Reisen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen

  • Während ich vor 5 Jahren beim Reiseverlauf lediglich darauf geachtet hatte, nichts mit akuter Absturzgefahr im Programm zu haben, fielen mir in den darauffolgenden Jahren die An- und Abreisen bis zum und vom Zielort zunehmend schwerer. Im Reiseland selbst hatte ich zwischenzeitlich eine Gastfamilie gefunden und Freunde, die mich während der Reise begleiteten und notfalls umsorgen konnten. Sie wussten über meine gelegentlichen Einschränkungen im Gleichgewichtssinn und der allgemeinen Beweglichkeit Bescheid. Als Individualreisender mit Begleitung gab es auch keine Reisegruppe, die ich dann aufgehalten hätte.


    Leider hat sich das Zeitfenster der Wirksamkeit der Medis, meine sog. On-Zeit, in den letzten Jahren um einiges verengt. Die Zeiten der Nichtwirksamkeit (Off-Zeit) mit o.g. Einschränkungen wurden länger und häufiger. Seit Frühjahr diesen Jahres hat sich nun auch noch das „Freezing“ eingestellt. Das heißt Gangblockaden mit akuter Sturzgefahr lassen mich mit den Füßen am Boden festkleben.


    Das wäre zwar als Individualreisender in Begleitung durch Freunde vor Ort immer noch handhabbar, allerdings werden An- und Abreise unkalkulierbar. So war meine Kurzkreuzfahrt mit Freunden ein Test, ob dies eine mögliche Alternative darstellen könnte, wenn allein reisen nicht mehr geht.


    Wer mit Beeinträchtigung reisen will/kann/muss - wie handhabt ihr das? Oder wie habt ihr ggf. euer Reiseverhalten geändert/ändern müssen?

  • Bevor keiner antwortet:

    Deinen Bericht habe ich gelesen und anscheinend war diese Kurzkreuzfahrt innerhalb Europas nicht wirklich der Bringer.


    Zwischen Äthiopien und der Aida liegen Welten, den Vergleich meinst Du doch nicht ernst!


    Selbstverständlich möchtest Du Deine sehr individuellen Reiseinteressen beibehalten, aber das wird innerhalb Afrikas ohne Hilfe wohl schon aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich sein.


    Ob Du aber einen persönlicher Begleiter buchst oder eine Reise in einer Klein(st)gruppe, liegt ganz alleine bei Dir!

    Optionen gibt es genug.


    Hast Du Dich mal mit der THS auseinandergesetzt?


    LG Angelika

  • Nachdem ich nun in Indien zunehmend zur "Aunty" werde (so spricht man dort Frauen an, die im Gegensatz zur früheren "Sister" deutlich älter als man selbst sind), mache ich mir schon auch Gedanken, wann und unter welchen Umständen ich auf Indien verzichten werden muss. Aber da bin ich schon sicher, dass ich hoffentlich noch viele Jahre entfernt bin davon.


    Nach dem Lesen deines Kreuzfahrtberichtes denke ich, dass es für dich noch nicht an der Zeit ist für faule Kompromisse, sondern dass es vielleicht für die kommenden Jahre eine Lösung wäre, etwas Geld in die Hand zu nehmen für einen Rundum-Service. Damit meine ich jemanden, der dich zum Flughafen fährt und bis zum Check-In begleitet und auch auf dem Flughafen man dir entsprechenden Service anbietet. Warum solltest du es nicht in Anspruch nehmen? Und in Indien ist es sogar so weit verbreitet auf bestimmten Flugstrecken, vor allem zu Pilgerorten, dass teilweise beim Aussteigen schon an die 5 Menschen mit Rollstühlen bereit stehen um den Menschen zu helfen, die weiten Wege auf dem Flughafen zurückzulegen.


    Oder ist das Problem, dass das lange Sitzen auf dem Flug und das Zurechtkommen im Flieger nicht mehr funktionieren?

    "Your soul was born in India!"

    (Vinod zu mir in Gujarat im März 2023)

  • Hast Du Dich mal mit der THS auseinandergesetzt?

