Kleiner Reisebericht China 2009

  • Hallo alle zusammen,
    nachden ich hier schon viele Reiseberichte von Forumsmitgliedern lesen durfte, möchte ich jetzt auch mal etwas beisteuern.
    Letztes Jahr im Oktober bereist ich mit meiner Freundin einen Teil der Seidenstrasse in China. Ziele waren die Oasenstädte Kashgar, Kuqa und Turpan in der Provinz Xinjiang, sowie die Städte Dunhuang und Jiayuguan in der Provinz Gansu.
    Gebucht hatten wir einen Flug von Bremen über Peking nach Urumqi und wollten dann spontan entscheiden wie es weitergeht.
    Es gab 2 Punkte die mir etwas Sorgen bereiteten.
    Nach den Unruhen in Xinjiang im Sommer letzten Jahres war immer wieder von Ausnahmezustand und massiver Militärpräsenz die Rede, das Internet gesperrt und Telefonate ins Ausland umöglich.
    Dazu kam noch die Feier zum 60. Jahrestag der VR China am 1.Oktober wo dann auch die meisten Chinesen Urlaub machen und ich so meine Bedenken hatte wie es vor Ort wohl mit der Weiterrreise aussieht.
    Gleich vorweg- meine Sorgen erwiesen sich als unbegründet, die Weiterreise konnte jederzeit vor Ort spontan geregelt werden und das Militär hielt sich im Hintergrund.
    Auffällig waren die Checkpoints an allen wichtigen Zufahrtsstrassen rund um Kashgar und Kuqa, wo jedes Mal der Reisepass und das Visum kontrlliert und registriert wurde. Unsere Reise ist aber in keinster Art und Weise davon beeinträchtigt worden.


    1. Kashgar
    Nachdem wir uns nach dem langen Flug von Bremen nach Urumqi immer noch fit fühlten buchte wir vor Ort spontan einen Anschlußflug nach Kashgar für 56€.
    Wir kamen spätabends an und fanden ein günstiges Hotel in der Altstadt.

  • 2.Sonntagsmarkt Kashgar
    Jeder der mal mit dem Gedanken spielt diesen Teil Chinas zu bereisen, sollte seinen Aufenthalt in Kashgar so planen, daß ein Besuch des Sonntagsmarktes möglich ist.
    Sehr interessant fand ich den Viehmarkt, wo man den Händlern beim Feilschen zuschauen kann oder die Art und Weise wie sie ihre Viecher an-und abtransportieren.
    Zwischendurch werden ganze Herden über den Platz getrieben, da heißt es dann zur Seite springen.
    Für den kleinen Hunger zwischendurch gibt es ein großes Angebot an frischem Obst und frischgebackenes Fladenbrot.
    Leider regiert in der Altstadt von Kashgar mittlerweile auch die Abrißbirne. Nur ein kleiner Teil soll erhalten bleiben und für Touristen aufgemotzt werden.
    Ich finds schade, da die Stadt damit auch ihr Gesicht verliert.

  • 3. Karakul See
    Fährt man von Kashgar aus Richtung Pakistan kommt man nach 180 km am Karakulsee vorbei, welcher auf dem 3800 m hohen Pamirplateau liegt und von imposanten Bergen umgeben ist.
    Die Fahrt dort hin auf dem Karakorum Highway dauert ca. 3 Std und allein der Weg zum See ist schon sehenswert.
    Es geht teilweise durch tiefe Schluchten und man kann bei gutem Wetter die schneebedeckten Gipfel des Pamir sehen.
    Den Trip kann man per Taxi als Tagesausflug buchen, wir wollten aber am See übernachten und am nächsten Tag die Gegend erkunden.
    So buchten wir dann für 3€ eine Jurte mit Vollpension und wurden abends mit selbstgemachten Nudeln und gebratenen Gemüse verköstigt.
    Leider hat es dann in der Nacht tüchtig geschneit und unsere schöne Tour um den See mußte gecancelt werden.
    Wir entschieden uns spontan in das nächstgelegene Städtchen zu fahren und uns dann am nächsten Tag ein Taxi zurück nach Kashgar zu nehmen.

  • 5. Kuqa
    Per Zug gings dann von Kashgar nach Kuqa. Für die Fahrt tagsüber buchten wir die günstige "Hard Seat" Klasse, was völlig ausreichend war.
    Die Sicherheitskontrollen am Bahnhof waren sehr gründlich, aller Leute Gepäck wurde von Hand durchsucht und mein Taschenmesser mußte aus dem Handgepäck entfernt und in den großen Rucksack gepackt werden.
    Während der Fahrt kamen nochmal Polizisten durchs Abteil und wir wurden zum x-ten Mal registriert.
    Von Kuqa aus besichtigten wir die 1000 Buddha Grotten von Kizil, welche aber ziemlich enttäuschend waren. Es gab kaum noch Wandmalereien zu sehen und für ein paar Höhlen wollten sie sogar extra Eintritt kassieren.
    Ich wußte im Vorfeld schon, daß die Höhlen von europäischen Archäologen geplündert wurden, aber daß so wenig übrig blieb....
    Am nächsten Tag besichtigten wir die Riunestadt Subashi und einen sehr eindrucksvollen Canyon im TianShan Gebirge. Von Subashi existiert eigentlich auch nur noch der Wachturm, aber die Umgebung mitten in der Taklamakan Wüste ist schon sehr beeindruckend.

