Ein paar kleine Eindrücke von der Kurischen Nehrung

  • Moin, Moin,
    wie präsentiert man im Forum einen Urlaub, in dem es hauptsächlich um reine Erholung ging, um ganz viel Sand und wo eigentlich nichts Außergewöhnliches zu berichten ist?
    Ein kleiner Versuch =)


    Anfang des Jahres bekam ich die Bestätigung, daß ich nach vielen Jahren endlich mal wieder im Sommer Urlaub bekomme. Ich brauchte nicht lange überlegen, das Ziel stand sofort fest, es sollte die Kurische Nehrung werden. Zumindest die litauische Seite ;)
    Ich hätte zwar die Möglichkeit gehabt von Bremen direkt mit Ryan Air nach Vilnius zu fliegen und von dort in einen der vielen Shuttlebusse in Richtung Nida zu steigen, entschied mich aber für eine etwas langsamere Gangart und buchte die einfache Transitfähre der DFDS ab Kiel in Richtung Klaipeda.
    Die Fähre war gut gebucht, trotzdem hatte ich meine 4- Bett Aussenkabine für mich allein, das war schon etwas luxuriös, find ich zumindest. =)
    Es waren gleichzeitig ein paar Reisegruppen an Board, ein paar Selbstfahrer (Auto, Motorrad und viele Fahrräder) und viele einfache Transitreisende. Der Großteil bestand aus Brummifahrern, gut zu erkennen an Trainingshosen und Schlappen.
    Zahlungsmittel an Board ist der Litas (1€- 3,45Lt) man kann aber auch mit Euros bezahlen. Nächstes Jahr bekommen die Litauer eh den Euro, dann hat sich das Umrechnen auch erledigt.
    Die Tour nach Klaipeda dauert 22 Std. und man muß sich an Board selbst beschäftigen. Das Oberdeck mit dem Hubschrauberlandeplatz ist gleichzeitig das Sonnendeck, eine Etage drunter gibts eine Sonnenterasse mit ein paar Sitzgelegenheite, noch eine Etage tiefer ist der Eingang zum Restaurant davor sind die Raucherplätze. Es gibt noch eine Fernsehecke mit großem Flachbildschirm wo durchgängig irgendwelche litauischen Serien laufen, umgeschaltet wird nicht, die Fernbedienung ist fest in Brummifahrerhand!!!


    So blieb halt nur ein bischen Ostseeromantik. ;)




  • Ankunft in Klaipeda
    Von Klaipeda selbst bekommt man bei Einfahrt erst mal nur den großen Hafen zu sehen, die kleine hübsche Altstadt liegt im Inneren verborgen. Der Fähranleger ist ziemlich weit außerhalb der Stadt und hier passierte wirklich das einzige Ärgenis im ganzen Urlaub. Es fahren kaum Busse in die City :( Besser gesagt sie fahren in den frühen Morgenstunden und erst ab 16:15 wieder. Ich ging um 14:00 von Board und mußte leider in ein maßlos überteuertes Taxi für 15€ einsteigen. Immerhin fuhr er mich direkt zum Anleger wo dann die Fähre nach Smiltyne übersetzte, sehr zuvorkommend :(
    Die Überfahrt zur Nehrung kostet 2,90 Lt, das Ticket ist auch für die Rückreise gültig. Von dort fährt man anschließend mit den Linienbussen die 50 km nach Nida, die Taktfrequenz der Busse ist hoch, da muß keiner lange warten. Preis für's Busticket 10 Lt.


  • Nida
    In Nida hatte ich ein hübsches Doppelzimmer im "Mariu Krantas" gebucht. Die Besitzerin war sehr nett, mein Zimmer hatte einen kleinen Balkon mit Blick auf die Lagune. Nida selbst ist ein hübscher kleiner Fischerort. Die kleinen Holzhäuschen sind meist top in Schuß, man merkt schon sehr deutlich, daß der Tourismus hier so einiges an Geld in die Kassen spült. Die Preise in den Restaurants sind trotzdem moderat. Es ist eine sehr familienfreundliche Gegend, das Hauptverkehrsmittel ist das Fahrrad. Die Gästehäuser bieten zwar auch reichlich Parkplätze an, aber ein Auto braucht man hier überhaupt nicht.


    Was macht man nun in Nida?


    Man kann einen Morgenspaziergang machen. Einzig die Angler und Kutterfischer sind in den frühen Morgenstunden auch schon vor Ort





  • Die Haupattraktion von Nida ist natürlich die große Parnidzio Düne, von wo man einen grandiosen Blick über's Haff genießen kann.