    Ja, das hatte ich bei meinem letzten Aufenthalt im FachKHS Beelitz auch angesprochen. Dafür kam ich zu der Zeit aber NOCH nicht in Frage.


    ....... dass teilweise beim Aussteigen schon an die 5 Menschen mit Rollstühlen bereit stehen um den Menschen zu helfen,

    Ist mir auch auf dem Schiff aufgefallen. Etliche Reisende älteren Semesters waren mit Rollator unterweg. Und bei den Anlandungen waren immer Rollstühle vorhanden. Es gibt eine Anzahl barrierefreier Kabinen und der restliche Passagierbereich ist barrierefrei.


    Oder ist das Problem, dass das ....... Zurechtkommen im Flieger nicht mehr funktionieren?

    Langes sitzen eher nicht, aber das Freezing im "Off" ist schon gewaltig nervig. Aber sieh selbst. Wenns besonders heftig ist sieht es aus wie hier.


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.


    Im "On" dagegen kann ich mich ganz normal bewegen, einschließlich Leiterbenutzung oder (theoretisch) wandern und klettern im Hochgebirge. Praktisch gingen die Trekkingtouren im Hochgebirge nicht mehr, da immer mit einem "Off" gerechnet werden muss.

  • Ich kann dazu leider nicht viel beitragen, da wir zur Zeit noch ohne Probleme reisen können.

    Aber ein Beispiel von unserer letzten Brasilienreise möchte ich beschreiben:

    Bei allen Inlandflügen (mit Avianca Brasil/Azul Linhas Aereas Brasileiras/Latam Airlines Brasil) wurden behinderte Menschen bevorzugt behandelt, egal ob beim check in, beim Ein- und Aussteigen und am Gepäckband.

    Ich trug während der Reise eine Bandage am Handgelenk (dieses hatte ich vorher gebrochen) und wurde jedes Mal sehr freundlich (inkl. Begleiter) aufgefordert nach vorn zu kommen. Es war mir schon manchmal peinlich.

    Dir trotz handicap weiter viele schöne Reisen!

  • Hallo Felix,

    ich würde Dir in jedem Fall empfehlen, bei Flugreisen rechtzeitig vorher Unterstützung anzufordern. Dafür sind die Fluggesellschaften zuständig, diese organisieren dann je nach Bedarf die notwendigen Maßnahmen. (Hilfe bei langen Wegen, Hilfe beim Umsteigen, Hilfe bei Treppen, wenn das Flugzeug nicht am Gate steht etc), stellen auch Rollstühle zur Verfügung. Es gibt verschiedene Mobilitätsgrade: a) kann kurze Strecken laufen auch Treppen steigen, b) kann kurze Strecken laufen aber keine Treppen steigen und c) kann keine Wege laufen und keine Treppen steigen. Dieser Service ist kostenfrei, sollte aber frühzeitig mit der Flugbuchung angefragt werden. Es stehen nicht unbegrenzt Plätze zur Verfügung.


    Ich denke, auch so ist eine Flugreise machbar. :)


    Viele Grüße
    Petra

  • Über Flugreisen zum Thema kann ich nur wenig beitragen. Bei den bisherigen drei Flügen fielen mir auch Individualreisende auf, einer im Rollstuhl, komplett ohne (für mich sichtbare) dauerhafte Begleitperson. In diesem Fall war ein Mitarbeiter der Malteser dabei, der sämtliche Formalitäten für ihn erledigte. Beim Boarding wurde er bevorzugt behandelt, der Assistent von den Maltestern fuhr ihn ins Flugzeug, kam alleine zurück. Wo er dann seinen Platz fand, weiss ich nicht. Sicher nicht in der Budget-Klasse, wohin wir uns später setzten.


    Das war ein Langstreckenflug, ab Zürich bis Vancouver, heuer Anfang Juni.

    lebe jeden Tag, als wäre es der letzte

  • mobilitätseingeschränkt unterwegs - mit der Bahn in Deutschland


    Wir haben einen Freund, jetzt Mitte 60, mit Parkinson. Selber kenne ich ihn jetzt seit gut 13 Jahren, und habe miterlebt, wie seine Einschränkungen immer stärker wurden.