  • 6. Turpan
    Der Zug nach Turpan war unsere einzige Fahrt im "Soft Sleeper". Wir hatten sogar das Abteil für uns alleine.
    Turpan ist bekannt für seine Rosinen und seinen Wein, der bei uns eher als zuckersüßer Likör durchgehen würde.
    Wir buchten uns im Hotel wieder einen Fahrer für 2 Tage, besuchten die Ruinenstadt Jiaohe und ließen uns über die Dörfer der Umgebung fahren.
    Ab jetzt gabs auch keine Checkpoints mit Registrierung mehr.

  • 7. Dunhuang
    Unser Taxifahrer in Turpan war so nett und hat uns beim Buchen des Nachtzugs nach Dunhuang als Übersetzer geholfen.
    Als wir dann mitten in der Nacht die Grenze von Xinjiang nach Gansu überquerten, funktionierte auch mein Telefon wieder und ich konnte mich nach 2 Wochen endlich mal bei meiner Familie melden.
    Bei Dunhuang befinden sich die bekannten Mogaogrotten und der sog Mondsichelsee, der sich in den riesigen Sanddünen die sich vor der Stadt auftürmen, versteckt.
    Für den Ausflug zum Mondsichelsee wird man auf ein Kamel gesetzt.

  • 8. Jiayuguan
    Bei Jiayuguan befindet sich das Ende der Großen Mauer. Die beiden Mauerabschnitte die man besuchen kann sind allerdings nicht mehr original, sondern Nachbauten. Der Chinese sieht das nicht so eng mit dem Denkmalschutz.
    Früher war hier das Ende des großen Reiches und der Dienst in dieser verlassenen Gegend war bei den Soldaten und Beamten nicht gerade beliebt.
    Die Mauerabschnitte sind zwar kurz, aber dafür ziemlich steil, ein bißchen Kondition sollte man mitbringen.
    Anschließend besichtigten wir noch das dazugehörige Fort und dann hat man in Jiayuguan auch alles gesehen.
    Da wir noch reichlich Zeit übrig hatten, machten wir uns per Nachtzug wieder auf den Weg zurück nach Urumqi und anstatt noch einen Abstecher in den Norden Xinjiangs zu unternehmen, buchten wir den Rückflug um und gönnten uns noch ein paar Tage Peking.

  • 9. Peking
    Über Peking ist ja im Forum schon vieles geschrieben worden. Mein Tipp zur Ergänzung wäre noch was zum Thema Unterkunft.
    Jeder, der nach Peking fährt macht sich sicherlich seine Gedanken wo er denn übernachtet.
    Für mich stand fest, daß es auf jeden Fall ein Hutong sein soll.
    So bin ich dann im Qianmen Viertel gelandet welches nur 5 min. Fußmarsch vom Tian'anmen Platz entfernt ist.
    Der Qianmen Hutong wird für Touristen aufgehübscht, zeigt aber in vielen Ecken noch das, was man sich als Besucher unter China vorstellt.
    Wandert man durch die kleinen Gassen sieht man immer noch viel Handwerk, Garküchen, Krämerläden und kleine Restaurants.
    In vielen Hutongs findet man eine gute Auswahl an Unterkünften, vom Backpackerhostel bis zum schönen Designerhotel.
    Über Sehenswürdigkeiten haben schon andere Forumsmitglieder geschrieben, daher lasse ich das jetzt mal.


    Fragen beantworte ich gerne, bin aber ab morgen erst mal 1 Woche auf Malta und hab keine Ahnung ob ich dort auch Internet im Hotel habe.


    Schönes Wochenende
    kiki

  • Quote

    Fragen beantworte ich gerne, bin aber ab morgen erst mal 1 Woche auf Malta und hab keine Ahnung ob ich dort auch Internet im Hotel habe.


    Hallo Kiki, ein schöne erlebnisreiche Reise, offensichtlich weitgehend mit dem Zug.


    Und atemberaubende Fotos aus Dunhuang, Jiuquan, Gansu, gar nicht weit von der Gobi Wüste. :)


    Habe Eure Reise mit Google Map nachvollzogen. Dies sind schon mächtige Entfernungen, schätze mal von Kashgar bis Beijing 4000 Km.


    Bin seit 1996 sehr häufig geschäftlich in China, meist in der Yunnan Provinz, Qingdao, Beijing, Shanghai oder Guangzhou.


