Statussymbol Reisen

Bei mir wird niemand neidisch. Auch nicht im ländlichen Raum. Wüßte auch nicht, worin da ein Unterschied zu den Stadtbewohnern sein sollte. Allerdings rede ich auch kaum darüber.
Von den Kollegen und Freunden sind viele sehr reisefreudig, Luxusurlaub gibt es da aber nicht.
Längere Gespräche finden eigentlich nur statt, wenn es sich um die gleichen Ziele handelt.
Was gerne angenommen wird, sind Urlaubsbilder. Ich hab ja einen Flickr Account, da gibt es dann recht häufig mal ein Feedback im Bekannten- und Kollegenkreis.

Ich erzähle gerne von meinen Reisen, aber nur Menschen, bei denen ich das Gefühl habe, sie sind ehrlich interessiert und reisen auch gerne. Es gibt ein paar wenige, die ähnlich viel oder sogar mehr unterwegs sind als ich. Die neiden mir meine Reisen natürlich nicht.

Die meisten machen sich jedoch nicht viel aus Reisen, denen erzähle ich nichts bzw. nur auf Nachfrage. Bei denen könnte man auch nicht mit Reiseschilderungen Eindruck schinden. Und sie sind auch nicht neidisch, denn warum soll man auf etwas neidisch sein, was einen eh nicht interessiert? Wenn mir jemand erzählt, dass er ein neues Auto hat oder sein Kleinkind schon selbstständig aufs Töpfchen geht, bin ich ja auch nicht neidisch. Höchstens gelangweilt oder - im Wiederholungsfall - genervt.

Quote from cheeky

Bin ich da irgendwie eigenartig?

Das kann natürlich sein! Vielleicht sind aber auch die Leute in Deinem Umfeld eigenartig.

Ich halte mich da eher bedeckt. Meine Reise-Homepage kennt in der Firma glaube ich so gut wie keiner, da ich es nur einer Handvoll Kollegen mal erzählt habe.

Bevorstehende Reisen kündige ich nur der Familie, Freunden und den direkt betroffenen Arbeitskollegen an.
Auf Nachfrage gebe ich gerne mehr Infos, auch nach der Reise, ansonsten dränge ich mich aber nicht auf damit.
Ich reise ja nicht, um damit zu protzen, sondern um etwas für mich Tolles zu erleben und danach ggf. Tipps & Erlebnisse an Interessierte weiterzugeben.

Aber viele in meinem näheren Umfeld fragen auch gar nicht nach näheren Details, was vollkommen ok ist, jedem seine Prioritäten. Dafür hab ich kein Haus, keinen SUV, kein Pferd.

Um die Leute, die mit "mein Haus, mein Auto, mein Schiff, meine Weltreise" angeben, habe ich immer einen großen Bogen gemacht, und die machen hoffentlich einen großen Bogen um mich. Ich selber gebe mit "mein Haus" (klein und bezahlt), "mein Auto" (ich hab keins), "meine Yacht" (auch nicht), "meine Weltreise" (nicht um, aber in die Welt) auch nicht an, es würde sich auch nicht lohnen..Allerdings sind Reisen durchaus Symbol meines Status als Vielreisender. Und einige Kollegen, die ich seltener getroffen habe, fragten mich gern: "Wo warst Du denn jetzt schon wieder?" Neidisch waren die dann auf die (in ihren Augen) "verrückten" Reiseziele, nicht darauf, dass ich sie mir (finanziell) leisten konnte. Solche Reisen hätten die häufig nicht mal geschenkt genommen. Oder doch irgendwann mal, "wenn die Kinder groß sind" (die habe ich auch nicht).

Gruß, Matthias

Quote from cheeky

Hallo,

Mir kommt vor, dass immer mehr nur verreisen bzw. Urlaub machen, um anderen davon erzählen zu können. Die auch zu Destinationen reisen, weil sie gerade besonders trendig oder weit weg sind....................

lg, cheeky

Nein, glücklicherweise werden wir von derartigen Zeitgenossen verschont.

Der Kreis der Freunde - der ist eh klein - weiß sicher Bescheid, da ist ehrliches Interesse und nach der Reise werden sehr gerne Bilder "geteilt" - wie man so neumodisch sagt, bei uns heißt dass dann, erzählen & Fotobuch rumzeigen.

Ansonsten gibt es Bekannte, die erfreut von ihrer letzten Kreuzfahrt oder Busrundreise berichten, aber genauso interessiert sind, von unseren Reisen zu erfahren - das ist immer geben und nehmen, niemand versucht da, den anderen zu übertrumpfen.
Und sicher - so wie mich mitunter der Bericht vom 15ten Tauch- oder Skiurlaub langweilt, werden sich manche sagen, ne jetzt, echt, ihr wart schon wieder in Asien?