    Falls jetzt jemand glaubt man könnte mal eben zur Düne im Hintergrund hinüber stapfen, den muß ich enttäuschen. Davor ist ein Zaun und dahinter wohnt der Russe!



    Auf der Düne befindet sich auch eine Sonnenuhr, es ist schon die Zweite. Das Vormodell ist irgendwann umgefallen.



  • Was mir natürlich besonders gut gefallen hat, waren die Strände. Ich hatte auch sehr viel Glück mit dem Wetter. Es war sonnig, aber immer mit einer kräftigen Brise Wind. So war es gut auszuhalten und während hierzulande alle am schwitzen waren brauchte ich abends sogar den Windstopper :D


    Falls man nun eine ausgedehnte Strandwanderung plant, sollte man den Weg nach Westen vermeiden, denn dort ist nach ca. 4 km Schluß!



    Man könnte diesen kleinen Zaun natürlich auch ignorieren, bekommt dann aber auch eine ganz spezielle Variante russischer Gastfreundschaft zu spüren.



    Was sich auf jeden Fall lohnt, ist ein kleiner Abendspaziergang bis die Sonne weg ist. Von Nida bis zum Strand braucht man mit dem Fahrrad gerade mal 10 min. Die Tage sind im Baltikum zwar ein klein wenig länger als bei uns, aber mit ein paar Dosen Bier ist die Wartezeit nicht ganz so schlimm. ;)




  • Wie ich schon erwähnte kann man sich auf der Nehrung am besten mit dem Fahrrad fortbewegen. Die Radwege sind meist im Schatten, da dieser Landzipfel auch noch sehr bewaldet ist.



    Ein schöner Ausflug ist die Agilos Düne im Nagliu Nationalpark, ca. 15 km von Nida entfernt.
    Dieser Punkt ist allerdings auch der einzige wo man sich aufhalten darf, der Rest des Reservates ist für Besucher verboten. Dem Naturschutz zuliebe.
    Mal wieder ein klasse Ausblick auf's Haff.



    Man kann es dann auch ganz sportlich nehmen und weitere 15 km bis Juodkrante fahren. Hab ich auch gemacht, war danach aber so fertig, daß ich keine Kamera mehr halten konnte. Als ich schlußendlich in Nida wieder ankam hatte ich 60 km zurückgelegt und war ganz stolz auf mich! :D

  • Was bietet Nida sonst noch?
    Nicht viel. Es sind einige Segelschiffe im Hafen, die stehen teilweise zum Mieten bereit oder man kann den Besitzer auch fragen, ob er eine kleine Runde auf dem Haff drehen mag. Da ich alleine unterwegs war, schied diese Variante aus Kostengründen für mich aus. Man kann auch kleine Motorboote mieten, frag mich bitte keiner ob die einen Bootsführerschein sehen wollen.




    Was blieb also für mich? Dünen...





    ...und Strand! :D




  • Nach 5 Nächten war Schluß und es ging wieder zurück nach Klaipeda, wo ich mich für 3 Nächte in einem Hostel einquartiert habe. Sämtliche Mitbewohner hätten meine Kinder sein können, aber mir war das schnurz. Ich kam mit allen wunderbar klar. Eine von meinen Mitbewohnerinnen war keine Touristin, sondern arbeitete in Klaipeda für kurze Zeit im Außendienst. Gleich am ersten Tag fuhren wir gegen Abend an die Küste um noch ein bischen spazieren zu gehen. Sie verfügte über ein eigenes Auto und so kam ich noch zu einem Küstenabschnitt, den ich mit dem Bus nie und nimmer erreicht hätte. Solche Kontakte sind dann natürlich der Vorteil einer Hostelgemeinschaft. :D




  • Die letzten zwei Tage schlug dann auch das Wetter um und es war nur noch grau und diesig. Daher kam mir die Idee, einfach mal mit den Öffentlichen durch die Gegend zu fahren, um mal was vom Inneren des Landes zu sehen. Ich entschied mich daher den "Berg der Kreuze" zu besuchen, der sich in der Nähe von Siauliai befindet. Also ab in den Zug und nach 2 Stunden war ich in Siauliai. Danach ging's zum Busbahnhof und man muß den Bus suchen, der in Richtung Joniskis fährt. An der Haltestelle "Domantai" muß man dann raus. Die Fahrt dauert ca. 10 min.




  • Am letzten Tag fuhr ich trotz des schlechten Wetter noch mal mit der Fähre nach Smiltyne und latschte ein wenig am Strand entlang. Es war total kalt und der Wind haute mir den Sand nur so um die Ohren. Mir war's egal, kenne ich von der Nordsee.






