Riddarholmen steht die gotische Begräbniskirche Riddarholmskyrkan mit den Grabstätten des Königshauses. Von den Anlegern im Westen von Riddarholmen hat man dann die beste Aussicht auf das Stadshus, dem Rathaus von Stockholm.


    Tyska kyrkan S:ta Gertruds



    Statue St. Georg und der Drache




    das königliche Schloss


    Storkyrkan Sankt Nikolai




    Begräbniskirche Riddarholmskyrkan


    Stockholmer Rathaus - Stadshus

  • Dann verlasse ich die Altstadt über die Zentralbrücke Centralbron, um zum Monteliusvägen und zur Fjällgatan zu gehen. Der Monteliusvägen ist ein Fußweg hoch auf einer Felskante mit einer herrlichen Aussicht auf die Stockholmer Altstadt. Die Fjallgatan, auch der Balkon von Stockholm genannt, ist ein weiterer Aussichtspunkt weiter östlich. Dort hole ich mir in einem Terrassen Café ein Stück Kuchen samt Kaffee, denn inzwischen habe ich Hunger.



    Blick von der Centralbron auf Södermalm







    Monteliusvägen



    und der Blick von dort auf die Altstadt



    Bellmannsgatan



    Blick vom Stockholms Balkon, der Fjällgatan - Gegenüber der Freizeitpark Gröna Lund - vorn auf der Säule die kleinste Skulptur der Stadt, Karlsson auf dem Dach.


    Von hier aus geht es zum letzten Ziel für heute. Am südlichen Ende der Centralbron befindet sich die Tunnelbanan-Station Schlussen. Von dort fahre ich einige Stationen in Richtung Süden. Ich will zum Skyview im Arenenkomplex. Hier befinden sich neben der Avicii Arena für Musik-, Sport- und Kulturveranstaltungen auch die Ericson Arena Hovet mit Eishockeyfeld sowie mit der Annexet eine weitere Mehrzweckhalle und die Tele2 Arena – das Fußballstadion der Vereine Hammarby IF und Djurgardens IF, für bis zu 45.000 Besuchern. Der Skyview ist außen an der Kugel der Avicil Arena angebracht. In zwei Gondeln kann man wechselseitig bis zum obersten Punkt des Globe fahren und eine Aussicht über ganz Stockholm genießen. Das Ticket (!!Papier!!) enthält die Uhrzeit für die Gondelfahrt. Zuvor gibt es in einem kleinen Kinoraum noch Infos in für mich verständlichem Englisch über den Skyview und den Arenenkomplex.



    der Pfeil markiert das Stadshus




    Nach der Gondelfahrt fahre ich vom Arenenkomplex mit der Tunnelbanan gleich durch bis Gärdet, dem Umstieg zum Bus. Reicht für heute. An der Bushaltestelle entwischt mir der erste Bus. Alle steigen in den Bus der Linie 1. Heute Morgen bin ich mit dem 76er Bus gefahren und erwarte hier natürlich diese Linie. Der 76er macht hier aber keinen Pendelverkehr, sondern fährt einen Ring. An der Haltestelle nach Frihamnen kommt nur der 1er Bus. Das habe ich aber erst den aushängenden Plänen entnehmen können. Aber der nächste 1er fährt in 20 Minuten. Kein Drama also. Gegen 17.00 Uhr bin ich wieder an Bord.


    Zum Abendessen treffe ich meine drei Mitstreiter. Wir tauschen die Erlebnisse des Tages aus. Die drei haben sich bei der Bühne für die königlichen Feierlichkeiten aufgehalten und das schwedische Königspaar gesehen. Mir war das zu lange hin, stundenlang auf Carl Gustav und Gattin zu warten. Der royale Habitus tangiert mich nur peripher. Gut, wenn es zeitlich gepasst hätte und mir die beiden ohne Warterei in einer Zuschauermenge vor die Füße laufen, hätte ich auch geschaut.


    Edited once, last by felix2000: Namen der kleinen Plastik Karlsson auf dem Dach nachgetragen. ().