    Gereist ist er immer schon gerne, vor allem mit der Bahn. Im Verlauf der letzten Jahre wurde das immer beschwerlicher, mehrmals umsteigen um den für ihn billigen Regionalverkehr zu nutzen gestaltete sich zunehmend schwieriger. Manche Bahnhöfe bieten überhaupt keine Assistenz an. Und falls doch, muss man die einen Tag vorher anmelden, und dann ist nicht sicher ob Personal verfügbar ist.


    An großen Bahnhöfen klappt das aber meistens recht gut. Doch man muss alles vorher genau planen, spontan einfach losfahren und hoffen, dass jemand hilft, z.B. weil keine Aufzüge vorhanden oder kaputt sind, könnte daneben gehen.


    In den letzten Jahren kaufte sich unser Freund immer öfters eine Fernverkehrskarte, die Reservierung dazu war umsonst, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn bei den Reservierungen vermisse ich das Augenmaß. Wenn jemand Merkzeichen AG und B hat, sollte man den Reisenden doch möglichst nach am Eingang, und vor allem nahe der Toilette placieren. Besonders dann, wenn er alleine fährt.


    Rein theoretisch gibt es ja spezielle Plätze für Reisende mit Handicap. Praktisch kann er die aber nicht reservieren, sondern bekommt irgendwo mitten im Waggon, nach Gusto der Bahnmitarbeiter seinen Platz zugewiesen. Wer selber mit dem Rollator unterwegs ist, oder Freunde mit Rollator begleitet, weiß dass es in manchen Wagen sehr eng zugeht. Und besonders in die ach so hochmodernen ICE-Waggons ist es fast unmöglich, ohne Hilfe überhaupt einzusteigen.


    Und – ja – es gibt leider etliche nicht einsichtige Mitreisende, die ungeduldig von hinten drängeln, und ihn auch schon zu Fall gebracht haben (und sogar dann über ihn drüber gestiegen sind ohne ihm aufzuhelfen)


    Dennoch war er bis vor etwa zwei Jahren noch alleine unterwegs. Hin zu uns mit Regio, zurück dann mit IC / ICE, eine Begleitperson kostenlos. Meist fuhren wir dann zu dritt – mein Freund kaufte sich eine Karte zum regulären (Superspar-) Preis, und ich fuhr als Begleitung.


    Mittlerweile fährt er nur noch in Begleitung.


    Zu Bahnreisen in anderen Ländern komme ich später.


    ps: wäre es besser dazu dann ein neues Thema aufzumachen, auch zum Thema "Camping mit handycap" - oder an diesen Faden anhängen?

    lebe jeden Tag, als wäre es der letzte

  • Ich komme gerade aus Australien zurück und bin verblüfft, wie locker dort der Umgang vor/während und nach Flügen ist!


    Es gab vor jedem Flug vor den Gates etliche Rollstühle mit ebenso vielen Begleitern von Qantas = nicht Angehörige!

    Der Grad der Einschränkung war hier unerheblich, die Frage vor den Flügen war lediglich, ob man in der Lage ist, selbstständig Treppen zu steigen / sich das auch zutrauen wollen.

    Im Flugzeug wurde z.B. auf dem Weg zur Toilette Rücksicht auf eine Gehstörung genommen, egal ob es eine Verlangsamung war oder ein nötiges Festhalten an den Sitzen oder auch helfende Arme benötigt wurden.

  • Rein theoretisch gibt es ja spezielle Plätze für Reisende mit Handicap. Praktisch kann er die aber nicht reservieren, sondern bekommt irgendwo mitten im Waggon, nach Gusto der Bahnmitarbeiter seinen Platz zugewiesen. Wer selber mit dem Rollator unterwegs ist, oder Freunde mit Rollator begleitet, weiß dass es in manchen Wagen sehr eng zugeht. Und besonders in die ach so hochmodernen ICE-Waggons ist es fast unmöglich, ohne Hilfe überhaupt einzusteigen.

    Bei den meisten Fernzügen kann man sich den gewünschten Sitzplatz online reservieren. Weiters gibt es auch Waggons für mobileingeschränkte Fahrgäste.