Wieviel Trinkgeld geben

  • Hallo,
    haben im Bekannten- und Freundeskreis schon öfter diskutiert, wie viel Trinkgeld man geben soll.
    Ob im Restaurant, dem ein- oder mehrtägigem Reiseleiter, dem Fahrer, dem Zimmerservice oder dem Bellboy.
    Wie viel soll man geben?
    Unterscheidet Ihr nach Kontinenten und/oder Ländern?
    Auslöser dieser Frage war eine gute Freundin, die für eine 2-wöchige Privatreise durch Indien dem Reiseleiter 200 Euro Trinkgeld gab.
    Wir fanden, das war zu viel und entspricht nicht dem landestypischen Niveau.


    ;)

  • Man kann sicherlich lange darüber diskutieren, aber wir sind zu dem Schluß gekommen, auch die Höhe des Trinkgeldes, zu überdenken.
    Nimmt man ein Tuk-Tuk in Thailand oder eine Motorrad-Rikscha in Indien und zahlt vielleicht als "regulären" Preis von vielleicht umgerechnet 2€ und legt noch 1€ als Trinkgeld oben drauf, wären das immerhin 50% des Gesamtpreises. Das gleiche gilt übrigens für - um bei dem Beispiel zu bleiben - bei dem Aushandeln der Preis; man nimmt von farangs durchaus einen höheren Preis und hier haben wir schon für gewisse Strecken ex-orbitante Preise gehört, die beim 3-fachen oder 4-fachen des normalen Preises lagen (hier gibt der Loose zumindest für Südostasien immer gute Tips und Anhaltspunkte). Auf solche Preise sollte man nicht einsteigen. Hier geht es nicht um Geiz, denn es handelt sich vielleicht um vergleichsweise geringe Werte, aber man tut der Bevölkerung im entsprechenden Land keinen Gefallen. Irgendwann kommt der Rikscha- oder Tuk-Tuk-Fahrer zu dem Schluß, daß er nur noch ausländische Reisende fährt, warum sollte er noch die Einheimischen fahrt. Ausländer sind doch viel "lukrativer". Unserer Meinung nach sollte man sich hier einer gewissen Verantwortung auf seinen Reisen bewußt sein, wenn auch nur im Kleinen.
    Das gleiche gilt - um etwas vom Thema abzuschweifen, aber auch hier sollte jeder Verantwortung zeigen - für das Thema der Währung, in der man zahlt. Ich kenne viele, die in der Türkei einfach mit dem Euro bezahlen, der ja auch überall gerne genommen wird. Warum? Es ist einfach, man kann den Wert einschätzen und muß nicht noch nach einer Wechselstube suchen. Aber, diese Schatten- oder Zweitwährung schwächt die eigene Landeswährung, die dann zum einen psychologisch, zum anderen hinsichtlich der Inflation immer mehr abgewertet wird und - wie wir selbst erlebt haben - nicht mehr gerne angenommen wird. Was letztlich zu Lasten der Bevölkerung geht. Unser Reiseführer erzählte uns damals (vor glaube ich 4 Jahren), daß sein Gehalt in türkischer Lira jedes Jahr um ca. 30% wegen der Inflation angepaßt wird. Nicht jeder ist in dieser privilegierten Position und viele bekommen Jahr für Jahr weniger für ihr Geld.
    Jeder, der in ein fremdes Land reist sollte sich dessen bewußt sein, daß sein Verhalten Einfluß hat.
    Gruß,
    Wolfgang

    Wolfgang


    There's nothing like jumping on your bike and hitting the road. Whether you are heading across the country, ripping up the canyons or just taking a short spin around the neighborhood, it always seems to clarify things.


    https://www.youtube.com/user/3N82632

  • Peinlich, im vorangegangenen Eintrag sind mir einige Schreibfehler aufgefallen, war eben noch sehr früh heute morgen.
    Wolfgang

    Wolfgang


    There's nothing like jumping on your bike and hitting the road. Whether you are heading across the country, ripping up the canyons or just taking a short spin around the neighborhood, it always seems to clarify things.