    So das war's jetzt auch. Am nächsten Tag wurde lange gepennt, danach wurden Postkarten geschrieben, eingeworfen und dann ging's wieder Richtung Fährterminal. Diesmal aber mit dem Bus! Für gerade mal 2,40 Lt! Nix Taxi, die hab ich ignoriert, ätsch! :D
    Die Rückreise war nicht anders als die Anreise, ich hatte meine 4er Außenkabine für mich alleine und die Brummifahrer bestimmten was in der großen Flachbildglotze gezeigt wurde.


    Schönen Abend wünscht euch allen
    kiki

  • Hallo kiki,
    wieder eine besondere und außergewöhnliche Reise, die du da gemachst hast. Eindrucksvolle Fotos. Dünen und Strand erinnern mich an das Gebiet bei Leba in Polen. Mit Litauen liebäugele ich auch schon eine Weile, nach deinem Bericht noch ein bisschen mehr, mal sehen...
    LG margarete

  • Quote from kiki

    Moin, Moin,
    wie präsentiert man im Forum einen Urlaub, in dem es hauptsächlich um reine Erholung ging, um ganz viel Sand und wo eigentlich nichts Außergewöhnliches zu berichten ist?


    Die Ereignislosigkeit dieses Urlaubs hat aber anscheinend der Qualität der Bilder gut getan. Sehr schöne Aufnahmen!
    Mich haben sie daran erinnert, dass ich mir schon vor einiger Zeit eine Frachtschiffreise irgendwo im Norden versprochen habe.

  • Quote from margarete


    Dünen und Strand erinnern mich an das Gebiet bei Leba in Polen.
    LG margarete


    Das wäre auch meine Alternative gewesen, falls es mit Litauen nicht geklappt hätte. Es scheiterte ja an der begrenzten Auswahl an Einzelzimmern. Ich hab mich letztendlich doch dazu durchgerungen das teure Doppelzimmer zu nehmen, der Preis für das Bett im Hostel mildert ja die Übernachtungskosten ein wenig.



    Quote from NoDurians


    Die Ereignislosigkeit dieses Urlaubs hat aber anscheinend der Qualität der Bilder gut getan.


    Danke für's Lob. Mit irgendwas muß ich mich ja beschäftigen ;)

  • Tolle Bilder kiki! Wirklich klasse. Ich kenne Litauen nur aus Erzählungen, da meine Freundin schon oft da war, ihr Freund kommt aus Litauen. Daher freue ich mich auch mal über andere Berichte. :)
    Viele Grüße
    Petra

  • Danke Petra.
    Ich war vor 9 Jahren schon mal in der litauischen Hauptstadt. War ein kleiner Städtetrip in Verbindung mit Riga. Mich interessierte diese Gegend schon immer, generell zieht es mich in Europa eigentlich eher Richtung Osten. Ich habe auch lange überlegt, ob ich überhaupt im Forum etwas berichte, da ich befürchtete, daß es hier nicht so wirklich jemanden interessiert.
    LG kiki

  • Wow!!!
    Wirklich ganz wunderschöne, stimmungsvolle Bilder.
    Ganz herzlichen Dank für Deine Eindrücke. Man spürt richtig, wie die Zeit abfällt und unwichtig wird, sicher
    waren die Tage sehr erholsam.


    LG
    Gusti

    redfloyd.........................................................................................Gusti
    redfloyd.gifGusti.gif


    Heaven is where the police British, the cooks Thai, the mechanics German, the lovers Italian and it is all organised by the Swiss.
    Hell is where the cooks are British, the mechanics Thai, the lovers Swiss, the police German and it is all organised by the Italians.

  • Wirklich tolle Fotos und ein spannender Bericht.


    Eigentlich zieh es mich gar nicht in solche Gefilde, aber dein Bericht war wirklich sehr schön und ich habe etwas über ein Reiseziel erfahren, wo man sich sonst gar nicht so mit beschäftigt.


    Und die Fotos - wirklich sehr stimmungsvoll !


    Viele Grüße,
    Petra

    " Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist. "
    ( Jean Paul )

  • Danke Kiki,
    auch von mir für diesen interessanten Bericht und die tollen Bilder. Von wegen es interessiert keinen, gerade die etwas anderen Reiseberichte, die auf den ersten Blick nicht so spektakulär erscheinen, sind genau nach meinem Geschmack, denn es sind Reiseziele die man gar nicht so auf dem Radar hat und man bekommt dadurch einen anderen Blick. Die Welt ist wirklich größer als gedacht :)