Nordpolreise

  • Der Basalt-Felsen mit der Wolke davor (Bild weiter oben) gehört zum nördlichsten Archipel der Arktis, dem Franz-Josef-Land.
    FJL wurde Ende des 19. Jhd. von Polarforschern aus Österreich entdeckt. Die Expedition hatte zwar vor, den Pol zu erreichen, ist aber gescheitert, fast alle kamen bei der Reise um.


    Wir lassen den Archipel links liegen, denn wir wollen erst einmal zum Pol!


    Das Packeis wird immer dicker, das Schiff pflügt sich krachend seinen Weg.
    Beim Dinner gibt der Kapitän bekannt, dass wir nur noch wenige Stunden vom Pol entfernt sind - eine große Party wird auf dem Bugdeck geplant.

  • wunderschöne bilder !


    macht es eigentlich sehr viel lärm,
    wenn das eis so vom schiff gebrochen wird?


    und


    hattest du nicht mal zu irgendeinem zeitpunkt
    angst das ihr im eis steckenbleibt :shock:

    Liebe Grüsse Bigi :)


    Nichts ist in der Fremde exotischer als der Fremde selbst. (Ernst Bloch 1885-1977)

  • Hallo bigi,


    an das Geräusch gewöhnt man sich so sehr, dass es gefehlt hat, als das Schiff am Pol angekommen ist.


    Ein Steckenbleiben hätte ich eher begrüßt, denn das Schiff hat Energie für 3 Jahre und Verpflegung für mehrere Monate an Bord ;))


    Inzwischen sind wir fast am Ziel angekommen: Mehrere GPS-Geräte, auch private, damit alles auf Richtigkeit überprüft werden kann, geben 90/0 an!
    Das Nebelhorn tönt tinnitusverdächtig, die Sektkorken knallen und alle Passagiere feiern fröhlich zusammen die Erreichung des Nordpols.


    Der Kapitän und der Expeditionsleiter pushen die eh schon emotional-aufgeladene Stimmung noch und betonen die Wichtigkeit des Miteinanders aller Nationen - nicht nur an diesem Tag und an diesem Pol.


    Die chinesische Gruppe breitet Flaggen aus und der stundenlange Fotomarathon auf Deck macht einfach Spass, beim Agieren und beim Zugucken!
    Auch das gesamte Personal ist selbstverständlich eingebunden - längst sind Freundschaften entstanden und Berührungsängste gibt es keine mehr.
    Selbst der Kapitän lässt sich mit allen, die es möchten, fotografieren, ebenso die Offiziere.


    Fantastisch - 20 Nationen feiern nach Mitternacht ein Fest am Nordpol!

  • Hallo Angelika,
    eine wirklich außergewöhnliche Reise, die du uns hier beschreibst. Das wär auch was für mich! Mich würde auch mal interessieren was da so für Leute mitfahren, hattest du nette Kontakte?
    Die Fotosession am Pol hört sich grandios an, auch das Miteinander, sowas mag ich.
    LG kiki

  • Hallo,


    das ist ja eine ganz außergewöhnliche Reise, die ich sehr gerne mit verfolge. Wlir waren auch schon vielmals in Skandinavien in Dänemark, Schweden Norwegen aber so gegen Trondheim war das in etwa nördlichste Ziel. Haben auch schon vor Jahren Leute kennen gelernt, die bis Nordkap fuhren. Im Sommerwetter, wenn hier auch nicht gerade berauschend in diese Kälte reisen - das hat schon was.


    Freue mich auf weitere Berichte


    Viele Grüße
    Waltraud

  • kiki,


    die 120 Leute kamen aus allen Ecken der Welt, waren zwischen ca. 15 und 90 Jahre alt und erst gegen Ende der Reise habe ich beim Adressenaustausch erfahren, wieviele Persönlichkeiten auf dem Schiff waren.
    Bei Tisch und an Deck waren Titel völlig unwichtig (Bordsprache Englisch, da ist man eh sofort beim Vornamen), die Berufe/das Tätigkeitsfeld zwar bekannt, aber nicht Thema.
    Es war eine große Gemeinschaft, inklusive Lektorenteam, Hotelcrew, Expeditionstaff....