  • Für den nächsten Tag habe ich mir drei Ziele vorgenommen. Das Vasa Museum, das neue Zentrum von Stockholm am Sergels torg und das Pardox Museum. Eigentlich war nur ein Tag für Stockholm geplant. Nach meinen Reiseunterlagen und Vertragsdaten sollte als dritte Destination Karlskrona angefahren werden. Angeblich wegen schlechtem Wetter über der Ostsee wurde Karlskrona vom Veranstalter aus dem Programm geworfen. Stattdessen blieb das Schiff einen Tag länger in Stockholm. Visby als zweite Destination verschob sich damit einen Tag nach hinten.


    Nach dem Frühstück ziehe ich wieder allein los. Meine drei Mitreisenden haben noch einmal Stockholm Altstadt Hop on Hop off. Heute muss ich gleich in den 1er Bus steigen. Denn der fährt in der Nähe des Paradox Museums eine Haltestelle an. Es fühlt sich gut an, wenn man bestens vorbereitet ist. Ich weiß zu welcher Haltestelle ich muss und in welche Richtung es von da aus zu Fuß weitergeht. Etliche andere Landgänger sitzen zwar im 1er Bus, weil sie erfahren haben, dass der in Richtung Zentrum fährt, wissen aber nicht wo sie aussteigen müssen. Die schauen wechselseitig nach draußen und sich gegenseitig an und warten, bis da irgendwas nach Zentrum aussieht. Nach dem Aussteigen gehe ich noch gut 300 Meter, dann habe ich das Paradox Museum im Untergeschoss eines Glas-/Stahlbaues gefunden. Kontaktlos mit der Debit-Card bezahlen, dann muss ich meinen Rucksack und meinen Hoodie in ein Schließfach legen, weil das nicht mit reindarf.


    Die Exponate befassen sich mit den menschlichen Sinnen und wie man diese austrickst. Dabei werden alle Register gezogen. Spiegel, schiefe Ebenen, optische Täuschungen, alles was Augen und Hirn ganz anders wahrnehmen als es eigentlich vorliegt, ist hier Gegenstand der Anschauung. An jedem Exponat ist ein Erklärungstext in Schwedisch und Englisch mit den Informationen über wieso/weshalb/warum. Und das schöne für die Nichtenglischkönner wie mich, es ist ein QR-Code angebracht, über den man das auch als Webseite in Englisch angezeigt bekommt. Mit einem Translator lasse ich die Website dann einfach ins Deutsche übersetzten. Ruckzuck sind 1,5 Stunden um. Ich brauche jetzt meine Tabletten aus dem Rucksack. Der Weg zum Schließfach führt durch eine Glastür, die allerdings nur von der Ausstellungsseite aus aufgeht. Geht man durch, ist man im angeschlossenen Shop und kommt zum Ausgang aber nicht wieder in die Ausstellung. Hmm ist ja blöd jetzt. Ich will noch nicht raus. Also bleibe ich ohne Tabletten drin, muss aber nach 30 Minuten passen und abbrechen. Gesehen habe ich jetzt alles, hätte aber zu dem einen oder anderen gern noch mehr Infos abgerufen. Ich bekomme kaum noch die Füße vom Boden und schleppe mich stolpernd und schwankend zu den Schließfächern. Pillen einwerfen und dann braucht es Zeit, bis die dann wieder wirken. Für solche Fälle wäre eine Begleitperson hilfreich gewesen. Ich muss auch langsam los.





    verpixelt - die Herrschaften haben sich netterweise zur Verfügung gestellt.




    Das Vasa Museum schaffe ich heute zeitlich nicht mehr, dazu hat`s im Paradox zu lange gedauert. Ich schnappe mein Zeug und stolpere los in Richtung Straßenbahn 7. Unterwegs muss ich einige Male pausieren, bis die Medis mich wieder aufgepäppelt haben. Bis zur 7er dauerte das noch. Als ich drin bin wird es besser. Mit der Spårvagn (Tram) muss ich einige Stationen fahren und dann in den 76er Bus umsteigen, der mich wieder zum Frihamnen bringt. Dem Fahrer rufe ich ein „Ticket is on“ zu, mit der Debit-Card in der Hand. Das Lesegerät des Busfahrers erkennt an meinen Kartendaten, dass ich in der 7er Spårvagn bei der Kontrolleurin vor 30 Minuten ein Ticket erworben habe. Gegen 15.00 Uhr bin ich an Bord. Um 17.00 Uhr ist Sail Away. Die Ausfahrt genießen wir draußen am 5er Außendeck. Wir fahren zum zweiten Ziel der Kurzreise.