Aber auch unser beider Kollegenkreis ist beinahe schon familiär - da gibt's keinen Neid oder Großkotze ("leisten" können wir uns eh im Grunde alle das gleiche Niveau).
Auf Nachfrage wird gerne erzählt, aufdrängen muß man aber niemandem seine letzten Erlebnisse.
Ein paar wenige davon reisen selber, mitunter kann man sich da auch mal austauschen.

Von daher kann ich / können wir absolut nicht bestätigen, daß wir da Neid erfahren oder jemanden kennen, der aus "Statusgründen" reisen würde.
Vielleicht haben wir einfach Glück....

VG
Gusti

Hallo Cheeky,
meine Familie (Kinder, Enkel, Schwestern) informiere ich meist schon, wenn wir auf Reisen gehen. Meine Freundin weiß auch Bescheid, ansonsten erzähle ich nicht groß, es sei denn, ich werde gefragt. Die meisten meiner engen Freunde und Verwandten kennen meine Webpage und wissen, dass ich über meine Reisen berichte und lesen mit.

Ich wohne in einem ländlichen Bereich, aber ich habe bisher noch keine negativen Erfahrungen gemacht, was Neid und Missgunst betrifft. Auch viele meine Nachbarn verfolgen oft virtuell meine Reisen.

Dass man aus Statusgründen reist, das kann ich mir nicht vorstellen. Allrdings reise ich manchmal schon in Länder, weil ich davon von anderen gehört habe, wie zum Beispiel Panama im letzten Jahr.

Viele Grüße
Petra

Ich kann es verstehen, wenn eine blutjunge Kollegin sich "einmal was Besonderes leisten" will, bevor sie mit ihrem Mann Kinder bekommt, allen Mut zusammennimmt, einen Flug und ein tolles Resort auf den Malediven oder eine Kreuzfahrt in die Karibik bucht und dann voll mit Erlebnissen und Erfahrungen ist und allen Kollegen davon noch 4 Wochen lang erzählt, auch wenn die Erzählungen sich auf das tolle Frühstücksbuffet, die nette Reiseleitung bei den Ausflügen und die hübschen Souvenirs beschränken. Das hat doch nichts mit Angeben zu tun.

Ich habe im Bekannten- und Kollegenkreis eine Menge Reiselustige. Und ich finde, dass die Frau, die allein im Auto mit dem Dachzelt loszieht, das Paar mit den 3 Kreuzfahrten im Jahr, der Student, der 2 Monate durch Süd-Ost-Asien getingelt ist und in Dorms übernachtet hat, die junge Familie, die das erste Mal mit den Kindern von 2 und 5 in die USA gereist ist mit dem Mietwagen in ein Ferienhaus nach Florida, der segelbegeisterte Kollege, der immer wieder mal für eine Woche mit 5 anderen, die er nicht kennt, auf einem 7 Meter langen Boot auf der Ostsee Gruppenkuscheln machen muss aus Platzmangel alle gleichermaßen viel oder wenig zum Angeben haben. Sie alle machen ihre Reisen nicht wegen der Außenwirkung, sondern weil sie sich davon Genuss, Erholung, Erlebnisse erhoffen.

Vielleicht bin ja auch ich die Angeberin, obwohl ich meine eher wenig zu erzählen, wenn ich nicht ausdrücklich zum Erzählen aufgefordert werde. Aber als ich letztens gefragt wurde beim Friseur, wohin ich das nächste Mal in den Urlaub fahre, habe ich halt gesagt, dass es noch etwas dauert bis April, dass ich mich freue, dann "wieder nach Indien" zu kommen. Vielleicht fand die Friseurin ja, dass ich da furchtbar angegeben habe?

Ob etwas Angeben ist oder nur Erzählen, ist meiner Auffassung nach auch zumindest zum Teil eine Frage der Nuancen, die beim Empfänger ankommen. Leute, bei denen ich den Eindruck habe, dass sie nur zum Angeben außergewöhnliche Reisen machen, habe ich nicht im Umfeld oder blende sie vielleicht erfolgreich aus. Bei jedem, egal ob er von 2 Wochen Ferienwohnung im bayrischen Wald oder an der Ostsee erzählt oder von 3 Wochen 5 Sterne AI auf Mauritius, versuche ich bei Erzählungen das Erlebnis herauszuhören, was auch in der Regel gelingt.