  • Kurz nach dem ins-Bett-gehen kommt der Weckruf: Fertigmachen für die Ballonfahrt!


    Erstmals durfte ein Ballon mit an Bord, samt zweier australischer Piloten.
    50 Passagiere dürfen am Pol aufsteigen - die anderen stehen auf der Warteliste.
    Dank meiner Buchung von vor über 13 Monaten haben wir 2 Plätze bekommen!


    Hell ist es ja die ganze Zeit, aber nach 2 Stunden Schlaf und dem einen anderen oder anderen Glas Sekt sich durch die sieben Schichten Kleidung zu kämpfen, ist nicht leicht.
    Wir laufen die Gangway hinunter, werden von einem Crew-Mitglied ums Schiff herumgeführt und sehen den halb entfalteten Ballon.
    Leider ist der Wind zu stark, die Fahrt fällt zu diesem Zeitpunkt aus und wir dürfen wieder ins Bett.


    Das zweite Aufstehen war genauso schwer, allerdings war mehr Zeit und das Personal hatte fleißig gearbeitet: Biertische und -bänke standen schon auf dem Eis, die Grills wurden herbeigeschleppt und die eisfreie Bademöglichkeit vorbereitet.


    Die bewaffneten Wächter standen am Rande des mit roten Fahnen begrenzten Gebietes, auf dem wir uns frei bewegen durften.


    Aber nach dem Betreten des Eises werden erstmal alle mit dem Pol-Schild fotografiert, nach einer kurzen Rede des Expeditionsleiters haben alle die Hände auf die Schultern des Vordermannes gelegt und sind in einer Minute um die Erde gelaufen, ein irres Erlebnis!


    Dann beginnt die Badestunde für alle Mutigen - das Wasser hat minus 1,5 Grad.
    Gut, dass die Schwimmer angeseilt werden, denn die Kräfte sind ganz schnell verbraucht.


    Auch unser Ballon kann nun hochsteigen und gibt uns eine weitere Perspektive auf den Pol. (Das Video kommt später).


    Schön, wie sich manche auf diesen Tag vorbereitet haben: Nochmalige Flaggenparade vor dem 90°-Schild, Yoga in Boxershorts auf dem Eis, das große Schmusetier ist auch dabei - genauso wie das Golfschläger-Set für einen imaginären Abschlag.
    Ein paar wälzen sich übers Eis, andere hüpfen - einer hat die Staffelei dabei und malt diesen Moment: Alles ist gestattet!


    Nach heißem Whisky wird das BBQ serviert, alle möglichen Leckereien schmecken prima und viel zu früh kommt die Durchsage:
    Alle wieder an Bord!

  • Hallo Angelika,


    so wie Du es beschreibst muss es ein sehr emotionaler Augenblick gewesen sein. Ich stelle ihn mir sehr bewegend vor.
    Und dann noch der Flug mit dem Ballon. . .
    Es muss auch interessant gewesen sein mit zu erleben wie unterschiedlich die Mitreisenden dieses Erlebnis begehen. Ich glaube daran wird man ewig denken.

    Viele Grüße Angela :)



    Lebe lang und reise weit!
    (Konfuzius)

  • Danke Angelika, wirklich alles unglaublich und so ganz ganz besonders, bestimmt sehr emotional, wenn ihr dann wieder irgendwann gemeinsam das Schiff verlasst.

  • Mit einem lachenden und einem weinenden Auge bewegen wir uns wieder zurück Richtung normale Welt - aber zuvor halten wir Kurs auf Franz-Josef-Land.