  • 18. Sep. – Visby auf Gotland


    Am nächsten Morgen bin ich kurz vor 7.00 Uhr wach. Gegen 7.00 Uhr sind wir auch in Visby auf Gotland. Als ich frühstücksbereit bin, haben wir schon angelegt. Nach dem gemeinsamen Frühstück trennen sich unsere Wege wieder. Während ich die 1,3 km vom Anleger bis ins Zentrum von Visby zu Fuß gehe, haben sich die drei wieder für den Hop Bus entschieden. Visby ist ein hübscher kleiner Ort mit einer sehr gut erhaltenen Stadtmauer mit mächtigen Wehrtürmen. Die Altstadt, also der Teil innerhalb der Stadtmauer hat Kopfsteinpflaster. Seit 1995 ist Visby UNESCO Welterbe. Wir haben nur bis 13.00 Uhr Zeit für Visby. Um 14.00 läuft unser Schiff schon wieder aus. Mal gerade genug Zeit, um Altstadt, Stadtmauer, Dom, Park Almedalen und den Kirchenruinen mitten im Ort einen Besuch abzustatten. Dann muss ich bereits wieder an den Rückweg denken. Ich hätte ja gern sowohl in Stockholm oder in Visby noch lokale gastronomische Köstlichkeiten probiert, aber irgendwie hat dafür die Zeit nicht gereicht.











    Kirchenruine St. Karin



    Sankta Maria Domkyrka










  • Sehr schöne erste Eindrücke, danke.


    Und warum denn nicht mal so eine Reise ausprobieren, in ähnlicher Form hatte ich, auch in der Freundinnengruppe, eine solche Schnupperkreuzfahrt auch mal gemacht. War von Kiel, Kopenhagen, Oslo und zurück nach Hamburg. Ja, es war nett und in der Truppe hatten wir eine gute Zeit, trotzdem ist es für mich die einzige Kreuzfahrt geblieben. Ich hatte vorher meine Vorbehalte und konnte mich auch nicht vom Gegenteil überzeugen. Es war mir einfach zu viel verordnete Heiterkeit und buntes chichi, zu viele Menschen überall. Und mit dem Seetag und den "Vergnügungen " an Bord konnte ich so gar nix anfangen.


    Ich freue mich auf Deine nächsten Reisetage und das Fazit 8o


    LG

    Gusti

    redfloyd.........................................................................................Gusti
    redfloyd.gifGusti.gif


    Heaven is where the police British, the cooks Thai, the mechanics German, the lovers Italian and it is all organised by the Swiss.
    Hell is where the cooks are British, the mechanics Thai, the lovers Swiss, the police German and it is all organised by the Italians.


  • im Dom zu Visby













    Fiskargränd in Visby







    Park Almedalen


    An der Uferpromenade gab es dann noch eine Sache. Eine Schwedin sprach mich an. Sie deutete auf eine Sitzbank auf ein dort liegendes Smartphone, ob das meines sei. Ich verneinte, ging aber neugierig geworden hin. Ein recht neu aussehendes Phone mit Klappschutzhülle. Auf der Rückseite zwischen Phone und Schutzhülle ein Notizzettel mit zwei Mailadressen einer Mobilfunknummer und irgendeinem Termin der sich auf „ungerade Woche“ bezog. Der Besitzer scheint also deutschsprachig zu sein. Dann liegt es nahe, dass er/sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Passagier auf unserem Pott ist. Zu sehen war niemand, dem es gehören könnte. Die Schwedin und ich waren etwa 10 Minuten bei der Bank, in dieser Zeit sprachen wir die weitere Vorgehensweise ab. Währenddessen kam auch niemand zurück. Ich probierte mit meinem Handy 2x die Mobilnummer auf dem Zettel, ohne aber eine Verbindung zu bekommen. Liegenlassen wollten wir es nicht. Nach obiger Annahme steckte ich das Teil in meine Jackentasche und nahm es mit zum Schiff. An der Rezeption habe ich es dann abgegeben. Geklingelt hat es zwischenzeitlich auch nicht. Entweder hat es der Besitzer noch nicht vermisst, oder er/sie ist noch nicht auf die Idee gekommen, von einem anderen Gerät mal die eigene Nummer anzurufen. Schauen ob wer rangeht.