    Berichte doch mal, wie es sprachlich und einheimischer Kost gelaufen ist. Viele Grüße aus den Tropen. :D

  • Hallo Sanirosa,Hallo Bernhard,
    aus dem sonnigen Malta erstmal viele Grüße.
    Ja, mit dem Essen ist das in China ohne Sprachkenntnisse so eine Sache...
    Ich habe mich viel von frischem Obst und leckerem Fladenbrot ernährt. Abends bin ich dann über den Nachtmarkt
    geschlendert und hab geschaut wo es denn was vegetarisches gibt.
    In den Garküchen kein Problem, man sieht ja was angeboten wird. In den Restaurants ist es etwas schwieriger.
    Ich kann ca. 4-5 Gerichte auf Chinesisch bestellen, habe in Kuqa einen deutschen Touristen getroffen, der der Sprache mächtig war. Gut, nicht die große Auswahl, aber man wird satt.
    Das Prozedere im Hotel ist ja immer dasselbe und wenn die Staatsmacht bei den Checkpoints auf mich zukam war klar, daß sie meinen Pass sehen wollten. Vieles ergibt sich aus der Situation heraus, ich hatte allerdings auch im Reiseführer einige Wörter parat, als ich in Jiayuguan mein Zugticket nach Urumqi buchen wollte war das eine große Hilfe.
    So jetzt mach ich erstmal Valletta unsicher....


    Kiki

  • Quote

    Ja, mit dem Essen ist das in China ohne Sprachkenntnisse so eine Sache...
    Ich habe mich viel von frischem Obst und leckerem Fladenbrot ernährt.
    Abends bin ich dann über den Nachtmarkt geschlendert und hab geschaut wo es denn was vegetarisches gibt.
    In den Garküchen kein Problem, man sieht ja was angeboten wird.
    In den Restaurants ist es etwas schwieriger.


    So ähnlich halte ich es mit dem Essen auch. :)


    Schaue zunächst in die Küche - mit vorheriger Erlaubnis des Gastgebers - um das roh zu sehen, was ich später esse. Die anderen Gäste um uns herum essen alles, was auf den Tisch kommt. Da läßt sich prima nachvollziehen, was man selbst - vielleicht positiver Weise - versäumt.


    Mein Mandarin und Thai ebenfalls, ist schwach. Reicht aber um wesentliche Gepflogenheiten und wichtige Sätze auf die Reihe zu bringen.


    Sicherlich hast Du auch in China festgestellt, dass einem Ausländer große Wertschätzung entgegen gebracht wird, wenn auch nur wenige Wörter oder Sätze mit verständlichen Stimmlaut Mandarin gesprochen werden. :P


    Genießt das Nacht und Tag Leben auf Malta. =)

  • Hab jetzt nur mal die Bilder durchgesehen, denn Bericht muß ich in Ruhe erst lesen aber es schaut schon mal wahnsinnig interessant aus und Namen sind das, die kenn ich überhaupt nicht.
    War sicher eine sehr spannende Reise.
    LG Maxi

  • Ja, der Chinese ist schon sehr dankbar wenn sich der Tourist ein wenig präpariert für die Reise.
    Bzgl. der Ausflüge habe ich bei Wikipedia nachgeschaut, unter Sehenwürdigkeiten in Xinjiang findet man auch die chin.Übersetzung dazu. Anschließend habe ich mir noch Bilder von der Fotoseite http://www.flickr.com ausgedruckt, welche eine chin.Beschreibung hatten. Diese Sachen hab ich dann einem Taxifahrer unter die Nase gehalten, und schon wußte der was ich wollte. Wirkte regelrecht erleichtert...
    Chinesen sind wirklich sehr hilfsbereit, haben aber manchmal eine gewisse Scheu od. Unsicherheit gegenüber Ausländern, eben wg. der mangelnden Verständigung. Kommt man dann als Tourist mit ein paar kleinen Worten in der Landessprache rüber ist die Freude groß. Aber wie schon beschrieben, auch ein paar Fotos od. ein Reiseführer mit ein paar Übersetzungen macht die ganze Sache schon leichter.
    LG Kiki

  • Quote

    Anschließend habe ich mir noch Bilder von der Fotoseite http://www.flickr.com ausgedruckt, welche eine chin.Beschreibung hatten.
    Diese Sachen hab ich dann einem Taxifahrer unter die Nase gehalten, und schon wußte der was ich wollte.
    Wirkte regelrecht erleichtert...


    Ein sehr guter, hilfreicher Tip. :)


    Praktiziere ich mit Mandarin Aufschreibungen zur Erreichung von bestimmen Zielen im Stadtgebiet sowie anderen Nachfragen oder Standardanworten, wenn ich geschäftlich unterwegs bin. Funktioniert zusammen mit dem SMILE des Chinesen hervorragend.


    Andererseits macht es riesigen Spaß, die richtige Aussprache von häufig benutzen Ausdrücken zu lernen. :D

  • Hallo kiki,
    Danke für Deinen interessanten Bericht und den tollen Bildern.
    Von dieser Ecke in der Welt habe ich bisher nicht viel gewusst.
    Schaut toll aus!!
    Ich hätte aber ein paar Bedenken, wegen der Verständigung, aber irgendwie geht es ja immer....


    ;)