Vor ca. 25 Jahren haben wir mit dem Reisen in ferne Länder begonnen. Da war das für mich jedes Mal sooooo ein großes Erlebnis (ist es auch heute noch), dass ich auch dann gerne darüber erzählt bzw. geschwärmt hab. Ich wäre ehrlich gesagt nie auf die Idee gekommen, dass mir das jemand neidisch ist oder mich als Angeberin sieht, war da viel zu blauäugig. Weil ich mich umgekehrt auch mit anderen Leuten freue, wenn sie tolle Reisen machen. Es war aber leider schon so.
Es gab in meiner früheren Arbeitsstelle Kollegen die nicht verstehen konnten, wie ich mir das "leisten" kann. Bis ich ihnen dann aber mal erklärt hab, dass man halt Prioritäten setzten muss, dann kann man sich solche Wünsche erfüllen, man muss es nur wirklich wollen. Dafür hab ich nicht jede Woche neue Kleidungsstücke gekauft. Aber egal, jeder wie er will.
Jetzt bin ich auch schon vorsichtig geworden mit dem Erzählen. Gott sei Dank bin ich jetzt in einem Büro, dass von den Kollegen nur "Reisebüro" genannt wird, weil eine von uns immer wo unterwegs ist. Und da bin ich bei weitem nicht der Spitzenreiter. Ich höre gerne die Erzählungen von meine Kolleginnen und da kann ich dann auch gerne selbst meine Fotos herzeigen. Bei den Freunden war das aber nie ein Problem.
LG Quaxi

Quote from NoDurians

Ich erzähle gerne von meinen Reisen, aber nur Menschen, bei denen ich das Gefühl habe, sie sind ehrlich interessiert und reisen auch gerne.

Ganz genau so mach ich es auch. Wer sich gern über teure Autos oder Golfrasen unterhalten will kann das ja auch machen, es ist mir einfach egal. Soll jeder sein Ding machen.

Das schlimmste sind Kommentare wie "so könnte ich nicht Urlaub machen, ich bin eher dieses oder jenes...".... Okay: 1. habe ich nicht um Beurteilung gebeten und 2. hast du mich gefragt wohin es geht und nicht umgekehrt.

Quote from Inspired

Sie alle machen ihre Reisen nicht wegen der Außenwirkung, sondern weil sie sich davon Genuss, Erholung, Erlebnisse erhoffen.

Das unterstelle ich den hier im forum regelmäßig aktiven Usern und einigen Bekannten. Es gibt aber sehr wohl genug Leute die irgendwo hin fliegen nur um dazu zu gehören. Ich werde oft gefragt wie es in diesem oder jenem Land machen kann... Irgendwann kommt dann "ah ihr wart gar nicht am Strand, nichtmal einen Tag?"

Quote from quaxi

Weil ich mich umgekehrt auch mit anderen Leuten freue, wenn sie tolle Reisen machen.

Das können einige, und andere wiederum nicht. Ich freue mich auch mit jedem der ähnlich interessiert durch die Welt reist wie wir... Und bin sauer wenn es nicht regelmäßig Fotoupdates gibt:)

Ich finde, wer neidisch ist, der hat selbst ein Problem … und nicht der, der reist.

Manchmal beneide ich manche wegen einer tollen Reise, aber ich neide es nicht, sondern denke, dass ich das toll finde, mich mit derjenigen/demjenigen freue, es aber auch sehr gerne erleben möchte … und überlege einfach, ob ich auch dorthin möchte und ob es ich ermöglichen kann.

Überhaupt finde ich, dass Neid ein viel zu verbreitetes Phänomen bei uns ist, nicht nur, was das Reisen betrifft … und das hat aus meiner Sicht definitiv nichts damit zu tun, ob man auf dem Land lebt oder in der Stadt. Sehr oft kommt es von Personen, die ihr Geld für andere Dinge ausgeben, bei denen wir schon seit jeher sparen und sei es nur bei Kleinigkeiten, dass wir uns nicht bei jedem Arbeitstag etwas beim Bäcker holen, nicht die Fast-Fashion mitmachen müssen, etc. Die Liste könnte ich endlos weiterführen, aber ich gönne jedem das, wo seine Prioritäten liegen, finde es aber mehr als fragwürdig, wenn dann aus dieser Ecke Fragen kommen, wie „Wie könnt Ihr Euch das denn leisten?“ und diese Sprüche kommen schon seit unseren ersten Reisen … ich spare, seitdem ich arbeite, ganz gezielt für die Reisen. Warum sollte ich mich dafür rechtfertigen? Ganz sicher mache ich die Reisen nicht als Statussymbol*, sondern weil ich schon seit frühester Kindheit die Welt entdecken wollte.

Was mich allerdings ärgert, sind die, die wirklich nur wegen ihrer SM Accounts irgendwohin reisen, aber null Ahnung und Vorbereitung zum Land haben, weil es gerade cool ist. Das ist aber kein Neid, sondern mich ärgert einfach, dass diese Personen dann dazu beitragen, dass es immer voller wird und mehr von dieser Art Touristen angelockt werden. Ein ehemaliger Arbeitskollege hat mir mal von jemandem aus dem Bekanntenkreis erzählt, dass diese Person eine Fernreise gemacht hat, immer nur ganz kurz zu einer Sehenswürdigkeit gefahren ist, schnell ein paar Fotos für seinen Account geschossen hat und die meiste Zeit in der Unterkunft vor dem Computer gesessen hat.

* Da wäre ich schön blöd, nur aus diesem Grund soviel Geld und Lebenszeit für etwas auszugeben und zu investieren, was ich eigentlich so nicht unbedingt will.