    So eine halbe Stunde vor Sail Away wurde es dann auf dem Schiff noch interessant. Mehre Passagiere wurden mit ihren Kabinennummern aufgerufen, sich umgehend bei der Rezeption auf Deck 5 zu melden. Dieser Aufruf erfolgte mehrmals. Da waren wohl noch nicht alle an Bord. Kurz vor 14.00 Uhr erfolgte der Aufruf dann nachdrücklich mit Namen. Um 14.00 Uhr legten wir ab. Nächster Halt Warnemünde.


    Was ich in den 5 Tagen nicht geschafft habe, beim Austritt aus dem Fahrstuhl oder auch nach Treppennutzung zu wissen, wo vorn und hinten vom Schiff ist. Ich bin häufiger mal in die falsche Richtung gelaufen. Am sichersten war es, wenn möglich einen Blick nach draußen zu werfen. In welche Richtung fahren wir denn, oder wie liegen wir im Hafen.


    Die Schweden habe ich als sehr entspannt kennengelernt. Auch während Thronjubiläum und erhöhter Terrorwarnstufe, niemand nicht, selbst die Polisen ließ Anspannung oder Hektik erkennen.


    Am nächsten Morgen erzählte mir David aus unserer kleinen Reisegruppe, die Aida hätte in Gotland Passagiere zurückgelassen. So solle es jedenfalls irgendwo auf Facebook jemand geschrieben haben. Jeder Passagier ist darüber informiert worden, bei nicht rechtzeitig möglicher Rückkehr über eine auf der Bordkarte vermerkten Nummer die Gesellschaft zu kontaktieren. Es ließe sich immer eine Lösung finden. Das scheinen die Abgängigen aber nicht getan zu haben, sonst hätte der Käptn die nicht namentlich ausrufen lassen. Gegen 7.30 Uhr waren wir wieder in Warnemünde.



    Fazit über meine erste Kreuzfahrt: Es war für mich eine sehr oberflächliche Art des Reisens. Jeden Tag eine neue Destination bedeutet in Konsequenz, man schlägt mal eben kurz am Ziel auf für ein paar Fotos, einige Basisinfos und ein paar Andenken. Dann zieht der Heuschreckenschwarm weiter. So auch dieser Kurztrip. Obwohl ja nur zwei Ziele angesteuert wurden statt geplanter drei Destinationen und für Stockholm deutlich länger Zeit blieb als vorgesehen.


    Sagte mir neulich jemand: Kreuzfahrten sind nur zum Antesten. Da wo man es schön fand, müsse man später gezielt hinreisen. Wer Stockholm besser erkunden und tiefer kennenlernen möchte, sollte wenigstens eine Woche dort verweilen. Für Visby samt Insel Gotland empfehle ich auch mindestens 5 komplette Tage.


    Service und Komfort waren top, es waren mir aber einfach zu viele andere Urlauber um die Ohren. Kenne ich doch noch die Zeiten, wo ich als Besucher quasi ein ganzes Land für mich allein hatte. Also ich fremdle sehr mit dieser Art des Reisens.


    Alles dreht sich bei AIDA-Reisen um das AIDA-Universum. Man wird immer daran erinnert und motiviert zu kaufen, zu bestellen, zu konsumieren, Zusatzangebote zu nutzen, sich möglichst als Mitglied der AIDA-Familie zu fühlen. AIDA hier, AIDA da, AIDA allerorten und allgegenwärtig. Nun ja, da sage ich mir: Alles kann, Nichts muss.

