9 Wochen Mekong-Delta in Stichworten. Ein Reisetagebuch, das sehr persönlich und lang ist, wird in den nächsten Tagenfertig. Als PDF-Datei können wir es auf Wunsch gern per Mail verschicken.
Unsere Route
Empfehlenswerte Lektüre: der Fettnäpfchenführer. Vieles was uns merkwürdig erschien, wird erklärt.
QuoteDas Mekong-Delta ist ein fragiles Biosystem: Weit verzweigte Flussarme, Tausende von Kanälen, bis zum Horizont Aquakulturen, Erdteiche, abgetrennt nur durch dünne Dämme, auf denen schmale Straßen und Pfade verlaufen. Die Gezeiten regulieren die Bewässerung. Bei Flut strömt Wasser in die Teiche, bei Ebbe fließt es ab. Aus der Vogelschau erhält man den Eindruck, die ganze südvietnamesische Landschaft bestehe nur aus Wasser. Auch am Boden ist man regelrecht umzingelt vom Nass. Rechts, links, unten und, wenn es regnet, auch von oben. Das braun-gelbliche Wasser des Mekong und seiner Verästelungen ist omnipräsent. Laut Modellrechnungen wird das Mekong-Delta Südvietnams in 50 Jahren 70 Zentimeter unter Wasser stehen. Die Folgen wären verheerend, denn das Delta ist die Reisschüssel Vietnams und seine wirtschaftliche Lebensader.
Zunächst staunten nach dem ersten Geldwechseln. Wir warenmal wieder Multimillionäre. Das ist ganz praktisch: es gibt keine Münzen, die kleinste (übliche) Einheit sind 1000 Dong und solche Fürze mit ,99-Angeboten gibt es hier erst gar nicht.
Diesmal sind wir nicht dem Weihnachtstrubel ausgewichen, sondern dem Fasching. Und was ist? Man wird hier überwiegend von Kindern und Jugendlichen mit „Helau“ begrüßt, auch von Erwachsenen.
Menschen
Freundlich - nicht nur weil sie Frühaufsteher sind. Ein Elektromarkt warb für sein vermutlich neues Geschäft mit einem Drachentanz bereits um 7:40 am.
Wir stellten uns im Regen unter ein Dach, dann kamen sofort 2 Stühle wie aus dem Nichts. Und beim nächsten Schauer dasselbe Spiel. (Respekt vor dem Alter?)
Sprache– auch wenn ich wochenlang „Danke“, „Hallo“ etc. geübt habe, man verstand mich nicht, weil der Tonfall nicht stimmte. Vietnamesisch ist für mich bisher die am schwierigsten zu sprechende Sprache. Vielleicht tun sich die Vietnamesen deshalb auch so schwer mit Englisch? Gelesen habe ich: In den Schulen wird wohl nur auswendig gelernt. Die Englischkenntnisse der meisten reichen nur für eine Antwort auf „What is your name?“
Oft auf Spielplätzen beobachtet: Kinder in der Schaukel, werden vom Vatter sanft bewegt und von der Mutter löffelweise gefüttert, und wenn der/die Kleine unwillig wird und davonläuft, läuft die Mutter hinterher und füttert an der Rutsche weiter.
Verpackungskünstler - Alles was man kauft wird nochmals in Plastiktüten verpackt, auch Wasserflaschen, oder Coffee to go. In allen kleinen Läden bekommt man Portionsduschgel. In einem Tütchen ist eine Messerspitze Gel. Obwohl ich Duschgel sehr sparsam nutze, brauchte ich 2 Tütchen - habe schließlich mehr Körperfläche zu reinigen als die Einheimischen. Und was die Vietnamesen alles auf ein Moped packen…. Das dürfte bekannt sein.
Die Vietnamesen sind vermutlich lärmresistent. Sie vertragen gleichzeitig zu jeder Tageszeit: Hundegebell, krähende Hähne, Kirchengeläut, Karaoke - gerne auch in falscher Tonlage gesungen -, die Blasmusik eines Trauerzuges, unendlichen Straßenverkehr, die Partei, Handygebimmel, Kakophonie– man muss den Nachbarn übertönen …
Gesten– Verständigung – lustig - verwirrend
„Which fruit juice you have?“ wird mit „yes“ beantwortet
„Can I get spring rolls, please?“ bekomme ich – wie mein Mann – einen Gemüsereis. Dass man als Paar unterschiedliches Essen oder Trinken bestellt, ist hier eher ungewöhnlich.
Zum Taxifahrer: bitte zum „Coop-Supermarket“ in allen Schattierungen und Tonlagen – erst als ich es eintippte: „Ah: COP-Mart“
Im 5 *-Frühstücksraum: „Do you want coffee?“ Das nette Hotelfräulein wollte mir Kaffee nachschenken und ich sagte: „oh, thank you“, dann ging sie davon. Vermutlich hat sie :“no, thank you“ verstanden. Kein Problem, ich kann mir ja selbst Kaffee holen.