    https://www.youtube.com/user/3N82632

  • trotz Schreibfüller ;-), Du bringst es schon auf den Punkt. Eigentlich sollte man gar kein Trinkgeld geben.
    .
    .
    .
    Warum? Man nimmt eine Leistung in Anspruch und bezahlt dafür. Warum sollte ein Kellner besser gestellt werden als eine Verkäuferin. Oder ein Taxifahrer besser als ein Busfahrer. Erstere bekommen Trinkgeld, letztere nicht. (Von der Trinkgeldmafia z.B. in den Klos auf Autobahnraststätten und in Kaufhäusern mal ganz zu schweigen).
    Aber in manchen Ländern hat es sich eingebürgert, dass Trinkgeld zum Gehalt gehört. Allerdings bei weitem nicht in so vielen, wie uns die Resieführer glauben machen wollen. Und es ist schon ziemlich dreist zu behaupten, die Kellner arbeiten umsonst hier, die müssen sich ihr (Trink)geld zusätzlich verdienen. Schaut da mal, wie viel Trinkgeld die Einheimischen geben. Zum Beispiel in asiatischen Ländern. Dann würden die Kellner, die nicht in Touri-Gebieten arbeiten, verhungern. Es ist dann wirklich so, dass die Tuk-Tuk Fahrer gerne (oder fast nur) Touristen fahren. Oder, wie in Delhi, Touristen nur noch fahren, wenn sie mindestens das drei- bis vierfache des Preises bekommen. Und dann noch ein Trinkgeld bezahlen, obwohl man beschissen wird?
    Klar, Touristen sind reich. Das stimmt schon. Aber wer nach Deutschland kommt (als Tourist) zahlt auch nicht mehr als die Einheimischen.
    Gar

  • Hallo @all,
    möchte diesen Thread wiederbeleben, obwohl er schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat.;-)
    Hat sich da in der letzten Zeit was geändert.
    In den USA sagt man ja immer so 10 - 15 Prozent, wobei man bedenken sollte, dass die Bediensteten dort davon leben.
    Wie haltet Ihr es?
    Einfach nur aufrunden, oder die 10 Prozent geben?

  • Erhard, nein 10% reichen beim Essengehen nicht aus. Das ist zu wenig. Wir geben die vollen 15 % wenn wir zufrieden waren. Das machen meine amerikanischen Freunde ebenso. Beim Taxi, Frisör etc. da gibt es weniger. Die Entlohnung in den Gaststätten in Amerika ist so ausgelegt, dass man bei Zufriedenheit mindestens 15 - 20 % gibt. Man sollte nur aufpassen in manchen Restaurants ist das Trinkgeld mittlerweile schon eingeschlossen, dann braucht man natürlich nicht noch einmal ein Trinkgeld zu geben. Das wird vor allem in touristischen Gegenden gemacht, wenn die Touristen zu wenig geben...
    Viele Grüße
    Petra

  • In Amerika ist es okay. Aber - wie Mikado geschrieben hat - aufpassen, ob das Trinkgeld bzw. Service nicht schon inkludiert ist.


    Das amerikanische Finanzamt kontrolliert die Kassenbons und die Kellner müssen von ihren Kassenbons 10 % als Trinkgeld versteuern.

  • Ich werde oft von meinen Gästen gefragt wie sie es mit dem Trinkgeld halten sollen.
    Ich versuche immer Ihnen zu erklären wieviel der normale Durchschnittslohn eines Arbeiters auf Bali ist und dass mein Personal schon über Gebühr bezahlt wird. Das Trinkgelder willkommen sind, aber dem Land angepasst sein sollten. Es kann nicht angehen dass das Personal mehr Trinkgeld für eine Woche bekommt als es in der Woche verdient auch wenn es für uns Deutsche wenig erscheint. Auch sollte es gestaffelt und der " Position" des Angestellten angemessen sein. Hört sich jetzt vielleicht hart an, aber in der Praxis führt es einfach zu Neid wenn das Zimmermädchen schlussendlich mehr verdient als der Manager.
    Ich selbst habe mich auf meine ganzen Reisen an dieses Gebot gehalten. Eine Regelung - so und so viel Prozent- finde ich persönlich nicht OK und halte mich weder in Deutschland noch im Ausland daran. Ein guter Service wird belohnt, ein schlechter geht leer aus.
    Ich glaube die USA ist hier echt eine Ausnahme, weil dort das Trinkgeld in gewisser Weise verlangt wird und auch vom Personal versteuert werden muss, aber wenn ich den USD zum Euro setze stimmt die Rechnung trotzdem fast wieder. In Indien 200 Euro Trinkgeld zu geben wiederum entspricht ca 5 Monatslöhnen. Unser deutsches Personal in den Gaststätten würde sich freuen 4000 Euro Trinkgeld zu bekommen.