    Die ersten Walrossfamilien liegen behäbig auf den Eisschollen, sehr fürsorglich werden die Jungtiere in die Mitte genommen und mit den Flossen getätschelt.
    Und es begegnen uns wieder etliche Eisbären! =)

  • Wahnsinn!!! 8-) Das ist ja mal eine Reise!!!! Der Hammer. Superschöne Bilder und was für ein Erlebnis. Da beneide ich Dich aber.


    Ich hätte mal eine Frage. Du hast geschrieben, dass das ein Atom-Schiff ist . Hattest Du da keine Angst?
    Und wenn das Wetter mal schlecht und windig ist. Merkt man das dann überhaupt auf dem Schiff oder fährt es zwischen dem Eis immer gleich ruhig?

  • Quote from hatchepsut

    Wahnsinn!!! 8-) Das ist ja mal eine Reise!!!! Der Hammer. Superschöne Bilder und was für ein Erlebnis. Da beneide ich Dich aber.


    Ich hätte mal eine Frage. Du hast geschrieben, dass das ein Atom-Schiff ist . Hattest Du da keine Angst?
    Und wenn das Wetter mal schlecht und windig ist. Merkt man das dann überhaupt auf dem Schiff oder fährt es zwischen dem Eis immer gleich ruhig?



    Nein, wenn ich Bedenken gehabt hätte, wäre ich nicht gereist.
    Das Schiff ist so schwer, dass es ziemlich ruhig fahren kann, natürlich schwappt mal der Kaffe über, aber hauptsächlich hört man nur das Krachen des Eises.

  • Auf dem Franz-Josef-Land Archipel landen wir mit Zodiaks an Hook Island an, Station des früheren Polarforschungszentrum Russlands.
    Dort kommt wieder Farbe ins Leben: Flechten und Moose leuchten richtig.
    Bei einem weiteren Zodiakausflug machen wir Walross-Sightseeing und beim Benennen des "Fels der 1000 Vögel" wurden wahrscheinlich ein paar Nullen vergessen!


    Unser fanstastischer Abschluss: Wir konnten lange eine Walherde beobachten, mehrere Fontänen nebeneinander sehen, riesige Buckel und Schwanzflossen waren direkt am Schiff!


    Leider nähern wir uns schon wieder Murmansk und begegnen erstmals einem anderen Schiff seit dem Auslaufen.

  • bilder mit gänsehauteffekt,nicht wegen der kälte sondern
    der begegnung mit den walen,einfach toll das ihr die gesehen habt.


    schade das die reise heute für uns zu ende geht,wäre gerne
    noch ein wenig rumgereist mit dir !


    jetzt schonmal danke für deinen echt aussergewöhnlichen bericht,freue
    mich jetzt auf den letzten teil.

    Liebe Grüsse Bigi :)


    Nichts ist in der Fremde exotischer als der Fremde selbst. (Ernst Bloch 1885-1977)

  • Danke Angelika, es hat mir sehr viel Spaß gemacht Euch auf dieser Reise nachträglich zu begleiten. Die Dimensionen sind wirklich beeindruckend und zeigen erst einmal wie "klein" die Menschen sind.

    v.Grüße Axel aka blaufotograph

  • Ja, vielen lieben Dank Angelika fürs Mitreisen lassen
    Die Fotos sind der Traum und wirklich alle mit Gänsehauteffekt.


    Bestimmt eine Reise die sehr - wie sagt man so schön - nachhaltig sein wird :D

  • Diese Reise wirst du wohl nie in deinem Leben vergessen.
    Einfach der Überhammer. Ich denke auch, da wird einem so richtig bewusst wie winzig wir Menschen gegen die Natur sind.
    Dankeschön, dass du uns dieses einzigartige Erlebniss, auch ein wenig dabei zu sein, ermöglicht hast! :D
    Das könnten mal wertvolle Bilder werden, wenn die Pole geschmolzen und die Eisbären nicht mehr überleben können. :(