Essen - Auf Vegetarier ist man in Vietnam nicht unbedingt eingerichtet. Obwohl wir den vietnamesischen Text gezeigt haben „wir essen kein Fleisch“ haben wir sehr oft Fleisch bekommen. Selbst in Restaurants oder Resorts, wo man Englisch spricht, kann man nicht erwarten, das „no meat“ verstanden wird. Einige positive Überraschungen: Frittierte Bananen, ein leckeres Reis-Kokosgericht, xôi ngọt (Stickyreis),bánh xèo (gefüllte Pfannkuchen), jede Menge Obst, gut und günstig.
In Restaurants und Cafés: Die Bedienung bleibt immer dicht bei unsstehen, bis wir auf Dieses oder Jenes in der Karte getippt haben, nimmt dann die Karte als ihr Eigentum an sich und geht die Bestellung ausführen.
Transport - Eigentlich probieren wir gerne die einheimischen Busse. Aber jetzt sind wir in einem Alter, wo wir empfindlicher geworden sind. Lange Fahrzeiten – eng und unbequem sitzend - mit kotzenden Kindern haben wir schon in Laos erlebt.
Die Busfahrten sind natürlich sehr billig. Aber man muss erst mal zum Busbahnhof rausfahren (liegt immer außerhalb) und am Ankunftsort wieder ein Taxi zur Unterkunft suchen, oder man wird abgeholt. Da man für unter 40 Euro mit einem Taxi oder Privatauto 100 km weiterkommt, haben wir uns den Luxus gegönnt.
Grab-Autos haben wir nur eines in Can Tho finden können, für den Rückweg mussten wir ein Taxi nehmen. Aber Taxi und Grab sind im Preis ähnlich.
Straßenverkehr – muss man mit eigenen Augen gesehen haben. Soc Trang war das Extremste. Ohne Pause rollt der Verkehr und wir automatisch mit. Fußgänger gibt es kaum, und wenn dann sind es Europäer. Stillstand haben wir nicht erlebt.
Doch - es gibt Gehwege, oft in der Breite eines Mopeds, die aber nur zum Parken von Mopeds, manchmal auch Autos, genutzt werden, oder als Verkaufsfläche dienen. Man fährt mit seinem Roller bis vors Café, der Sicherheitsmann nimmt die Maschine entgegen und parkt sie sicher ein. Zuhause sind die Wohnzimmer dann die Garage der Zweiräder. Mobilität ist das Zauberwort. Gibt es deswegen so viele pfundige Kinder? Platz zum Laufen scheinen sie in der Stadt nirgends zu haben.
Schulschluss ist unbeschreiblich. 15 Minuten alles kreuz und quer und dicht an dicht und dann ist der Spuk vorbei.
Lotterieverkäufer so viele sahen wir noch in keinem anderen Land. Es scheinen mit die ärmsten Menschen zu sein.
Supermarkt– hohe Preise, Unmengen Personal, kaum Kundschaft.
Ein Café hat in der Regel nur Getränke, selten auch etwas Essbares.
Klimaanlagen – sehr moderat, im Gegensatz zu Malaysia.
Gebäude - Überall sind uns die 2 – 2,5 Meter schmalen Häuser aufgefallen, die meist sehr schöne und kreative Fassaden haben. Die Erklärung: Bedingt durch das hiesige Steuersystem sind die Häuserhier sehr schmal, dafür aber beliebig tief. Versteuert wird nämlich nach der BREITE der Fassade!!! Deshalb sind viele Häusersoum die zwei Meter breit, erstrecken sich dafür aber extrem weit - bis zu 60 Metern angeblich…
Müllproblem– Oft gesehen: im Park sitzen junge Leute auf dem Rasen zusammen und lassen anschließend ihre Styropor-Verpackungen und ihre Plastik-Trinkbecher einfach stehen. Es wird schon jemand wegmachen. Im Park stehen Mülleimer, trotzdem landen die Styroporpackungen im Wasser.
Ganz unverständlich für uns: Selbst die Verkäufer auf der Fähre (Chau Doc) werfen die Plastikverpackung (und alle anderen) in den Fluss. In allen Flüssen die wir sahen, befuhren, an denen wir wohnten, die wir überquerten, zu denen wir gingen, wurde entsorgt. Vom Boot, vom Stelzenhaus, vom Ufer, von der Promenade flogen Verpackungen und Reste-von-was-weiß-ich ins Wasser
Ein schönes Erlebnis: Am Park von Sa Dec haben wir von einem Straßenstand einer Frau, die keine Wort Englisch sprach, 3 bánh bao ngọt abgekauft und auf der gegenüberliegenden Seite im Park gegessen. Die Styropor-Verpackungen legten wir auf den Boden um sie später zu entsorgen. Die Frau vom Stand kam zu uns rüber geflitzt, hat sie genommen und in den Abfalleimer geworfen.