    LG Brigit

  • @ Brigit
    Da bin ich voll deiner Meinung.
    Bereits in einem anderen Forum war eine Diskussion darüber und auch dort wurde aus Unkenntnis der örtlichen Gehälter ein viel zu hohes Trinkgeld gegeben. Es kommt dann auch zu solchen Aussagen wie ich sie in der Hotelfachschule auf Bali hatte. Wie ich dort die 8 Wochen unterrichtet habe, habe ich die Studenten gefragt, was sie nach ihrem Abschluß machen möchten. Über 70 % der männlichen Studenten wollte in den Roomservice gehen. Argument: da bekommt man am meisten Trinkgeld.
    Ich habe dann versucht zu erklären, daß sie für Zimmermädchendienste doch wirklich kein 3-jähriges Hotelfachstudium zu absolvieren bräuchten und die Schule ist teuer!! Hat bei den wenigsten gefruchtet.


    Zu Amerika. Da sind die 10 % Service ein Lohnbestandteil fürs Finanzamt. Ob der Kellner das Geld vom Gast bekommt oder nicht, er muß auf jeden Fall diese 10 % versteuern. In Österreich sowie Deutschland wird der Service bei den Preisen einkalkuliert.
    Also sollte man in Amerika auf jeden Fall 10 % auf den Tisch lassen = Service und wenn der Kellner gut war noch Trinkgeld hinzu.

  • Quote from Mikado

    Erhard, nein 10% reichen beim Essengehen nicht aus.


    Vielleicht, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. ;) Dieser Satz bezog sich rein auf das Trinkgeld in Amerika.
    Viele Grüße
    Petra

  • Quote from Brigit

    Das Trinkgelder willkommen sind, aber dem Land angepasst sein sollten. Es kann nicht angehen dass das Personal mehr Trinkgeld für eine Woche bekommt als es in der Woche verdient auch wenn es für uns Deutsche wenig erscheint. Auch sollte es gestaffelt und der " Position" des Angestellten angemessen sein. Hört sich jetzt vielleicht hart an, aber in der Praxis führt es einfach zu Neid wenn das Zimmermädchen schlussendlich mehr verdient als der Manager.


    Dem kann ich absolut zustimmen!


    Ich zitiere hierzu auch mal einen Beitrag zu diesem Thema (das ja schon häufiger angesprochen wurde), den ich an anderer Stelle bereits verfasst hatte.

    Quote

    Auch wenn es für uns selber nicht viel Geld ist, so ist aber auch manchmal
    schon 1 € Trinkgeld unverhältnismäßig hoch. [...] Leider wird dabei aber aus den Augen verloren, dass dadurch die finanzielle Kluft zwischen Einheimischen in der Tourismusindustrie und den "anderen" stetig größer wird. Das führt aber oftmals dazu, dass sich die Leute von ihren gelernten Berufen verabschieden (z.B. Lehrer), sich auf die Tourismusindustrie konzentrieren und dadurch für die Bevölkerung wichtige Berufszweige nicht besetzt werden - sehr zum Nachteil der lokalen Bevölkerung. Viel schlimmer ist es hingegen noch bei den Kindern und Jugendlichen, die lieber Geld mit Touristen verdienen als zur Schule zu gehen! Dies sollte man mal ruhig bei der allzu großzügigen Vergabe von Trinkgeldern oder bei Bezahlung von Nepp-Preisen im Hinterkopf haben ;)