  • Hallo Felix,

    jedenfalls hast Du einiges im Schnelldurchgang gesehen. Mit AIDA war ich noch nie unterwegs, allerdings auch schon mit anderen großen Pötten. Es läuft überall ähnlich ab. Im Moment stehen Kreuzfahrten nicht so auf unserem Plan, es sei denn was mit ganz kleinen Schiffen als Expedition. ;)


    Danke und viele Grüße
    Petra

  • Weil ich soeben ein passendes Beispiel habe, hier der Vergleich, wie einfach das bargeldlose Bezahlen in Schweden geht und wie einf...... ääääh .... also wie es in D ist.


    In Cottbus HBhf. versucht den Sanitärbereich zu nutzen.



    Bezahlmöglichkeiten: Wertcoupon, Münzen, Scheine und div. elktr. Geldbörsen oder Karten (Visa, Master). Kleingeld hatte ich nicht passend, also meine Visa-Debitkarte auf das Symbol gehalten. Nö nix. Auch nach Einschub der Karte in den Leseschlitz, keine Akzeptanz. Only cash.

  • Hallo Felix,


    wir waren noch nie mit AIDA und Co. unterwegs. So war es schön, auf die Schnelle, einmal mit einzusteigen und einige Einblicke zu erfahren und zu erhaschen.

    Wir selbst lieben die nordischen Länder und so kann man mit Stockholm und Umgebung nichts verkehrt machen.

    Danke für die schönen Bilder und Eindrücke.


    LG

    gudi =)

    Einmal sehen ist mehr Wert, als hundert Neuigkeiten hören.
    (Japanisches Sprichwort)



  • Guten Morgen,


    gestern habe ich deinen Bericht gelesen und bei vielen deiner Empfindungen bezüglich des Schiffes mitfühlend genickt, weil ich dachte, ja, mir würde es sicherlich genau so gehen. Im Stillen wusste ich es ja, die wollen in erster Linie die Kundschaft an die Marke binden mit ihrem "Sail away", dem "Aida-Lied", von dem kaum jemand der Kreuzfahrer sich vergegenwärtigt, dass es eigentlich "Orinoco Flow" heißt und lange vor den Schiffen eine eigenständige Geschichte hatte.


    Ich ziehe (mal wieder) meinen Hut vor dir, weil du trotz deiner Beschwerden die unbequemere Art der Entdeckung der Ziele gewählt hast. Aber in dem Museum mit dem eingeschlossenen Rucksack dachte ich beim Lesen: Mensch, da soll er doch mal auf den Tisch hauen und sagen, dass er nur mal an seinen Rucksack muss wegen eines Medikamentes und dann wieder rein will. Ich bin sicher, das wäre kein Problem gewesen.


    Und was sagst du abschließend? Wirst du, obwohl die Serie "Traumschiff" pures Abenteuer an den Zielen verspricht und eigentlich nur ein Blitzbesuch möglich ist, wieder auf diese Art unterwegs sein?

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Und was sagst du abschließend? Wirst du, ........ wieder auf diese Art unterwegs sein?

    Erstmal nicht. Das muss ich noch sacken lassen und darüber nachdenken, ob ich falls nichts anderes geht SO reise oder lieber gar nicht mehr.


    Bis dahin ergibt sich vielleicht noch eine völlig andere Alternative. Ist noch nicht spruchreif, aber wenn Du Dich erinnerst, wie ich überhaupt zu meinem ersten Afrikaaufenthalt gekommen bin.... Na mal sehen - እናያለን.

  • Ich habe ebenfalls mit großem Interesse Deinen Bericht von der ersten Kreuzfahrt überhaupt, gelesen. ^^


    Entweder mag man diese Art des Reisens und es werden immer mehr Kreuzfahrten folgen oder es war die einzige und letzte Kreuzfahrt überhaupt.


    Für meinen Mann und mich ist es die schönste Art des Reisens. :love: Klar, sieht man beim ersten Besuch einer Stadt nicht alle Highlights. Aber da wir viel mit Schiffen unterwegs sind (bevorzugt AIDA oder Mein Schiff), wiederholen sich auch oft die Hafenorte. Dann schauen wir uns halt Sehenswürdigkeiten an, die wir beim ersten Besuch ausgelassen haben. Manchmal nehmen wir auch Zug/Bus, um einen interessanten Nachbarort zu besichtigen. Ab und an wird auch mal ein organisierter Ausflug gebucht oder ein Shuttle-Bus. Wir sind da sehr flexibel.


    Ich bereite mich auch immer wochenlang im Vorfeld vor, was es für Highlights im Hafenort bzw. in der Umgebung zu sehen gibt. Ist ein Hobby von mir und ich mache es gerne. Am Samstag startet unsere nächste 2wöchige Kreuzfahrt im Mittelmeer. In allen Hafenorten sind wir schon gewesen. Aber das macht nix, ich habe ein tolles Ausflugsprogramm für uns 2 zusammengestellt. :love:

  • Wir waren bis jetzt nur 2 mal auf Kreuzfahrten, weil es sich bislang so ergeben hat, wir fanden es nicht schlecht aber wir bevorzugen es individuell zu reisen, denn da kann man genau bestimmen wo, wann und wie lange man ist.


    Eine Kreuzfahrt aber trotzdem eine bequeme Art zu reisen, wenn man viele Ziele ansteuern will, aber nicht zwischendurch fahren bzw. fliegen will. Ob es die beste Art ist, soll jeder für sich überlegen und entscheiden.

  • Noch etwas zur Ergänzung:

    Wir sind fast 50 Jahre liebend gerne :love: miteinander verheiratet, aber wir mögen auch den Gedankenaustausch mit anderen Reisenden. So haben wir schon viele lustige und interessante Abende, oft auch auf den Außendeck-Bars, mit anderen Kreuzfahrern (aus allen möglichen Gegenden Deutschlands) verbracht. Währenddessen wird man ja zum nächsten Ziel geschippert. ;)


    Auch manche Shows finden wir sehr gut gemacht. So z.B. im letzten Jahr ein Udo-Jürgens-Liederabend. Ein Alleinunterhalter, angezogen wie Udo, er sang wie Udo, zum Schluss auch mit Bademantel und das ganze Publikum im Theater hat die Lieder mitgesungen. Es war eine herrliche Atmosphäre. Wir lieben das. So etwas hat man nicht, wenn man als Paar individuell allein verreist.


    Aber wie schon gesagt, wir Menschen sind da sehr unterschiedlich. Jeder sucht sich halt die richtige Reiseform für sich aus. :)


    Zu dieser vorgestellten Kreuzfahrt:

    In Visby sind wir noch nicht gewesen. Danke für die Tipps. <3. Ich denke, eine weitere Ostsee-Kreuzfahrt werden wir sicherlich auch mal wieder unternehmen. Wäre toll, wenn dann Visby auch angelaufen wird.

  • Bis dahin ergibt sich vielleicht noch eine völlig andere Alternative. Ist noch nicht spruchreif, aber wenn Du Dich erinnerst, wie ich überhaupt zu meinem ersten Afrikaaufenthalt gekommen bin....

    Oh, das wäre ja auch eine sehr coole Sache!



    Ich bereite mich auch immer wochenlang im Vorfeld vor, was es für Highlights im Hafenort bzw. in der Umgebung zu sehen gibt.

    Jaaaa, ein superschönes Hobby! Aber ich glaube, ich wäre kreuz(fahrt)unglücklich, wenn ich realisiere, dass es mehr zu sehen gibt als Zeit da ist und ich nicht einfach eine Nacht dranhängen kann...

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Hallo,

    Das muss ich noch sacken lassen und darüber nachdenken, ob ich falls nichts anderes geht SO reise oder lieber gar nicht mehr.

    Nur ein Hinweis:

    Für mich hätte deine Kreuzfahrt-Premiere überhaupt keinen Charme, würde ich auch nicht buchen.

    Kreuzfahrt ist allerdings nicht gleich Kreuzfahrt - da gibt es viele Arten zu reisen. Auch in Kombination mit viel Individualität.


    Aber ich glaube, ich wäre kreuz(fahrt)unglücklich, wenn ich realisiere, dass es mehr zu sehen gibt als Zeit da ist und ich nicht einfach eine Nacht dranhängen kann...


    auch das geht -

    organisiert

    und auch spontan, wenn es zusätzlich was kosten darf ...


    Liebe Grüße

    Michael